Emil Roósz

ungarischer Violinist und Tanzkapellenleiter

Emil Roósz (* 31. Juli 1897 in Budapest; † 1945 ebenda) war ein deutsch-ungarischer Violinist und Kapellenleiter.

Leben Bearbeiten

Roósz besuchte die Musikschule in Budapest.[1] Seit 1927 leitete er ein Salon-Ensemble in Quartettbesetzung, mit dem er Kammermusik spielte. Seit 1928 trat er in Berlin auf. Ab 1930 übernahm er die zehn Mann starke „Künstler-Kapelle“ im renommierten Berliner Hotel Adlon,[2] wo vor ihm bereits Sami Stern[3] und dann Marek Weber[4] mit ihren Orchestern gastiert hatten. Danach wurde er in die Berliner Hotels Excelsior,[5] Kaiserhof und Bristol (ab 1936)[6] als Leiter der dortigen Hauskapellen engagiert.

Er machte zahlreiche Aufnahmen bei der Schallplattenfirma „Deutsche Crystalate Gesellschaft m.b.H.“ in Berlin auf deren Label „Kristall“, später „Imperial“.

Ebenso wirkte er bei Unterhaltungs- und Tanzabenden am Berliner Rundfunk[7] mit. Seine Konzerte wurden live aus der Hotelhalle übertragen.

Sein Repertoire war breit gestreut und reichte von Kammer- und Salonmusik[8] über Opern- und Operettenpotpourris[9] bis zu eleganten Tanzrhythmen und modernen Schlagern[10]. Als Refrainsänger hörte man bei ihm den Operettentenor Kurt Mühlhardt (als „Kurt Hardt“), den Jazzpianisten und Crooner Austin Egen und den in den 1930er Jahren ubiquitären „deutschen Rundfunk-Tenor“ Erwin Hartung, dazu das Abel-Quartett.

Im Zweiten Weltkrieg bekam Roósz Schwierigkeiten mit der zentralen Stellenvermittlung der Reichsmusikkammer, die ihm mit der Auflösung des Ensembles drohte. Schallplatten durfte das Orchester jedoch weiter aufnehmen. Emil Roosz wurde 1945 in Budapest unter nicht eindeutig geklärten Umständen ermordet.[11] Einer der Auslöser für dieses Schicksal soll Roósz’ Karriere in Deutschland gewesen sein.

Tondokumente Bearbeiten

  • Salonmusik:
    • Moosröschen (Rose mousse) Characterstück (A. Bosc), Emil Roósz und sein Orchester. Kristall 1269 (C 2387)
    • Serenade “Der Engel Lied” (G. Braga), Emil Roósz und sein Orchester. Kristall 1269 (C 2393)
    • Frühlingslied von Mendelssohn-Bartholdy, Emil Roósz und sein Orchester. Kristall 1116 (C 6587.2)
  • Operettenmusik:
    • L’auberge du cheval blanc (= Im weißen Rößel am Wolfgangsee, Marschlied) (Benatzky). Cristal 5441 (C 1674)
    • Pour être un jour aimé de toi (= Es muß was Wunderbares sein, Lied u.Tango) (Benatzky). Cristal 5441 (C 1675), beide aus der Revue-Operette „Im Weißen Rössel“ (Benatzky et al.) Emile Roosz et son orchestre. Fabriqué en Allemagne – Exportplatte für Frankreich.
    • Potpourri aus der Operette „Blume von Hawaii“, 1. Teil. Kristall 3241 (C 1708), 2. Teil (Paul Abraham) Kristall 3241(C 1710). Gesang: Kurt Mühlhardt und das Abel-Quartett.
    • Tango Marina (Schmidseder-Schwenn) aus der Operette „Melodie der Nacht“. Emil Roósz und sein Orchester. Imperial 17 215 (mx. K-C 27 304 ²)
    • Was ein Zigeuner spielt. Tango (Schmidseder-Schwenn) aus der Operette „Melodie der Nacht“. Emil Roósz und sein Orchester. Imperial 17 215 (mx. K-C 27 305) – Berlin, Anfang 1938
  • Tanz- und Schlagermusik
    • Das Beste vom Besten. Schlager-Potpourri (Dostal) I und II. Emil Roósz und sein Orchester v. Hotel Adlon, Berlin. Gesang: Kurt Mühlhardt u. Abel-Quartett. Kristall 3242 (mx. C 1720 & C 1721) – Berlin, Anfang 1932
    • Liebe war es nie (Blonde Natascha), Tango (Markusch, Text: Rotter). Emil Roósz und sein Tanzorchester v. Hotel Adlon, Berlin mit Gesang [Austin Egen]. Imperial No. 50 011 (C 1769,1) – Berlin 1931. 3:10
    • Kleine Möwe flieg nach Helgoland. Langsamer Foxtrot (Cowler-Balz). Emil Roósz und sein Orchester. Gesang: Eric Helgar. Kristall 3450 (C 6576) – Berlin 1934.
  • Wiederveröffentlichungen
    • Die bei Duophon Records (Fa. Alfred Wagner) erschienene CD „Tanztee im Adlon“ Ein Hotel und seine Kapellen (1928–1938), welche „musikalisch die zehn Jahre 1928 bis 1938 dokumentiert, als das Etablissement zu einem der führenden in Europa aufstieg“, enthält von Emil Roósz drei Tracks (# 16, 17 und 18).
    • Die CD “Musik aus Berliner Caféhäusern und Tanzpalästen: Originalaufnahmen 1930 bis 1943.” Program notes in German. Erftstadt: Jube, 2000, enthält: Vision. Tango (Jos. Rixner) Emil Roosz and his orchestra

Literatur Bearbeiten

  • Kalender „Künstler am Rundfunk“ auf das Jahr 1931. Verlag Rothgiesser & Diesing, Berlin 1931.
  • Marko Paysan: Booklet zur CD-Box Swinging Ballrom Berlin II. Emarcy Records (Universal) 2001.
  • ders.: „ ...aus dem Geist des Boulevards“. Zur Physiognomie urbaner Tanzmusik- und Unterhaltungskultur in der Tonfilmoperette cinegraph.de.
  • Knud Wolffram: Tanzdielen und Vergnügungspaläste: Berliner Nachtleben in den dreißiger und vierziger Jahren. Von der Friedrichstraße bis Berlin W., vom Moka Efti bis zum Delphi. 4., durchges. u. erg. Auflage. Edition Hentrich, 1995

Weblinks Bearbeiten

Emil Roósz auf youtube

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Taschenkalender „Künstler am Rundfunk“ 1931, S. 243, dort auch ein Bild des Künstlers
  2. Plattenetiketten, so z. B. lion-invest.de
  3. „Polyphon“ Label lion-invest.de ca. 1920
  4. Annonce und Photo der Kapelle, aufgenommen vermutlich im Spiegelsaal des Hotels Adlon, vgl. grammophon-platten.de
  5. Werbekarte des Hotels unter travelbrochuregraphics.com sowie Ansichtskarte (Werbekarte der „Kristall“) aus der Sammlung Giesbrecht, Universität Osnabrück, unter bildpostkarten.uni-osnabrueck.de. Weitere Zeugnisse: „Das Orchester von Emil Roósz war die Hauskapelle des Berliner Hotels Excelsior am Anhalterbahnhof. Dieses Hotel war zu seiner Zeit das größte Kontinentaleuropas. Es war kein Nobelhotel wie das Hotel Adlon, der Kaiserhof oder das Hotel Esplanade, es war auf Geschäftsreisende eingestellt. Der, nach eigenen Angaben, größte Hoteltunnel der Welt verband die Bahnhofs- mit der Hotelhalle“. Karl-Heinz Arnold: Verbrannte Pracht am Anhalter Bahnhof. In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 5, 1999, ISSN 0944-5560, S. 25–31 (luise-berlin.de).
  6. Marko Paysan: Booklet zur CD-Box Swinging Ballrom Berlin II, Emarcy Records (Universal) 2001.
  7. Taschenkalender „Künstler am Rundfunk“ 1931, S. 243
  8. Plattenetikett Archivlink (Memento des Originals vom 1. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schellack-plattenshop.net
  9. Plattenetikett Archivlink (Memento des Originals vom 23. Februar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.schellack-plattenshop.net
  10. Plattenetikett lion-invest.de. Dass Roósz auch die allerjüngste musikalische Entwicklung mitzumachen wusste, belegt seine Aufnahme von Weill-Brechts „Alabama Song“ aus „Fall und Aufstieg der Stadt Mahagonny“ - vgl. Abbildung ki46.tumblr.com@1@2Vorlage:Toter Link/ki46.tumblr.com (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  11. Marko Paysan: Booklet zur CD-Box Swinging Ballrom Berlin II, Emarcy Records (Universal) 2001, S. 29.