Diskussion:Herder-Gymnasium Minden

Letzter Kommentar: vor 1 Jahr von 46.189.17.26 in Abschnitt Angliederung ?

Angliederung ?

Bearbeiten

Moin,

warum ist das Caroline–von–Humboldt–Gymnasium an das Herder–Gymnasium 1985 angegliedert? Gruß --Aeggy (Diskussion) 16:25, 3. Feb. 2014 (CET)Beantworten

Gute Frage, habe mich mal schlaugelesen und entsprechende Änderungen gemacht. --Speedy87 (Diskussion) 19:06, 3. Feb. 2014 (CET)Beantworten
Danke für deine Ergänzungen. Aber meine Fragen sind damit noch noch nicht gestillt:
  • Warum wurde zum Herder-Gymnasium vereinigt und nicht zu Caroline-von-Humbold? Selbstherrlichkeit der Männer, Frauenymnasium macht man platt und verleibt es sich ein?
  • Warum vereinigen sich die beiden Schulen, hätte ja auch das Bessel als Partner sein können?
  • Vereinigen, warum überhaupt: das waren doch die Zeiten der Geburtenstarken Jahrgänge? Also wie heute, Schulen schließen oder vereinigen weil es keine Schüler mehr gibt kann damals nicht gegolten haben.
Und: Wo war denn der alte Standort des Herders?
Bin gespannt auf Antworten. Gruß --Aeggy (Diskussion) 23:25, 3. Feb. 2014 (CET)Beantworten
Laut http://www.herder-gymnasium-minden.de/wbs/index.php?option=com_content&view=article&id=82:schulgeschichte&catid=88&Itemid=478 vermute ich mal, das er da war wo jetzt das Bessel ist. --Luke081515 (Diskussion) 01:49, 20. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
Nach längerer Zeit habe ich Antworten auf deine Fragen gefunden. Das MT hat das in einem Artikel schön zusammengefasst: http://www.mt-online.de/lokales/minden/10922117_Mindener_Herder-Gymnasium_startet_vor_50_Jahren.html. Die Carloline ist in den 1960er Jahren an einen neuen Standort gezogen. Dadurch wurden die Gebäude in der Brüningstraße frei. Die Stadt hatte das Ziel vier Gymnasien in der Region zu platzieren. Mit dem Bessel, dem Rats und der Caroline waren es drei und das Herder wurde das vierte. Da keine finanziellen Mittel für einen Neubau vorhanden waren, wurde das Herder in der Brünigstraße platziert. Um Schüler in das neugegründete Herder-Gymnasium zu bekommen sind Schüler vom Bessel und Schülerinnen vom Caroline ans Herder gewechselt. Interessant wird es mit der Vereinigung. Da in den 1970er Jahren die ersten Gesamtschulen in Deutschland gegründet worden sind, regte das die politischen Parteien in Minden an auch diese Schulform anzubieten. Da die Gymnasien sowieso immer geringere Schülerzahlen und Absolventen aufweisten, kam dies gelegen und eine politischen Auseinandersetzung entbrannte. Schlussendlich waren die Anzahl an Neuanmeldungen für das neue Schuljahr ausschlaggebend. Das Caroline wurde geschlossen und dem Herder angegliedert. Das ehemalige Gebäude der Caroline wurde für die Kurt-Tucholsky-Gesamtschule genutzt. Ich habe das mal im Artikel ergänzt. Gruß --Speedy87 (Diskussion) 21:49, 21. Apr. 2014 (CEST)Beantworten
Danke, ich glaube der Artikel hatte die "Auffrischung" dringent nötig. Nur das mit dem Jubiläum hab ich mal in die Vergangenheit gesetzt, da die Revue vorbei ist. --Luke081515 (Diskussion) 01:30, 22. Apr. 2014 (CEST)Beantworten


Die Anfrage ist ja schon alt, trotzdem ist sie wohl noch nicht geklärt, so wie der Artikeltext aussieht. Was da steht, ist nicht falsch, aber ziemlich unvollständig. Einiges steht auch im Artikel der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule, aber auch dort unvollständig, und beides ist nicht oder nicht gut genug belegt.

Man muss weiter zurückgreifen bis in die späten Siebzigerjahre. Da gab es zwar noch die geburtenstarken Jahrgänge in den Schulen, aber der Geburtenrückgang war schon eingetreten, die Zeit der Babyboomer war vorbei, und man ging von konstanter, aber langfristig schrumpfender Bevölkerung aus, die Zuwanderung hatte man noch nicht auf dem Schirm. Die neue Stadt Porta Westfalica, deren Gymnasiasten bis dahin meist nach Minden fuhren, hatte sich entschieden, ein eigenes Gymnasium zu gründen, das 1979 (?) in Betrieb ging. Dies und der Geburtenrückgang führte zu der Überlegung, dass drei Gymnasien für Minden reichen. (Aeggy-Frage Nr. 3)

Zusätzlich gab es auch in Minden, viel später als in anderen Städten, eine Gesamtschuldiskussion, das war die Vorgabe vom Land, dass eine Gesamtschule eingerichtet wird, wenn die Eltern nach Umfrage das wünschen. Die Gründung wurde 1985 (?) in Minden als Beschluss der Stadt umgesetzt. Es gab zwar auch die Grundsatzdiskussion um die Gesamtschule, wie auf der Tucholsky-Seite nachzulesen ist, aber das war nicht mehr das Problem, zumal sich die Landes-CDU mittlerweile nicht mehr querlegte (sogenannter Gesamtschulkompromiss). Das Mindener Problem war der Ort: ein Neubau schien zu teuer, also die Überlegung, wenn die Schüler zur Gesamtschule gehen, gehen sie nicht mehr in die anderen Schulen, wenn man dort die Schüler zusammenschiebt, hat man den Platz irgendwie gewonnen. Da eine Gesamtschule groß wird, kommt man mit einer nicht mehr gebrauchten Hauptschule nicht weiter, man braucht mindestens ein bisheriges Gymnasium (als die größten Schulen). Das traf sich mit dem Effekt aus dem vorigen Abschnitt. Aber welches? Es sollte von der ganzen Stadt aus gut erreichbar sein, womit das Besselgymnasium wegen der Randlage ausschied. (Aeggy-Frage Nr. 2) Von den drei übrigen steht das Ratsgymnasium als ältestes mit altsprachlicher Tradition und wegen der Reformation unter Naturschutz, schied also aus, verblieben Herder- und Humboldtgymnasium, beide etwa gleich groß in vergleichbarer Lage. Einen Vorteil hatte aber das Humboldtgymnasium als Standort für die Gesamtschule: direkt nebenan lag die Käthe-Kollwitz-Realschule. Beide Schulgebäude zusammengenommen waren schon ein veritabler Standort, natürlich mit umfangreichen Sanierungen und Umbauten. Soweit hätte die Stadt das problemlos beschließen können, weil es am besten passte. Das Hauptproblem war aber die erwartbar stattfindende heftige öffentliche Diskussion, offenbar hatten die Politiker Angst vor der Courage, das so zu machen und sich „verprügeln“ zu lassen. Man suchte nach zusätzlichen Rechtfertigungen, und die zog man aus den Anmeldezahlen der Gymnasien. Hier im Text steht 1. „Am Herder hatten sich geringfügig mehr Schüler für das neue Schuljahr angemeldet, sodass in der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Minden beschlossen wurde das Caroline-von-Humboldt-Gymnasium aufzulösen.“ und 2. steht im Tucholsky-Artikel: „Als sich im Jahr 1985 abzeichnete, dass das damalige Caroline-von-Humboldt-Gymnasium aufgrund deutlich gesunkener Schülerzahlen nur noch einzügig weitergeführt werden konnte, …“ Was ist richtig? Erinnern kann ich mich, dass für den letzten Humboldt-Jahrgang die Anmeldezahlen drastisch zurückgingen, vielleicht ist die Aussage Nr. 1 ein früheres Jahr bezogen (welches ?). Das Ergebnis war kein Vertrauensvotum für die jeweilige Schule, sondern muss im Zusammenhang der monatelangen Diskussion gesehen werden. Die Standorte wurden ja öffentlich diskutiert, und Politiker positionierten sich. Am häufigsten wurde das bisherige Humboldtgymnasium als Gesamtschulort „ins Gespräch“ gebracht. Das sich sowas in den Anmeldezahlen wiederfindet, ist klar. Sowas nennt man glaub ich Rückkopplung. Mit diesen mageren Anmeldezahlen hatten die Stadtverordneten nun auch das erwünschte, objektive Kriterium für die Humboldtschließung (die Eltern wollen das ja so). Also kam eine im nachhinein sinnvolle Entscheidung für den Standort auf etwas fragwürdigem Weg zustande. Zu den Fragwürdigkeiten trug neben der emotionalen Diskussion mit bei, dass manche Schulangehörige, besonders Lehrer, auch kommunalpolitisch aktiv waren, zum Teil sogar als Ratsmitglieder.

Viel folgenreicher war der zweite Teil des Doppelbeschlusses, der Umgang mit dem Humboldtgymnasium. Die Bezeichnung „X-Gymnasium“ bezeichnet ja zweierlei, das Gebäude an sich und die Institution, die drin ist. Beides wird gleich bezeichnet, aber es kann z.B. vorkommen, dass eine Schule zeitweise bzw. teilweise umziehen muss, in das Gebäude einer anderen. Sie behält dann trotzdem ihren Namen. Oder ein anderes Beispiel: der Bundestag sitzt im Reichstag, obwohl es den gar nicht mehr gibt. Im Fall des Humboldtgymnasiums wurde das merkwürdigerweise gar nicht groß diskutiert, man ging offenbar davon aus, dass die Räumung des Gebäudes gleichbedeutend mit dem Wegfall der Institution „Humboldtgymnasium“ ist, ein Gymnasium sollte ja, wie oben begründet, wegfallen, also zwei Fliegen mit einer Klappe. Weil das aber so brutal ausgesehen hätte, und, wie schon angedeutet, es die Stadtverordneten sich mit niemandem verderben wollten, kam man auf die Idee, zwei Schulen zu „vereinigen“. Es hätte auch eine Ehe mit dem Besselgymnasium sein können, aber das lag zu weit weg: für die Übergangszeit war nämlich zu erwarten, dass die Schüler und die Lehrer teilweise zwischen den Gebäuden pendeln müssten. Das Ratsgymnasium liegt zwar sehr nahe, aber wie schon bemerkt steht es unter Naturschutz. Da blieb eben nur das Herdergymnasium. Und hier muss man aufmerksam den Artikel-Text lesen: einmal heißt es „geschlossen“, ein anderes mal „angegliedert“. Schließung ist also gleich Fusion? Ist das wirklich ernst gemeint? Oder ist das das Ergebnis einer tatsächlich damals benutzten, sehr konfusen Sprachregelung? Vielleicht ist aber tatsächlich beides richtig, eine de-facto-Schließung, die aber als de-jure-Angliederung der Öffentlichkeit verkauft wird? (Hier bin ich jetzt leider beim POV angelangt.)

Es war keinesfalls eine Vereinigung zweier Schulen „auf Augenhöhe“. Das wäre durchaus möglich gewesen. Es hätte z.B. die vereinigte Schule, wie auch geschehen, im Herdergymnasium (als Gebäude) mit dem Namen „Caroline-von-Humboldt-Gymnasium“ weitergeführt werden können. Es hätte auch eine völlig neue Bezeichnung für den Beginn der neu formierten Schule gefunden werden können. Es hätte auch das Kollegium paritätisch aus beiden bisherigen Kollegien zusammengesetzt werden können, die überzähligen Lehrer wären dann zu anderen Schulen versetzt worden. Stattdessen blieb das Herder-Kollegium als Ganzes erhalten, angereichert durch einige Humboldt-Lehrer (vornehmlich ältere; Vorteil: erstens „sozial verträglich“, zweitens sind die dann am ehesten wieder weg), die anderen Humboldt-Lehrer, aber eben auch nur diese, wurden in der Gegend verteilt. Man hätte die Schulleitung paritätisch besetzen können: Schulleiter von der einen, Stellvertreter von der anderen Schule. Stattdessen wurde die organisatorische Vereinigung nach zwei Jahren unter der bisherigen Herder-Schulleitung vollzogen, nachdem der bisherige Humboldt-Direktor in den vorzeitigen Ruhestand versetzt worden war; seine Stellvertreterin wurde zur Entsorgung an anderen Schulen herumgereicht. Das alles wurde clever eingefädelt von Schulleitung, Stadt und der Schulaufsichtsbehörde, die natürlich das letzte Wort hat. (POV)

So kam es zu dem umständlichen Namen, der in der Einleitung zu lesen ist. (Aeggy-Frage Nr.1) Diese Umständlichkeit wurde wohl als Vorteil gesehen, denn zusammen mit den anderen Umständen (siehe vorstehende Abschnitte), trat ein, was auch zu erwarten war: der zweite Namensbestandteil schläft langsam, aber sicher ein, eine Beruhigungspille für wenige Jahre. Sieht man sich das Logo an, sieht man sich die schuleigene Website an, es heißt nur „Herder“, man hat Mühe, den Namen der Dame überhaupt zu finden. Das beste am Artikel ist das Foto, es spricht Bände, was steht da unter den beiden an der Hauswand angebrachten Plaketten? (POV)

„Zwei Fliegen mit einer Klappe“ steht oben. Eigentlich müsste es „drei“ heißen, denn die Stadt Minden hat es mit dieser Aktion erfolgreich geschafft, den Namen der Caroline von Humboldt in Minden erfolgreich zu entsorgen. Warum, weiß ich nicht. Mit Vincke und Bessel sind immerhin zwei Mindener als Namensgeber für Schulen vertreten. Nichts gegen die verehrungswerten Käthe Kollwitz und Kurt Tucholsky, aber Schulen mit diesen Namen gibt es wie Sand am Meer. Bei Michael Ende sehe ich den Bezug zu Minden genauso wenig wie bei Herder, die räumliche Nähe zu Bückeburg scheint eher weit hergeholte Rechtfertigung. Ebenso würdig für eine Schulbenennung wie Herder wären auch andere, z.B. der Mindener Franz Boas, stattdessen genehmigt man ihm nur eine versteckte Wohnstraße, für Frau Humboldt nicht einmal das. Minden hat noch weitere honorige Persönlichkeiten auf Lager, vgl. unsere Liste der Persönlichkeiten. (POV) Laut Zeitungsartikel soll der Namensvorschlag sogar aus dem Caroline-von-Humboldt-Gymnasium gekommen sein! Nur steht da eben nicht, welche Alternativen diskutiert wurden, ob auch ein anderer Name akzeptiert worden wäre.

Für die Sachverhalte und meinen anschließenden POV habe ich keine Belege angeführt. Die beiden genannten Artikel sind aber auch nur spärlich belegt. Fast alles im Herder-Artikel basiert auf einem MT-Zeitungsartikel von 2014, der wiederum auf einer Schrift des Herdergymnasiums, die wiederum… (und da verliert es sich). Um nicht im POV-Sumpf zu versinken, braucht man eine solide und neutrale Darstellung der Geschehnisse, eben das, was seriöse Historiker so machen. Gibt es eine solche Darstellung? Es gibt in Minden einen rührigen Geschichtsverein, dessen Schriften online einsehbar sind. Ich habe das mal überflogen und konnte feststellen, dass man erstaunlich viel weiß, z.B. über mittelalterliche Mindener Bischöfe, über die Reformation, natürlich über den Großen Kurfürsten und den Alten Fritz mit vielen Einzelheiten, nicht zu vergessen die weltberühmte Schlacht von Minden; über zeitlich viel näher liegende Ereignisse wird es dann spärlicher. Zur Geschichte des letzten halben Jahrhunderts: nichts. Es dauert eben lange, bis Gras über die Dinge wächst. (Ich fand allerdings einen interessanten Artikel von Frau Nordsiek, einer Humboldt-Lehrerin, über die Geschichte ihrer Schule, durchaus auch mit kritischen Stellen. Das wäre zumindest eine Grundlage für den ersten Abschnitt, um ihn zu vervollständigen.)

Wer sich die Mühe machen will, hat noch Gelegenheit zu vielen Entdeckungen und zur Verbesserung des Artikels. --46.189.17.26 00:06, 3. Okt. 2023 (CEST)Beantworten