Deutsches Architekturmuseum

Museum in Frankfurt am Main

Das Deutsche Architekturmuseum (DAM) ist ein Architekturzentrum am Museumsufer in Frankfurt am Main. Es ist eines von mehreren Museen in Deutschland, die sich ausschließlich dem Thema Architektur widmen, neben etwa dem Architekturmuseum der Technischen Universität München in der Pinakothek der Moderne, dem Karlsruher Südwestdeutschen Architekturarchiv und dem Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin. Es steht damit in der Tradition der akademischen Vorbildsammlungen des 19. Jahrhunderts.

Deutsches Architekturmuseum
Logo des Deutschen Architekturmuseums

Frankfurt Deutsches Architektur Museum.20130603.jpg

Deutsches Architekturmuseum, Front zum Schaumainkai, Juni 2013
Daten
Ort Frankfurt am Main
Art
Architekt Oswald Mathias Ungers (Umbau)
Leitung
Peter Cachola Schmal[1]
Website
ISIL DE-MUS-241810

GebäudeBearbeiten

Für das Museum wurde eine Doppelhaus-Villa im Stadtteil Sachsenhausen-Nord umgenutzt. Im Inneren des Hauses wurde nach der Entkernung eine weiße Stahlbeton-Konstruktion eingestellt, ein Haus-im-Haus. Das Haus wurde 1984 eingeweiht. Auf dem einstigen Gartengelände entstand eine Ausstellungshalle, zum Main hin wurde eine Eingangszone vor das Haus gestellt, die erheblich den historischen Eindruck der Villa verändert. Dieser Bau ist nicht nur ein Haus für die Architektur, sondern auch eines über die Architektur, so der Architekt Oswald Mathias Ungers, der auch das Pergamonmuseum umbauen sollte. Das DAM wurde kurz nach seiner Eröffnung bereits unter Denkmalschutz gestellt, und beim neuesten Umbau 2011 entsprechend sorgfältig bearbeitet.

Das DAM ist seit dem 27. September 2021 geschlossen; es wird saniert und umgebaut. Ausstellungen und Veranstaltungen finden seitdem im Interimsquartier DAM Ostend statt. FAZ-Redakteur Matthias Alexander schrieb 2022: Der Architekturideologe Oswald Mathias Ungers hat eine wilhelminische Prachtvilla am Mainufer Anfang der Achtzigerjahre entkernt, um ihr ein Haus im Haus zu implantieren. Die Folgen seiner gewalttätigen Idee baden Museumsmacher und Besucher bis heute aus: Die engen Räume sind für Ausstellungen ungeeignet, kein Weg ist intuitiv zu finden, und im Auditorium versperren Stützen den Blick aufs Podium.[2]

GeschichteBearbeiten

Das DAM ist Bestandteil der Frankfurter Museumsmeile entlang des Sachsenhauser Mainufers, das noch zu Zeiten der finanzstarken Bankenstadttradition unter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann geplant und eingerichtet wurde. Für die Konzeption war der Kunst- und Architekturhistoriker Heinrich Klotz aus Marburg verantwortlich, der auch erster Direktor des Museums wurde.

In den 1990er-Jahren begann ein Rückgang der Besucherzahlen. Drastische Kürzungen der Mittel und die Diskussion einer Schließung beziehungsweise Verlegung nach Berlin schienen zeitweise das Ende des DAM zu bedeuten.

 
Auditorium; Architekt O.M. Ungers, im Juni 2008

Im Jahre 2001 wurde das DAM renoviert und neu eröffnet. Nicht nur das Gebäude wurde generalüberholt, man setzte sich auch neue Aufgaben und Ziele. Es sollte auch Ausstellungen zeitgenössischer Architekten geben, die Informationen und Inszenierungen sollten für Fachleute und Laien gleich verständlich sein, der Erlebnis- und Unterhaltungscharakter sollte verstärkt werden und das Haus sollte zu einem Treffpunkt für Industrie, Wirtschaft und Architekten werden.

Unter der Leitung von Ingeborg Flagge (2000–2005) konnte das Museum seine Besuchs-Frequenz mehr als verdreifachen. Seit 1. April 2006 hat Peter Cachola Schmal die Leitung des Museums inne.

KonzeptBearbeiten

Heute definiert sich das DAM nicht nur als Museum, sondern auch als Ausstellungshalle. Es lebt nicht nur von einer Dauersammlung, sondern von immer neuen Ausstellungen. „Als Museum muss es seine bisherige Tradition des Sammelns und Ankaufens auch in Zukunft fortführen, aber die klassischen Formen und überlieferten Inhalte müssen in einer zeitgemäßen Art präsentiert werden, so dass sie für heutige und zukünftige Generationen Bedeutung erhalten.“ sagt die Museumsleitung. Das DAM will seine Ausstellungen attraktiver und sinnlicher als bisher inszenieren. Nicht nur das architektonische Endergebnis wird ausgestellt, sondern der Weg dorthin.

Die wichtigste Aufgabe für das DAM ist die Bewältigung des Spagats zwischen Architektur als ästhetischer Baukunst für wenige und Architektur als Thema für viele. Die ästhetische Dominanz klassischer Kultureliten hat heute vielleicht noch nicht völlig ausgedient, ist aber nicht mehr der einzige kulturelle Maßstab. Die heutige Kunst- und Kulturvermittlung muss auch unter dem Aspekt des Erlebnis- und Unterhaltungswertes gesehen werden.

Das DAM ist ein Frankfurter Museum, das seit seiner Gründung bis heute internationale Architekturausstellungen gemacht hat. Dennoch leisten weder der Bund noch das Land Hessen finanzielle Zuschüsse. Die Stadt Frankfurt finanziert die Häuser (Museum und Archiv), das Personal und die Betriebskosten und einen Etat, der etwa ein Drittel der Kosten ausmacht. Alle Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen aber müssen über Sponsoren mitfinanziert werden.

DirektionBearbeiten

Ausstellungen (Auswahl)Bearbeiten

Das Deutsche Architekturmuseum zeigt jährlich mehrere Ausstellungen (Auswahl):

  • 2009/2010: Fernsehtürme. 8.559 Meter Politik und Architektur.
  • 2012: Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie,[4]
  • 2013: Nove Novos – Neun Neue. Emerging Architects from Brazil.
  • 2013: Bollinger + Grohmann. Hinter den Kulissen.[5]
  • 2014/2015: Himmelstürmend. Hochhausstadt Frankfurt. Katalog.[6]
  • 2014/2015: Suomi Seven[7]
  • 2015: Design für die sowjetische Raumfahrt – Die Architektin Galina Balaschowa[8]
  • 2015: Coop Himmelb(l)au: Frankfurt Lyon Dalian.[9]
  • 2015: Tropicality Revisited. Neue Ansätze indonesischer Architekten.
  • 2016: Between the sun and the moon – Studio Mumbai. Die Wiederentdeckung des indischen Handwerks (eine Ausstellung des arc en rêve centre d’architecture Bordeaux)
  • 2016: Zukunft von gestern: Visionäre Entwürfe von Future Systems und Archigram
  • 2017: Making Heimat. Germany Arrival Country[10] (Beitrag des Deutschen Pavillon auf der 15. Internationalen Architekturausstellung 2016 – La Biennale di Venezia).
  • 2017/18: Frau Architekt – Seit mehr als 100 Jahren: Frauen im Architektenberuf.[11]
  • 2017/18: SOS Brutalismus. Rettet die Betonmonster!
  • 2018: Große Oper – viel Theater? Bühnenbauten im europäischen Vergleich
  • 2019: Bengal Stream. Die vibrierende Architekturszene von Bangladesch
  • 2019/20: Paulskirche – Ein Denkmal unter Druck
  • 2021: Einfach grün. Greening the city, Kuratoren: Hilde Strobl und Rudi Scheuermann.[12]
  • 2022: zu Gast im Freilichtmuseum Hessenpark in Neu Anspach: Schön hier. Architektur auf dem Land[13]
  • Mai/Juli 2023: Europäischer Architekturfotografie-Preis architekturbild 2023[14]

PreiseBearbeiten

Das DAM vergibt eine Reihe von Auszeichnungen (mit):[15]

DAM Architectural Book AwardBearbeiten

Der DAM Architectural Book Award (dt. „DAM-Architekturbuch-Preis“) ist eine seit 2009 jährlich vom DAM verliehene nicht dotierte Auszeichnung für zehn Buchtitel eines Jahrgangs. Die Auswahl trifft eine wechselnde zehnköpfige Fachjury.[21]

Das Ziel der Preisverleihung ist, die international besten Architekturbücher eines aktuellen Jahrgangs zu bestimmen, zu würdigen, zu promoten und einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Die entsprechenden Werke werden auf der jährlichen internationalen Buchmesse in Frankfurt sowie auf der Homepage des DAM und in sozialen Medien präsentiert.

Unter den ausgezeichneten Büchern waren

2016
  • African Modernism - The Architecture of Independence. Ghana, Senegal, Côte d'Ivoire, Kenya, Zambia.[22] von Manuel Herz, Ingrid Schröder, Hans Focketyn, Julia Jamrozik; Design: Marie Lusa; Manuel Herz (Hrsg.); Park Books
  • Dieter Kienast -Stadt und Landschaft lesbar machen. Anette Freytag, Gta Verlag
  • Habitat Marocain Documents - Dynamics Between Formal and Informal Housing. Jean Hentsch, Udo Kultermann, Sascha Roesler, André M. Studer, Theres Studer; Sascha Roesler (Hrsg.); Park Books
  • Housing Cairo: The Informal Response. Marc Angélil, Charlotte Malterre-Barthes u. a., Ruby Press
  • Das leichte Haus. Utopie und Realität der Membranarchitektur. Walter Scheiffele; Stiftung Bauhaus Dessau (Hrsg.): Spector Books
  • Manual of Section. Paul Lewis, Marc Tsurumaki, David J. Lewis; Sara Stemen, Jennifer Lippert (Hrsg.): Princeton Architectural Press
  • Nadogradnje - Urban Self-Regulation in Post-Yugoslav Cities. Martin Düchs, Monika Grubbauer, Hanna Hilbrandt, Vladimir Kulić, Sven Quadflieg, Dubravka Sekulić; Sven Quadflieg, Gregor Theune (Hrsg.): M BOOKS
  • The Other Architect. Another Way of Building Architecture. Giovanna Borasi (Hrsg.): Spector Books/CCA (Ausstellungskatalog)
  • This is Frank Lloyd Wright. Ian Volner; Michael Kirkham (Illustration); Liz Faber (Hrsg.); Laurence King Publishing
  • Völlig losgelöst - Architektur der 1970er- und 1980er-Jahre in der Nordwestschweiz und den grenznahen Regionen. Christian Flierl, Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Roger Ehret; Park Books
2018 z. B.
2019 z. B.
2020
2021
2022

Deutsches Architektur JahrbuchBearbeiten

Seit 1980 ist das DAM ist Herausgeber des jährlich erscheinenden Buches Deutsches Architektur Jahrbuch, in dem eine wechselnde Jury eine Auswahl herausragender Werke der Architektur des Vorjahres vorstellt. Seit 2007 wird in diesem Kontext zudem der DAM Preis für Architektur verliehen. Parallel zu dem Jahrbuch zeigt das Architekturmuseum eine Ausstellung, in der die ausgewählten Gebäude vorgestellt werden.

WeblinksBearbeiten

Commons: Deutsches Architekturmuseum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

EinzelnachweiseBearbeiten

  1. Team | DAM Online. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  2. Matthias Alexander: Jetzt reißt doch nicht dauernd alles ab! faz.net vom 17. Oktober 2022 / FAZ
  3. Team | DAM Online. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  4. Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie. www.dam-online.de, abgerufen am 9. Februar 2019.
  5. Die Hintermänner in Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 16. Juni 2013, Seite R5.
  6. Sind alle Träume für immer zerstoben? in FAZ vom 13. November 2014, Seite 14.
  7. Erben einer menschlichen Moderne in FAZ vom 26. September 2014, Seite 42.
  8. Raumfahrt-Design im DAM Frankfurt – Schöner Wohnen im All, Rezension im Deutschlandradio Kultur vom 26. Juni 2015.
  9. Träumend, feurig und brutal in FAZ vom 5. Mai 2015, Seite 24.
  10. Making Heimat. Germany, Arrival Country. Abgerufen am 2. März 2017.
  11. Genossinnen machten eher Karriere in FAZ vom 16. Oktober 2017, Seite 9.
  12. Einfach Grün. Greening the city. dam-online.de, abgerufen am 7. Februar 2021.
  13. Schön hier: Architektur auf dem Land. Deutsches Architekturmuseum, abgerufen am 29. März 2022.
  14. ARCHITEKTURBILD: EUROPÄISCHER ARCHITEKTURFOTOGRAFIE-PREIS 2023 | DAM Online. Abgerufen am 14. Januar 2023 (deutsch).
  15. Architekturpreise | DAM Online. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  16. DAM-Preis - Home. Abgerufen am 14. November 2022.
  17. Home. Abgerufen am 14. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  18. EUMiesAward. Abgerufen am 14. November 2022.
  19. Häuser des Jahres. Abgerufen am 14. November 2022 (deutsch).
  20. Internationaler Hochhaus Preis. Abgerufen am 14. November 2022.
  21. Home. Abgerufen am 20. Dezember 2022 (deutsch). (Die Seite soll lt. DAM vom Dezember 2022 in erster Linie Bewerbungen dienen, eine genauere & umfangreichere Listung der ausgezeichneten Bücher auf der DAM-Homepage folgen)
  22. DAM Selects the Top 10 Architectural Books of 2016. 17. Oktober 2016, abgerufen am 14. November 2022 (amerikanisches Englisch).
  23. DAM Architectural Book Award: Bücher für Architekturfans. In: Der Spiegel. 15. Oktober 2018, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 14. November 2022]).
  24. DAM Architectural Book Award. Abgerufen am 14. November 2022.
  25. Prof. Tim Rieniets – Institut für Entwerfen und Städtebau (IES). Abgerufen am 13. November 2022.
  26. Schiphol - Groundbreaking airport design 1967-1975. Abgerufen am 14. November 2022 (niederländisch).
  27. anna: DAM Architectural Book Award 2021 – die Preisträger stehen fest! | DAM Online. Abgerufen am 13. November 2022 (deutsch).
  28. Top 10 Best Architecture Books That You Should Reading. Abgerufen am 14. November 2022 (englisch).:
    „The 992-page book uses scientific data and a lot of research to come up with a detailed master plan for Antarctica. Lars Müller Publishers made the book, and it focuses on the coastal towns that could be washed away by rising sea levels caused by humans. The book was given the DAM Architectural Book Award 2021 at the Frankfurt Book Fair in 2021. It includes a variety of written texts, photos, and data-based visual portfolios. It looks at how we could make a larger-scale master plan and "show the intricate web of growing economic and strategic interests and tensions, which are hidden by darkness as the continent is for six months of the year."“
  29. Top 10 Best Architecture Books That You Should Reading. Abgerufen am 14. November 2022 (englisch).:
    „The 262-page book, which was written by Park Books, is about Naples's modern construction. Cyrille Weiner, a well-known French photographer, took 50 new photos for the book. It talks about Naples' individuality and how it has changed over time. Images and drawings of important architectural details from the past are also shown in the book, as well as an atlas of eighteen important buildings built between 1930 and 1960. These buildings are shown on the atlas with site and floor plans, elevations, and sections. Another award the book won was called the DAM Architectural Book Award 2021. It was given at the Frankfurt Book Fair in 2021.“
  30. DAM Architectural Book Award | DAM Online. Abgerufen am 13. November 2022 (deutsch).
  31. Winners of DAM Architectural Book Award 2022 Announced -. Abgerufen am 14. November 2022 (englisch).

Koordinaten: 50° 6′ 17″ N, 8° 40′ 38″ O