Cheyne Beach Whaling Station

Ehemalige Walfangstation, heute ein Schifffahrtsmuseum in Western Australia

Die Cheyne Beach Whaling Station (deutsch: Cheyne-Beach-Walfangstation) wird heute Albany’s Historic Whaling Station genannt. Sie ist überaus bedeutend für die Geschichte des Walfangs in Australiens.

Cheyne Beach Whaling Station (2013)

Die bei Albany in Western Australia liegende Walfangstation hat ihre historische Wurzeln in den 1840er Jahren. Die Anlage zur Verwertung der Wale wurde 1949 mit mäßigen Erfolg in Betrieb genommen. Erst mit der Übernahme der Cheyne Beach Whaling Company Anfang der 1950er Jahre stellten sich größere Fangergebnisse ein. Von 1949 bis 1978 wurden 14.878 Wale erlegt.[1] Alle anderen Walfangstation Australiens hatten aus wirtschaftlichen Gründen den Walfang bereits aufgegeben. Den Ausschlag für die Schließung der Cheyne Beach Whaling Station gaben allerdings auch die wochenlangen gewaltfreien Aktionen von Walfanggegnern auf See, die mit kleinen Schlauchbooten zwischen die Walfänger fuhren und den Walfang behinderten. Sie beabsichtigten, ein Zeichen zu setzen, um den australischen Walfang zu beenden, was ihnen am 20. November 1978 gelang: Die Cheyne Beach Whaling Company gab auf.[2]

In den 1980er Jahren wurde die Walfangstation als Museum wiedereröffnet. Nach den Angaben des Museumsbetreibers soll es das einzige Museum sein, das den gesamten Prozess der Walverwertung vom Walfänger und anschließender industrieller Verwertung nachvollziehbar darstellt.[3]

Lage Bearbeiten

Die Walfangstation liegt an der Frenchman Bay im King George Sound, etwa 65 Kilometer östlich von Albany. Sie wurde wie auch Cheynes Beach, eine kleine Feriensiedlung, nach dem erfolgreichen Unternehmer und Siedler George McCartney Cheyne benannt, der auch Walfänger war.[4] Die Walfangstation liegt direkt neben dem Torndirrup-Nationalpark auf der gleichnamigen Halbinsel.

Geschichte Bearbeiten

Vor Cheynes Beach schwimmen im Frühjahr und Winter Buckelwale und Februar bis Mai große Fischschwärme von Lachsen. Dies lockte schon früh Walfänger und auch Angler an.[5]

Walfänger harpunierten bereits in den 1840er Jahren vom Strand vor Cheynes Beach Wale. Sie stellten Walöl aus dem Walspeck her und entnahmen die Barten großer Wale, die als Fischbein verwertet wurden. In den 1920er Jahren begann die Familie Westermann am Cheynes Beach mit dem kommerziellen Fischfang am Strand. 1946 baute der Fischer Charlie Westerberg das erste Ferienhaus am Strand, da immer mehr Touristen dort Urlaub machten.

Kurze Zeit betrieb eine Albany Whaling Company den Walfang am Cheynes Beach. 1952 baute die Cheyne Beach Whaling Compagy eine Walfangstation auf und begann die industrielle Verwertung der erlegten Buckelwale. Im ersten Jahr war der Walfang auf höchstens 50 Buckelwalexemplare beschränkt.[6] Im Jahr 1954 wurden 1016 Tonnen Tran aus 120 erlegten Walen verkauft. Das war die gesamte Jahresproduktion der Walfängerstation, die damals einen Wert von 100.000 Australischen Pfund erreichte.[7]

Als im Jahr 1962 die Fangquote der Buckelwale dramatisch zurückging, wurden stattdessen Pottwale harpuniert. Im Jahr 1970 wurden 764 Pottwale erlegt und verwertet, dabei stieg der Nettogewinn des Unternehmens von 100.362 für 1969 auf 304.329 Australische Dollar im Jahr 1970.[8]

Walfangende Bearbeiten

Die erste gewaltfreie Aktion gegen die letzte aktive Walfangstation Australiens begann am 28. August 1977. Mit einem Zodiac-Schlauchboot, bis zu 30 Seemeilen vor der Küste, setzen sich Walfanggegner wochenlang zwischen die Harpunen von drei Walfangschiffen, die Pottwale jagten. Unter den Walfanggegnern waren Mitglieder von Greenpeace Australia Pacific, der späteren weltweit aktiven Organisation Greenpeace. Ihnen war Erfolg beschieden, denn am 20. November 1978 fand der letzte Walfang statt, den die Cheynes Beach Whaling Company durchführte. Dabei wurde der letzte Wal in australischen Gewässern harpuniert.[9] Damals endete die Walindustrie von Albany und etwa 100 Personen wurden arbeitslos. Die Aktivisten waren Jonny Lewis, Bob Hunter, Tom Barber († 2017), Jean-Paul Gouin und die amerikanische Touristin Aline Chaney, die später Barber heiratete.

Nachwirken Bearbeiten

Der australische Autor und Journalist Chris Pash schrieb ein Buch The Last Whale (Der letzte Wal) über den Walfang Australiens, das 2008 erschien. Darin spielt neben der Gründung von Greenpeace die Schließung der Cheynes Beach Whaling Company und die Auseinandersetzung von Greenpeaceaktivisten, der Fischindustrie und Fischer eine zentrale Rolle.[10] Dieses Buch kam 2009 in die engere Auswahl für den Frank Broeze Memorial Maritime History Book Prize, ein Preis für bedeutende Literatur über die Geschichte der Seefahrt.

Walfangmuseum Bearbeiten

Das Museum wurde nach der Schließung der Walfangstation im Jahr 1980 als Whale World eröffnet. Laut Museumsbetreiber soll es das einzige Museum sein, das den gesamten Prozess des Walverwertung vom Walfänger über den Weg an die Rampe bis zum Zerlegeplatz, zur Kocherei des Specks und die weitere Verwertung des Walfleisches und der Knochen nachvollziehbar darstellt.[9]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Graham Readfern: An unpleasant business': the last Australian whale hunt, vom 20. November 2018, auf The Guardian. Abgerufen am 9. Juli 2019
  2. auf The Last Whale. Abgerufen am 9. Juli 2019
  3. Historic Whaling Station, auf discoverybay.com.au. Abgerufen am 20. Juni 2019.
  4. Why The Name Of Cheyne Marks Our South Coast, vom 28. Oktober 1950, auf The West Australian. Abgerufen am 10. Juli 2019
  5. Cheynes Beach, auf abanygateway.com.au. Abgerufen am 20. Juni 2019.
  6. Whalung Firms Aims at Start in May. In: The West Australian. 19. Februar 1952, S. 6, auf Trove. Abgerufen am 20. Juni 2019.
  7. Whale Oil from Albany. In: Daily Commercial News and Shipping List. 6. Oktober 1954, S. 1. Abgerufen am 20. Juni 2019.
  8. Whaling profit trebled. In: The Canberra Times. 12. Januar 1971, abgerufen am 20. Juni 2019.
  9. a b History Whaling Station. discoverbay.com.au. Abgerufen am 20. Juni 2019.
  10. Chris Pash: The last whale. Fremantle Press, North Fremantle, W.A. 2008, ISBN 978-1-921361-32-6.

Koordinaten: 35° 5′ 41″ S, 117° 57′ 35″ O