Bolon Tiku (auch bolón-ti-ku, deutsch: „Neun Herren der Nacht“) ist der Name einer Göttergruppe der Maya.

9 Herrscher der Nacht im Codex Borgia, (Leserichtung bustrophedon, d. h. schlangenförmig von rechts unten nach links oben)

Mythologie Bearbeiten

Die „Neun Herren der Nacht“ sind der Gegenpart der „13 Herren des Himmels“ bzw. der „13 Herren des Tages“ (oxlahun-ti-ku) und haben wie diese eine Entsprechung in der Mythologie bzw. im Kalender der Mexika.[1]

Die Neun Herren der Nacht regieren aus der Unterwelt. Sie sind die Herren der Mitternachtssonne und werden von Erdsymbolen begleitet. Ihre Glyphen sind meist stark schematisiert.

Jeder von den Neun herrschte im Haab-Kalender im täglichen Wechsel über in Summe 40 Tage. Von den verbleibenden 5 Unglückstagen (Uayéb, der 19. Monat) zogen die Herren der Nacht ihre Hand ab, wodurch diese ohne Schutz blieben. Auch die Chilám-Balám-Bücher berichten vom Kampf der Neungötter gegen die Dreizehngötter.

In der Verzahnung beider Kalender vereinigen sich beide Systeme und Göttergruppen nach 13 Tún (à 360 Tage), also nach 4680 Tagen.

Bezeichnung Bearbeiten

Die Maya-Namen der Neungötter sind nicht überliefert, daher werden diese lediglich als G-1 bis G-9 bezeichnet. Michel Davoust theoretisierte 1995 eine Interpretation der Maya-Schrift der Glyphen:[2][3]

  • G-1: Bolon Ch'ul „die neun Gottheiten“
  • G-2: Hoy Abac „Verteiler von Tinte oder Asche“
  • G-3: Hanab Ch'ahon „Blumenmais“
  • G-4: Wuk Ah „sieben Maisstängel“
  • G-5: Ho' Nen „fünf Spiegel“
  • G-6: Nal „Gott E des Maises“
  • G-7: Weniger schlüssige Analyse, vielleicht war es Nah „unbekannt“, Nach „zwischen den Zähnen haben“ oder Ah Zac „weißer Herr-Herr des Lichts“.
  • G-8: Ol „Herz“
  • G-9 / G-0: Chah Kin „Sonne der Nacht“

Sven Gronemeyer hat sich kürzlich ähnliche Namen in Bezug auf den Maiszyklus einfallen lassen.[4]

Bolontiku hat Ähnlichkeit mit Yoalteuctin der aztekischen Kultur:[5]

  • Xiuhtecuhtli (Mutter und Vater der Götter, Gott des Feuers, des Lichtes in der Dunkelheit)
  • Itztli (Gott des Steins und der Opferungen)
  • Piltzintecuhtli (Gott der aufgehenden Sonne und der Halluzinogene)
  • Cinteotl (Gott des Maises und der Fruchtbarkeit, Sohn des Piltzintecuhtli und der Tlazolteotl)
  • Mictlantecuhtli (Herrscher des Totenreiches)
  • Chalchiuhtlicue (Göttin der Gewässer und Flüsse)
  • Tlazolteotl (Göttin der Wollust)
  • Tepeyollotl (Gott der Erdbeben und des Jaguars. Er ist der Gott der achten Nachtstunde)
  • Tlaloc (Gott des Regens)

Bolon Tiku-Formel für Daten Bearbeiten

Es gibt zwei Möglichkeiten, die dem Bolontikú des Tages entsprechende Glyphe zu erhalten, die erste durch die lange Zählung und die zweite durch das Julianische Datum und die GMT-Korrelation. Alle Zyklen beginnen bei G9 und sind 0, am 21. Dezember 2012 war G9.[2]

Verwendung der lange Zählung Bearbeiten

Es wird mit Hilfe einer Formel erhalten, die uinal und kin von Lange Zählung und neun als n modulo:

  •  

Formel vom 20. Dezember 2012, 17 uinal 19 kin:

  •  

Formel vom 21. Dezember 2012, 0 uinal 0 kin:

  •  

Verwendung der Julianisches Datum Bearbeiten

Es wird unter Verwendung des Julianisches Datum minus der GMT-Korrelation plus einem Tag und neun als n modulo:

  •  

Formel vom 20. Dezember 2012:

  •  

Formel vom 21. Dezember 2012:

  •  

Sonstiges Bearbeiten

In der Maya-Stätte von Comalcalco gibt es einen Raum, der als „Grab der Neun Herren der Nacht“ bezeichnet wird.

Literatur Bearbeiten

  • David M. Jones und Brain L. Molyneaux: Mythologie der Neuen Welt : Eine Enzyklopädie der Mythen in Nord-, Meso- und Südamerika, Reichelsheim 2002, S. 95

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Die neun Herren der Nacht. In: Tonalpohualli.ch
  2. a b The G and F Glyphs of the Lunar Supplementary Series Pauahtun.org. Consultado el 20 de junio 2021
  3. Davoust, Michel (1995) L’Écriture Maya et son Déchiffrement, CNRS Éditions, Paris. Consultado el 19 de julio de 2021
  4. Sven Gronemeyer (2006) Glyphs G and F: Identified as aspects of the maize good Institut für Altamerikanistik und Ethnologie (IAE) Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Consultado el 20 de junio de 2021
  5. Ivan van Laningham: 8. The G and F Glyphs of the Lunar Supplementary Series. In: Pauahtun.org. The Mayan Calendar, 28. Mai 2013, abgerufen am 20. Oktober 2016.

Weblinks Bearbeiten