Iturup

Insel in Russland
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Iturup (russisch Итуруп; japanisch 択捉島 Etorofu-tō) ist eine Insel des Kurilen-Archipels. Die Insel gehört de facto zu Russland, wird aber von Japan als Teil der Unterpräfektur Nemuro, Hokkaidō beansprucht.

Iturup
Karte von Iturup
Karte von Iturup
Gewässer Pazifischer Ozean
Inselgruppe Kurilen
Geographische Lage 45° 2′ N, 147° 37′ OKoordinaten: 45° 2′ N, 147° 37′ O
Iturup (Oblast Sachalin)
Iturup (Oblast Sachalin)
Länge 200 km
Breite 27 km
Fläche 3 166,64 km²
Höchste Erhebung Stokap
1634 m
Einwohner 7500
2,4 Einw./km²
Hauptort Kurilsk
NASA-Aufnahme der Südspitze von Iturup mit dem Vulkan Berutarube
NASA-Aufnahme der Südspitze von Iturup mit dem Vulkan Berutarube

Der Name stammt aus der Ainu-Sprache, vermutlich von etu-oro-o-p (エトゥオロオㇷ゚) für „Ort mit dem Kap“ oder etu-or-o-p (エトゥオㇿオㇷ゚) für „Person/Gegenstand mit Nasenwasser“, was sich darauf beziehen soll, dass sich hier früher ein Stein befand, der aussah wie eine Person mit einer laufenden Nase.[1]

Geographie Bearbeiten

Iturup liegt nordöstlich von Hokkaidō, nahe dem südlichen Ende der Inselkette der Kurilen. Mit einer Fläche von 3.166,64 km²[2] ist sie mit Abstand die größte Kurilen-Insel. Iturup ist etwa 200 km lang, bei einer Breite von 7 bis 27 km.

Die wichtigste Siedlung der Insel ist die Stadt Kurilsk mit ca. 2.000 Bewohnern. Insgesamt leben auf Iturup etwa 7500 Menschen (Stand: 2003). Die Insel verfügt über zwei Flughäfen: den Flughafen Iturup im nördlichen Teil der Insel (IATA-Flughafencode: ITU, ICAO-Code: UHSI) und die Luftwaffenbasis Burewestnik im zentralen Teil (IATA-Flughafencode: BVV, ICAO-Code: UHSB).

Vetrovoy Isthmus Bearbeiten

Die Entwicklung des Kurilen-Inselbogens wurde durch umfangreiche calderenbildende Vulkanausbrüche im späten Neo-Pleistozän-Holozän erheblich beeinflusst, die große Mengen an Bimsstein-Pyroklastika und Tephra in die Wellenbearbeitungszone einbrachten. Auf der Insel Iturup führte die Bildung von vier großen Einsturzkratern während des späten Neo-Pleistozäns/Holozäns zur Freisetzung von etwa 450 km³ überwiegend dakitischer Pyroklastika[3].

Die Bildung der subaerischen Landenge von Vetrovoy wird auf die Ansammlung solchen Materials während mächtiger explosiver, calderabildender Eruptionen in der flachen Meerenge zwischen den Nachbarinseln zurückgeführt[4]. Das heutige geomorphologische Erscheinungsbild der Landenge ist eine Folge der nachfolgenden Wellen- und äolischen Pyroklastikverarbeitung, die zur Bildung von Meeres- und Lagunenterrassen führte[5].

Eine Studie von Afanas'ev et al.[6] konzentriert sich auf die Untersuchung der Existenz der Meerenge, die den südlichen und den nördlichen Teil der Insel Iturup im mittleren bis späten Holozän trennt, aus der Perspektive der Küstengeomorphologie. Man geht davon aus, dass der explosive Vulkanismus des späten Pleistozäns intensiver und länger war als die Ereignisse des frühen Holozäns, was zur Bildung von Bimssteinablagerungen im Prostor-Golf der Insel Iturup führte. Radiokarbondatierungen des Torfmoores, das der Bimsstein-Pyroklastik-Decke im Isthmus von Vetrovoy zugrunde liegt, lassen auf Ereignisse vor etwa 38.000–39.000 Jahren schließen[7].

Die Stratigraphie, Entstehung und Chronologie der holozänen Ablagerungen auf der Insel Iturup sind nur unzureichend erforscht und beruhen hauptsächlich auf C14-Daten aus der Kasatka-Bucht und der Olga-Bucht[14]. An der Mündung des Kurilka-Flusses wurden drei transgressive Sedimentationsphasen identifiziert, die mit der atlantischen, der subborealen und der subatlantischen Periode vergleichbar sind, mit einem maximalen Meeresspiegelanstieg von bis zu 3,5 Metern über dem heutigen Niveau im Atlantik[8].

Feldarbeiten, die 2017–2018 auf der Landenge von Vetrovoy durchgeführt wurden, ergaben vulkanisch-tektonische Verwerfungen mit einer Schicht aus Strandmaterial, was auf mindestens zwei pyroklastische Ausbrüche im mittleren bis späten Holozän hindeutet. Georadar-Untersuchungen ergänzten die Ergebnisse der manuellen Bohrungen und gaben Einblicke in die geologischen Merkmale der Landenge[9].

Die Ablagerungen des Vetrovoy Isthmus umfassen vulkanisch-tektonische Verwerfungen, Bimsstein-Pyroklastika, äolische Ascheablagerungen und Boden-Tephra-Formationen. Die morphometrischen Parameter der Basisterrasse deuten auf eine Hebungsrate des Gebietes während der letzten Phase der küstennahen marinen Akkumulation hin, die 4 mm/Jahr erreichen könnte, was etwas höher ist als die 3,5 m/Jahr, die während der letzten 6000 Tausend Jahre aufgezeichnet wurden[10].

Die Studien deuten darauf hin, dass der explosive Vulkanismus im mittleren späten Holozän den morphotektonischen Plan des Gebiets der Landenge von Vetrovoy erheblich beeinflusste und möglicherweise zur Verstopfung der Meerenge beitrug. Die Anhebung der Terrassenoberfläche während des mittleren Holozäns könnte mit diesen vulkanischen Ereignissen zusammenhängen. Man nimmt an, dass die Hebungsrate des Gebiets während der letzten Phase der küstennahen Meeresakkumulation etwa 4 mm/Jahr betrug. Allerdings gibt es derzeit keine Daten über das Alter der marinen Georadar-Fazies, die als Ergebnis der Forschung auf der Landenge von Vetrovoy identifiziert wurde[11].

Geschichte und Politik Bearbeiten

Iturup wurde ursprünglich von Ainu bewohnt. Im späten 18. Jahrhundert kamen russische Siedler auf die Insel. Im Jahr 1800 wurde auf Iturup eine japanische Garnison stationiert. Die Insel wurde von Japan als Verbannungsort für politische Häftlinge und Strafgefangene genutzt.

1855 wurde die Insel durch den Vertrag von Shimoda zu japanischem Territorium. 1945 wurde Iturup von sowjetischen Truppen besetzt. Seit 1946 gehört die Insel nach sowjetischer bzw. seit 1991 russischer Auffassung zu russischem Staatsgebiet. Zu den Südlichen Kurilen zählend, ist die Insel Gegenstand des Kurilenkonflikts: Die Hoheit über Iturup wird von Japan beansprucht.

Speziell für gegenseitige visafreie Besuche durch russische Inselbewohner und japanische Bürger wurde 2012 ein Fahrgastschiff, die Etopirika, gebaut.[12][13]

Am 6. September 2022 kündigte Russland einseitig den Vertrag für visafreie Besuche.[14]

Vulkane auf Iturup Bearbeiten

(Quelle: [15])

  • Atsonupuri
  • Baranski-Vulkan
  • Berutarubesan (Berutarube)
  • Chirippusan (Chirip)
  • Etorofu-Yakeyama (Grozny Group)
  • Hitokappu-Volcano-Group (Bogatyr Ridge)
  • Moekeshiwan Caldera (Lvinaya Past)
  • Kudrjawy; Myororo-Dake (Medvezhia)
  • Odamoisan (Tebenkov)
  • Rakkibetsu-Dake (Demon)
  • Rucharu (Golets-Tornyi Group)
  • Sashiusu-Dake (Baransky)
  • Tsirk Caldera
  • Urbich Caldera

Galerie Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Iturup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. アイヌ語地名リスト. (PDF) Präfektur Hokkaido, S. 19, abgerufen am 28. April 2011 (japanisch).
  2. 島面積. (PDF; 136 kB) Kokudo Chiriin, 1. Oktober 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Juni 2016; abgerufen am 30. Juli 2016 (japanisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gsi.go.jp
  3. Melekestsev I V et al 2005 The newest and modern volcanism in Russia (Moskau: Nauka) p. 604.
  4. Korsunskaya G V 1958 The Kurile Island Arc (Moskau: Geographgis) p 224.
  5. Afanas'ev V V, Dunaev N N, Gorbunov A O und Uba A V 2018 Manifestation des Calderaforming-Vulkanismus bei der Bildung der Meeresküste (am Beispiel der Insel Iturup des Großen Kurilenbogens) J. Processes in geoenvironments 3. 16 990-98.
  6. Afanas'ev, V. V., et al. "Vetrovoy isthmus of Iturup island-holocene strait". IOP Conference Series: Earth and Environmental Sciences. Vol. 324. No. 1. IOP Publishing, 2019.
  7. Bazanova L I, Melekestsev I V, Ponomareva V V, Dirksen O V, Dirksen V G et al 2016 Late Pleistocene and Holocene volcanic catastrophes in Kamchatka and in the Kuril Islands. Teil 1. Arten und Klassen von katastrophalen Eruptionen als Hauptkomponenten des vulkanischen Katastrophismus J. of volcanology and seismology 3. 151-69.
  8. Korotky A M et al 2000 Sedimentation and paleolandscapes of the late Pleistocene-Holocene of the basin of the Kurilka river (Iturup island, Kuril Islands) J. Pacific Geology 5. 19 61–77.
  9. Razzhigaeva N G und Ganzey L A 2006 Depositional environments of the island territories in the Pleistocene-Holocene (Vladivostok: Dalnauka) р 365.
  10. Bulgakov R F 1994 History of the southern islands of the Great Kuril Arc in the Pleistocene: autoref. Diss. des Kandidaten der geogr. Sciences (Moskau: MSU) p 20.
  11. Razzhigaeva N G und Ganzey L A 2006 Depositional environments of the island territories in the Pleistocene-Holocene (Vladivostok: Dalnauka) р 365.
  12. Новое судно для безвизовых поездок совершает технический рейс по Курильским островам (Neues Schiff für visafreie Reisen auf einer Testreise zu den Kurilen) (russisch)
  13. Японский министр восхитился экономическими успехами Южных Курил (Japanischer Minister begeistert sich für wirtschaftliche Erfolge der Südlichen Kurilen) (russisch)
  14. Russia scraps visa-free visits to islands claimed by Japan The Japan Times, 6. September 2022.
  15. Smithsonian: Global Volcanism Program. In: Smithsonian Institution Global Volcanism Program. Smithsonian Institution, 2013, abgerufen am 25. Juli 2023 (englisch).