Die Esterhazy Betriebe AG (Ehemals Esterhazy Betriebe GmbH) ist ein österreichisches Unternehmen mit Sitz in Eisenstadt.

Die ehemalige Esterhazy Betriebe GmbH wurde 2002 zur Umsetzung der wirtschaftlichen Agenden der drei Esterházy-Stiftungen gegründet. Um laut eigenen Angaben dem burgenländischen Leitbetrieb strukturelle Rahmenbedingungen für ein nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, wurde die Esterhazy Betriebe GmbH am 29. September 2023 in die Esterhazy Betriebe AG umgewandelt.[1] Der bisherige Generaldirektor der Esterhazy Betriebe GmbH Stefan Ottrubay übernahm den Vorsitz des neu geschaffenen Aufsichtsrats. Die zwei langjährigen Führungskräfte der ehemaligen Esterhazy Betriebe GmbH, Michael Gröschl und Matthias Grün, wurden die neuen Vorstände der Esterhazy Betriebe AG.

Stiftungen und Unternehmen Bearbeiten

Die Kernaufgaben der Stiftungen sind es, den Grundbesitz sowie die Immobilien wirtschaftlich zu entwickeln, mit den Erträgen die geschichtlichen und kunsthistorischen Werte zu bewahren und die historischen Denkmäler der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Zum Grundbesitz der Stiftungen zählen insgesamt 44.000 Hektar Land- und Forstwirtschaftsflächen mit Wäldern, Ackerflächen, ein Teil des Neusiedler Sees, Weingärten und Abbaugebiete wie der Pauliberg. Ein Großteil liegt im Burgenland. Der Kulturbesitz umfasst mehrere Burgen und Schlösser, die alle der Öffentlichkeit zugänglich sind.[2]

2002 wurde die Esterhazy Betriebe GmbH als Managementgesellschaft gegründet, die für die operative Führung der Bereiche „Tourismus, Kultur und Veranstaltungen“, „Forst, Landwirtschaft und Naturmanagement“, „Immobilien und Freizeitanlagen“ sowie die „Weingruppe Esterhazy“ zuständig ist.[3] Alle Bereiche werden weitgehend eigenverantwortlich geleitet und agieren dezentral. Die Leitung der Esterhazy Stiftungen und Betriebe in Eisenstadt übertrug Melinda Esterházy im Jahr 2001 an ihren Neffen[4][5] Stefan Ottrubay.[2] 2013 wurde zusätzlich ein Direktionsrat[6] eingerichtet, der Kontroll- und Steuerungsaufgaben wahrnimmt. 2023 wurde die Esterhazy Betriebe GmbH in die Esterhazy Betriebe AG umgewandelt.[1]

Seit dem Bestehen der Stiftungen wurden mehr als 100 Mio. Euro in deren Substanz und in den Kulturtourismus im Burgenland investiert (Stand 2019).[7] Esterhazy hat etwa 550 Mitarbeiter.

Unternehmensbereiche Bearbeiten

Neben der Verwaltung bietet die Esterhazy Betriebe AG sogenannte Konzerndienstleistungen an wie Buchhaltung, Marketing & PR, Controlling, Personaldienstleistungen, Rechtsberatung und IT-Betrieb. Die Verantwortung tragen gemäß dem Stiftungsrecht die Vorstände der Stiftungen.

Tourismus, Kultur und Veranstaltungen Bearbeiten

Konzerte und Festivals

Die Esterhazy Stiftungen stellen aktuell vier historische Standorte für Konzerte, Opern, Veranstaltungen und Ausstellungen zur Verfügung: Schloss Esterházy in Eisenstadt, Burg Forchtenstein, den Steinbruch in St. Margarethen sowie Schloss Lackenbach.[8] Es wurden zahlreiche Sanierungen von historischen Gebäuden sowie eine Neuaufstellung und Modernisierung aller Sammlungen veranlasst. Mit diesen Investitionen fördern die Stiftungen auch die Kultur und den Tourismus im Burgenland.[9]

Neben den seit 2010 im Schlosspark von Schloss Esterházy stattfindenden Gala-Abenden besteht zum Beispiel seit 2011 die eigene klassische Konzertreihe classic.Esterhazy.[10] Das 2017 begründete Herbstgold-Festival in Eisenstadt, ein Musik- und Kulinarikfestival,[11] bietet Konzerte aus den Bereichen der klassischen Musik, des Jazz sowie der Balkan- und Roma-Musik. Das Festival findet im Haydnsaal und weiteren Räumen des Schlosses Esterházy sowie in der historischen Orangerie im Eisenstädter Schlosspark statt.[12]

Sammlungen und Ausstellungen

Die Sammlungen des Hauses Esterházy stellen einen der größten historischen Schätze des pannonischen Raumes dar. Die Kunst- und Wunderkammer, die Fürst Paul I. im 17. Jahrhundert einrichten ließ, ist die einzige am Originalstandort erhaltende barocke Kunstkammer Europas. Zu den erhaltenen Kunstwerken zählen unter anderem Ahnenbildnisse des Hunnenkönigs Attila oder Vlad III. Ţepeş; sie dokumentieren den Legitimierungsanspruch der Vorfahren der Fürstenfamilie. Dazu kommen hunderte Waffen, Monturen und Ausrüstungen des Waffen- und Zeughauses auf Burg Forchtenstein. Die Sammlungen wurden seit Mitte der 2000er Jahre neu aufgestellt. Auf Burg Forchtenstein wird die Präsentation der Schätze exemplarisch mit gleichzeitig kontinuierlicher konservatorischer Überarbeitung gelebt.

Neben den nationalen Sammlungen stellt Esterhazy immer wieder Objekte für Ausstellungen im Ausland zur Verfügung, unter anderem für eine Ausstellung im New Yorker Metropolitan Museum of Art.[13] Beispielsweise wurde in Japan eine große Haydn-Ausstellung an mehreren Standorten gezeigt, die von einem französischen Kurator entsendete, internationale Schatzkammer-Ausstellung zum Thema Kaiser Rudolf II. begleitet wurde. Auch im Jahr 2019 wurden Objekte nach Karlsruhe verliehen, um eine Ausstellung zum Thema „Kaiser und Sultan“ zu vervollständigen.

Forst, Landwirtschaft und Naturmanagement Bearbeiten

Mit knapp 40.000 Hektar sind die Esterhazy Stiftungen einer der größten privaten Grundbesitzer Österreichs, wobei mehr als ein Drittel des Gebiets unter Naturschutz steht.[14] Mit einer Fläche von 22.400 Hektar Waldbesitz bildet die Forstwirtschaft einen großen Teil des Gesamtumsatzes der Stiftungen Esterhazy.[15] Mittlerweile werden über 2.200 Hektar rein biologisch bebaut,[15][16] die Esterhazy Betriebe wurden 2017 für das Engagement zum Erhalt der Artenvielfalt mit dem Wildlife Estate Label ausgezeichnet.[17] Die Esterhazy Betriebe initiierten zudem die österreichischen Biofeldtage, die in erstmals 2018 stattfanden[18] und die zukünftig alle zwei Jahre stattfinden sollen.[19]

Immobilien und Freizeitanlagen Bearbeiten

Zu den wesentlichen Aufgaben der Stiftungen gehört es, das historische Erbe der Immobilienprojekte zu bewahren und durch Investitionen neue Möglichkeiten zu schaffen. Beispielsweise betreibt Esterhazy im Burgenland elf See- und Freizeitsiedlungen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt zusätzlich auf Natur- und Tourismusprojekten.

Hospitality Bearbeiten

Der Bereich Hospitality der Esterhazy Betriebe AG besteht aus Gastgewerben an mehreren Standorten. Das Angebot umfasst das 4-Sterne-Hotel Galántha mit dem Restaurant Paulgarten und der Rooftop Bar, das Restaurant Henrici, die Selektion Vinothek Burgenland im Schlossquartier von Eisenstadt, das Boutique Hotel Zum Oberjäger im Schloss Lackenbach und das Restaurant Grenadier auf Burg Forchtenstein. Groß investiert wurde auch in das Projekt Seebad in Breitenbrunn, wo 2024 die Eröffnung des Neuen Strandes Neusiedler See geplant ist.[20]

Weingut Bearbeiten

Das Weingut Esterházy in Trausdorf besteht seit 1758.[21] Ab 2019 fand die Umstellung auf eine biologische Bewirtschaftung der insgesamt 65 Hektar Anbaufläche statt, seit 2023 ist das Weingut Bio zertifiziert.[22] Jährlich werden dort Trauben für 250.000 Flaschen Rot- und Weißwein produziert, der Exportanteil liegt hier bei 86 %.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Esterhazy Betriebe GmbH wird in Aktiengesellschaft umgewandelt. Abgerufen am 10. November 2023.
  2. a b Matthias Benz: Esterhazy: Ein Schweizer modernisiert das Erbe des berühmten Adelsgeschlechts. NZZ, 22. Dezember 2019, abgerufen am 30. März 2021.
  3. Stefan Ottrubay, Chef der Esterházy-Stiftungen im Porträt - NR. 3, APRIL 2014 - NEW BUSINESS. Abgerufen am 30. März 2021.
  4. Josef Votzi: Esterházy-Schatz: Mein Schatz! In: Die Zeit. 28. Dezember 2020, abgerufen am 4. April 2021.
  5. Silke Farmer: Wird die Fürstin tatsächlich von ihrem Neffen festgehalten oder hat sie sich freiwillig völlig zurückgezogen? - Neffen-Zwist im Hause Esterházy. In: Wiener Zeitung. Abgerufen am 4. April 2021.
  6. Esterhazy: Neue Aufgabe für Ottrubay. 20. Februar 2014, abgerufen am 30. März 2021.
  7. Ottrubay: Esterhazy-Potenzial wachgeküsst. ORF Burgenland, 15. November 2019, abgerufen am 30. März 2021.
  8. Esterhazy engagiert Tourismus- und Kulturexperten. Abgerufen am 30. März 2021.
  9. Tourismus 2017. Statistik Burgenland, 2018, abgerufen am 30. März 2021.
  10. Dr. Stefan Ottrubay. Abgerufen am 30. März 2021.
  11. Die Presse (Hrsg.): Herbstgold - das Festival in Eisenstadt. Wien 3. Juni 2017, S. KS2.
  12. KulturHeute - ORF III. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 30. März 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/tv.orf.at (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  13. James Barron: Science, Splendor and ‘Dresden Green’ to Impress a Sovereign. In: The New York Times. 19. Dezember 2019, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 30. März 2021]).
  14. Esterhazy-General Stefan Ottrubay: "Wir sind der größte Bio-Betrieb Österreichs". Abgerufen am 30. März 2021.
  15. a b michael.pekovics: Esterhazy legt Rechenschaft ab: Umsatzplus auf 55,8 Millionen. 23. Mai 2019, abgerufen am 30. März 2021.
  16. So bio ist das Burgenland: Bio-Landgut Esterhazy. Abgerufen am 30. März 2021.
  17. Birgit Steininger: Engagement zur Erhaltung der Artenvielfalt ausgezeichnet. In: Holzkurier. 21. April 2017, abgerufen am 4. April 2021.
  18. Viktoria Gruber: Die Biofeldtage 2018. In: Bauernzeitung. 16. Mai 2018, abgerufen am 30. März 2021 (deutsch).
  19. roland.pittner: Leistungsschau der Biolandwirtschaft im Burgenland. 7. Juni 2018, abgerufen am 30. März 2021.
  20. Sommeraktivitäten im Seebad in Breitenbrunn. Abgerufen am 10. November 2023.
  21. KAFFEESIEDERBALL 2020: Ballwein kommt aus dem Traditionsweingut Esterházy. Abgerufen am 30. März 2021.
  22. Das sind wir | Weingut Esterházy. Abgerufen am 10. November 2023.