Diskussion:Wilhelm Frass

Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Zabia in Abschnitt Brief von Alfons Riedel im Wortlaut:

Nazi-Huldigung des österreichischen Bildhauers Wilhelm Frass

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ORF 19. Juli 2012: Zwei Botschaften konträren Inhalts

"... Nazi-Huldigung des österreichischen Bildhauers Wilhelm Frass ist im Sockel des Soldatendenkmals im Wiener Burgtor ...." Zabia (Diskussion) 17:13, 19. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Ist so verschämt im Artikel eingearbeitet, dass ich es leider übersehen hab. Zabia (Diskussion) 17:15, 19. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Ich möcht jetzt bloß gern wissen, was da jetzt so die tolle NAZI-Huldigung ist. Sonnenrad, ja, von mir aus, aber das steht sonst genau nichts. So ein Quatsch. Wer stimmt mir zu?--Pappenheim (Diskussion) 22:48, 19. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Wenn du nur das Wort meinst hast du recht, wenn du den Sinn meinst, dann würde ich auch die Nazi Huldigung sehen. Ich persönlich sehe auch das zweite - aber das steht nicht zur Debatte. --K@rl ("Vorsicht, Wikipedia geht über") 22:55, 19. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Hier nun also der genaue Wortlaut:

„ Wien, den 8. April 1935 - Im Namen der Tausenden Kameraden, die in dem großen Kampfe um unser heiligstes Volkstum gefallen sind, schuf ich diese Figur. In diesem unvergänglichen Stein ist mein Glaube an die ewige Kraft des deutschen Volkes gemeiselt, die kein Tod zu enden vermag. Möge der Herrgott, nach all dem Furchtbaren, nach aller Demütigung, den unsagbar traurigen Bruderzwist beenden und unser herrliches Volk einig im Zeichen des Sonnenrades, dem Höchsten zuführen! Dann, Kameraden, seid Ihr nicht umsonst gefallen! Der Bildhauer - Wilhelm Frass“

Hitler war zu diesem Zeitpunkt in Deutschland seit zwei Jahren an der Macht. Jegliche Symbolik und Begriffe waren zu diesem Zeitpunkt auch jedem Österreicher klar. Es steht aber nichts im Text von wegen "Führer", "Hakenkreuz" oder sonstiges. Der Rest, der in dem Text übrigbleibt, ist deutschnationalistischer Art, wie es ihn in der Monarchie bereits seit Jahrzehnten gab. Das jetzt als Nazihuldigungsschrift auszulegen, ist so ein Schwachsinn, dass sich jedem Historiker, der nur ansatzweise was von seinem Fach versteht, die Haare aufstellen. Aber die Göttin Uhl steht ja wohl abseits jeder Kritik. Bärch. --Pappenheim (Diskussion) 23:00, 19. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Das ist aber nicht Dein Ernst oder? 1935 waren solche Äusserungen eindeutig, Frass hat sie ja vertraulich selbst als „hochverräterisch“ bezeichnet. --Otberg (Diskussion) 23:18, 19. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Wenn Du Recht hättest, Pappenheim, wäre das aber kein gutes Zeugnis für unsere Historiker! Immerhin wünscht Frass hier das Verschwinden des österreichischen Staates. So verstehen wohl viele, damals wie heute(!): „unser herrliches Volk einig im Zeichen des Sonnenrades“ ... Da lob ich mir doch das Friedliche in Riedels geheimen Schreiben (s. u.)! Zabia (Diskussion) 12:45, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Zu Deinem „Sonnenrad, ja, von mir aus, aber das steht sonst genau nichts“ bzw.: „Es steht aber nichts im Text von wegen "Führer", "Hakenkreuz" oder sonstiges.“: verweise ich auf Swastika:„Im Deutschen sind diese Begriffe ungebräuchlich. Das Symbol wird hier Sonnenrad, früher auch Winkelmaßkreuz, seit dem späten 19. Jahrhundert jedoch meist Hakenkreuz genannt.“ Zabia (Diskussion) 12:59, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
@Otberg: Doch, das ist mein Ernst. Hier wird Deutschnationalismus mit Huldigung von Nationalsozialismus verwechselt, aber macht ja nix, Hauptsache das Rauschen im Blätterwald ist groß, ob historisch korrekt interpretiert oder auch nicht ist dann ja zweitrangig. Dass Frass das Zettelchen 1938 als hochverräterisch bezeichnete, wird wohl eher eine Andienerei an die neuen Machthaber gewesen sein. Interssantes Detail am Rande: Riedel schreibt von der "deutschen Nation". Da stößt sich offenbar keiner daran. Aber schon klar: Unterm Strich gehört das alles nicht hierher, weil wir hier ja Quellen, wie etwa den ORF, wiederzugeben haben. Aber völlig unwidersprochen kann ich das so nicht stehenlassen.
@Zabia: Riedels Schreiben lob ich mir auch, aber er schreibt auch von der "Deutschen Nation", und das Verschwinden des österrreichischen Staates wünschte sich damals so gut wie jeder außer Dollfuß selber. Die meisten hielten Österreich nicht für überlebensfähig, das zog sich durch alle Parteien, nicht nur durch die Deutschnationalen. Aber nochmal: Das ist ja kein Forum hier, und wir müssen Quellen wiedergeben. Also was solls. Es ist nur einmal mehr ein Beispiel, wie in den für unsere Zeit so typischen vorauseilenden Gehorsam ein Sturm im Wasserglas produziert wird. --Pappenheim (Diskussion) 14:12, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Der Mann war ein illegaler Nazi, der Text ist so eindeutig, da wird nicht mal Höbelt auf die Idee kommen Distanz zum NS darin zu suchen. Sorry, bei solchen Aussagen von Dir als Historiker kann ich nur verwundert dem Kopf schütteln... --Otberg (Diskussion) 14:48, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Von "Distanz zum NS" hab ich keine Silbe gesagt, bitte leg mir da nichts in den Mund. Wenn es so wäre könntest du zu Recht den Kopf schütteln. Aber von einem "NS-Manifest" seh ich auch nichts oder nur wenig. Deutschnationalistischer Erguss, ja, von mir aus, aber "NS-Huldigungsschreiben" ... ? Das halte ich für eindeutig übertrieben und missinterpretiert.--Pappenheim (Diskussion) 15:03, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Warum soll ein illegaler Nazi kein „NS-Maifest“ geschrieben haben, warum musst Du das krampfhaft uminterpretieren? Er selbst schrieb 1938: Dass ich dieses Figur des toten Kriegers zum Gedenken an meine gefallenen Kameraden gemacht habe und dass mit dem Tage, an dem wir Österreicher im Zeichen des Hakenkreuzes (Sonnenrades) mit allen Deutschen ein Volk bilden, die Gefallenen nicht umsonst ihr Leben gelassen haben - Und mit dem Tag – den 15. März 1938 – an dem der Führer des erste Mal den Kranz vor diese Figur im Heldendenkmal legte, hatte sich mein Wunsch erfüllt. Kein NS weit und breit? --Otberg (Diskussion) 15:17, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Also "krampfhaft" muss ich garnichts machen. Und das was du hier zitierst hat er 1938 geschrieben. Es geht ja primär darum, dass man Jahrzehntelang herumgerätselt hat, ob es ein "NS-Manifest" unter der Plastik gibt. Und nun schreit man groß hinaus, dass dem so sei. Und das seh ich eben anders. Was er drei Jahre später geschrieben hat, das ist super-NS, keine Frage. Aber das von 1935 eben (noch) nicht. Otberg, lassen wir es gut sein, so wichtig ist das nun auch wieder nicht. --Pappenheim (Diskussion) 15:57, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Ja gut, mit dieser Meinung bleibst Du ja offensichlich allein... Grüsse --Otberg (Diskussion) 16:01, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Hier vielleicht, aber ich habe heute mit mehreren Kollegen telefoniert und die sehen das genauso. Nur sagen traut sichs halt (unter seinem/ihrem Klarnamen) halt keiner und schon zweimal nicht öffentlich.--Pappenheim (Diskussion) 16:09, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Frass war ab 1933 Mitglied der NSDAP. Wäre der Text wirtklich nur austrofaschistisch bzw. deutschnational auszulegen, so würden er eine andere Symbolik und nicht "Sonnenrad" enthalten. Ganz klar drängt er auf die Vereinigung mit Deutschland und das war damals das Hitler-Deutschland. --91.115.49.254 17:34, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Ja. Von mir aus. --Pappenheim (Diskussion) 18:04, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Brief von Alfons Riedel im Wortlaut:

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Als Gegengewicht zu dem leider oben eingestellten Original-Nazibrief des Bildhauers Frass, hier der Originalwortlaut des im Soldatendenkmal versteckten 2. Briefes (von Bildhauers Riedel):

„Als Mitarbeiter an dem toten Krieger hat mir das Erlebnis des großen Krieges als Jugendlicher im Hinterland, mit all seinem Heroismus und Schrecken, den nachhaltigsten Eindruck gemacht und hege ich in voller Erkenntnis der heroischen Größe des Kampfes der deutschen Nation um ihr Lebensrecht nur diesen Wunsch, der bisher leider nur Wunsch von Generationen war und geblieben ist:

Ich wünsche, daß künftige Generationen unseres unsterblichen Volkes nicht mehr in die Notwendigkeit versetzt werden, Denkmäler für Gefallene aus gewaltsamen Auseinandersetzungen von Nation zu Nation errichten zu müssen.

Alfons Riedel

Bildhauer

Wien im April 1935“ Zabia (Diskussion) 12:36, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Ich habe das Lemma Alfons Riedel angelegt und dort diesen Riedel-Text aufgenommen. Bitte an Zabia: Bei Riedel die Quellenangabe zu seiner Botschaft einzufügen. Danke. -- Wolfgang J. Kraus (Diskussion) 18:19, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Erledigt --Otberg (Diskussion) 21:55, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Der Text Frass' vermeidet plumpe NS-Propaganda, verwendet den Stil eines Gebets zu Gott, ist aber inhaltlich eindeutig. Er geht vom deutschnationalen Weltbild des Autors aus, das - insofern ist der Einwand richtig - damals nicht nur bei expliziten Nazis vorhanden war (Schuschnigg z. B. wollte 1938 kein deutsches Blut vergießen und meinte damit nicht nur das Blut von Wehrmachts-, sondern auch von Bundesheersoldaten). Einig im Zeichen des Sonnenrades konnte 1935 aber nur heißen, Österreich gibt seinen eigenen Staat auf und ordnet sich in das Dritte Reich ein. Wikipedia nennt als erste Bedeutung des Sonnenrades die Swastika, seit 1920 Parteisymbol der NSDAP. Frass' Text war somit, wie er selbst sagte, gegenüber dem österreichischen Staat hochverräterisch. --Wolfgang J. Kraus (Diskussion) 12:55, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Ja, unglaublich hochverräterisch gegenüber einem diktatorisch regierten Staat unter Kurt Schuschnigg. Für mich klingt das als Andienerei an die neuen NS-Machthaber. Aber ja, Sonnenrad ist Hakenkreuz, nur warum schreibt er dann nicht Hakenkreuz? Warum gibt es kein "Heil" und warum wird Hitler mit keinem einzigen Wort erwähnt? Für mich ist das nichts anderes als ein geistiger Erguss eines Deutschnationalen, für diese Zeit nicht untypisch, aber sicher kein "Nazi-Manifest", wie es die Medien bezeichnen.--Pappenheim (Diskussion) 14:16, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten
Herzlichen Dank für das Lemma Riedel! @Wolfgang J. Kraus! Zabia (Diskussion) 22:02, 20. Jul. 2012 (CEST)Beantworten