Ewigschneehorn

Berg im Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli im Kanton Bern, Schweiz

Das Ewigschneehorn (dialektal auch Ewigschneehoren) ist ein 3330 m ü. M.[2] hoher Berg in den Berner Alpen. Er liegt am nordöstlichen Rand des UNESCO-Weltnaturerbes «Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch».[3]

Ewigschneehorn

Ewigschneehorn (Mitte rechts) über dem Grienbärgligletscher, vom Grossen Diamantstock aus fotografiert

Höhe 3330 m ü. M.
Lage Kanton Bern, Schweiz
Gebirge Berner Alpen
Dominanz 1 km → Ankenbälli
Schartenhöhe 95 m
Koordinaten 655931 / 160954Koordinaten: 46° 35′ 51″ N, 8° 10′ 7″ O; CH1903: 655931 / 160954
Topo-Karte Landeskarte 1:25'000 Blatt 1230 Guttannen[1]
Ewigschneehorn (Kanton Bern)
Ewigschneehorn (Kanton Bern)

Geografie

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Drei Kilometer vom Bärglistock (3655 m ü. M.) auf dessen Ostgrat gelegen, ist das Ewigschneehorn ein Gipfel in der fast 15 Kilometer langen Bergkette, die sich über den Bächlistock (3246 m ü. M.) bis zum Juchlistock (2594 m ü. M.) im Grimselgebiet hinzieht. Über den Berggrat verläuft die Grenze zwischen den Gemeinden Innertkirchen und Guttannen. Vom Ewigschneehorn zieht der Grienbärgligrat (oder Grünbergligrat) gegen Nordosten in das Gaulital hinunter.

Nördlich des Berges liegt der Gauligletscher, östlich vom Grienbärgligrat der Grienbärgligletscher, der noch um 2000 als seitlicher Zustrom den Gauligletscher erreichte (im Gebiet des heutigen Gaulisees), seither jedoch wegen des starken Abschmelzens von diesem getrennt ist. 800 Meter unter der Südwestwand des Ewigschneehorns bewegt sich der Lauteraargletscher gegen Südosten, wo er zusammen mit dem Finsteraargletscher den Unteraargletscher bildet. Ein im 19. Jahrhundert an dieser Bergflanke des Ewigschneehorns noch ausgedehnter Hanggletscher[4] ist so wie auch das Firnfeld am Berggipfel inzwischen fast ganz verschwunden.[5]

Das Ewigschneehorn befindet sich nahe an der geologischen Trennlinie zwischen zwei wegen der Alpenfaltung steil gestellten Gesteinszonen des Aarmassivs. Sein Gipfel und der oberste Grienbärgligrat gehören zur Erstfeld-Zone, die aus verschiedenen Gneistypen besteht und sich unter dem Gauli- und dem Lauteraargletscher zu den nächsten Bergreihen fortsetzt; östlich von Innertkirchen prägt diese Formation unter anderem auch die Landschaft des Gletschervorfelds Trift. Am Südostgrat zum Gaulipass schliesst die Ferden-Guttannen-Zone an, zu der auch der grösste Teil des Grienbärglis gehört, und nur etwas mehr als einen Kilometer weiter südöstlich folgt das Gebiet des Zentralen Aare-Granits.[6]

Der Bergname Ewigschneehorn wurde im Zuge der amtlichen Vermessung der Berner Alpen im 19. Jahrhundert geprägt, als die Kartografen parallel zur Vermessung der Landschaft auch viele Flurnamen erhoben und in den Landeskarten festhielten. Noch 1827 erwähnte Markus Lutz den Berg über dem Gauligletscher in einer Reisebeschreibung mit dem einfacheren Namen Schneehorn[7] und nannte ihn etwas später dann dem Berner Oberländer Dialekt besser angepasst Schneewiges Horn.[7] Die Bezeichnung passte zur Erscheinung des Berges, der im Unterschied zu vielen benachbarten, steilen Felsengipfeln einen zum höchsten Punkt ansteigenden Berghang aufweist, der weit bis in das 20. Jahrhundert stets von einer Schneekuppe bedeckt war. Da für die Schweizer Landeskarten in der Anfangszeit systematisch viele mundartliche Namen verhochdeutscht wurden, scheint das Adjektiv schneewig (im Schnee gelegen) mit ewigem Schnee (Schnee, der nicht schmilzt; Firn) verwechselt worden zu sein,[7] was dann zum amtlichen Bergnamen führte.[8]

Schutzgebiete

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Das Lauteraartal bildet bis zum Grat mit dem Ewigschneehorn hinauf einen Abschnitt des Naturschutzgebiets Grimsel.[9] Der Bergrücken des Grienbärglis ist ein Teil der hochalpinen Auenlandschaft Gauligletscher, die das Gletschervorfeld des Grienbärgli-, des Gauli- und des Hubelgletschers sowie den Gletscher im Hindertellti umfasst und im Bundesinventar der Auengebiete von nationaler Bedeutung verzeichnet ist.[10]

Am Grienbärgli hat sich eine seltene hochalpine Pflanzengemeinschaft entwickelt. In diesem Biotop ist der höchste Standort des Deutschen Fransenenzians nachgewiesen.

Alpinismus

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Die Normalroute zum Ewigschneehorn führt von der Ostseite ab der Gaulihütte über das Grienbärgli. Ein anderer Zugang von Süden beginnt bei der Lauteraarhütte und geht zuerst über den Unteraar- und den Lauteraargletscher, von dort über rasenbewachsene Hänge und Fels zum Gaulipass hinauf und dann über Blockschutt und Firn zum Gipfel.[11]

Die erste bekannte Besteigung des Bergs durch den Geologen Eduard Desor ist von 1841 überliefert.[12]

Die Nordostseite des Ewigschneehorns eignet sich für Skitouren von der Gaulihütte aus.[13]

Literatur

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Commons: Ewigschneehorn – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Schweiz. Bundesamt für Landestopografie: Guttannen. Bächlistock - Ritzlihoren - Gelmersee (= Landeskarte der Schweiz 1:25'000. Blatt 1230). Bundesamt für Landestopografie swisstopo, Wabern 2019, ISBN 978-3-302-01230-8 (Digitalisat).
  2. Schweizer Landeskarte. Abgerufen am 18. April 2024.
  3. Website des UNESCO-Welterbes Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch, abgerufen am 27. Oktober 2023.
  4. Gletscher Ewigschneehorn S auf der Karte von GLAMOS
  5. Gletscher Ewigschneehorn E auf der Karte von GLAMOS
  6. Jürgen Abrecht: Erläuterungen zum Geologischen Atlas der Schweiz 1:25000. Blatt 1230 Guttannen. Bundesamt für Landestopografie swisstopo. Wabern 2022.
  7. a b c This Fetzer: Dent de Ruth, Tschingel, Getrudspitz, Piz Buin. Zu Form und Funktion von Bergnamen in der Schweiz. In: Sprachspiegel. Band 72, 2016, ISSN 0038-8513, S. 130–138, hier S. 132.
  8. Luzius Thöny, Thomas Franz Schneider: Verhochdeutschung von Toponymen der Deutschschweiz seit dem 19. Jahrhundert. auf unibe.ch, S. 50.
  9. Schutzbeschluss Naturschutzgebiet Grimsel. Kanton Bern, 1. August 1958 (PDF; 1,6 MB).
  10. Karte des Auengebiets «Gauligletscher»
  11. Routenbeschreibung Ewigschneehorn (3329m). Überscheitung Lauteraarhütte – Gaulihütte auf gipfelbuch.ch, abgerufen am 29. Oktober 2023.
  12. Ewigschneehorn auf peterhug.ch.
  13. Martin Maier: Skitouren Berner Alpen Ost. Hohgant bis Aletschhorn. Schweizer Alpen-Club 2016.