Christian Lillinger

deutscher Jazzmusiker

Christian Lillinger (* 21. April 1984 in Lübben) ist ein deutscher Schlagzeuger, Komponist und Perkussionist des Modern-Creative-Stils und der Neuen Improvisationsmusik.

Christian Lillinger 2012 im Loft (Köln)

Leben und Wirken

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Christian Lillinger ist der ältere Bruder des Komponisten, Pianisten und Dirigenten Robert Lillinger und wuchs im Dorf Kuschkow auf.[1] Lillinger studierte von 2000 bis 2004 an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden bei Günter Sommer. Zwischen 2001 und 2003 war er Mitglied im Bundesjugendjazzorchester.

Lillinger spielt im Trio Gropper|Graupe|Lillinger, bis 2015 bekannt unter dem Namen Hyperactive Kid, mit dem Saxophonisten Philipp Gropper und dem Gitarristen Ronny Graupe, wo er sich weitgehend auf das konventionelle Schlagzeug-Set beschränkt.[2] Im Jahre 2008 hat er seine erste eigene Band Christian Lillingers Grund zusammengestellt, deren erste zwei veröffentlichte Alben Ende 2009 und 2013 bei Clean Feed Records erschienen. Daneben arbeitet Lillinger als Sideman mit bekannten Musikern wie Rolf Kühn, Miroslav Vitouš, Beat Furrer, Rudi Mahall, John Schröder, Barre Phillips, Wadada Leo Smith, Frank Gratkowski, Simon Nabatov, Tobias Delius, Axel Dörner, Thomas Lehn, Michael Wollny, Louis Sclavis, Bruno Chevillon, David Liebman, Gebhard Ullmann, Médéric Collignon, Alexander von Schlippenbach, Urs Leimgruber, Theo Jörgensmann, Zeitkratzer, John Edwards, Greg Cohen, William Parker, Joe Lovano, Tony Malaby. Seit 2004 arbeitet er zudem im EUPHORIUM_freakestra, dem Projektensemble um Oliver Schwerdt, mit dem er insbesondere im Trio und Quintett mit Ernst-Ludwig Petrowsky hervorgetreten ist.[3] Die gemeinsame Einspielung des „Spätwerks“ von Petrowsky mit den Alben Tumult!, Krawall!, Rabatz! fand große Beachtung.[4] Seit 2009 arbeitet Lillinger außerdem im Klaviertrio Grünen mit Achim Kaufmann und Robert Landfermann, welches bisher drei Alben vorlegte und unter anderem 2015 bei der Verleihung des Albert-Mangelsdorff-Preises an Kaufmann auf dem Jazzfest Berlin spielte.

Seit 2010 arbeitet Lillinger zudem im Trio Dell Lillinger Westergaard, das auch mit John Tchicai auftrat.[5] Mit diesem Trio hat er die Alben Grammar, Grammar II[6][7], Beats und Beats II veröffentlicht.[8][9] Das Trio kollaboriert zudem mit anderen Musikern wie Johannes Brecht[10][11], Bob Degen[12], Mat Maneri[13] oder Tamara Stefanovich.[14][15] 2011 gründete er mit Petter Eldh und Wanja Slavin das Trio Starlight, das seine Debüt-CD 2013 auf dem Schweizer Label Unit Records verlegte.[16] Mit Eldh und Slavin gründete er außerdem das Quartett Amok Amor mit dem amerikanischen Trompeter Peter Evans, das 2015 sein gleichnamiges erstes Album herausbrachte. Auch spielte er im Trio Punkt.vrt.Plastik mit Eldh und der Pianistin Kaja Draksler[17] und im qÖÖlp-Quartett mit Ronny Graupe, Valentin und Théo Ceccaldi.[18] Er ist außerdem Mitglied in Kuu![19], mit denen er im August 2021 das zweite Album der Band, artificial sheep, veröffentlicht hat[20]. Sein mit einem Tentett realisiertes Projekt Open Form for Society wurde bei den Donaueschinger Musiktagen 2019 uraufgeführt.[21]

 
Christian Lillinger, Copenhagen Jazz Festival 2018

Lillinger war des Weiteren Mitglied von folgenden Gruppen: Rolf Kühn Unit, Henrik Walsdorff Trio, Die Anreicherung, Pascal Niggenkemper Vision 7, Ronny Graupes Spoom, Schmittmenge Meier, Marc Schmolling Trio, Wanja Slavin Quintett, Carl Ludwig Hübschs Drift, Hübsch Acht, Uwe Steinmetz Stream Ensemble, Die Oberschicht, Ember, Gerhard Gschlößls Vierergruppe, Gerhard Gschlößls G9 und spielt auch mit Joachim Kühn im Trio. Zu hören ist er u. a. auch auf Petter Eldh Koma Saxos Album Koma West (2022) und auf Robert Landfermanns Rhenus (2023). Sein Schlagzeugspiel ist Anfang 2022 auf 107 veröffentlichten Audio-Datenträgern dokumentiert.[22]

Von 2012 bis 2013 war Lillinger Mitglied des Vorstands der Union Deutscher Jazzmusiker. Ende 2017 gründete er das Label PLAIST-Music, dass sich genreübergreifender zeitgenössischer Avant-Garde-Musik widmet.

Preise und Auszeichnungen

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Lillinger ist Preisträger des „Leipziger Improvisationswettbewerbs“ des Jahres 2001. Von August 2016 bis März 2017 war er Stipendiat der Stiftung Bartels Fondation in Basel.[23] Lillinger ist Preisträger des SWR-Jazzpreises 2017.[24] Das Album Open Form for Society wurde im 3. Quartal 2019 ausgezeichnet und auf die Bestenliste des Preises der Deutschen Schallplattenkritik gesetzt: „Wie zur Zeit kein anderer hierzulande treibt Christian Lillinger den Jazz über seine vermeintlichen Grenzen hinaus“.[25] Sowohl als Schlagzeuger als auch als „Künstler des Jahres“ wurde er 2021 mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet.[26] Das Trio Punkt.vrt.Plastik, das er mit Petter Eldh und Kaja Draksler bildet, erhielt als „Band des Jahres“ den Deutschen Jazzpreis 2022.[27] 2023 war Lillinger Artist in Residence der Stadt München in der Villa Waldberta.[28]

 
Christian Lillinger im Jazzclub Unterfahrt (München 2010)

Diskographische Hinweise

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Commons: Christian Lillinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Andreas Müller: Schlagzeuger Christian Lillinger. Die Energiemaschine. tagesspiegel.de, 6. Dezember 2016
  2. Hyperactive Kid
  3. Ute Van der Sanden: Ein Konzertabend der Laut gewordenen Illusionslosigkeit In: Mitteldeutsche Zeitung, 22. Januar 2009, abgerufen am 8. Juli 2021.
  4. Bestenliste 1. Quartal 2018. Preis der Deutschen Schallplattenkritik, abgerufen am 2. Dezember 2019.
  5. Werner Stiefele: – Dell Westergaard Lillinger Featuring John Tchicai – Dell Westergaard Lillinger. In: Rondo. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  6. Dell, Lillinger, Westergaard: Dreifache Parallelaktion. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  7. Dell Lillinger Westergaard - Grammar II. In: Jazzism. 9. Juli 2020, abgerufen am 5. Mai 2022 (niederländisch).
  8. DownBeat April 2021. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  9. Werner Stiefele: – „Beats“ – Dell-Lillinger-Westergaard. In: Rondo. 20. Februar 2021, abgerufen am 5. Mai 2022.
  10. Boulez, spontan, verjazzt... In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. Januar 2019, abgerufen am 5. Mai 2022.
  11. Author avantscena: DELL|BRECHT|LILLINGER| WESTERGAARD – “Boulez Materialism” (plaist, 2018). In: Avant Scena. 4. Juli 2018, abgerufen am 5. Mai 2022 (englisch).
  12. Dell Lillinger Westergaard feat. Bob Degen – Supermodern Vol. 1. hifitest.de, abgerufen am 5. Mai 2022.
  13. DELL / LLILLINGER / WESTERGAARD & MANERI | salt peanuts*. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  14. SDLW – Stefanovich-Dell-Lillinger-Westergaard - Programm - field notes. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  15. Michael Rüsenberg: DELL - LILLINGER - WESTERGAARD Beats. Abgerufen am 5. Mai 2022.
  16. Starlight. In: Jazzcity. Abgerufen am 18. Juli 2019.
  17. Michael Rüsenberg Besprechung Auftritt JazzFest Berlin 2017 (Memento vom 12. November 2017 im Internet Archive) jazzcity.de
  18. Vier Meister im Studio im Budapest Jazzzeitung
  19. all about KUU | KUU! 28. April 2014, abgerufen am 5. Mai 2022 (amerikanisches Englisch).
  20. KUU!: Artificial Sheep – Albumkritik. In: kulturnews.de. 31. August 2021, abgerufen am 5. Mai 2022 (deutsch).
  21. Interview Lillinger Dell (Memento vom 21. September 2020 im Internet Archive)
  22. Diskografie von Christian Lillinger (Euphorium Freakestra). Abgerufen am 7. Januar 2022.
  23. Zum Kleinen Markgräflerhof :: Künstler. Abgerufen am 10. Februar 2017.
  24. Schlagzeuger Christian Lillinger erhält SWR Jazzpreis 2017 | Musik | SWR2. In: swr.online. (swr.de [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  25. Bert Noglik: Bestenliste 3-2019. 14. August 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 17. August 2019; abgerufen am 17. August 2019.
  26. Deutscher Jazzpreis. Initiative Musik, abgerufen am 4. Juni 2021.
  27. Deutscher Jazzpreis: Preisträger 2022
  28. Gäste. Abgerufen am 21. August 2023 (deutsch).
  29. Besprechung (jazzcity)
  30. Punkt.vrt.plastik: »somit«. In: skug – Journal für Musik. 23. April 2021, abgerufen am 12. Mai 2021.
  31. Michael Rüsenberg: Wollny, Parisien, Lefebvre, Lilling: XXXX ***. jazzcity.de, 15. April 2021, abgerufen am 1. Mai 2021.
  32. Heinz Zietsch: Bestenliste 3. Quartal. In: Preis der deutschen Schallplattenkritik. 2024, abgerufen am 5. September 2024.