Die Cohors I Ascalonitanorum [sagittariorum oder sagittaria] [equitata] (deutsch 1. Kohorte aus Ascalon [der Bogenschützen] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, eine Inschrift und einen Papyrus belegt.

Eine Zeichnung der Inschrift (CIL 3, 600), angefertigt durch Géza Alföldy

Namensbestandteile Bearbeiten

  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Cohors prima .. ausgesprochen.
  • Ascalonitanorum: aus Ascalon. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus der Stadt Ascalon und Umgebung rekrutiert.
  • sagittariorum oder sagittaria: der Bogenschützen. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 129 bis 156/157 vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.[A 1]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors quingenaria equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte Bearbeiten

Die Kohorte war in der Provinz Syria stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen[1] für die Jahre 88 bis 156/157 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4]

Die Einheit wurde vermutlich durch Gnaeus Domitius Corbulo um 62 aufgestellt.[4][A 2] Der erste Nachweis der Einheit in Syria beruht auf einem Diplom, das auf 88 datiert sind. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Syria), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 93 bis 156/157 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Eine Vexillation der Kohorte nahm am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teil. Sie wird in einer Inschrift[5] als Teil der Einheiten aufgelistet, die unter der Leitung von Marcus Valerius Lollianus standen.[6][7]

Der letzte Nachweis der Einheit beruht auf einem Papyrus,[8] der bei Dura Europos gefunden wurde und der auf 200 (bzw. 219) datiert wird.[A 3]

Standorte Bearbeiten

Standorte der Kohorte in Syria waren möglicherweise:[2]

  • Caeciliana (Tell Aushariye):[4]

Angehörige der Kohorte Bearbeiten

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt:[2][4]

Kommandeure Bearbeiten

Sonstige Bearbeiten

Siehe auch Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Cohors I Ascalonitanorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur Bearbeiten

  • Agustín Jiménez de Furundarena: Cohors I Ascalonitanorum sagittaria equitata In: AQVILA LEGIONIS Cuadernos de Estudios sobre el Ejército Romano, Band 21 (2018), S. 81–105 (Online).
  • John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1-84171-046-4

Anmerkungen Bearbeiten

  1. Der Zusatz equitata kommt weder in Militärdiplomen noch in Inschriften vor. Die Kohorte war aber teilberitten, da sie Reiter für den Verband von Lollianus abstellte.
  2. Laut Agustín Jiménez de Furundarena bezieht sich die Inschrift CIL 9, 3664, in der ein [praefectus cohortis] Ascalonitanae aufgeführt ist, nicht auf die Cohors I Ascalonitanorum, sondern auf eine andere Einheit, die möglicherweise aus dem Heer des Herodes Archelaos nach seiner Absetzung durch Augustus 6 n. Chr. gebildet wurde.
  3. Laut Agustín Jiménez de Furundarena (S. 88) ist der Papyrus auf 200 datiert, laut Papyri.info auf 219.
  4. In dem Papyrus P.Dura 100 steht im Abschnitt 13, Zeilen 8 und 9: F̣lavius Flạ[vianus -ca.?- ] trạ(n)ṣḷ(atus) ẹx̣ c̣ọh(orte) i ascol(*) siṇ[gul(arius). Laut Agustín Jiménez de Furundarena (Fink, 1971, 1, XIII, 8-9) wurde Flavius Flavinus zur Cohors XX Palmyrenorum versetzt (traslatus ex cohortis I Ascalonitanorum) und erhielt dabei eine Beförderung zum singularis.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Militärdiplome der Jahre 88 (CIL 16, 35), 93 (ZPE-165-219), 129 (AE 2006, 1852, Chiron-2006-230, Chiron-2006-233, Chiron-2006-239), 144 (ZPE-188-255, ZPE-193-253), 153 (Chiron-2006-267) und 156/157 (CIL 16, 106).
  2. a b c John Spaul, Cohors², S. 438–439, 452.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 172 Tabelle 14 (PDF).
  4. a b c d Agustín Jiménez de Furundarena, Cohors I Ascalonitanorum, S. 81–84, 88–100.
  5. Inschrift CIL 3, 600
  6. Rudolf Haensch, Peter Weiß: Ein schwieriger Weg. Die Straßenbauinschrift des M. Valerius Lollianus aus Byllis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung, Band 118, 2012, S. 435–454, hier S. 441–442 und S. 448–449 (Online).
  7. Peter Weiß, Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen In: Chiron, Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 273–275.
  8. a b p.dura.100 = HGV P.Dura 100 = Trismegistos 44832 = yale.apis.4400124100. Papyri.info, abgerufen am 21. April 2021 (englisch).
  9. Inschrift aus Tell Ahmar (AE 1994, 1764).
  10. Werner Eck, Andreas Pangerl: Eine zweite Kopie der Konstitution für die Truppen Syriens vom 19. März 144 und ein Diplom für die equites singulares vom selben Datum In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 193 (2015), S. 253–260, hier S. 256 (Online).
  11. Werner Eck, Andreas Pangerl: Eine Konstitution für die Auxiliartruppen Syriens unter dem Statthalter Cornelius Nigrinus aus dem Jahr 93 In: ZPE, Band 165 (2008), S. 219–226, hier S. 224 (Online).