Der weiße Wolf (Originalschreibweise: Der weisse Wolf) ist ein Märchen (AaTh). Es steht in Ulrich Jahns Volksmärchen aus Pommern und Rügen an Stelle 60 und scheint über mündliche Nacherzählung auf Ludwig Bechsteins gleichnamiges Märchen Der weiße Wolf (Deutsches Märchenbuch, Nr. 67) zurückzugehen.

Ein fremder Herr freit die schöne Königstochter. In der Kutsche verwandelt er sich in einen weißen Wolf, den sie lausen und die Laus auf den Weg legen muss. Seine Frau fährt in ihrer Kutsche darüber, da verschwindet er. Die Königstochter irrt durch den Wald und fragt einen Kesselflicker und einen Besenbinder nach dem Mann. Ein abgedankter Soldat weist ihr ein Häuschen. Dort nimmt eine alte Frau sie auf und versteckt sie nacheinander vor ihren drei Söhnen, Sonne, Mond und Sterne, bis sie zusagen, sie nicht zu fressen. Zuvor erhält sie je ein Huhn zu Essen und die Knochen aufzuheben. Mond weist ihr den Weg durch ein großes Wasser, wo sie für jeden Schritt einen Knochen vor sich legen muss, um es zu durchqueren. Am Ende fehlt ein Knochen, sie schneidet sich den kleinen Finger ab. Sie besticht die Frau des weißen Wolfes mit dem Sonnen-, dem Sternen-, zuletzt dem Mondenkleid um eine Nacht bei ihm und singt ihm vor. Endlich verwirft er den Schlaftrunk und hört sie. Sie kriegt Geld, kehrt heim und heiratet den abgedankten Soldaten.

Das Lied lautet dreimal:

„Herr Prinzipal!
Auf deinen Saal
Hab’ ich geritten,
Mein’n kleinen Finger
Mir abgeschnitten!
Herr Prinzipal!“

Herkunft

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Jahn gibt an: „Aus Meesow, Kreis Regenwalde. Nach der Erzählung von Dienstmägden mitgeteilt durch Professor E. Kuhn.“[1]

Die Verwandlung des Mannes in den weißen Wolf passiert im Wald in einem großen „Bruch“ (Steinbruch). Zu „Mutter, hier ist Menschenfleisch!“ vgl. Grimms Die sieben Raben und andere, zu „Woher kommst du?“ … „und wohin willst du?“ vgl. Die zwölf Brüder, Der Eisenofen. Fast unmärchenhaft freilich, dass der weiße Wolf schon verheiratet ist, die Heldin nur Geld bekommt. Soldaten häufen sich ohnehin bei Jahn. Das Märchen scheint sonst eine Nacherzählung von Ludwig Bechsteins gleichnamigem Der weiße Wolf (Deutsches Märchenbuch, ab 1853, Nr. 67).

Literatur

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  • Ulrich Jahn: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. Hofenberg / Contumax. Berlin 2014, ISBN 978-3-8430-7238-0 (Erstdruck: Diedr. Soltau’s Verlag, Norden/Leipzig 1891), S. 365–370, 427.

Einzelnachweise

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  1. Ulrich Jahn: Volksmärchen aus Pommern und Rügen. Hofenberg / Contumax. Berlin 2014, ISBN 978-3-8430-7238-0 (Erstdruck: Diedr. Soltau’s Verlag, Norden/Leipzig 1891), S. 427.
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