Problem der Definition einer "romantischen Anziehung"

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Im Artikel zur romantischen Orientierung steht treffenderweise:

"Manche Menschen fühlen sich jedoch von Personen des einen Geschlechts emotional („romantisch“) angezogen, während sie sich von Personen eines anderen Geschlechts sexuell („erotisch“) angezogen fühlen". Asexuelle wiederum fühlen sich von niemandem sexuell, aber von Personen eines bestimmten Geschlechts oftmals emotional („romantisch“) angezogen."

Nun wird Aromantik aber ja gerade nicht als die Abwesenheit einer (auf partnerschaftliche Bindung hin ausgerichteten) emotionalen Anziehung definiert sondern es geht entweder um das Fehlen des Auftretens von Verliebtheit bzw. um die Abwesenheit von romantischen Anwandlungen (trotz eines vorhandenen Interesses an partnerschaftlichen Beziehungen) oder aber um ein Desinteresse an Beziehungen bzw. bestimmten Beziehungsformen (monogame "romantische" Paarbeziehungen) trotz einer offensichtlich vorhandenen emotionalen und auch geschlechtsbezogenen Anziehung zu anderen Personen welche, wenn man die "Identitäten" betrachtet, offensichtlich sogar explizit "romantisch" sein kann.

In beiden Fällen handelt es sich aber nicht mehr um eine romantische Orientierung (bzw. deren Abwesenheit). Eine solche würde nur dann vorliegen wenn keine geschlechtsbezogene (auf eine intime Beziehung hin ausgerichtete) Anziehung (bzw. kein Interaktionsverlangen) gegenüber anderen Personen besteht. Nach dem hier vorliegenden Verständnis von Aromantik könnten Personen hingehen gleichzeitig sowohl heteroromantisch als auch aromantisch orientiert sein.

Wenn andere auf den emotionalen (bzw. nicht erotisch/sexuellen Bereich) bezogene Anziehungsformen hingegen als kompatibel mit dem Begriff der Aromantik angesehen werden (z.B. ästhetische, intellektuelle, etc. pp. Anziehung) und der Begriff der romantischen Orientierung demnach explizit nur noch die Abwesenheit von Verliebtheit/Romantik bezeichnet und nicht mehr die emotionale Ausrichtung einer Person, dann müsste man logischerweise schlussfolgern, dass Menschen neben ihrer romantischen Orientierung auch noch zig andere Orientierungen (wie z.B. ästhetische, intellektuelle etc. pp.) haben was dann doch etwas absurde Ausmaße annehmen würde.

Kurz gesagt der Begriff und die dahinterstehenden Konzepte sollten unbedingt kritisch behandelt/betrachtet werden (so wie das ja auch im Artikel zur Asexualität zumindest teilweise der Fall ist) und nicht einfach als etablierte wissenschaftliche Konzepte oder gar als Tatsachen dargestellt werden. --MightyMaz (Diskussion) 12:30, 18. Jun. 2024 (CEST)Beantworten

Tatsächlich ist es möglich, für tertiäre Anziehungen (z. B. ästhetische) Orientierungen zu haben bzw. diese nicht zu fühlen (in der Community gibt es da verschiedene Begriffe, wie z. B. „oriented aroace“, „ansthetic“, ...), wobei diese für die meisten Menschen keine so große Bedeutung haben wie romantische und sexuelle Anziehung. Für Alloromantiker mag z. B. die ästhetische Anziehung mit der romantischen einhergehen, für Aromantiker ist das aber nicht unbedingt der Fall, weshalb solche Labels für eine sinnvoll sein können. Der Mensch ist eben kompliziert und lässt sich nicht auf zwei Begriffe reduzieren.
Dass eine Person gleichzeitig heteroromantisch sein und auf dem aromantischen Spektrum liegen kann, ist übrigens bereits im Artikel erwähnt. Ich persönlich würde von zwei Dimensionen der Orientierung sprechen, der Richtung (hetero/homo/bi/...) und der Intensität/Häufigkeit (aro/grau/allo).
Was die Definition von romantischer Anziehung angeht, sollte diese meiner Meinung nach im Artikel romantische Orientierung stattfinden. Wie genau Romantik bzw. eine romantische Beziehung aussieht, hängt natürlich auch von der jeweiligen Person und ihrer Kultur ab.
Ich werde versuchen, auf Ausgewogenheit und Neutralität zu achten, was mit einem einzigen Hauptautoren allerdings schwierig werden kann.
C. Scheler (Diskussion) 20:46, 20. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Danke für die Antwort. Das sollte auch kein Vorwurf sein zumal die Quellen ja auch sind wie sie sind. Was ich eventuell trotzdem ändern würde ist der Satz in der Einleitung "Aromantik ist eine romantische Orientierung", denn viele der anschließenden Aussagen passen nicht mehr wirklich zu dieser Festlegung. Eventuell könnte man hier also trotz fehlender anderer Perspektiven in den Quellen zumindest diese Aussage in der einleitenden Definition weglassen.
Der Kern des Problems ist meiner Meinung nach, dass Orientierung und Identität nicht nur nicht das gleiche sind sondern sogar gegenläufig sein können aber man diesen Widerspruch aus Gründen der Gemeinschaftsbildung nicht auflösen will (oder kann). Die klassischen sexuellen Orientierungen wie Heterosexualität und Homosexualität werden ja nicht über die Identität definiert. Ein Homosexueller kann natürlich eine heterosexuelle Identität annehmen (oder wird sogar dazu gezwungen) aber niemand würde behaupten, dass er dadurch auch heterosexuell wird. Bei Begriffen wie Asexualität und noch stärker bei der Aromantik (und erst recht bei den ganzen Neolabels) spielt hingegen die Identität für die Zuordnung zu einer Gemeinschaft oftmals eine viel größere oder sogar die zentrale Rolle. Ein auf der Gefühlsebene heteroromantisch orientierter Mensch kann z.B. natürlich auch eine aromantische Identität annehmen wenn er kein Interesse an einer Beziehung hat und sich vielleicht sogar von Menschen, die monogame Paarbeziehungen idealisieren, genervt fühlt. Das macht denjenigen aber nicht zu einem "Aromantiker" im Sinne einer Orientierung sondern er bleibt ein "Heteroromantiker". --MightyMaz (Diskussion) 00:11, 21. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Nach der Definition im Artikel Romantische Orientierung bezeichnet der Begriff auch die Präferenz dafür, mit welchem Geschlecht Beziehungen eingegangen werden. Von daher halte ich es für logisch, bei Personen, die keine romantischen Beziehungen eingehen, von einer aromantischen Orientierung zu sprechen (wobei es nach Ansicht der Community jedem freisteht, sich so zu bezeichnen oder nicht). Zudem scheint es mir nicht richtig, sich über die Quellen hinwegsetzen, die es als romantische Orientierung bezeichnen, da die Wikipedia vorhandenes Wissen wiedergeben soll und nicht die Gedanken der Autoren. --C. Scheler (Diskussion) 23:05, 21. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Jemand der nie eine sexuelle Beziehung eingeht kann trotzdem heterosexuell sein und es ist rein logisch nicht nachvollziehbar warum dann auf der romantischen bzw. der emotionalen Ebene plötzlich andere Regeln für den Begriff der Orientierung gelten sollten als auf der sexuellen. Faktisch ist es einfach so, dass der Begriff der Aromantik (wie viele andere Begriffe in diesem Bereich auch) mindestens drei unterschiedliche Bedeutungsebenen hat, die ja auch alle im Artikel erwähnt werden: den der Orientierung, den der Identität (kaum ein "Alloromantiker" würde z.B. die Definition von "Aroflux" nicht erfüllen hier geht es also offensichtlich primär um die subjektive Zuschreibung und das Gemeinschaftsgefühl) und den der Einstellung zum Thema Beziehungen einschließlich möglicher Konflikte mit der Gesellschaft durch eine mögliche Normabweichung (Allonormativität etc.). bzgl. der Quellen und Regeln der Wikipedia stimme ich zu und ich werde mich da nicht einmischen aber die logischen Widersprüche sind eindeutig vorhanden und die Frage bleibt wie man damit umgehen will.
Da ich selbst schon vergleichbare Definitionstexte verfasst habe kann ich jedenfalls mit Sicherheit sagen, dass diese auch nicht wirklich auf andere Art und Weise zustande kommen wie die theoretischen Überlegungen in dieser Diskussion. Jemand setzt sich hin, schreibt etwas auf was ihm plausibel erscheint (ggf. in Absprache mit anderen Personen z.B. in einer Community oder einem Seminar) und dann steht das im Netz. Die Einschätzung ob durch Reproduktion/Reichweite dieser Inhalte dann schon Wissen entsteht oder das ganze doch nur Meinung bleibt ist wohl letztlich jedem selbst überlassen. --MightyMaz (Diskussion) 01:17, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten
Ich habe mich auch mit einer anderen Person aus der Community unterhalten und wir fanden es schwierig, uns genau festzulegen, also halte ich mich erstmal an die Quellen, von denen die meisten Aromantik als Orientierung bezeichnen. Aber danke für die Gedanken. --C. Scheler (Diskussion) 02:22, 22. Jun. 2024 (CEST)Beantworten