Zu Vorkommen im Vogelsberg und der Fundortangabe "Gonterskirchen"

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Der Verweis auf "Gonterskirchen" dürfte höchstwahrscheinlich so zustande gekommen sein, dass jemand die Literaturangabe in dem Fundstellenführer von H.-J. Wilke "Mineralfundstellen in Hessen" wörtlich genommen hat, der Gonterskirchen in einer Randnotiz als Fundort für Leucit beschreibt. Folgt man allerdings den in dieser Quelle zitierten Literaturangaben, so findet man den Verweis auf die Erläuterungen zu den geologischen Karten der Blätter "Schotten" und "Nidda" (gemeinsam erschienen) von Walter Schottler, der im frühen 20. Jahrhundert eine der führenden Kapazitäten für die Geologie des Vogelsberges war. Seine Angaben sind normalerweise zuverlässig, und bei den Fundorten um Gonterskirchen bezieht er sich ausschließlich auf den Nachweis von Leucit als gesteinsbildendem Mineral, das nur im Dünnschliff unter dem Mikroskop zu identifizieren sei. (Quelle sind hier die besagten Erläuterungen.) Das wäre nun insofern kein Beinbruch, als dass die Fundort-Angabe ja trotzdem stimmt, aber: Gonterskirchen ist keineswegs der einzige Fundort von Leucit als gesteinsbildendem Mineral im Vogelsberg. Blättert man die Erläuterungen der von Schottler bearbeiteten geologischen Kartenblätter durch, findet man zahlreiche derartige Nachweise, und auch die jüngeren Bearbeitungen beschreiben immer wieder derartige "Fundstellen". (Ein detaillierter Quellennachweis könnte bei Bedarf bereitgestellt werden - dauert bei mir aber leider im Moment ein paar Tage/Wochen.) Gonterskirchen ist hier also bestenfalls ein pars pro toto. Wichtiger erscheint jedoch, dass der (meines Wissens nach einzige) Fundort, wo Leucit auch in größeren (wenn auch xenomorphen) Kristallen im Vogelsberg vorkommt - der "Nephelindolerit" von Meiches - hier fehlt. Ich würde daher vorschlagen, den speziellen Verweis auf Gonterskirchen zu streichen und stattdessen darauf zu verweisen, dass Leucit im Vogelsberg an zahlreichen Stellen gefunden wurde, und als einzigen namentlich zu erwähnenden Fundort den Ort Meiches aufführen. Also im Grunde genommen die Beschreibung ähnlich zu gestalten wie in dem folgenden Abschnitt über die Fundorte in der Eifel, wo das Mineral auch häufig "nur" gesteinsbildend auftritt, aber an einigen Orten auch makroskopisch nachweisbar ist. Gruß --Benutzer:Ringwoodit 16:40, 5. Apr. 2019 (CEST)Beantworten

Hallo, man kann natürlich die Fundorte in Hessen etwas weitläufiger beschreiben, allerdings wird der Basalt-Steinbruch konkret beim Mineralienatlas und bei Mindat (hier speziell hier: Leucite from Basalt quarry, Gonterskirchen) genannt.
Als Quellen dienten
  • H.J. Wilke, W. Schöffmann (1979). Rund um den Vogelsberg, T.2. Lapis, Jg.4, Nr.7, S.51-55.
  • S. Weiß: Mineralfundstellen Atlas, Deutschland West. Weise Verlag, München, 1990
Gruß -- Ra'ike Disk. P:MIN 23:31, 5. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Danke für Deine Antwort. Gut, wenn der Ort so umfangreich dokumentiert ist, ziehe ich den Vorschlag mit der Streichung zurück. Bezüglich einer Ergänzung für den Vogelsberg würde ich demnächst tätig werden, wenn ich die Informationen mit Referenzen zusammen habe (dauert wie gesagt vielleicht noch etwas). Aber eine neugierige Frage muss ich noch bezüglich dieser zwei Literaturquellen doch stellen: Gibt es da vielleicht irgendwo Bildmaterial zu den Funden aus diesem Steinbruch? (Ich weiß, persönliche Erfahrungen sind keine Wikipedia-taugliche Quelle, aber ich habe diesen Ort in den 80ern irgendwann einmal aufgesucht - ohne jeden Erfolg. Nicht einmal eine Spur von Leucit - allerdings konnte ich damals auch noch keine Dünnschliffe anfertigen. Daher würde mich das schon interessieren, wie diese Funde konkret aussehen sollen...) Gruß--Benutzer:Ringwoodit 08:29, 6. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Habe mir eben den LAPIS-Artikel angeschaut - darin kein Verweis auf Leucit unter der Besprechung der Lokalität Gonterskirchen.Gruß --Ringwoodit (Diskussion) 12:33, 9. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Ok, um sicher zu gehen, habe ich mir mal den "Atlas der Mineralfundstellen, Deutschland West" bestellt. Dauert allerdings ein paar Tage, bis der kommt. Gruß -- Ra'ike Disk. P:MIN 12:50, 9. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Hallo Ra'ike, ich habe über die Feiertage meine Literatursammlung zum Vogelsberg bezüglich Leucit durchgesehen und ausserdem den Ort Gonterskirchen (und einige andere Fundstellen aus der Literatur) erstmals bzw. nochmals besucht. Hier das Resultat: In der Umgebung von Gonterskirchen hat Wilhelm Schottler (nicht Walter, sein Sohn) insgesamt fünf Vorkommen von Basalt mit Leucit aufgeführt (Erläuterungen zur geologischen Karte von Hessen, Blätter Nidda und Schotten, Darmstadt 1924, Seite 29-30), wovon ich zwei aufsuchen konnte. An beiden angegebenden Fundorten war der Leucit makroskopisch nicht sichtbar (und ob er es mikroskopisch ist, wird sich zeigen). Einer dieser Fundorte ist ein alter Steinbruch an der Straße Gonterskirchen-Laubach, aber kein moderner Großbetrieb, sondern eine alte, kleine Grube, wie sie früher wohl jeder Ort im Vogelsberg hatte. Diesen alten Steinbruch erwähnt auch Wilke im Mineralfundstellenführer Hessen, zusammen mit dem "großen" Gonterskirchener Bruch. Fazit: Die Angabe "ein Basalt-Steinbruch bei Gonterskirchen" kann als korrekt gelten.
Was weitere Fundpunkte im Vogelsberg angeht, habe ich auf insgesamt neun geologischen Karten und/oder den zugehörigen Erläuterungen (5418 Gießen, 5419 Laubach, 5420 Schotten (hier: Gonterskirchen u.a.), 5421 Ulrichstein, 5518 Butzbach, 5520 Nidda, 5321 Storndorf (hier: der Nephelindolerit von Meiches), 5620 Ortenberg und 5721 Gelnhausen) meist kleinräumige Vorkommen von leucithaltigem Basanit oder Basalt eingetragen gefunden. Hiervon konnte ich ebenfalls zwei Fundpunkte (Höhe bei Ettingshausen, Steinbruch an der Straße Lich-Kloster Arnsberg) aufsuchen und den Befund von Gonterskirchen bestätigen: Leucit ist makroskopisch nicht sichtbar. An manchen Stellen - etwa auf Blatt Gelnhausen - ist der Leucit sogar nur mit röntgenographischen Methoden sicher nachweisbar. Fazit: Es stimmt, dass das Mineral im Vogelsberg noch weiter verbreitet ist, als es der Artikel derzeit wiedergibt. Da nun aber in den Fundortangaben in der Wikipedia, soweit ich das bisher überblicke, nicht zwischen einem "mikroskopischen" Vorkommen als gesteinsbildendem Mineral und einem "makroskopischen", anderweitigen Vorkommen unterschieden wird, (stimmt das so?) wäre es wohl gerechtfertigt, Gonterskirchen stehenzulassen und nur die wichtigsten anderen Fundorte (und vielleicht einen Hinweis auf die gesteinsbildende Natur des Minerals an diesen Vorkommen) zu ergänzen. Was meinst Du dazu? Gruß--Ringwoodit (Diskussion) 16:17, 22. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Hallo Ringwoodit, alle Achtung, das war aber mal eine aufwändige Recherche für den Fundraum Gonterskirchen und Vogelsberg! :-) Wie oben erwähnt, kann ich auch in Kürze im Atlas der Mineralfundstellen recherchieren, aber den erhalte ich erst im Laufe der Woche.
Es stimmt übrigens, dass bei den Fundortangaben in Mineralartikeln bisher keine Unterschiede zwischen mikroskopischen und makroskopischen Vorkommen gemacht werden. Das bedeutet aber nicht, dass es so bleiben muss. Du darfst das bei Deinen Überarbeitungen von Fundortangaben gerne genauer ausführen.
Ich selbst halte es z.B. bei den Fundortangaben immer so, dass ich zunächst mit der Typlokalität anfange und dann weitere Fundorte/-punkte im Land der Typlokalität erwähnt. Anschließend folgen, wenn möglich, detailliertere Angaben der Fundorte in den D-A-CH-Staaten und dann erwähnenswerte Orte mit besonderen, außergewöhnlichen Mineral- bzw. Kristallfunden in Bezug auf Größe oder Menge. Schließlich zähle ich gelegentlich noch die Länder auf, in denen das Mineral noch gefunden wurde (mit Bezug auf die Fundortlisten von Mineralienatlas und Mindat).
Da Du die Fundorte für den Leucit jetzt so detailliert recherchiert hast, würde ich vorschlagen, den Abschnitt im Artikel entsprechend zu erweitern. Dieser folgt im Abschnitt Bildung und Fundorte übrigens der von mir beschriebenen Reihenfolge der Fundortangaben. Vielen Dank nochmal für Deine Mühe und viele Grüße -- Ra'ike Disk. P:MIN 21:32, 22. Apr. 2019 (CEST)Beantworten
Hallo Ra'ike, ist bei der Auswertung des Fundstellenatlas noch neue Information dazugekommen? Gruß --Ringwoodit (Diskussion) 07:13, 9. Mai 2019 (CEST)Beantworten
Moin Ringwoodit, bisher nicht. Die Fundstelle "Steinbruch Gonterkirchen" (Raum Gießen, Vogelsberg, Fulda) wird zwar bestätigt – übrigens zusammen mit Chabasit, Ilmenit, Magnetit, Natrolith, Olivin, Opal, Phillipsit, Rhönit und Titanaugit (Funde von Offretit werden bezweifelt) – aber das Buch ist leider vollkommen nach Fundorten orientiert. Man müsste also jeden einzelnen aufgeführten Ort nach Funden von Leucit durchkämmen, was mir in der Kosten/Nutzen-Rechnung zu aufwändig erscheint. Ich denke daher, Deine Anpassung der Fundortangaben ist völlig ok und ausreichend. Mit den erschöpfenden Angaben der Fundortlisten beim Mineralienatlas und bei Mindat können wir bei Wikipedia sowieso nicht mithalten. Müssen wir auch gar nicht und es würde auch den Rahmen des Artikels sprengen. Viele Grüße -- Ra'ike Disk. P:MIN 07:57, 9. Mai 2019 (CEST)Beantworten