Claudia Schmitz-Esser

österreichische Autorin und Künstlerin
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Claudia Schmitz-Esser (* 1983 in Rum, Tirol als Claudia Klingenschmid[1]) ist eine österreichische Autorin und Performance-Künstlerin. Als Autorin publizierte sie unter den Pseudonymen Claudia Klingenschmid und Sissi Schmitz, als Künstlerin übt sie Guerilla Knitting aus.

Leben Bearbeiten

Claudia Schmitz-Esser studierte Psychologie, Theaterwissenschaft und Neuere Deutsche Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ihre Masterarbeit verfasste sie über Suffragetten im US-amerikanischen Zirkus.[2] Daneben nahm sie Pantomime-, Theater- und Clownerieunterricht und war als Klinikclown tätig.[3]

Inspiriert von der Guerilla-Knitting-Bewegung aus den USA gründete sie 2010 in München gemeinsam mit der Puppenspielerin Ina Hemmelmann das Streetart-Künstlerkollektiv Die Rausfrauen.[4] Ihre Arbeiten nannten sie „Verstrickungen“ und verstanden sie als Hommage an die jahrhundertelang auf den privaten Raum beschränkte Arbeit von Frauen, die damit von jeglicher Form öffentlicher Anerkennung ausgeschlossen war. Als „Hermine“ und „Sissi“ gestalteten sie etwa einmal im Monat Straßen und Plätze um. Mit ihren Installationen aus Wolle, Filz und Stoff wollten sie auf humorvolle Art gegen Geschlechterklischees angehen und an den Wert von Hausfrauentätigkeiten wie Stricken, Nähen und Backen erinnern. Für das Münchner Oktoberfest fertigten sie überdimensionale Bierkrüge aus Filz, auf denen keine Schaumkronen, sondern Hirne aus Wolle saßen. Dazu schrieben sie auf den Asphalt ein Rezept für gebackenes Hirn. Ihre Kunst ist flüchtig, die Werke sind nach wenigen Stunden oder Tagen verschwunden.[5] 2012 waren Die Rausfrauen an der Ausstellung „Nadelwerke“ in der Galerie Handwerk München beteiligt und gestalteten im Rahmen der Langen Nacht der Museen eine Performance.[6]

Unter dem Pseudonym „Claudia Klingenschmid“ erschien 2019 im Piper Verlag ihr Debütroman Parasit ToGo. Die geheimen Wirtschaften eines Urtierchens. ToGo ist die Abkürzung von Toxoplasma gondii. Aus dessen Perspektive erzählt die Autorin, wie sich der Parasit im Nervensystem seiner menschlichen und tierischen Wirte einnistet und sie manipuliert.[1]

Claudia Schmitz-Esser lebt seit 2017 in Graz. Sie ist verheiratet mit dem Historiker Romedio Schmitz-Esser.

Publikationen Bearbeiten

  • als Sissi Schmitz mit Ina Hermina: Das Rausfrauenbuch. Eine praktische Einführung in queere Verstrickungen, geschmackvolle Garderobe und kreative Küche. Guerilla-Stricken, -Häkeln & -Nähen für Dran und Draußen. Frechverlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-7724-7902-1.
  • Romedio Schmitz-Esser mit Fotos von Claudia Schmitz-Esser: Palazzo Barbarigo della Terrazza. Das Deutsche Studienzentrum in Venedig (= Schnell-Kunstführer. Nr. 2847), Schnell + Steiner, Regensburg 2015, ISBN 978-3-7954-7015-9.
  • als Claudia Klingenschmid: Parasit ToGo – Die geheimen Wirtschaften eines Urtierchens (Roman), Piper, München 2019, ISBN 978-3-492-50209-2.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Werner Schandor: Infektionsroman des Monats: Ein Einzeller gibt Gas. In: haubentaucher.at. 20. März 2020, abgerufen am 16. August 2021: „In ihrem ersten Roman, den sie 2019 unter ihrem Mädchennamen Claudia Klingenschmid veröffentlichte, knüpft die studierte Psychologin an dieses Themenfeld an, gibt ihm aber einen ganz eigenen, subversiven Twist: ‚Parasit ToGo‘ ist aus der Sicht eines abgefeimten Einzellers geschrieben – eben des Parasiten Toxoplasma gondii.“
  2. The Circus Suffragettes - Josie DeMott, Zella Florence, Katie Sandwina. 2013.
  3. Werner Schandor: Das eigene Ding zwischen Wort und Wolle. In: kultur.steiermark.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. August 2021; abgerufen am 16. August 2021 (Porträt der Künstlerin).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kultur.steiermark.at
  4. Veronika Beer: Drei Maß Hirn auf dem Oktoberfest. In: zeit.de. 26. September 2012, abgerufen am 16. August 2021: „Die Rausfrauen sind 24 und 29 Jahre alt und wollen unter den Decknamen ‚Hermine‘ und ‚Sissi‘ mit ihren selbstgemachten Werken die Öffentlichkeit an den Wert von Hausfrauentätigkeiten wie Stricken, Nähen und Backen erinnern. Street Art“
  5. Laura Höss: Achtung, die Strick-Guerilla kommt! Urban Art in München. In: Süddeutsche Zeitung, Münchener Lokalteil. 24. Oktober 2011, abgerufen am 16. August 2021: „Beide sind Studentinnen, Mitte zwanzig, emanzipierte junge Frauen. Fragt man nach ihren echten Namen, schütteln sie den Kopf, denn sie wollen unerkannt bleiben.“
  6. Elisabeth Bosch u. a.: Nadelwerke. (PDF; 4,2 MB) S. 60, abgerufen am 16. August 2021 (Broschüre zur Ausstellung der Galerie Handwerk München vom 17. Oktober bis 17. November 2012): „Das Künstlerkollektiv ‚Die Rausfrauen‘ wurde im Juni 2011 von Ina Hemmelmann und Claudia Schmitz-Esser gegründet. Die Puppenspielerin und die Klinikclownin, die unter den Pseudonymen Hermine und Sissi auftreten, sind seitdem mit Streetart-Aktionen in München, Hannover, Berlin, Stockholm und New York aktiv.“