F. Fontane & Co. waren ein Verlag und eine Buchhandlung in Berlin von 1888 bis 1933.

Geschichte Bearbeiten

 
Ernst von Wolzogen, Ankündigung eines Textes

Am 1. Oktober 1888 gründete Friedrich Fontane mit seinem Teilhaber Louis Levy-Fengler den F. Fontane Verlag und Sortiments-Buchhandlung in der Potsdamer Straße 122b in Berlin.[1] Der Vater Theodor Fontane stand dem Unternehmen anfangs ablehnend gegenüber, da er dem Sohn die nötigen Fähigkeiten dazu nicht zutraute. 1891 erfolgte die Umwandlung in die Kommanditgesellschaft F. Fontane & Co. mit den neuen Teilhabern Egon Fleischel und Henry Petit. Es gelang in den folgenden Jahren, das Werk von Theodor Fontane fast vollständig herauszugeben. Dazu kamen Rechte an zahlreichen bestehenden und neuen Werken bekannter Schriftsteller, sodass der Verlag F. Fontane & Co. kurzzeitig zum auflagenstärksten Herausgeber zeitgenössischer Belletristik in Deutschland wurde.[2]

„Auf dem Gebiet der Belletristik ist er, nach meiner Kenntnis, Nummer-1-Verleger geworden. Selbst die großen, reichen Firmen stehen literarisch weit zurück und begnügen sich mit den Erträgen, die sie aus Freytag, Ebers, Dahn, Heyse ziehn. Jeder einzelne hat einen. Friedel hat nicht nur den hannöverschen Konditorsohn Tovote (allerdings die Hauptgeldnummer), sondern auch Rudolf Lindau, Wolzogen, Ompteda, Polenz, die, neben einigen jüngeren, jetzt so ziemlich als die besten gelten und es wohl auch sind.[3]

Nach Unstimmigkeiten über wirtschaftliche Entscheidungen von Friedrich Fontane gründeten die Teilhaber Egon Fleischel und Friedrich Theodor Cohn 1903 einen eigenen Verlag, zu dem auch einige der bisherigen Autoren wechselten.

Nach abnehmendem wirtschaftlichen Erfolg erkrankte Friedrich Fontane 1918 und zog nach Neuruppin. Der Verlag kam unter den Einfluss des Verlages Dr. Eysler & Co., der ihn um 1923 offiziell übernahm.[4] Unter dem Direktor Alfred Metzner wurde die Verlagsproduktion bis 1926 vollständig eingestellt. 1928 gab es eine Abmeldung des Verlages im Handelsregister. Die Verlagsbuchhandlung F. Fontane & Co. in der Melchiorstraße 23 in Berlin-Mitte bestand bis etwa 1933.[5]

Publikationen Bearbeiten

 
PAN, 1898

Im Verlag F. Fontane & Co. wurde das gesammelte Werk von Theodor Fontane in 21 Bänden von 1904 bis 1926 herausgegeben. Dazu kamen zahlreiche Werke von bekannten zeitgenössischen Autoren, die teilweise hohe Auflagen erzielten.[6] Bestseller wurden später Dilettanten des Lebens von Clara Viebig und Tagebuch einer Verlorenen von Margarete Böhme. Auch die anspruchsvollen Kunstzeitschriften Pan (1895–1900) und Das literarische Echo (1898–1903) erschienen im Verlag.

Autoren (Auswahl)[7]

Literatur Bearbeiten

  • Oliver Kuller: Der Verlag F. Fontane & Co. Universität Köln, Institut für deutsche Sprache und Literatur, Universität Köln 2000. Hausarbeit Maschinenschrift, 137 Seiten, ein Exemplar in DNB Leipzig
  • Joachim Kleine: Friedrich Fontane. Verleger und Nachlaßverwalter seines Vaters. In: Berliner LeseZeichen. Literaturzeitung. 6/7, 2000 Text
  • Hermann Fricke: Der Sohn des Dichters. In memoriam Friedrich Fontane. In: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte. 17, Berlin 1966, S. 24–51

Weblinks Bearbeiten

Commons: F. Fontane & Co. – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Fontane. In: Berliner Adreßbuch, 1890, I. Theil, S. 286. „F. Fontane Verl. u. Sortim. Buchhdl.“ (verschiedene neue Adressen nach 1891).
  2. Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Das Kaiserreich 1871–1918. Frankfurt 2003. S. 224
  3. Brief von Theodor Fontane an Theodor Fontane jun. vom 6. April 1895 (oder 6. Mai 1894?), in: Theodor Fontane. Briefe in zwei Bänden, Band 2, Aufbau, Berlin 1980, S. 364; zitiert in Joachim Kleine: Friedrich Fontane. Verleger und Nachlaßverwalter seines Vaters. In: Berliner LeseZeichen. Literaturzeitung. 6/7, 2000 Text; die genannten Autoren gehörten zu den erfolgreichsten ihrer Zeit, Theodor Fontane muss aber gewusst haben, dass sie in der literarischen Qualität nicht mit Gerhart Hauptmann und Henrik Ibsen zu vergleichen waren, die beim Konkurrenten S. Fischer verlegt wurden
  4. Adressbuch für den Berliner Buchhandel, 1924, S. 40, in der Markgrafenstraße 77 im gleichen Verlagsgebäude war F. Fontane & Co. bereits 1921 eingetragen, siehe Adressbuch für den Berliner Buchhandel, 1922, S. 37
  5. Adressbuch für den Berliner Buchhandel, 1933, S. 45; mit letztmaligem Eintrag, das Berliner Adressbuch (Einwohnerbuch) von 1934 verzeichnete keinen Eintrag mehr
  6. Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Band 2. Das Kaiserreich 1870–1918. Frankfurt am Main, 2003. S. 223–225, mit detaillierter Darstellung der erfolgreichsten Autoren und Werke
  7. Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin, Eberswalde 1903. S. 260 Text, mit einigen Autoren