Diskussion:Synowij Kowalyk

Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von Ktiv in Abschnitt Ermordung
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Ermordung Bearbeiten

Kai Struve: Deutsche Herrschaft, ukrainischer Nationalismus, antijüdische Gewalt: Der Sommer 1941 in der Westukraine (De Gruyter, 2015), S. 281f. und Anm. 126. befasst sich eingehend mit den Zeugenberichten, die einen gekreuzigten katholischen Priester an der Wand hängend gesehen hatten, teilweise wurde auch berichtet, dass ihm ein Fötus in den aufgeschnittenen Unterleib eingefügt worden sei. Zu einer anderen Version des ermordeten Geistlichen mit dem Fötus, S. 278.

Struve kommt zu dem Ergebnis, dass die Sowjets vor ihrem Abzug massenweise Gefangene durch Genickschuss töteten und deren schon verwesende Leichen nach Einzug der Wehrmacht der entsetzten ukrainischen Bevölkerung gezeigt wurden. Indem teils von den Deutschen, teils von ukrainischen Milizionären gezielt Juden in der Stadt eingefangen und zum Transport der Leichen eingesetzt wurden, wurden sie in einen assoziativen Zusammenhang mit den Morden gebracht. In der Bevölkerung wuchs auf diese Weise die Erbitterung gegen ihre jüdischen Nachbarn, die vielfach mit den Sowjets gleichgesetzt wurden oder als deren Nutznießer galten. Die Berichte über Leichenberge, die historisch sind, wurden mit Ritualmord-Phantasien angereichert. Das war Teil einer von deutscher Seite geförderten und erwünschten Pogromstimmung, die zur Ermordung der jüdischen Bevölkerung von Lwiw führte.

Zu diesen Ritualmord-Phantasien rechnet Struve auch die Kreuzigung eines oder mehrerer Priester und die Fötus-Berichte. "Trotz ihrer vorgeblichen Konkretheit dürfte es sich bei diesen Berichten um reine Phantasie handeln. Andere Personen, die wie die oben zitierten Sältzer und Tomforde das NKVD-Untersuchungsgefängnis aufsuchten, erwähnen keine gekreuzigten Priester oder an die Wand genagelten Kinder." (Struve, Deutsche Herrschaft, S. 283)--Ktiv (Diskussion) 17:48, 21. Jul. 2022 (CEST)Beantworten

Frank Golczewski, der Struves Habilitationsschrift im Jahrbuch für Geschichte Osteuropas NF, Bd. 65/1 (2017), S. 160-162 rezensiert hat (online: JSTOR), rechnet zu den "wichtigsten Erkenntnissen" Struves, dass a) die Folgen der fortgeschrittenen Verwesung und die Entstellung der Toten durch Genickschuss von den Zeugen als Folge sowjetischer Folter fehlinterpretiert worden sei, was die Brutalisierung gefördert habe, b) "Einen Teil der kolportierten angeblichen Beobachtungen wie Kreuzigungen oder das Hineinlegen eines Embryos in den aufgeschnittenen Leib eines Geistlichen verweist er in den Bereich der religiösen Phantasie" (S.161). --Ktiv (Diskussion) 19:01, 21. Aug. 2022 (CEST)Beantworten