Bernhard von Puschlav (Steinmetz)

Steinmetzmeister und Architekt

Bernhard von Puschlav, auch Bernardo da Poschiavo, (* um 1465; † nach 1522) war ein Steinmetzmeister und Architekt der Spätgotik, der zwischen 1490 und 1522 in Graubünden mindestens fünf (heute meist evangelisch-reformierte) Kirchenbauten schuf und vermutlich an einer grösseren Zahl weiterer Kirchenbauten beteiligt war. Seine Herkunft ist unbekannt, vermutlich war er ab etwa 1497 im Puschlav (italienisch Val Poschiavo,) ansässig.[1] Charakteristisch für sein Werk sind spätgotische Kirchenbauten mit Langhäusern, mit äusseren Strebepfeilern und figurativen Rauten-, Stern- und Haspelsterngewölben.

Leben Bearbeiten

 
Steinmetzzeichen Bernhard von Puschlav

Eine urkundliche Fassung von Bernhard von Puschlav ist bisher nicht möglich. Sein Steinmetzzeichen taucht erstmals 1490 in der reformierten Kirche Scharans auf. Sein Steinmetzzeichen ist eine direkte Abwandlung desjenigen von Meister Steffan Klain, weshalb Bernhard wahrscheinlich seine Lehre zum Steinmetz bei Klain begann. In der Folge schloss sich Bernhard dem Bautrupp von Andreas Bühler an. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts gelangte er wohl – im Zusammenhang mit dem spätgotischen Umbau der Stiftskirche San Vittore Mauro – nach Poschiavo. Erwin Poeschel vermutet, dass Bernhard in diesem Zusammenhang im Puschlav ansässig wurde.[2] Sein letztes Werk ist die Florinuskirche (Ramosch) im Jahre 1522. Danach verliert sich seine Spur.

Bauwerke Bearbeiten

 
Sakramentshäuschen in Scharans, 1490

Literatur Bearbeiten

  • Adolf Gaudy: Die kirchlichen Baudenkmäler der Schweiz. Band Graubünden. Ernst Waldmann Verlag, Zürich 1921, S. 47.
  • Manuel Maissen: Gewölbebau der Spätgotik in Graubünden 1450–1525. Hrsg. Staatsarchiv Graubünden. Schwabe Verlag, Basel 2023. ISBN 978-3-7965-4749-2.
  • Nott Caviezel: Freie Baulust im Freistaat. Graubünden und die Spätgotik. In: Rainer Loose (Hrsg.): Von der Via Claudia Augusta zum Oberen Weg – Leben am Etsch und Inn. Innsbruck 2006, S. 213–237.
  • Walter Gfeller: Spätgotische Kirchen im Kanton Graubünden – ihre Gewölbe und Masswerke. In: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 73/3 (2016) S. 187–208.
  • Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band I, Birkhäuser Verlag Basel (1937), S. 97–98.

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Nott Caviezel: Bernardo da Poschiavo. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  2. Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Hrsg.: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Band I. Birkhäuser Verlag, Basel 1937, S. 98.
  3. Manuel Maissen: Gewölbebau der Spätgotik in Graubünden 1450–1525. In: Staatsarchiv Graubünden (Hrsg.): Quellen und Forschung zu Bündner Geschichte. Band 40. Schwabe Verlag, Basel 2023, ISBN 978-3-7965-4749-2, S. 184.
  4. Manuel Maissen: Gewölbebau der Spätgotik in Graubünden 1450–1525. In: Staatsarchiv Graubünden (Hrsg.): Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte. Band 40. Schwabe Verlag, Basel 2023, ISBN 978-3-7965-4749-2, S. 158–169.
  5. Diego Giovanoli: Früh dem Verfall überlassen – Die Wallfahrtsstätte San Gaudenzio bei Casaccia. In: Bündner Monatsblatt. ETH Zürich, 2019, abgerufen am 29. August 2023.
  6. Manuel Maissen: Gewölbebau der Spätgotik in Graubünden 1450–1525. In: Staatsarchiv Graubünden (Hrsg.): Quellen und Forschungen zur Bündner Geschichte. Band 40. Verlag Schwabe, Basel 2023, ISBN 978-3-7965-4749-2, S. 206–219.