Diskussion:KZ Auschwitz I (Stammlager)/Archiv/2012

Letzter Kommentar: vor 12 Jahren von Holgerjan in Abschnitt Entstehung

Entstehung

Da haben wir aus dem Artikel Birkenau einen kurzen Absatz, der hierher gehört:

Für die Errichtung des Vernichtungslagers Auschwitz waren drei Argumente entscheidend: Zunächst befand sich auf dem Gebiet eine alte polnische Kaserne, die erforderliche Infrastruktur war also teilweise bereits vorhanden. Des Weiteren lag Auschwitz an einem Eisenbahnknoten und besaß dadurch eine günstige Verbindung zum oberschlesischen Schienennetz im Raum Kattowitz. Schließlich überzeugten auch die Größe und die dünne Besiedlung der Fläche, da sie Absperrmaßnahmen und Geheimhaltung erleichterten. - ref- Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, 1999, S. 944 -/ref -

Ist das Konsens? Oder übersehe ich da irgendwo eine Doublette, die bereits enthalten ist? -ref- wäre richtig zu klammern <>. --asdfj 22:08, 1. Feb. 2012 (CET)--

Ich bitte sehr darum, noch abzuwarten. Inhaltlich entspricht dies zwar meinem Wissensstand. Aber Hilberg selbst bleibt im Kontext sehr knapp und unscharf: Er datiert ein Gespräch mit Höß betr. Endlösung auf den Sommer 1941 und dann erst folgt der (von mir auf Diskussion:KZ Auschwitz-Birkenau)zitierte Satz, in dem der Autor die Vorzüge wie Schienenanbindung und dünner Besiedlung als indirekte Rede Himmlers aufführt. In der Reihenfolge der Darstellung bezieht sich diese Begründung demnach auf A-Birkenau.
Ich möchte also gerne für diesen Fall eine bessere Referenzierung haben als die von Hilberg, dessen Standardwerk in manchen Teilen überholt und nicht immer "vom Besten" ist.
Nebenbei: Die Formulierung "Errichtung des Vernichtungslagers Auschwitz" kann natürlich nicht mitgenommen werden. --Holgerjan 22:58, 1. Feb. 2012 (CET)

Material zur Entstehungsgeschichte 1

Die hier zusammengetragenen Einzelheiten sollen künftigen Bearbeitern als Hintergrund-Information dienen - es ist keineswegs die Empfehlung damit verbunden, diese alle im Lemma einzuarbeiten. Informationen aus * Robert-Jan van Pelt, Deborah Dwork: Auschwitz – Von 1270 bis heute. Sonderausgabe Büchergilde Gutenberg, o.O. 1999, ISBN 3-7632-4897-8, Seite 181-
1) Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD Arpad Wigand hatte die frühere Arbeitsbörse und die Artilleriekasernen in Zasole (Vorort von Auschwitz) als Standort eines KZ "für widerspenstige Polen" empfohlen.
2) Bach-Zelewski unterstützte den Vorschlag, Richard Glücks setzte eine erste Kommission unter Walter Eisfeld (Sachsenhausen) ein. Ergebnis negativ.
3) Eine zweite Kommission kam zu anderem Ergebnis: Glücks berichtete Himmler am 21. Februar 1940, das der Standort doch geeignet sei. (S. 181f)
4) Verhandlungen mit Wehrmacht, der alle ehemaligen poln. Militäranlagen unterstellt waren, für langfristigen Pachtvertrag oder Unterstellung an SS.
5) Rudolf Höß als Leiter einer dritten Kommission besichtigt Zasole am 18./19. April 1940; am 27. April ordnet Himmler die Errichtung des (Stamm-)Lagers in Auschwitz an.
6) Geplant als "Regionalgefängnis" für Gegner und "Durchgangslager" für polnische Gefangene, die als Zwangsarbeiter nach Westen geschafft werden sollten. Kapazität 10.000 Mann. (S. 182)
7) Oswald Pohl ist im September 1940 vor Ort und befiehlt Höß die Aufstockung der 14 eingeschossigen Kasernen. - v. Pelt interpretiert die Vergrößerung mit einer Zielsetzung, das Lager als Produktionsstandort vorzusehen (Sand- und Kiesgruben) (S. 186 und 190)
8)November 1940 enthält ein Plan eine Sicherheitszone von 2000 ha, die nach Himmlers Vorstellungen freigemacht und - von Häftlingen betrieben - als landwirtschaftliche Versuchsstation für den gesamten Osten dienen soll. (S. 209)
9) Im März 1941 nennt Himmler eine Erweiterung des Stammlagers auf 18.000 und als Planziel 30.000 Häftlinge, um ggf. beim Bau von Buna Arbeitskräfte zur Verfügung stellen zu können. (S. 228-232) Außerdem sollte - nach Wunsch Himmlers ebenfalls März 1941 - (Himmler wusste demnach schon vom geplanten Überfall auf die Sowjeunion) auf der Fläche des Landwirtschaftsbetriebs ein Nebenlager für 100.000 Gefangene entstehen. (S. 280)
10) Am 7. Oktober 1941 zeichnete Bischoff den Plan von Fritz Ertl ab, der einzweiteiliges Lager für 97.000 Gefangene ab (17.000 ein Quarantänelager durch neutrale Zone getrennt) vorsah; noch im Oktober 1941 wurde die Kapazität auf 125.000 Gefangene erhöht, indem die Belegung einer Standardbaracke von "550" durch einen Bleistifteintrag Bischoffs auf "744" geändert wurde. (S. 291) v. Pelt belegt, dass die Unterkünfte und sanitären Einrichtungen den Standard deutscher KZs um den Faktor 12 bis 20 unterschritten. (S 295) --Holgerjan 14:17, 3. Feb. 2012 (CET)