Dschachon Abidowa

sowjetische Frauenrechtlerin

Dschachon Abidowa (russisch Джахон Абидова, usbekisch Jahon Obidova; * 1900; † 29. März 1966) war eine sowjetische Politikerin und Frauenrechtlerin tadschikischer Herkunft.

Abidowa stammte aus einer armen tadschikischen Familie und wurde im Alter von etwa 12 Jahren zur Begleichung einer Schuld an einen reichen Mann verkauft, dessen 4. Ehefrau sie dann war.[1][2][3][4]

Nach der Oktoberrevolution verließ Abidowa den reichen Mann, arbeitete als Hausgehilfin, begann eine Schulausbildung (Abschluss 1921) und wurde Komsomolzin.[1] Ab 1921 arbeitete sie in Taschkent als politische Instrukteurin in der Frauenabteilung der Koschtschi-Gewerkschaft.[5] Als eine der ersten Frauen in der Autonomen Sozialistischen Sowjetrepublik Turkestan legte sie 1923 den Schleier ab und ermutigte die Frauen, nicht mehr die Burka zu tragen.[6][7] Sie beteiligte sich an der Kampagne der KPdSU für die Gleichstellung der Geschlechter und wurde 1927 Mitglied der KPdSU.[1][8]

Abidowa wurde 1929 zur Vizevorsitzenden des Zentralen Exekutivkomitees der Usbekischen Sozialistischen Sowjetrepublik (UsSSR) gewählt. Sie wurde 1934 Vorsitzende des Taschkenter Stadtsowjets und war 1935–1938 Vertreterin der Regierung der UsSSR in Moskau.[9]

Im 3. Moskauer Schauprozess 1938 kam Abidowas Name vor, aber genauere Informationen fehlen. Nach Beginn des Deutschen Angriffskriegs gegen die Sowjetunion 1941 leitete sie verschiedene Landwirtschaftsunternehmen.[8][9][10]

Abidowa ging 1961 mit einer persönlichen Pension der UdSSR in den Ruhestand.

Ihr Heimatort Nanay im Boʻstonliq tumani wurde ihr zu Ehren in den 1970er-Jahren in Jahonobod umbenannt, was später jedoch wieder rückgängiggemacht wurde.[11]

Ehrungen, Preise

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Literatur

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  • Marianne Kamp: Jahon Obidova. In: Russia's People of Empire: Life Stories from Eurasia, 1500 to the Present. Indiana University Press, 2012.

Einzelnachweise

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  1. a b c O'Keeffe, Brigid: The Multiethnic Soviet Union and its Demise. Bloomsbury Publishing, 8. September 2022.
  2. Mirzo Kamilovich Kamilov: Изменение социальной среды и формирование новой личности. Ирфон, 1971.
  3. Джулия Л. Микенберг: Американки в Красной России: В погоне за советской мечто. 2023.
  4. Anna Louise Strong: This Soviet World. H. Holt, 1936.
  5. Ташкент: энциклопедия. 1983, S. 18.
  6. Arnold Rampersad: The Life of Langston Hughes: Volume I: 1902-1941, I, Too, Sing America. Oxford University Press, 2001, S. 256.
  7. Tokhtakhodjaeva, Marfua: Между лозунгами коммунизма и законами Ислама. 2000, S. 66.
  8. a b Aglaya K. Glebova: Aleksandr Rodchenko: Photography in the Time of Stalin. Yale University Press, 2022.
  9. a b c d Жаҳон Обидова. In: Sovet Oʻzbekistoni. 31. März 1966 ([1] [abgerufen am 9. Juni 2024]).
  10. Armstrong, Charles; Langas, Unni: Terrorizing Images: Trauma and Ekphrasis in Contemporary Literature. Walter de Gruyter, 2020.
  11. Marianne Kamp: Jahon Obidova. In: Russia's People of Empire: Life Stories from Eurasia, 1500 to the Present. Indiana University Press, 2012.
  12. a b Ўзбекистон Компартияси Марқазий Комитети, Ўзбекистон ССР Олий Совети Президиум ва Ўзбекистон ССР Министрлар Советидан. In: Sovet Oʻzbekistoni. 30. März 1966, S. 4 ([2] [abgerufen am 9. Juni 2024]).