Brotherhood (Dokumentarfilm)

Film von Francesco Montagner (2021)

Brotherhood ist ein Dokumentarfilm von Francesco Montagner, der im August 2021 beim Locarno Film Festival seine Premiere feierte.

Film
Titel Brotherhood
Produktionsland Tschechien, Italien
Originalsprache Bosnisch
Erscheinungsjahr 2021
Länge 97 Minuten
Stab
Regie Francesco Montagner
Drehbuch Francesco Montagner, Alessandro Padovani
Produktion Pavla Janoušková Kubečková
Kamera Prokop Souček
Schnitt Valentina Cicogna
Besetzung
  • Jabir Delic
  • Usama Delic
  • Useir Delic
  • Ibrahim Delic

Inhalt Bearbeiten

Jabir und sein jüngster Bruder Usgeir kümmern sich gemeinsam um die Schafherde ihres Vaters, inmitten der idyllischen Landschaft von Bosnien und Herzegowina. Jabir würde gerne nach Österreich ziehen, um einen Job zu finden, ist sich aber unsicher, weil bald das Urteil im Prozess seines Vaters erwartet wird. Bevor Ibrahim verhaftet wurde, hat er seine drei Söhne mit der Aufgabe betraut, sich während seiner Abwesenheit um den Familienbesitz zu kümmern. Er ist salafistischer Prediger und kämpfte im Bosnienkrieg der 1990er Jahre gegen die Serben. Im Jahr 2016 wurde Ibrahim beschuldigt, vor Kämpfern und Zivilisten in Syrien religiöse Vorträge zur Unterstützung des IS gehalten zu haben.

Nachdem Ibrahim zu 23 Monaten Gefängnis verurteilt wird, trägt Jabir zusätzlich noch die Verantwortung für seine beiden jüngeren Brüder. Usama kümmert sich um das Vieh, und Usgeir soll sich auf seine Ausbildung konzentrieren.[1]

Produktion Bearbeiten

Regie führte Francesco Montagner, der gemeinsam mit Alessandro Padovani auch das Drehbuch schrieb. Es handelt sich nach seinem Kurzfilm Importance of everybody um Montagners Regiedebüt bei einem Langfilm. Der aus Norditalien stammende Montagner stieß im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über Terrorismus und Radikalismus in Bosnien auf die bosnische Familie Delic. Er und seine Crew verbrachten vier Jahre mit den Jungen.[1]

Eine erste Vorstellung erfolgte am 9. August 2021 beim Locarno Film Festival.[2][3] Ende Januar, Anfang Februar 2022 wurde er beim International Film Festival Rotterdam gezeigt.[4] Ende März, Anfang April 2022 wurde er bei CPH:DOX, dem International Documentary Film Festival Copenhagen, vorgestellt.[5] Ende April, Anfang Mai 2022 wurde er im Rahmen des Filmfestivals Crossing Europe gezeigt[6], Ende des Monats beim Kinder- und Jugendfilmfestival in Zlín.[7]

Rezeption Bearbeiten

Kritiken Bearbeiten

Giorgia Del Don vom Online-Filmmagazin Cineuropa schreibt, der Film lote eindrücklich das Dilemma aus, in dem sich die drei Jungen befinden, hin- und hergerissen zwischen ihrer Zugehörigkeit zu einem unnachgiebigen Clan und der Notwendigkeit, sich selbst zu entdecken. Francesco Montagner zeige sie in einem kritischen Abschnitt ihres Lebens, an dem Übergang von der Kindheit zum Erwachsenen. So müsse der Älteste der drei, kaum 18 Jahre alt, nach dem Weggang des Vaters plötzlich die Rolle des Familienoberhauptes übernehmen, sei aber gleichzeitig, typisch für sein Alter an allem bisher Verbotenen interessiert. Der zweite, der den radikalen Lehren seines Vaters immer noch sehr verbunden ist, ersetzt ihn als Prediger, während der Jüngste versucht, seine Schulbildung so gut wie möglich fortzusetzen. Als Zuschauer frage man sich, wie man an der Stelle von Jabir, Usama und Useir gehandelt hätte und ob man selbst gegen einen autoritären und unnachgiebigen Vater wie den ihren aufbegehrt hätte.[8]

Auszeichnungen Bearbeiten

Crossing Europe 2022

  • Nominierung im Dokumentarfilmwettbewerb[6]

Ji.hlava International Documentary Film Festival 2021

  • Auszeichnung als Bester tschechischer Dokumentarfilm
  • Auszeichnung für die Beste Kamera (Prokop Souček)[9]

Locarno Film Festival 2021

  • Auszeichnung im Concorso Cineasti del presente (Francesco Montagner)[10]

Sofia Film Festival 2022

  • Nominierung im Documentary Competition[11]

When East Meets West 2019

  • Auszeichnung mit dem Film Centre Serbia Development Award (Francesco Montagner)[12]

ZagrebDox International Documentary Film Festival 2022

  • Nominierung im regionalen Wettbewerb[13]

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b Arun Kumar: BROTHERHOOD (2021) LOCARNO’ REVIEW – AN IMPRESSIVE COMING OF AGE DOCUMENTARY. In: highonfilms.com, 11. August 2021.
  2. Scott Roxborough: Locarno Film Festival Unveils Lineup. In: The Hollywood Reporter, 1. Juli 2021.
  3. Brotherood In: locarnofestival.ch. Abgerufen am 12. August 2021.
  4. IFFR 2022: first films announced. In: iffr.com, 3. November 2021.
  5. Brotherhood. (Memento des Originals vom 1. Juli 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/cphdox.dk In: cphdox.dk. Abgerufen am 2. März 2022.
  6. a b Crossing Europe. Pressemappe 2022. In: crossingeurope.at. Abgerufen am 13. April 2022. (PDF; 4 MB)
  7. https://program.zlinfest.cz/online/en/detail/?id=18210
  8. Giorgia Del Don: Review: Brotherhood. In: cineuropa.org, 11. August 2021.
  9. 25th Ji.hlava International Documentary Film Festival Awards 2021. In: filmneweurope.com. Abgerufen am 31. Oktober 2021.(PDF; 218 KB)
  10. Jessica Kiang: Golden Leopard Winner 'Vengeance is Mine, All Others Pay Cash' Heads Impressive Slate Of Locarno Awards. In: Variety, 14. August 2021.
  11. 26th International Film Festival Sofia Film Fest. In: siff.bg, 24. Februar 2022.
  12. Vassilis Economou: Brotherhood wins the ninth WEMW. In: cineuropa.org, 24. Januar 2019.
  13. Vassilis Economou: The 18th edition of ZagrebDox announces its selection. In: cineuropa.org, 24. März 2022.