Eugen Albert (Chemiker)

deutscher Chemiker, Erfinder und Unternehmer

Eugen Albert (* 16. Mai 1856 in Augsburg; † 22. Juni 1929 in München) war ein deutscher Chemiker, Erfinder von Reproduktionsverfahren und Unternehmer.

Eugen Albert, um 1901

Leben Bearbeiten

Eugen Albert war der Sohn des k. Hoffotografen Josef Albert und seiner ersten Ehefrau, Maria Anna, geborene Deuringer, aus Augsburg. 1858 trennten sich die Eltern und der Vater verlegte sein Geschäft von Augsburg nach München.[1][2]

Eugen Albert legte 1874 die Abiturprüfung am Münchner Maximiliansgymnasium ab, unter anderem mit Theodor Henkel und Max Planck.[3] Anschließend studierte er Physik und Chemie an den Universitäten München und Heidelberg und promovierte zum Dr. phil. Bereits der Vater entwickelte seit 1870 den gelegentlich nach ihm „Albertotypie“ benannten Lichtdruck weiter und hatte mit der fotografischen Reproduktion von Kupferstichen und Handzeichnungen begonnen. Er war „der erste, der das Prinzip des dreifarbigen photographischen Druckes (Naturfarbendruck) praktisch anwendete, ohne es jedoch zur Vollkommenheit zu bringen“.[4] Eugen Albert entwickelte das Verfahren mit der „isochromatische Fotografie“ weiter, durch die fotografische Reproduktionen von Gemälden ohne Veränderung der Farbenwerte ermöglicht wurden. 1885 führte er die „Heliogravüre“ für den Reproduktionsdruck ein und erfand 1886 eine farbenempfindliche Kollodiumemulsion. Ab 1888 entwickelte er die „Typogravüre“ (Albertographie), eine Weiterentwicklung des Lichtdrucks, und die „Citrochromie“, ein autotypisches Vierfarbendruckverfahren, bei dem die Druckplatten für gelb, rot, blau und schwarz sofort hintereinander gedruckt werden konnten, ohne Trocknen des vorhergehenden Drucks.[5] Das Verfahren war von Bedeutung vor allem für den Druck illustrierter Zeitschriften. Um den Moiré-Effekt beim Mehrfarbendruck zu vermeiden; erfand er 1901 die 30-Grad-Winkelstellung der Kreuzraster für die verschiedenen Farbauszüge und 1902/04 das „Albert-Fischer-Galvano“ (Albert-Fischer-Verfahren) zur Herstellung von „Reliefklischees“, einer Weichbleimatrize für die Abformung von Hochdruckklischees. Auf seine Erfindungen erwarb Eugen Albert zahlreiche Patente in Deutschland und in den USA: So ließ er beispielsweise die Handelsmarke „Eos“ für die von ihm entwickelte Kollodiumemulsion in England registrieren.[6]

1882 gründete Eugen Albert die „Kunst- und Verlagsanstalt Albert & Co.“ und ließ sich im Bereich der Münchner Stadterweiterung nördlich des Siegestores nieder.[7][8] Die Firma, die nun auch Reproduktionsgrafik und literarische Werke verlegte (unter anderem von Otto Julius Bierbaum, Richard Dehmel, Gustav Falke, Karl Kautsky, Henriette von Poschinger und Josef Ruederer), wurde 1889 in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, deren technische Leitung in den Händen von Eugen Albert lag. Die kaufmännische Leitung übernahm der Verleger Reinhold Loebell. 1901 eröffnete eine Zweigniederlassung in Berlin. Die 1895 gegründete Verlagsbuchhandlung „Schuster & Loeffler“ in Berlin erwarb 1896 den Münchener Verlag „Dr. E. Albert & Co.“ einschließlich der Verträge mit etwa 40 Autoren.[9]

1887 erwarb Eugen Albert das Heimatrecht (1889 das Bürgerrecht) in München und heiratete in Mainz Clara Sophia Reinach (* 1864 in Mainz); Sohn Fritz wurde 1888, Sohn Karl wurde 1889 geboren. Noch während dieser Ehe begann Albert ein Verhältnis mit Ida Hamburger (* 1874 in Marktbreit). 1906 ging aus dieser Beziehung die gemeinsame Tochter Angelika[10] hervor. 1909 ließ sich Albert von Clara Sophia Reinach scheiden und heiratete die deutsch-französische Malerin Lou Lasard; ab 1911 lebte Ida Hamburger mit ihrer Tochter Angelika mit im gemeinsamen Haushalt;[11] Albert und Lasard trennten sich 1914. Der Ehe entstammte die Tochter Ingeborg, genannt Ingo de Croux-Albert (1911–1997), die ebenfalls Malerin wurde. Ida Hamburger wurde 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert und fiel dem Holocaust zum Opfer.[12][13]

Grabstätte Bearbeiten

 
Grab von Eugen Albert auf dem Alten Südlichen Friedhof in München Standort

Die Grabstätte von Eugen Albert befindet sich auf dem Alten Südlichen Friedhof in München (Mauer Rechts Platz 15/16 bei Gräberfeld 2) Standort. In diesem Grab befinden sich mehrere Mitglieder der Familie Albert wie auch Eugen Alberts Vater Joseph Albert.

Illustrierte Druckausgaben (Auswahl) Bearbeiten

  • A. G. Eberhard: Hannchen und die Küchlein: Illustriert von Ludwig von Kramer. Enthält 6 Heliogravuren aus der Kunstanstalt von E. Albert & Co. in München. Th. Strasser, München (1891)
  • Catalog der Gemälde-Sammlung alter Meister Realitätenbesitzers Heinrich Theodor Höch zu München: (Herausgegeben von Josef Th. Schall. Mit 77 Illustrationen nach Original - Aufrahmen in Heliogravure, Lichtdruck und Autotypie. Ausgeführt von E. Albert & Co.) Versteigerung zu München den 19. September 1892 und folgende Tage durch E. A. Fleischmann, Heinr. Lempertz Jr. und Jos. Th. Schall: München : E. A. Fleischmann Heinr. Lempertz Jr. Jos. Th. Schall, 1892
  • Julius Schaumberger: Konrad Dreher´s Schliersee´r Bauerntheater. Ein Zeit- und Zukunftsbild. Mit 7 Ansichten der Gegend und des Theaters und 13 Bildnissen Konrad Dreher´s und der Hauptdarsteller. Dr. E. Albert & Co., München 1893
  • Max und Moritz im Glaspalast und in der Secession, 1893. Dr. E.Albert und Co., München o. J.

Literatur Bearbeiten

  • The Photographic News: A Weekly Record of the Progress of Photography, Dec. 2, 1887, S. 759 (über die Kollodiumemulsion)
  • Führer durch die buchgewerbliche Collektiv-Ausstellung des Deutschen Reiches, Chicago 1893. Herausgegeben von dem Central-Verein für das gesamte Buchgewerbe. Bearbeitet von Adolf Weigel in Leipzig. Mit einer Einleitung: Das heutige Buchgewerbe im Deutschen Reiche von G. Thomälen, E. Wiener, D. Schultz-Hencke. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1893, S. 35
  • Arthur Freiherr von Hübel: Die Kollodium-Emulsion und ihre Anwendung für die photographische Aufnahme von Oelgemälden, Aquarellen, photographischen Copien und Halbton-Originalen jeder Art. W. Knapp; Halle a. S. 1894
  • August Theodor Goebel: Die Graphischen Künste der Gegenwart. Ein Führer durch das Buchgewerbe. Felix Krais, Stuttgart 1895
  • „A New Collodion Emulsion“ (Dr. E. Albert, of Munich), in: CAMERA CRAFT. A PHOTOGRAPHIC MONTHLY, May, 1903, to November, 1903: San Francisco, California
  • Franz Neubert (Hrsg.): Deutsches Zeitgenossen-Lexikon. Leipzig, Schulze 1905
  • Eugen Albert: Zur Theorie und Praxis der Metallmatrize: [mit einem Anhang Albert contra Fischer]. Selbstverlag, München, Berlin 1905
  • 40 Jahre Reproduktionstechnik, Dr. E. Albert: 1856–1916 ; Denkschrift: Parcus, München 1916
  • Fünfzig Jahre Reproduktionstechnik, Dr. E. Albert: 1876–1926: 2. erw. Aufl., hrsg. anlässl. der Jubiläums-Ausstellung zu Ehren seines 70. Geburtstages 26. Mai 1926. Albert, München 1926
  • Hermann Degener (Hrsg.): Wer ist’s?, 9. Ausgabe, Leipzig 1928
  • Horst Kliemann: „Albert, Eugen“. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 136 f. (Digitalisat)
  • Werner Ebnet: Sie haben in München gelebt: Biografien aus acht Jahrhunderten. Allitera Verlag, München, 2016, ISBN 978-3-86906-744-5, S. 51.
  • Eintrag zu Eugen Albert in Kalliope (online)

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. die Ehe wurde erst 1878 geschieden; 1879 heiratete Joseph Albert in München die 17 Jahre jüngere Pauline Schlosser, deren voreheliche Tochter Karoline (*1866 in Wien) er adoptierte
  2. Franz Häußler: Fotografie in Augsburg, 1839 bis 1900: mit einem Bildteil aus den Fotoschätzen des Stadtarchivs Augsburg. Wißner, Augsburg 2004, S. 173.
  3. Jahresbericht über das K. Maximilians-Gymnasium in München für das Schuljahr 1873/74.
  4. aus: Führer durch die buchgewerbliche Ausstellung, Chicago 1893, S. 35.
  5. Ludwig Darmstaedter (Hrsg.): Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik. Springer, Heidelberg 1908, S. 973.
  6. Comptroller-General of Patents, Designs, and Trade-marks, at the Patents Office, zs Southampton Buildings, Chancery Lane, London, W.C.: "Eos": for chemicals (1). By Eugen Albert, Schwabingerlandstrasse 55, Munich. (From the "Trade-marks Journal," January 27, 1909.)
  7. Schwabinger Landstraße 55, seit 1891: Leopoldstraße.
  8. Adressbuch München 1900: Albert, Jos. artist. Anstalt für Photogr.-Lichtdruck- und Kunstverl. k.b.u.k.russ. Hofkunsthandlung Kaulbachstr, 51a/0 (Cpt) 51a: RG.(At.)(T.). - Albert, Dr. E. & Co. Münch. Kunst- u. Verlagsanstalt, Schwabingerlandst. 55. - Albert, Dr. Eug. Kunst- und Verlagsanst.-Bes. Bur. Schwabingerlandst. 55, Whng. Bruderstr. 1/1 r
  9. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen: Malwida von Meysenbug und ihre Verleger (…), in: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 4. Oktober 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.llb-detmold.de; S. 27.
  10. von 1935 bis 1943 erste Ehefrau des Schriftstellers Alfred Andersch
  11. Transport aus München: Gedenkbuch der Münchener Juden. Abgerufen am 8. Dezember 2020.
  12. Tilman Krause: War Andersch ein Großer?, Die Literarische Welt, 1. Februar 2014, S. 4
  13. Manfred Koch: Der Praeceptor Germaniae im Funkhaus, NZZ, 1. Februar 2014, S. 30