Diskussion:Hans Molisch

Letzter Kommentar: vor 8 Monaten von 138.246.3.168 in Abschnitt Molisch und die Nazi-Keule

Molisch und die Nazi-Keule

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TLDR - Die Bezeichnung von Molisch als "Hakenkreuzler" im Artikel (Zitat: "Auf der Universität galt er als offener Förderer der „Hakenkreuzler sowie "1926/27 war Molisch für eine Radikalisierungswelle unter den antisemitisch und deutschnational eingestellten Studenten verantwortlich") entstammt einem Framing aus sozialistischen Tageszeitungen (Arbeiterzeitung, Die Rote Fahne) aus den 1920er-Jahren, die gegen Molisch als Universitätsrektor polemisiert haben, weil er nicht in ihrem Sinne agiert hat, sondern als gutbürgerlicher Normalo sich nicht genug (?) gegen Rechts gewandt, sondern den etablierten Strukturen verpflichtet gefühlt hat. Die ganzen zitierten Arbeiten dazu gehen auf Werke eines studierten Soziologen und Hobbyhistorikers (*1967) zurück der als Wissenschaftsredaktor bei der linken Zeitung "Der Standard" arbeitet und versucht, Strassennamen in Wien zu problematisieren und dabei die Aussagen aus zeitgenössischen sozialistischen Tageszeitungen als (wohl neutral wahrgenommenen...) Bezugspunkt verwendet.

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"In seiner Funktion als Rektor der Universität Wien 1926/27 war Molisch für eine Radikalisierungswelle unter den antisemitisch und deutschnational eingestellten Studenten verantwortlich. Die eskalierende Gewalt gegen politisch Andersdenkende im Allgemeinen und jüdische Studenten im Speziellen wurde durch Molisch gefördert und durch entsprechende Nachsicht bei der Bestrafung der Täter unter Beweis gestellt. Auf der Universität galt er als offener Förderer der „Hakenkreuzler“."


Für diese Aussage wird ein Bericht zitiert, der als PDF verlinkt ist (strassennamenbericht.pdf). Dort stehen im wesentlichen dieselben Sätze wie oben drin, ohne weitere Details, worauf diese Wertung beruht. Als Quelle wird dann ein Klaus Taschwer (Soziologe, geboren 1967) angegeben mit einem ORF-Interview und einem Buchbeitrag "Birgit Nemec/Klaus Taschwer, Terror gegen Tandler. In: Oliver Rathkolb (Hg.), Der Lange Schatten des Antisemitismus. Kritische Auseinandersetzungen mit der Geschichte der Universität Wien im 19. und 20. Jahrhundert. Göttingen 2013."


Daher besteht der Verdacht dass diese Aussagen über Molisch (der ja 1937 gestorben ist, während Taschwer 1967 geboren ist) auch einfach Werturteile eines "soziologischen" Aktivisten sind, die man besser nicht unhinterfragt für wahr nimmt. Die Aussage "wurde durch Molisch gefördert und durch entsprechende Nachsicht bei der Bestrafung der Täter unter Beweis gestellt" ohne konkrete Angaben, inwiefern er das gefördert hat kann ich nur so interpretieren, dass es eben keine konkreten Belege für die mehr oder weniger subtile Unterstellung gibt, Molisch wäre ein Nazi gewesen. Schon die Verwendung der Formulierung "unter Beweis gestellt" zeigt an, dass es sich hier um eine reine Wertung des Autors handelt, der krampfhaft nach Beweisen sucht und sie nur in einer "kreative Interpretation" der Quellen findet.


Auffällig ist z. B. auch dass beim Versuch Molisch anzubräunen sodann im Strassennamenbericht Molischs Sohn (!) Paul beschrieben wird mit: "Einen ebenso stark völkischen Hintergrund hatte Molischs Sohn Paul, Autor der „Geschichte der deutschnationalen Bewegung in Österreich“" (welche notabene 1926 erschienen ist!).

Auch hier wieder Andeutungen und der Versuch, Molisch auf biegen und brechen irgendwie zu problematisieren (hier mit der Kontaktschuld), um dann irgendwelche Gründe für die Umbenennung der Strassen zu finden... --138.246.3.168 16:15, 30. Sep. 2023 (CEST)Beantworten

So, jetzt habe ich das Interview mit Klaus Taschwer im ORF gefunden, es ist unter https://sciencev2.orf.at/stories/1700034/index.html zugänglich. Jetzt können wir prüfen, was an den obigen Sätzen genau dran ist:
Molisch wird genau 2 x im Transkript erwähnt:
"Frage: Gab es auch dazu eine Stellungnahme des Rektors?
(K. Taschwer, studierte Soziologie, Politikwissenschft und Philosoophie, was ihn zum Wissenschaftsredaktuer beim "Der Standard" befähigt): Ja, Rektor war damals der Botaniker Hans Molisch, der übrigens auch eine Ehrenbüste im Uni-Arkadenhof hat. Molisch meinte einerseits, dass solche Texte [gemeint ist eine antisemitische Parole, die in der Aula zwei Wochen lange "zu lesen war" und erst nach öffentlichem Druck entfernt wurden] schon einen Missbrauch des Anschlagwesens bedeuten würden. Im selben Atemzug sagte er aber auch, dass "der deutsche Charakter der Universität ein unantastbares Heiligtum ist, und dass nicht im entferntesten daran gedacht wird, die Tätigkeit der national gesinnten Studentenverbände irgendwie einzuschränken."
Man sieht also das Molisch wie fast alle bürgerlichen Leute seiner Zeit staatsnah und national gesinnt war, zudem die antisemitische Parole als Missbrauch des Anschlagswesens einstufte und vom Herrn Soziologen (*1967) deshalb als "unter Beweis gestellter" Nazi gilt, weil er sich nicht in dem Maße am "Kampf gegen Rechts" beteiligt hat, wie das heutigen Hobby-Historikern, die aber eher Soziologen und Aktivisten sind, für korrekt erscheint. --138.246.3.168 16:32, 30. Sep. 2023 (CEST)Beantworten
Jetzt wird auch noch klar, woher die Beurteilung als "Hakenkreuzler" von Molisch her stammt: Siehe:
https://geschichte.univie.ac.at/de/personen/hans-molisch
In seiner Rolle als Rektor ermöglicht Molisch die Eröffnung einer Schiessstätte in Universitätsräumlichkeiten, was damals eine noch verbreiterte Sportart als heute war.
Es werden nun zwei hoch neutrale Tageszeitungen (!) zitiert, nämlich "Die Rote Fahne" (hä hä hä) vom 21.1.1927, welche mit der gebotenen Neutralität "Die Universität als Exerzierplatz des Faschismus" betitelt und kritisiert, dass Molisch nicht den sozialistischen Studentenverbänden Räume zur Verfügung stellt.
Der zweite Artikel aus der Arbeiterzeitung (hä hä) ist nicht minder objektiv als "Eröffnung einer Hakenkreuzlerschießstätte in der Universität" betitelt und erklärt wohl nun, weshalb der gute alte Molisch als "Hakenkreuzler" herhalten muss... weil er nämlich die Kleinkaliberschießstätte als Rektor eröffnet hat.
Als sich die "Vertreter des Verbandes der sozialistischen Studenten" beim Rektor beschwerten, erklärte er ihnen "er betrachte die Schießstätte als eine Stätte der Erziehung, wo Selbstbeherrschung und Nervenruhe gelernt würden, und nicht als Politikum. Er finde es sehr merkwürdig, dass die sozialistischen Studenten gegen die Ueberlassung des Raumes protestierten, ohne versucht zu haben, für sich dasselbe zu erreichen." Worauf die Sozis sagen, sie hätten vergeblich 3 Jahre versucht eine Vereinslokal etc. zu erhalten... hätten sie wohl gerne gehabt.
Man sieht also, dass das Framing von Molisch als "Hakenkreuzler" im Endeffekt von linksextremen Publikationen aus den 1920er-Jahren stammt, welches von heutigen soziologischen Historikern als die einzige Wahrheit direkt übernommen wird. --138.246.3.168 17:01, 30. Sep. 2023 (CEST)Beantworten