Bessie Mae Kelley

US-amerikanische Trickfilmzeichnerin

Elizabeth Mae Kelley, verheiratet: Hirschy (* 10. November 1890 in Pennsylvania, USA[1]; † 21. Oktober 1981 in Lake City, Wabasha County, Minnesota),[2][3] war eine amerikanische Trickfilmzeichnerin. Sie gehört zu den ersten Frauen, die handgezeichnete Animationsfilme herstellten.[4]

Leben und Werk Bearbeiten

Kelley war die Tochter des kanadischen Landwirts Josiah Brown Kelley (1861–1936) und seiner englischen Ehefrau Eliza Ann, geborene Fiddler (1863–1926). Laut der Volkszählung von 1910 lebte sie als Künstlerin mit ihren Eltern in Caribou (Maine). Sie studierte am Walker Institute of Art und am Pratt Institute.[5] In den 1920er Jahren reiste sie mit einem Koffer mit Papier, Kohle und einer Staffelei durch das Land und informierte darüber, wie Zeichentrickfilme gemacht wurden.

Kelley erstellte Cartoons, die auf dem Klassiker Äsops Fabeln mit vermenschlichten Tieren basierten. Sie arbeitete für Paul Terry und zeichnete ein Mäusepaar namens Milton und Mary, die der späteren Mickey Mouse und Minnie Mouse sehr ähnelten.[6]

Kelleys Arbeit blieb zu Lebzeiten weitgehend unbekannt, bis sie 2022 von der Animationshistorikerin Mindy Johnson wiederentdeckt wurde. Johnson erkannte Kelley in einem Gruppenbild männlicher Entertainer aus den 1920er Jahren, während andere Historiker sie zuvor für eine Sekretärin oder Haushälterin gehalten hatten. Laut Johnsons Recherchen begann Kelley 1917 Kurzfilme zu drehen und zu animieren, die heute als die frühesten bekannten handgezeichneten Animationsfilme einer Frau gelten.[7]

Kelley heiratete 1932 den Maschinisten William A. Hirschy (1908–1980). Ab dann nannte sie sich Elizabeth Hirschy[8], gab aber unter ihrem Mädchennamen noch gelegentlich Kurse in Zeichnen und Animation.[9] Sie starb 1981, ein Jahr nach dem Tod ihres Ehemannes. Die gemeinsame Grabstätte befindet sich auf dem Lakewood Cemetery in Minneapolis.[10]

Rekonstruktion Bearbeiten

Johnson fand in San Diego im Besitz von Kelleys Großneffen Originalzeichnungen auf Reispapier, die bei der Erstellung der Kurzfilme verwendet wurden, sowie Kupferdrucke, ein Tagebuch, Sammelalben und Fotos mit Kelleys Anmerkungen. Eine der Filmdosen enthielt einen stark beschädigten animierten Kurzfilm, den Kelley 1918 mit Figuren aus dem Comicstrip Gasoline Alley inszeniert hatte.[11]

Am 19. Dezember 2022 präsentierte das Academy Museum of Motion Pictures zusammen mit Kurzfilmen ihrer Kollegen Winsor McCay, John Randolph Bray, Otto Messmer, Dave Fleischer und anderen die wiedergefundenen Filme von Bessie Mae Kelley aus den Jahren 1921 und 1922.[7][12]

Filmografie (Auswahl) Bearbeiten

  • 1921: Flower Fairies, Regie: Bessie Mae Kelley.
  • 1922: A Merry Christmas, Regie: Bessie Mae Kelley.

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Wie Axel Jay in Tenth… ausführt, gibt es unterschiedliche Angaben zum Geburtsort in Pennsylvania und zum Geburtsjahr, das mit 1889, 1890 oder 1897/98 aufgeführt wird. Das Jahr 1890 wird hier übernommen; es ist durch die meisten Quellen gesichert. Der spätere Termin 1897/98 kann ausgeschlossen werden, da Kelley in der Volkszählung von 1910 mit Beruf Künstlerin eingetragen ist, sie wäre zu diesem Zeitpunkt aber dann erst 12 oder 13 Jahre alt. Dieser jüngere (falsche) Geburtstermin taucht selbst in der Heiratslizenz auf. Es kann nur vermutet werden, dass dadurch der sehr große Altersunterschied von ca. 18 Jahren zwischen den Eheleuten ‚abgemildert‘ werden sollte.
  2. Death Certificate Index: 1981-MN-026795. In: mnhs.org. Abgerufen am 12. Januar 2023 (englisch).
  3. Hirschy Elizabeth K. Died. In: Star Tribune. 24. Oktober 1981, S. 43, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
  4. Jonaki Mehta, Courtney Dorning, Mary Louise Kelly: Bessie Mae Kelley is one of the earliest known women to hand-draw animated films. In: NPR. 19. Dezember 2022, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
    Jonaki Mehta, Courtney Dorning, Mary Louise Kelly: Bessie Mae Kelley is one of the earliest known women to hand-draw animated films. (mp3-Audio; 5 MB; 5:30 Minuten) In: NPR. 19. Dezember 2022, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
  5. Alex Jay: Tenth Letter of the Alphabet: Creator: A Few Details About Artist, Animator and Director Bessie Mae Kelley. In: Tenth Letter of the Alphabet. 21. Dezember 2022, abgerufen am 11. Januar 2023 (englisch).
  6. Jonaki Mehta: Her work as a pioneering animator was lost to history — until now. In: NPR News. 24. Dezember 2022, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
  7. a b D. D. Degg: HerStory: Bessie Mae Kelley – Comic Chronicles. In: The Daily Cartoonist. 17. Dezember 2022, abgerufen am 11. Januar 2023 (englisch).
  8. Calais. In: The Bangor Daily News. 21. Oktober 1932, S. 5, Spalte 1, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch).
  9. W. P. A. Arts and Crafts Workshop Attended by Owensboroans. In: The Owensboro Messenger. 3. Juli 1938, S. 1, erstes Foto, abgerufen am 31. Januar 2023 (englisch, (kostenpflichtig)).
  10. Bessie Mae Kelley in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 13. Januar 2023 (englisch).
  11. Découverte. Bessie Mae Kelley, une femme parmi les pionniers du dessin animé dans les années 1920. In: courrierinternational.com. 25. Dezember 2022, abgerufen am 11. Januar 2023 (französisch).
  12. Mindy Johnson: Preservation Conversation: “The Only Woman Animator” – Women at the Dawn of an Industry. In: academymuseum.org. Abgerufen am 11. Januar 2023 (englisch).