Der Leichenräuber

Kurzgeschichte von Robert Louis Stevenson

Der Leichenräuber (auch: Ein trauriger Job, englisch: The Body Snatcher) ist eine Horrorgeschichte des schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson, die 1884[1] im Weihnachts-Extrablatt der Pall Mall Gazette erschien.[2]

In novellistischer Form thematisiert Stevenson zwei Fälle abscheulicher Kriminalität zu Zeiten des Anatomen Robert Knox: den Leichendiebstahl und die Beschaffung von Leichen durch Morde.[3]

Der versoffene Schotte Fettes, ein offenbar medizinisch gebildeter alter Mann, begegnet in Debenham[4] dem reichen Londoner Arzt Dr. Wolfe Macfarlane. Der anonyme Ich-Erzähler[A 1] lockt aus Fettes die Geschichte seiner Jugend heraus. Fettes hatte in Edinburgh bei Mr. K.[5] Medizin studiert und war für die Beschaffung anatomischen Rohmaterials zuständig gewesen. Das heißt, Fettes hatte die Lieferanten aus Mr. K.s Kasse zu bezahlen und musste schweigen. Manchmal hatte sich der Student Fettes über die merkwürdige Frische der Leichen gewundert. Als die Kerle ihm Jane Galbraith bringen, ein Mädchen, mit dem er gestern noch gescherzt hatte, erkennt Fettes schaudernd, er bezahlt Mörder für „seine“ Leichen. Der Student untersucht die Tote und entdeckt Strangulierung­szeichen. Dr. Wolfe Macfarlane, einer der jungen Assistenten Dr. K.s, äußert Fettes gegenüber seine feste Überzeugung, alle Leichen seien durch Mord beschafft – mit einer Ausnahme. Wenn die „Lieferung“ stockt, fahren Fettes und Macfarlane mit Spaten bewaffnet in einem Einspänner[6] hinaus aufs Land und schänden in ruchloser Arbeit Dorffriedhöfe.

Zeit vergeht. Manchmal trinkt Fettes mit seinem Spießgesellen. Bei der Gelegenheit beobachtet er, wie ein gewisser vor Gesundheit strotzender Mr. Gray den doch selbstsicheren Macfarlane am Gängelband führt. Am Tage darauf liefert Macfarlane die Leiche des armen Gray bei Fettes ab. Der Ordnung halber fordert der Mörder die übliche Summe Geldes. Fettes zahlt widerstrebend aus Mr. K.s Kasse und verstrickt sich hoffnungslos in das schaurige Geschäft. Grays Gliedmaßen werden an die Anatomen zur weiteren Sektion verteilt. Als Mr. K. wieder einmal den Mangel an Leichen beklagt, machen sich die jungen Doktoren Fettes und Macfarlane über Penicuik und Peebles[7] nach Glencorfe auf. Die beiden Auferstehungsmänner[8] reißen des Nachts den mit Sackleinwand umhüllten Leichnam einer kürzlich beerdigten Bauersfrau aus dem Grab und brausen, den Leichensack in ihrer Mitte, über Fishers Tryst gen Edinburgh. Unterwegs in der Nähe von Auchenclinny[A 2] fürchtet sich Fettes vor der unheiligen Last. Stevenson schreibt: ...ein Grauen... nahm sein Hirn gefangen...[9] und meint, eine „unbekannte Änderung sei mit dem toten Körper vorgegangen“[10] Fettes besteht auf dem Öffnen des Sackes, in dem sie die unversehrte Leiche des Mr. Gray entdecken.

Verfilmungen

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Deutschsprachige Literatur

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Ausgaben

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Sekundärliteratur

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Englisch

Anmerkungen

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  1. Hinter dem Ich steht sicherlich Stevenson selbst.
  2. Vielleicht meint Stevenson Auchendinny.
  3. Verwendete Ausgabe.

Einzelnachweise

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  1. Reinbold, S. 153, 17. Z.v.u.
  2. engl. The Body Snatcher
  3. Verwendete Ausgabe, S. 110, 4. Z.v.u.
  4. engl. Debenham
  5. Gemeint ist Robert Knox, siehe verwendete Ausgabe, S. 110, 8. Z.v.u. und dazu Erläuterung, S. 539, 9. Z.v.u.
  6. engl. Gig
  7. engl. Peebles
  8. engl. resurrectionists (siehe auch verwendete Ausgabe, S. 540, Erläuterungen, 1. Eintrag)
  9. Verwendete Ausgabe, S. 131, 10. Z.v.o.
  10. Verwendete Ausgabe, S. 130, 11. Z.v.o.
  11. Der Leichendieb (The Body Snatcher)
  12. engl. The Body Snatcher
  13. engl. Toby Robertson
  14. engl. Trevor Baxter
  15. engl. David Buck
  16. span. El ladrón de cadáveres
  17. span. Raúl Sénder
  18. span. Andrés Mejuto