Clostridium orbiscindens

Art der Gattung Clostridien (Clostridium)

Clostridium orbiscindens ist ein Darmbakterium der Familie Clostridiaceae, welches in der Lage ist, verschiedene Flavonoide abzubauen. Die gebildeten Abbauprodukte tragen zu einer besseren viralen Immunabwehr des Menschen bei.[1][2]

Clostridium orbiscindens
Systematik
Stamm: Firmicutes
Klasse: Clostridia
Ordnung: Clostridiales
Familie: Clostridiaceae
Gattung: Clostridium
Art: Clostridium orbiscindens
Wissenschaftlicher Name
Clostridium orbiscindens
Winter 1991

Merkmale Bearbeiten

Clostridium orbiscindens besitzt mehrere Flagellen, sie sind gleichmäßig über die Zelloberfläche verteilt (peritriche Begeißelung). Die Zellen sind grade Stäbchen mit einer Länge von 2–7 μm und einer Breite von 0,9–1 μm. Sie erscheinen einzeln oder paarweise.[3] Es werden runde bis ovale, subterminal gelegene Sporen gebildet.

Stoffwechsel und Wachstum Bearbeiten

Clostridium orbiscindens ist strikt anaerob, d. h. Sauerstoff wird nicht toleriert. Der Stoffwechsel ist chemoorganotroph, es findet die Fermentation statt. Die optimale Temperatur für das Wachstum liegt bei 37 °C.

Im flüssigem Nährmedium Pepton-Hefe-Glucose-Bouillon werden Essigsäure, Buttersäure und etwas Propionsäure gebildet (Buttersäuregärung).[4]

Nutzung Bearbeiten

Clostridium orbiscindens ist ein Darmbakterium des Menschen. Das Bakterium kann verschiedene Flavonoide abbauen und somit die Abbauprodukte für den Menschen verfügbar machen. Andere bekannte Bakterien, die in der Lage sind Flavonoide abzubauen sind z. B. Clostridium scindens, Eubacterium desmolans und Eubacterium ramulus.

Es wurde festgestellt, dass Clostridium orbiscindens Quercetin und Taxifolin zu 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure (DOPAC),[5] Luteolin und Eriodictyol[6] zu 3-(3,4-Dihydroxyphenyl)propionsäure[7] und Apigenin, Naringenin, Phloretin zu 3-(4-Hydroxyphenyl)propionsäure (auch als Desaminotyrosin, DAT oder Phloretinsäure bezeichnet) konvertiert.[1] Desaminotyrosin wirkt aktivierend auf das Immunsystem und verringert die Schädigung vom Lungengewebe durch Influenzaviren.[8]

Systematik Bearbeiten

Clostridium orbiscindens wurde 1991 zuerst beschrieben.[3] Es zählt zu der Familie Clostridiaceae. Hier wird es dem Cluster IV zugeteilt. Der Artname orbiscindens ist lateinisch und bedeutet soviel wie ring-schneidend. Dies bezieht sich auf die Fähigkeit, die Ringverbindungen von verschiedenen Flavonoiden zu teilen.[4]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Lilian Schoefer, Ruchika Mohan, Andreas Schwiertz, Annett Braune, Michael Blaut: Anaerobic Degradation of Flavonoids by Clostridium orbiscindens. In: Applied and Environmental Microbiology. Band 69, Nr. 10, 1. Oktober 2003, S. 5849–5854, doi:10.1128/AEM.69.10.5849-5854.2003, PMID 14532034, PMC 201214 (freier Volltext) – (englisch).
  2. Deniz Cicek-Görkem: Grippeschutz mit Flavonoiden und Darmbakterien. In: APOTHEKE ADHOC. EL PATO Medien, 14. August 2017, abgerufen am 10. Oktober 2022.
  3. a b J. Winter, M. R. Popoff, P. Grimont, V. D Bokkenheuser: Clostridium orbiscindens sp. nov., a human intestinal bacterium capable of cleaving the flavonoid C-ring In: International Journal of Systematic and Evolutionary Microbiology (1991), Band 41, Ausgabe 3, S. 355-7. doi:10.1099/00207713-41-3-355.
  4. a b Fred A. Rainey Becky Jo Hollen und lanna M. Small: Clostridium In: Bergey’s Manual of Systematics of Archaea and Bacteria, 2015, John Wiley & Sons, Inc., in association with Bergey’s Manual Trust. doi:10.1002/9781118960608.gbm00619
  5. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 3,4-Dihydroxyphenylessigsäure: CAS-Nummer: 102-32-9, EG-Nummer: 203-024-1, ECHA-InfoCard: 100.002.750, PubChem: 547, ChemSpider: 532, DrugBank: DB01702, Wikidata: Q4634071.
  6. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Eriodictyol: CAS-Nummer: 552-58-9, EG-Nummer: 209-016-4, ECHA-InfoCard: 100.008.198, PubChem: 440735, ChemSpider: 389606, Wikidata: Q3459685.
  7. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu 3-(3,4-Dihydroxyphenyl)propionsäure: CAS-Nummer: 1078-61-1, EG-Nummer: 214-083-8, ECHA-InfoCard: 100.012.804, PubChem: 348154, ChemSpider: 308986, Wikidata: Q10395580.
  8. Ashley L. Steed, George P. Christophi, Gerard E. Kaiko, Lulu Sun, Victoria M. Goodwin, Umang Jain, Ekaterina Esaulova, Maxim N. Artyomov, David J. Morales, Michael J. Holtzman, Adrianus C. M. Boon, Deborah J. Lenschow und Thaddeus S. Stappenbeck: The microbial metabolite desaminotyrosine protects from influenza through type I interferon. In: Science, 4 Aug. 2017, Band 357, Ausgabe 6350, S. 498–502 doi:10.1126/science.aam5336