Éric-Emmanuel Schmitt

französisch-belgischer Schriftsteller
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Éric-Emmanuel Schmitt (* 28. März 1960 in Sainte-Foy-lès-Lyon) ist ein französischer und belgischer Romancier, Dramatiker und Filmregisseur.

Éric-Emmanuel Schmitt (2013)

Leben Bearbeiten

Schmitt ist elsässischer Abstammung. Seine Eltern waren beide Sportlehrer, sein Vater französischer Boxmeister und seine Mutter Laufsportlerin. Aufgewachsen mit der atheistischen Grundeinstellung seiner Eltern, bekannte sich Schmitt nach Jahren als Agnostiker zum Christentum. In Lyon ließ er sich als Pianist[1] ausbilden. Er studierte an der École normale supérieure in Paris (1980–1985) und promovierte in Philosophie. Sein Dissertationsthema war Diderot und die Metaphysik. Er unterrichtete drei Jahre lang in Cherbourg und an der Universität in Chambéry.

Zunächst wurde Schmitt als Theaterautor bekannt. Sein Debüt, La nuit de Valognes, wurde 1991/1992 auf Bühnen in Frankreich wie auch im Ausland gespielt. Erfolgreich wurde er mit seinem zweiten Stück, Le Visiteur, für das er 1993 mit dem Theaterpreis Molière für den besten Autor sowie 1994 mit demselben Preis für das beste Schauspiel ausgezeichnet wurde. Die darauf folgenden Jahre schrieb er die Theaterstücke Golden Joe (1995), Variations énigmatiques (1996), Le Libertin (1997), Milarepa (1997), Frédérick ou le boulevard du crime (1998), Hôtel des deux mondes (1999), Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran (1999). In Golden Joe geht es um die zynischen Lebenseinstellungen von Leuten aus der Wirtschaft. In Variations énigmatiques lässt der Autor zwei sehr unterschiedliche Männer über ihre Einstellungen zum Leben und zur Liebe diskutieren. Beide haben, wie sich herausstellt, dieselbe Frau geliebt. Le Libertin handelt bezeichnenderweise von Diderot und wurde im Jahr 2000 verfilmt. Schmitt erhielt 2001 den „Grand Prix du Théâtre“ der Académie française. Seine Werke wurden in 35 Ländern aufgeführt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die Stücke zeigen Einflüsse von Samuel Beckett, Jean Anouilh und Paul Claudel.

Neben Theaterstücken hat Schmitt die Romane und Erzählungen Die Schule der Egoisten, Oscar und die Dame in Rosa, Das Evangelium nach Pilatus, Das Kind von Noah, Mein Leben mit Mozart und Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran verfasst. Das Buch Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran wurde 2003 unter der Regie von François Dupeyron mit Omar Sharif in der Hauptrolle verfilmt und 2004 mit dem Deutschen Bücherpreis ausgezeichnet.

Einen wichtigen Platz in E. E. Schmitts Werken nehmen die Weltreligionen ein. In seinem mehrteiligen Cycle de l’invisible bemüht sich Schmitt um eine Annäherung der Religionen und Kulturen. Milarepa ist der erste Band dieser Reihe und stellt den tibetischen Buddhismus dar. Dessen Fortsetzung Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran widmet Schmitt dem Sufismus, einer mystischen Richtung des Islam, den er auf das Judentum treffen lässt. Oscar und die Dame in Rosa thematisiert das Christentum; mit Das Kind von Noah, einem Vergleich von Judentum und Christentum, setzt Schmitt die Reihe fort. Die weiteren Bände dieser Reihe sind: Vom Sumo, der nicht dick werden konnte, Die zehn Kinder, die Frau Ming nie hatte, Madame Pylinska und das Geheimnis von Chopin und Felix und die Quelle des Lebens.

2001 erschien Schmitts Roman La Part de l’autre (deutsch: Adolf H. Zwei Leben, 2008). Dieser Alternativwelt-Roman (kontrafaktische Geschichte) beschreibt zwei unterschiedliche Lebenswege Adolf Hitlers, die parallel laufen. Schmitt erzählt in einer Version das tatsächliche Leben Hitlers, in der anderen wird dieser 1908 nicht an der Wiener Kunstakademie abgelehnt, sondern aufgenommen. Somit wird er auch nicht zum Diktator.

2009 führte Schmitt bei der Verfilmung seines Romans Oscar und die Dame in Rosa Regie.[2] Die Universität Koblenz-Landau zeichnete ihn im Januar 2014 mit der Poetik Dozentur aus.[3]

Éric-Emmanuel Schmitt lebt heute, nachdem er auch in Paris und Irland[4] gewohnt hatte, in Brüssel und besitzt seit 2008 neben der französischen die belgische Staatsbürgerschaft.[5]

Auszeichnungen (Auswahl) Bearbeiten

Werke Bearbeiten

 
Éric-Emmanuel Schmitt 2008

Theaterstücke Bearbeiten

Prosawerke Bearbeiten

Essays Bearbeiten

  • Diderot ou la philosophie de la séduction, 1997
  • Mein Leben mit Mozart, dt. von Inés Koebel. Mit einer Audio-CD (Ma vie avec Mozart, 2005). (= Meridiane. 85). Ammann, Zürich 2005

Literatur Bearbeiten

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

Literarische Vorlage und Drehbuch

Weblinks Bearbeiten

Commons: Éric-Emmanuel Schmitt – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. (Originaltitel: Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran. Michell, Paris 2001). Übersetzt von Annette und Paul Bäcker. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-16117-7, S. 4.
  2. Oscar und die Dame in Rosa (Film) in der IMDb
  3. Der französische Autor Éric-Emmanuel Schmitt ist nächster Inhaber der Landauer Poetik-Dozentur. uni-koblenz-landau.de (Memento vom 3. Februar 2014 im Internet Archive)
  4. Eric-Emmanuel Schmitt: Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran. 2004, ISBN 3-596-16117-7, S. 4.
  5. Ils sont devenus belges. In: La Dernière Heure. 14. Juni 2008, abgerufen auf dhnet.be am 22. September 2008.
  6. Académie Goncourt Actualités