Carinaria cristata

Art der Gattung Carinaria

Carinaria cristata ist eine pelagisch lebende Art von Schnecken aus der Gruppe der Kielfüßer (Schwimmfüßer).

Carinaria cristata

Zeichnung von zwei Carinaria cristata der Siboga-Expedition in Lebendfärbung. Oben ein 42 cm langes Tier ohne Schale, das an der Oberfläche treibend gefunden wurde. Beim unteren Exemplar ist die Schale vorhanden aber seltsam niedrig am Rumpf positioniert. Das Maul ist jeweils rechts, das runde Gebilde an der Unterseite ist die Schwimmflosse. Die Tiere schwimmen umgekehrt mit der Schwimmflosse oben und dem Gehäuse unten.

Systematik
Ordnung: Sorbeoconcha
Unterordnung: Hypsogastropoda
Überfamilie: Kielfüßer (Pterotracheoidea)
Familie: Carinariidae
Gattung: Carinaria
Art: Carinaria cristata
Wissenschaftlicher Name
Carinaria cristata
(Linnaeus, 1767)

Beschreibung Bearbeiten

Carinaria cristata ist die größte von sechs Arten der Gattung Carinaria. Während Carinaria cristata bis zu 68 cm lang werden kann, erreicht die nahe verwandte Art (oder Unterart) Carinaria japonica eine Maximalgröße von 15 cm.

Das Gehäuse ist konisch, papierdünn, durchscheinend und in noch frischem Zustand biegsam. Die Schale ist wie eine Zipfelmütze geformt und seitlich abgeflacht, mit kleiner, nach hinten gerollter Spitze. Die Rippen sind glatt, gewellt und konzentrisch und verlaufen bis zu einem Kiel, der von innen gut sichtbar ist.

Die Schnecken sind getrenntgeschlechtlich. Der lange, zylindrische Körper hat eine Schwimmflosse und ist nahezu gänzlich durchsichtig. Er kann zu keinem Zeitpunkt ins Gehäuse zurückgezogen werden. Deutlich sichtbar sind der dreieckige, dunkel gefärbte viscerale Nucleus (Eingeweidesack mit Leber, Hoden bzw. Eierstock, Herz und Nieren), die großen Augen mit ihrer schwarzen Retina, die Kiefer und die Radula, ebenso der Darm, wenn er mit Beutetieren gefüllt ist. Die Zahnformel der Radula von Carinaria cristata lautet 2-1-1-1-2.

Vorkommen Bearbeiten

Carinaria cristata kommt in warmen bis gemäßigten Gewässern des Indopazifik vor. Die Tiere leben in den oberen Schichten des Meeres, wo sie sich schwimmend fortbewegen. Wie alle Schwimmfüßer schwimmt das Tier mit der Unterseite nach oben.

Ernährung Bearbeiten

Carinaria cristata frisst überwiegend Salpen (Doliolum denticulatum, Thalia democratica), außerdem Pfeilwürmer (Sagitta spp.) und planktische Schnecken (z. B. Thecosomata), wobei Kannibalismus vorkommen kann, daneben auch Krebse (Krill, Ruderfußkrebse) sowie zu einem kleineren Anteil Nesseltiere (kleine Staatsquallen: Nanomia bijuga, Muggiaea atlantica) und Fische (Larven von Laternenfischen). Die Beutetiere sind typischerweise halb so lang wie der Räuber. Sie werden als Ganzes verschluckt und im Vorderdarm verdaut, wobei die Verdauungszeit etwa 3 bis 4 Stunden beträgt. Die Schnecke ist überwiegend tagaktiv, möglicherweise weil sie ihre Beute mit den Augen ortet.[1]

Feinde Bearbeiten

Die wichtigsten Feinde von Carinaria cristata sind Fische, darunter Thunfische, sowie Schildkröten.[2]

Forschungsgeschichte Bearbeiten

Die Schale von Carinaria cristata wurde von Carl von Linné 1767 in der 12. Ausgabe des Systema Naturae unter dem Namen Patella cristata als eine Napfschnecke beschrieben.[3] Johann Friedrich Gmelin nennt das Tier 1791 Argonauta vitreus („Gläserner Argonaut“) und ordnet es somit den Papierbooten, also Kopffüßern zu.[4] Jean-Baptiste de Lamarck stellte 1801 den Namen der Schneckengattung Carinaria auf und ordnete ihr auch diese Art unter dem Namen Carinaria vitrea zu.[5]

Literatur Bearbeiten

  • Stanley Peter Dance: Ravensburger Naturführer Muscheln und Schnecken. Ravensburger, Ravensburg 1994, ISBN 3-473-46079-6, S. 75.

Weblinks Bearbeiten

Commons: Carinaria cristata – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. R. R. Seapy: Predation by the epipelagic heteropod mollusk Carinaria cristata forma japonica. Marine Biology 60 (2-3), 1980, S. 137–146.
  2. Takashi Okutani: Notes on the genus Carinaria (Heteropoda) from Japanese and adjacent waters. Publications of the Seto Marine Biological Laboratory 9 (2), 1961, S. 333–252.
  3. Carolus Linnaeus: Systema Naturae, 1766, Vermes, S. 1260, No. 768 (Digitalisat).
  4. Johann Friedrich Gmelin: Caroli a Linné systema naturae per regna tria naturae, secundum classes, ordines, genera, species, cum characteribus, differentiis, synonymis, locis ... Editio decima tertia, aucta, reformata. Georg Emanuel Beer, Leipzig 1788–1793. Teil 6: Vermes (1791), S. 3368.
  5. Jean-Baptiste de Lamarck: Système des animaux sans vertebres, ou tableau général des classes, des ordres et des genres de ces animaux; présentant leurs caracteres essentiels et leur distribution, d'apres la considération de leurs rapports naturels et de leur organisation, et suivant l'arrangement établi dans les galeries du Muséum d'Hist. Naturelle, parmu leurs dépouilles conservées; précédé du discours d'ouverture du Cours de Zoologie, donné dans le Muséum National d'Histoire Naturelle l'an 8 de la République. Paris 1801. S. 99.