Chalamala

Schweizer spätmittelalterlicher Mime (Region Fribourg)

Chalamala († 1349 oder später, genaue Lebensdaten unbekannt) war ein spätmittelalterlicher Mime aus der Region Freiburg / Fribourg in der heutigen Schweiz.

Chalamala ist als Figur aus dem heutigen Gruyères FR, sowohl eine Legende wie eine historisch nachgewiesene Persönlichkeit aus dem 14. Jahrhundert, möglicherweise war er Hofnarr des Grafen Peter IV. von Greyerz (1307–1365, ab 1342 Graf).[1][2]

Legende Bearbeiten

Als mythische Figur verkörpert Chalamala mit seinen Streichen das fröhliche, sich angeblich am provenzalischen oder gar orientalischen Lebensstil orientierende Grafentum. Die Sage berichtet, dass die Kühe dick wie Häuser waren und dass ihre Milch ganze Teiche füllte. Einen Hirten, der beim Melken von einem Windstoss umgeblasen wurde, habe man Tage später als Leiche in der Tonne mit Milch gefunden, die er in seiner Todesverzweiflung zu Butter geschlagen hatte. Der Name des Hofnarren soll vom Wort chalumeau stammen, Schalmei oder Flöte. Die Herleitung vom arabischen Gruss Salem Aleikum wird ebenfalls in Erwägung gezogen, ist jedoch nicht belegt.[3]

Die Figur des Chalamala hat eine Reihe Erzähler inspiriert und zu Theaterstücken angeregt.

Testament Bearbeiten

Als historische Persönlichkeit hat er sich dokumentiert durch eine einzige Schrift, ein Testament, in dem er als Mime seinen Besitz säuberlich verteilt an seine Frau Raynalda, aber auch an einen Mimen von Aarburg. Datiert ist es mit dem 25. Mai 1349. Es ist eines der seltenen Zeugnisse über einen Hofnarren auf dem Gebiet der heutigen Schweiz.[4]

An der Hauptgasse in Gruyères findet sich ein Haus, das Chalamala zugeschrieben ist, mit Maskenornamenten verziert, aber in Wirklichkeit nach dem Tod des historischen Hofnarren erbaut wurde.[5][6]

Literatur Bearbeiten

  • Marc Alex Bovet, Eugène Reichlen: Légendes de la Gruyère. Zürich 1913.
  • François Reichlen: Le testament de Girard dit Chalamala, Bouffon du Comté de Gruyère Pierre IV. In: Revue historique vaudoise. 29, 1921, Heft 3, S. 73–89; doi:10.5169/seals-23648#83.

Rezeption Bearbeiten

  • Louis Thurler (Libretto), Emile Lauber (Musik): Chalamala. Comédie lyrique en 3 actes. Estavayer-le-Lac 1910.

Weblinks Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

  1. Paul Geiger: Atlas der schweizerischen Volkskunde. Kommentar, Band 2, Teile 4–7. Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde, 1957, S. 637 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  2. Ernst Tremp: von Greyerz FR. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 5. November 2009, abgerufen am 5. Februar 2022.
  3. Willi Wottreng: Narreteien / Das heitere Leben. Abgerufen am 5. Februar 2022
  4. Vgl. Nicolas Morard: Le testament de Girard Chalamala. In: Christophe Mauron, Isabelle Raboud-Schülé: La Gruyère dans le miroir de son patrimoine. 5 Bände. Éditions Alphil, Neuchâtel 2011, ISBN 978-2-940235-82-7, hier Band 3: Pouvoir et territoire, S. 27.
  5. La Maison de Chalamala (Memento vom 14. April 2008 im Internet Archive)
  6. Maison Chalamala. Domus Antiqua Helvetica, abgerufen am 5. Februar 2022 (französisch)