Erweiterungsprinzip in der Theorie der Fuzzymengen

Das Erweiterungsprinzip (engl. extension principle) in der Theorie der Fuzzymengen geht auf Lotfi Zadeh 1965 zurück.[1]

Es ist der Versuch, klassische mathematische Konzepte zu „erweitern“, um dort mit Fuzzymengen arbeiten zu können. Im Kern ist das Erweiterungsprinzip nichts anderes als ein Fortpflanzungsprinzip von Unschärfe. Es beantwortet die Frage, welchen unscharfen Wert eine klassische Funktion hat, wenn das unscharfe Argument vorliegt, d. h. was versteht man unter ?

Definitionen

Bearbeiten

Sei zunächst   eine einstellige reellwertige Funktion und   eine Fuzzymenge auf   mit der Zugehörigkeitsfunktion  . Wenn   eineindeutig ist, dann ergibt sich die Zugehörigkeitsfunktion   für   einfach durch

 ,

d. h. durch   wird der Zugehörigkeitswert   direkt in   übertragen. Der interessantere Fall ist, wenn   nicht eineindeutig ist, d. h. wenn mehrere   auf das gleiche   führen können. Dann ist nach Zadeh[1]

 
Erweiterungsprinzip für eine nicht eineindeutige Funktion: drei x-Werte führen auf dasselbe y
 

zu bilden, d. h.   ist gleich dem größtmöglichen Zugehörigkeitswert   mit  . Ganz allgemein sei nun   eine mehrstellige reellwertige Funktion, d. h.   und   seien die unscharfen Argumente. Dann ist der unscharfe Funktionswert   definiert durch

 ,

siehe z. B.[2] Für   in der letzten Formel kann auch eine andere T-Norm benutzt werden.

Anwendungen

Bearbeiten
  • Arithmetik mit Fuzzy-Zahlen: Das Erweiterungsprinzip, angewendet auf die Funktionen   definiert Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division von Fuzzy-Zahlen, siehe z. B.[2]
  • Kompatibilität von Fuzzymengen: Die Kompatibilität   einer Fuzzymenge   mit der Fuzzymenge   gibt den Grad an, mit dem das unscharfe Element   zu   gehört. Zu welchem Grad gehört beispielsweise eine etwa 30-jährige Frau zur Fuzzymenge der jungen Frauen?   ergibt sich, indem man das Erweiterungsprinzip auf die Funktion   anwendet.[2]
  • Statistik mit unscharfen Daten: Sei   eine Stichprobenfunktion, z. B. eine Schätzfunktion oder eine Teststatistik. Das Erweiterungsprinzip, angewendet auf diese Stichprobenfunktion, führt zu einer Stichprobenfunktion für unscharfe Daten  , siehe z. B.[3]

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b L.A.Zadeh (1965): Fuzzy sets. Information and Control 8: 338–353. doi:10.1016/S0019-9958(65)90241-X
  2. a b c D. Dubois and H. Prade (1980) Fuzzy Sets and Systems. Academic Press, New York
  3. Bandemer, H. and Näther, W. (1992): Fuzzy Data Analysis, Kluwer Dordrecht