Benutzer Diskussion:Tavin/Stochastischer Terrorismus

Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von Matthiask de in Abschnitt Bearbeitung

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Lass uns das ruhig hier besprechen, denn hier gehört es thematisch auch hin. Inzwischen stehen, von dir schon angeführt, wesentlich bessere Quellen zur Verfügung als damals. Der begriffliche Hauptunterschied zwischen dem stochastischen und dem "Lone Wolf"-Terroristen ist offenbar, daß der erstere unterhalb der Schwelle der konkreten Anstiftung auf ein schon vorhandenes gewaltbereites Milieu einwirkt und ihm Ziele und Rechtfertigungsmuster anbietet, während der letztere durch dieses Verhalten motiviert wird, eine Tat zu begehen. Nach rechtlicher Definition (in Deutschland) ist Anstifter, wer einen anderen dazu bestimmt, eine Tat zu begehen, wobei der Anstifter die Tat als eigene Tat will. Das Unterscheidungskriterium zum s. T. ist, daß dieser weder den Täter noch die konkrete Tat kennt und auch mit dem Täter nicht direkt in Verbindung steht - wodurch er nach gegenwärtiger Rechtslage kein Anstifter ist und straflos bleibt. Allerdings erhöht dieses - meist niedrigschwellige - Verhalten die Wahrscheinlichkeit, daß es zu einem Anschlag auf ein noch nicht feststehendes Zeil kommt. Das sollte sauber herausgearbeitet werden, um die Sachverhalte "stochastischer Terrorismus" und "Lone Wolf"-Terrorist sauber zu trennen. Richtig ist wiederum, daß beide zusammenwirken.--Matthiask de (Diskussion) 23:05, 10. Okt. 2021 (CEST)Beantworten

@Matthiask de okay, gerne. Genau die Stochastischen Terroristen sind die Hetzer, die einsamen Wölfe ihre selbsternannten Vollstrecker. Ich bastele gerade an Benutzer Diskussion:Tavin/Radikalisierung im Internet was auch noch Thematische Überschneidungen hat. --Tavin (Diskussion) 14:52, 12. Mai 2022 (CEST)Beantworten
Es gibt da eigentlich schon zu viele Redundanzen Momentan wird gerade die Löscheung von "Alt-Right-Pipeline" diskutiert, was ich insofern für sachgerecht halte, als dieser Effekt nicht auf Neu-Rechtsextremismus beschränkt ist. Vielmehr ist er ein Durchlauferhitzer für alles mögliche wirre Zeug. --Matthiask de (Diskussion) 15:05, 12. Mai 2022 (CEST)Beantworten

Definitionen

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  • Stochastic terrorism is the utilization of information media [...] to radicalise and exhort random members of the population to participate in terrorism. The stochastic terrorist is considered the instigator of the violence and the perpetrator of the vio-lence is considered to be the lone wolf. The term stochastic is used because the acts may be statistically predictable but individually random. Peter Brennan: A machine learning approach to the analysis of terrorism (Peter Brennan, Masterarbeit am Department of Computer Science, Institute of Technology, TU Dublin, 2016), in: ResearchGate.net, 22.5.2017, DOI 10.13140/RG.2.2.11569.89449, Kapitel 1, Abschnitt 1.6 Nr. 9.[2]
  • ...a pattern that can’t be predicted precisely but can be analyzed statistically. It is the demonization of groups through mass media and other propaganda that can result in a violent act because listeners interpret it as promoting targeted violence — terrorism. And the language is vague enough that it leaves room for plausible deniability...[3] Kayyem lehnt das Konzept des „einsamen Wolfes“ grundsätzlich ab. Massenerschießungen wie den Anschlag in El Paso und eine offenbare Nachahmungstat, den Anschlag von Dayton 2019, nicht als ideologischen Konflikt betrachten zu wollen, hiesse, sie aus der terroristischen Rhetorik herauszulösen, in denen solche Taten geboren würden.
  • Stochastischer Terrorismus beschreibt dabei die medial und digital verbreitete Herabwürdigung bestimmter Gruppen, mit dem Ziel, zu Gewalttaten gegen Angehörige dieser Gruppen zu animieren. Allein durch das Verbreiten von Hassrede und Verschwörungstheorien soll dabei ein gesellschaftliches Klima erzeugt werden, in dem Einzelne zur Tat schreiten und Mitglieder der Zielgruppe tätlich angreifen. Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage, Definition unter Bezugnahme auf Kayyem/Washington Post[4]

Beschreibungen

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Natascha Strobl

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Die Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl beschreibt stochastischen Terrorismus als „gemeinschaftliches Projekt“ mit drei Ebenen:

  • Legitimierer: Personen, die ihre gesellschaftlich anerkannten Positionen zur Verbreitung menschenfeindlichen Gedankenguts nutzen, indem sie etwa rassistische oder frauenfeindliche Positionen propagieren. Dabei halten sie sich innerhalb sozial akzeptierter Grenzen;
  • Ermöglicher: Personen, die die von den Legitimierern in den Diskurs eingebrachten Konzepte der Ungleichheit und Minderwertigkeit von Gruppen und Einzelpersonen durch Framing umsetzen und „Themen und spezifische Gesprächspunkte“ setzen;
  • Einen Online-Mob in öffentlichen und geschützten Bereichen sozialer Medien, der diese „destillierte Legitimation und Themensetzung“ konsumiert. Die Vermischung von Legitimation und Ermöglichung führe zu einer scheinbar unorganisierten Selbstradikalisierung, die schließlich in der Begehung einer Gewalttat münde. Grenzen der Akzeptanz würden hier gezielt geprüft und erweitert und verhasste Gruppen und Personen entmenschlicht.

Dabei sei bedeutend, daß sich die Legitimierer von den Ermöglichern kaum abgrenzten. Die Legitimierer würden Gruppen und Personen als Ziele markieren, die Ermöglicher die Online-Mobs mit gezielten, leicht konsumierbaren (Fehl-)Informationen versorgen. Im Falle von Gewalttaten könne man die Verantwortung dann scheinbar verwirrten Einzeltätern zuschieben. Der dahinter stehende „dynamische und volatile Diskurscluster“, der die Taten schon vor ihrer Begehung als gerechtfertigt habe erscheinen lassen, gerate dabei aus dem Blickfeld. Namentlich nannte Strobl hierbei Donald Trump, der Personen mit einem Tweet oder einem Video markiere.[5]

Simon Strick

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Die rassistischen Mörder von Christchurch und Halle wurden weniger durch neofaschistische Organisationen radikalisiert oder befehligt, als dass sie die Agitationsgenres ihrer medialen Netzwerke aufnahmen und ausagierten: ‹Großer Austausch›, ‹Jüdische Weltverschwörung›, ‹Whitelash2020› (siehe Fußnote 26) und so weiter. 28 Diese neofaschistischen Terroristen setzten narrative Skripte der Radikalisierung und Gewalt um, deren medial-diskursives Zusammenwirken die Gewalttat nicht direkt produziert, aber stochastisch wahrscheinlich macht. Strick, Simon: Emergente, spielerische Faschismen. in: Zeitschrift für Medienwissenschaft, Jg. 13 (2021), Nr. 2, S. 81–90.

Beispielfälle

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Die Beispielfälle, so wie sie jetzt sind, würde ich erst mal komplett rauswerfen, um zuerst den Kern sauber herauszuarbeiten. Für den deutschsprachigen Raum scheinen mir Natascha Strobls Ausführungen die relevantesten zu sein.--Matthiask de (Diskussion) 17:05, 6. Mai 2022 (CEST)Beantworten

Ja, habe ich auch erstmal entfernt. In Deutschland halte ich Lübcke für wichtig. --Tavin (Diskussion) 11:53, 11. Mai 2022 (CEST)Beantworten
Ebenso den Amoklauf von Hanau. Letzterer ist deswegen bedeutend, da der Täter eigentlich kein typischer politischer Attentäter mit Einbindung in extremistische Strukturen war, sondern psychische Auffälligkeiten aufwies; die von ihm konsumierte Propaganda und Hetze hat ihm ein Feindbild präsentiert, aus dem er dann völlig zufällig Opfer auswählte. Dies verdeutlicht noch mehr den Unterschied zum "klassischen" politisch motivierten Attentat. --Matthiask de (Diskussion) 12:27, 11. Mai 2022 (CEST)Beantworten

Verweise

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  1. Sebastian Striegel: Die Große Anfrage #13: Zu viele Einzelfälle: Was ist „stochastischer Terrorismus“? » Sebastian Striegel. Abgerufen am 10. Oktober 2021 (deutsch).
  2. a b Simon Strick: Emergente, spielerische Faschismen. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft. Band 13, Nr. 2, 2021, S. 81–90, doi:10.25969/mediarep/16791 (mediarep.org [abgerufen am 10. Oktober 2021]).
  3. Juliette Kayyem: There are no lone wolves. In: The Washington Post. 4. August 2019, abgerufen am 25. Mai 2022 (englisch).
  4. Drucksache 19/19408, Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Konstantin Kuhle, Stephan Thomae, Grigorios Aggelidis, weiterer Abgeordneter und der Fraktion der FDP – Drucksache 19/18801 –, 25. Mai 2020, Abruf am 25. Mai 2022
  5. Natasche Strobl: Stochastischer Terrorismus – die digitale Aufrüstung zum Bürgerkrieg. In: Carta. 18. November 2020, abgerufen am 25. Mai 2022.