Diskussion:Jahresendflügelfigur

Letzter Kommentar: vor 4 Jahren von Global Fish in Abschnitt Jahresendflügelfigur

Mit ist dieser Begriff nicht untergekommen. Ich zweifle, dass er eine offizielle Warenbezeichnung war. Es war eigentlich eine satirische Erfindung des "Eulenspiegel"s (vgl. Artikel DDR-Sprache.80.136.62.105 21:40, 5. Dez 2003 (CET)

Dem stimme ich zu! --Zellreder 23:29, 18. Mär 2004 (CET)

  • Auch ich kann nur zustimmen. Im Handel wurden diese Figuren (Schokolade, Kunsthandwerk, Erzgebirgsschnitzereien) weiterhin ausschließlich als Weihnachtsengel angeboten. Die geflügelte Jahresendfigur, auch meines Wissens eine Schöpfung vom Eulenspiegel, wurde nie Bestandteil des regulären Sprachschatzes, nicht einmal bei staatlichen Institutionen (z.B. Schulen, Kindergärten). Dennoch war die Wortschöpfung so genial, dass sie oft ironisch verwendet wurde. Mir selbst ist ein Fall untergekommen, wo ein Bekannter wegen der Verwendung dieser spöttischen Bezeichnung, von einem linientreuen und offiziell berufenen Aufpasser harsch gerügt wurde. Der Hintergrund des Spottes war allgegenwärtig. Ganz ofiziell hingegen war Väterchen Frost als Ersatz für Nikolaus und Weihnachtmann. Hier hat man sich -- wenn auch vergeblich -- bemüht, das sowietrussische Vorbild zu übernehmen. Nahezu ausgestorben war hingegen das Christkind. Selbst im privaten Sprachgebrauch hat es sich immer mehr verloren. Lediglich im Eichsfeld (überwiegend, teilweise sogar streng katholisch) ließ es sich nicht verdrängen. --Gadacz 16:22, 11. Nov 2004 (CET)
Wer mir Beweise liefert bekommt ein Bienchen. Bei Google ist man sich nämlich nicht ganz sicher. Mir geht es dabei wirklich nur um die Verwendung als Handelsbezeichnung und ich dächte mal so einen Karton gesehen zu haben. Kolossos 23:05, 9. Dez 2005 (CET)
Kannst Du das beweisen? -- ArtMechanic 23:14, 9. Dez 2005 (CET)

Eulenspiegel stimmt schon. Aber er hat es nicht erfunden, sondern nur populär gemacht, indem er den von einer Leserin eingeschickten realen Beipackzettel eines Weihnachtsengels, auf dem dieser "Jahresendflügelfigur" genannt wird, abbildete. Damit ist klar: es war eine offizielle Warenbezeichnung. Bleibt nur dahimgestellt, ob "von oben verordnet" (Belege?), oder Eigeninitiative des Herstellerbetriebes. Der betreffende Ausschnitt wurde in einer der anlässlich des Eule-Jubiläums 2004 (?) erschienenen Sonderausgaben nachgedruckt. Ich könnte nochmal suchen und vielleicht auch die Originalausgabe herausbekommen. -- SibFreak 00:27, 8. Nov. 2006 (CET)Beantworten

Hi, hier wurde gerade bestritten, dass der Begriff vom Eulenspiegel stammt. Gruß DJ Doena 88.73.86.249 19:23, 25. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Zitat Spiegel Online: "Angeblich, so die Anekdote zum Wort, geht dieser Begriff auf eine offizielle Sprachregelung der DDR zurück, die damit den christlich besetzten Begriff Engel abschaffen wollte." Der einzige Beleg zur Verwendung des Wortes findet Google hier: [1]. Zumindest war der Begriff niemals eine "offizielle" Bezeichnung. Sollte es sich nicht um eine Kreation des Eulenspiegels handeln, könnte er von einem unterbelichteten Bürokraten stammen. Die sind aber leider nicht nur für die DDR typisch. -- ArtMechanic 22:51, 28. Dez. 2006 (CET)Beantworten

Also ich habe tatsächlich noch eine Verpackung gefunden, indem eine "Jahresendflügelfigur" verpackt war. nirgends ist etwas von einem weihnachtsengel zu lesen, es ist klar mit "Jahresendflügelfigur" beschrieben.--Syntaxxe 09:41, 8. Dez. 2008 (CET)Beantworten

Nun, dass so eine bescheuerte Bezeichnung für die Weihnachtsengel usw. nicht freiwillig entstanden ist, ist ja wohl mehr als klar. Irgendeiner oder mehrere zusammen der damaligen höheren SED-Deppen haben sich das wohl ausgedacht und dann versucht durchzudrücken, um den kirchlichen Bezug zu unterdrücken. Otto Normalbürger der DDR hat sich so ein Unfug sicher nicht ausgedacht. -- Knallerbsenstrauchzüchter Diskussion 08:35, 19. Dez. 2008 (CET)Beantworten

Jahresendflügelfigur Bearbeiten

Ja, nach meiner Erinnerung wurden solche Wörter in der DDR verwendet, allerdings in ironischem Sinn. In einem konkreten Fall (Berlin-Marzahn) kam das so:

In vielen DDR-Betrieben gab es sogenannte Kultur- und Sozialfonds. Die wurden jährlich vom Betrieb gespeist, z.B. mit 50 M pro Werktätigem. Das Geld durfte aber nur gemeinsam zur Pflege des sozialistischen Kollektivs ausgegeben werden. Dazu zählten insbesondere gemeinsame kulturvolle Erlebnisse, wie Theater- und Kinobesuche. Auch Blumen für Geburtstage, für den Frauentag oder ein Mitbringsel für den Besuch bei einem erkrankten Kollegen (eine Pflicht für das Kollektiv!) und Ähnliches wurden davon bezahlt. Man rechnete die Quittung einfach mit einem entsprechenden Vermerk bei der Buchhaltung ab.

Nun waren Blumen und Theaterkarten in der DDR zwar billig, aber leider knapp. Also blieb von dem Geld am Jahresende immer ein erkleckliches Sümmchen übrig. Und davon wurde die Weihnachtsfeier ausgerichtet.

Irgendwann in den 80er Jahren kam dann ein Bürokrat auf die Idee, dass das für die sozialistische Kollektivbildung gedachte Geld nicht für eine preudo-christliche Weihnachtsfeier verwendet werden dürfe. Fortan durfte also das Wort "Weihnachts-" auf den Quittungen nicht mehr auftauchen. Eine Jahresendfeier war dagegen erlaubt, insbesondere bei Planübererfüllung.

Und daran entzündete sich der Volkswitz. Die Feiern wurden dadurch noch lustiger: Es wurde ein "Jahresendbaum" beschafft, aufgestellt und abgerechnet. Dann wurde "Plansilvesterspunsch" gekocht, "Jahresendkuchen" gegessen usw. Als Höhepunkt trat eine attraktive Kollegin als "Geflügelte Jahresendfigur" auf oder ein Kollege als "Jahresendmann".

Einige schlichte Gemüter haben den Witz aber dann wohl nicht mehr verstanden.

DU12621

Nachvollziehbar. Nach meiner Erfahrung begannen diese ironischen Wortschöpfungen schon in den 70ern, z. B. mit der "milchgebenden Großvieheinheit". Ernstgemeinte Begriffe wurden spöttisch verbreitet und immer neue erfunden. Diese wiederum landeten wiederum manchmal in Büros, wo man keinen Spaß verstand und wurden dann in gutem Glauben ernsthaft verwendet. Politisch gesteuert war da nichts. Saxo (Diskussion) 09:47, 5. Jan. 2020 (CET)Beantworten
Schön, dass Sie Erfahrungen in einem Betrieb gemacht haben, der diese Anweisungen ironisch umgesetzt hat. Leider war das wohl eher die Ausnahme. Es sollte wohl vor allem der Streit zwischen Bezeichnungen wie Christkind und Weihnachtsmann durch religiösneutrale Wortneuschöpfungen beigelegt werden. Allgemein wurden religiöse Äußerungen ja sehr kritisch behandelt. Ziemlich dumm mag man denken, aber man spricht ja auch heute neudeutsch von einem "Gutmenschen" anstelle von einem guten Christen. Da wird man sich vermutlich auch mal fragen, ob diese Bezeichnung ernstgemeint war.
Gutmensch und Christ haben nichts miteinander zu tun, kann man also auch nicht vergleichen. Saxo (Diskussion) 09:39, 5. Jan. 2020 (CET)Beantworten
Nach meiner Erfahrung begannen diese ironischen Wortschöpfungen schon in den 70ern, z. B. mit der "milchgebenden Großvieheinheit". - die meisten Begriffe waren im Prinzip keineswegs ironische Wortschöpfungen, sondern stammen aus den jeweiligen Fachsprachen. Und sie sind auch keineswegs DDR-spezifisch, die Raufutter verzehrende Großvieheinheit etwa ist durchaus immer noch aktuell. Die Spezifik der DDR liegt darin, dass man diese technokratischen Begriffe häufiger auf das Volk losgelassen hat als in der Bundesrepublik. Es gab ja keinen speziellen journalistische Sprachstil in der DDR (der in der Bundesrepublik wiederum auch ein Kapitel für sich wäre), es gab auch kaum Marketingsprache.
Ironischer Sprachgebrauch mag gewsen sein, wenn man diese technokratischen Begriff im Gespräch bewusst verwendet und betont hat. Und sicher mögen einzelne Wortschöpfungen, wie etwa der Lemmagegenstand, von Anbeginn an rein ironisch gewesen sein, die meisten dieser Termini waren es im Ursprung aber nicht.--Global Fish (Diskussion) 10:51, 5. Jan. 2020 (CET)Beantworten

mal so, mal so Bearbeiten

im text oben heißt es, es sei unklar ob das wort verwendet wird. im text unten werden dann aber leute erwähnt, die behaupten, das wort verwendet zu haben.

toll! --79.197.11.249 20:17, 23. Dez. 2009 (CET)Beantworten

Das Wort gab es tatsächlich Bearbeiten

Beweisen kann ich es nicht direkt, aber es gab mal kurz nach der Wende eine Fernsehsendung, in der auch amtliche Schreiben gezeigt wurden, die sich solcher oder ähnlicher Bezeichnungen für Weihnachtsengel bedienten. In einem mir erinnerlichen Beispiel hieß es "geflügelte Jahresendglücksfigur" - möglicherweise, weil amtlicherseits kein allzu großer Unterschied zwischen Weihnachtsengeln und Maskottchen gesehen wurde. Das Wort "Engelsfigur" wäre bestimmt nicht erlaubt gewesen, weil engstirnige Funktionäre darin eine Veräppelung eines der Urväter des Kommunismus gesehen hätten.-- 80.141.158.231 23:08, 8. Dez. 2010 (CET)Beantworten

Ich denke, Du meinst damit die Mauerfall-SEndung von "Links und rechts vom Äquator". Wurde im November oder Dezember 1989 in einer Kooperation des DDR-Fernsehens mit dem WDR produziert und ausgestrahlt. Dabei kam neben der benannten Figur auch die Grilletta und der Schokoladenhohlkörper zur Sprache.--77.185.219.67 22:24, 12. Feb. 2011 (CET)Beantworten

Die Jahresend-Flügelfigur hieß in Wirklichkeit "Geflügelte Figur zum Jahreswechsel" und meinte Engel. In der Tat war das Wort "Weihnachten" in der DDR verpönt, man wünschte sich "Ein frohes Fest". Engel waren erst recht verboten. Jeder Erzgebirgler müsste das noch wissen, dass die Engel umgenannt werden mussten. Beweis: Christa Kozik "Der Engel mit dem goldenen Schnurrbart" Seite 119, Kinderbuchverlag Berlin 1983, 4. Auflage 1989. Der Kinderbuchverlag war der einzige der sich traute, das Wort "Engel" zu benutzen. Es handelt sich um ein modernes Märchen und war deshalb erlaubt. Berlin, 12.7.2012 (nicht signierter Beitrag von 141.20.6.200 (Diskussion) 09:58, 12. Jul 2012 (CEST))

Weihnachten war nicht verpönt. Das ist einfach nur Quatsch. In "Leise rieselt der Schnee" wurde "freu Dich, Christkind kommt bald" in "Freue Dich, Weihnacht kommt bald" umgedichtet. Und Weihnachtsmärkte gab es in der DDR allerorten, und keine Jahresendmärkte oder ähnlichen Kram. --Global Fish (Diskussion) 16:29, 30. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Auch nochmal mein Senf, auch in Hinblick auf die (m.E. absolut berechtigte) Änderung von "war..." zu "soll ... gewesen sein": die DDR existierte lange nach Erfindung der Druckmaschinen. Sollte es tatsächlich in irgendeiner Form offizieller Sprachgebrauch gewesen zu sein, muss es dafür Belege geben. Umgangssprache ist schwerer nachzuweisen, aber offizieller Gebrauch muss belegt sein.
Die These, es sei offiziell gewesen, gibt es schon lange, so dass es kein Wunder ist, dass mal irgendwer sie heute in einem Buch aufgreift. Das ist kein Beleg; allenfalls, im Buch stünden konkrete Zitate oder Faksimile. Frau Wolf wird nicht jeden Eintrag in ihrem Lexikon einzeln nachrecherchiert haben. --Global Fish (Diskussion) 16:29, 30. Jul. 2012 (CEST)Beantworten

Das war ein »Eulenspiegel«-Witz. Nicht mehr und nicht weniger. Manchmal bleiben Witze hängen und hier ist das passiert. Vielleicht, weil solche Ausdrücke bei profilierungssüchtigen Journalisten beliebt sind. –Falk2 (Diskussion) 12:46, 26. Dez. 2014 (CET)Beantworten

Meine Mutter hatte Engel und Bergmann in der Originalverpackkung. Seitlich am Karton stand "Jahresendfigur mit Flügeln und Mann". (nicht signierter Beitrag von 92.224.56.212 (Diskussion) 16:24, 12. Nov. 2016 (CET))Beantworten

Erwähnung in "Neue Zeit", 1988 Bearbeiten

In der Zeitung Neue Zeit findet sich am 15. November 1988, S. 5 ein Artikel zum im Entstehen begriffenen Wörterbuch der allgemeinsprachlichen Neologismen in der DDR, das offenbar seit 1985 in Arbeit war. Hierin erscheint der schöne Abschnitt: Unter anderem erfuhr ich etwas über das Unbehagen, das die Sprachwissenschaftler (und nicht nur sie) angesichts manchen neugeschöpften Wortungetüms überfällt. Was halten Sie beispielsweise von dem Begriff Handrutenschläger? Können Sie sich darunter etwas vorstellen? Also ich, ehrlich gesagt, mußte mir die Bedeutung dieses hehren Wortes sagen lassen. Es verbirgt sich dahinter nichts anderes als der gute alte Schneebesen. Warum man ihn, wie übrigens auch den Quirl (Speisenhandrührling!) begrifflich hochstilisieren mußte, mag sich erklären, wer will. Bleibt zu hoffen und zu wünschen, daß der Volksmund diese Wort-Unmöglichkeiten konsequent ignoriert. Genauso wie das Eheschließungsobjekt (für Standesamt), die Jahresendflügelfigur (für Weihnachtsengel), das Figurenkarussell (für Pyramide) sowie den Frühlingsschokoladenhohlkörper (für Schokoladen-Osterhasen). Wie man sieht, sind Handel und Versorgung besonders eifrig bemüht, uns mit ebenso unnötigen wie sprachlich unschönen Neubildungen zu beglücken. Die Ausgaben sind über ZEFYS Zeitungsportal / DDR-Presse abrufbar und verfügen über Volltextsuche (kostenfreie Registrierung notwendig). Wer es letztendlich erfunden hat, geht dadurch zwar auch nicht hervor, immerhin taucht das Wort aber noch kurz vor knapp vor der Wendezeit in einer DDR-Zeitung auf (sofern das für den Artikel nützlich sein sollte/könnte). --Vexillum (Diskussion) 13:38, 6. Nov. 2018 (CET)Beantworten

Das besagt eigentlich nichts, als daß es das Wort gab (was ja auch keiner bezweifelt). Ob nun ernsthaft oder scherzhaft, ob von 10 oder 10 000 Menschen verwendet, ob im staatlichen, regionalen oder privaten Rahmen, bleibt völlig unklar. Saxo (Diskussion) 10:06, 13. Dez. 2019 (CET)Beantworten