Fährverbindung Großenbrode–Gedser

Die Fährverbindung Großenbrode–Gedser war eine Eisenbahnfährverbindung zwischen Großenbrode Kai in der Bundesrepublik Deutschland und Gedser in Dänemark. In Deutschland war diese Fährverbindung an die Bahnstrecke Lübeck–Großenbrode angeschlossen, in Dänemark an die Bahnstrecke Nykøbing–Gedser. Sie bestand zwischen 1951 und 1963, bis zur Eröffnung der Fehmarnsundbrücke und der zeitgleich beginnenden neuen Fährverbindung Fährhafen Puttgarden-Rødbyhavn/Dänemark.

Großenbrode–Gedser
VT 12 als Kopenhagen-Expreß
beim Verlassen des Fährschiffs
Theodor Heuss in Gedser im Dezember 1959
VT 12 als Kopenhagen-Expreß
beim Verlassen des Fährschiffs
Theodor Heuss in Gedser im Dezember 1959
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Lübeck
Großenbrode Kai
Trajekt Großenbrode–Gedser
Gedser
nach Nykøbing

Geschichte und Betrieb Bearbeiten

Als nach dem Zweiten Weltkrieg und der Teilung Deutschlands die Eisenbahnfähre Warnemünde–Gedser für Verkehr aus der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr nutzbar war, wurde 1951 als provisorische Lösung bis zum Bau der Vogelfluglinie die Eisenbahnfährverbindung von Großenbrode Kai nach Gedser eingerichtet. Eine Einigung zwischen Deutschland und Dänemark kam darüber am 31. Januar 1951 zustande. Diese Übergangslösung bot sich an, weil dies gegenüber anderen Ausgangshäfen in der Bundesrepublik Deutschland wie Kiel oder Travemünde die kürzeste Fährstrecke war und in Großenbrode Militäranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg nachgenutzt werden konnten. Zusätzlich musste die erforderliche Eisenbahninfrastruktur errichtet werden, unter anderem eine Umgehungskurve bei Lütjenbrode an der Bahnstrecke Neustadt–Heiligenhafen–Großenbrode Fähre.

Am 15. Juli 1951 konnte der Betrieb aufgenommen werden. Gegenüber der bis dahin genutzten Verbindung über den Großen Belt verkürzte sich die Fahrzeit von Schnellzügen um eine, die von Güterzügen um sechs Stunden.[1] Dabei kam anfangs das 1922 gebaute, aber modernisierte Fährschiff Danmark zum Einsatz, das abwechselnd von Gedser aus Großenbrode und Warnemünde anlief. Unterstützt wurde es von der Prins Christian, die 1903 für die Verbindung Warnemünde–Gedser gebaut worden war, seit 1923 auf dem Öresund und seit 1945 auf dem Großen Belt zwischen Korsør und Nyborg im Einsatz war. Beide Schiffe hatten jeweils nur ein Stellgleis, so dass ausschließlich Güterwagen das Trajekt nutzten; die Reisenden mussten in Großenbrode Kai und in Gedser zwischen Schiff und Zug umsteigen. Dazu wurde von der DB das Zugpaar Dt 923/924 Hamburg–Großenbrode Kai eingelegt. Diese Leistung wurde von einem Dieseltriebwagen der Baureihe VT 33 erbracht.

Die von der Deutschen Bundesbahn (DB) bei der Eröffnung der neuen Fährverbindung 1951 in Auftrag gegebene Deutschland wurde bei den Howaldtswerken in Kiel gebaut und hatte drei Gleise. Sie wurde am 9. Mai 1953 in Dienst gestellt. Der Betrieb erforderte seetüchtiges Eisenbahnpersonal, das die DB auch in den eigenen Reihen suchte.[2] Statt bisher einer Fahrt je Richtung und Tag waren nun drei möglich. In Großenbrode Kai wurde ein zweiter Anleger gebaut. An diesem musste das Schiff mit dem Heck anlegen. In Gedser wurde der vorhandene Anleger auf drei Gleise erweitert, hier konnte nur mit dem Bug angelegt werden. Deshalb dauerte die Fahrt von Gedser nach Großenbrode länger als in der Gegenrichtung, weil die Schiffe jeweils nach dem Ablegen in Gedser und vor dem Anlegen in Großenbrode gedreht werden.

Durch die Erhöhung der Kapazität konnten nun auch Reisezugwagen trajektiert werden. Dadurch wurden eine Reihe Verbindungen nach Skandinavien über Großenbrode–Gedser möglich, im Schnitt wurden je Tag und Richtung 29 Reisezugwagen trajektiert:

Im Sommer 1954 wurde die Dronning Ingrid vom Großen Belt zur Fährverbindung Großenbrode–Gedser umgesetzt. Ab Ende 1954 wurde sie aber durch die von der DSB neu gebaute Kong Frederik IX abgelöst. Von der DB war seit 1955 ein weiteres Schiff bei den Kieler Howaldtswerken in Auftrag gegeben worden. Am 6. November 1957 konnte die nach dem ersten deutschen Bundespräsidenten benannte Theodor Heuss in Dienst gestellt werden. Sie wies ebenso wie die Deutschland ein Eisenbahnfährdeck mit drei Gleisen auf. Zusätzlich besaß sie aber ein zweites Deck, auf dem 75 Pkw befördert werden konnten.

Trotz zusätzlicher Schiffe und der damit gestiegenen Anzahl an Schiffskursen konnte der Bedarf nicht gedeckt werden. Das war nur durch den Bau weiterer Schiffe oder die Verkürzung der Fährstrecke möglich, um so bei gleicher Anzahl von Schiffen mehr Kurse am Tag fahren zu können. Die Beteiligten entschieden sich für letzteres und nahmen die 1910 vorgeschlagene Vogelfluglinie über Fehmarn in Angriff. 1958 wurde ein entsprechender Staatsvertrag geschlossen. Am 14. Mai 1963 wurde die neue Verbindung eröffnet, die Fährverbindung Großenbrode–Gedser am selben Tag eingestellt.

Eingesetzte Schiffe Bearbeiten

Name Einsatzzeit Reeder Baujahr (Umbau) Vermessung Länge Gleislänge gesamt
(Gleise)
Weiterverwendung
Danmark 1951–1963 DSB 1922 (1947) 2.915 BRT 102 m 157 m (2) bis 1968 Gedser–Warnemünde
Prins Christian 1951–1953 DSB 1903 (1923) 1.824 BRT 89,50 m 129 m (2) abgewrackt 1955
Deutschland 1953–1963 DB 1953 3.863 BRT 115 m 256 m (3) bis 1972 Puttgarden–Rødbyhavn
Dronning Ingrid[3] 1954–1963 DSB 1951 3.046 BRT 110 m 258 m (3) bis 1983 Gedser–Warnemünde (ab 1979 als Sjælland)
Kong Frederik IX 1954–1963 DSB 1954 4.084 BRT 114 m 259 m (3) bis 1993 Gedser–Warnemünde
Theodor Heuss[4] 1957–1963 DB 1957 5.583 BRT 136 m 318 m (3) bis 1997 Puttgarden–Rødbyhavn

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Preuß.
  2. Bundesbahndirektion Mainz (Hg.): Amtsblatt der Bundesbahndirektion Mainz vom 4. Dezember 1953, Nr. 53. Bekanntmachung Nr. 789, S. 383.
  3. Daten und Fotos der „Dronning Ingrid“
  4. Daten und Fotos der „Theodor Heuss“

Literatur Bearbeiten

  • Günter Meier: Die Vogelfluglinie und ihre Schiffe Herford 1988, ISBN 3-7822-0441-7
  • Friedhelm Ernst: Die Vogelfluglinie. Freiburg 1999.
  • Erich Preuß: 100 legendäre Bahnhöfe. Stuttgart 2010. ISBN 978-3-613-71389-5, S. 111.
  • Victor Freiherr von Röll: Art. Dänische Eisenbahnen. in: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 213–220.

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten