Zama war eine antike Stadt in Nordafrika, ursprünglich im Gebiet von Karthago, später im römischen Africa proconsularis.

Der karthagische Feldherr Hannibal kämpfte 202 v. Chr. im Zweiten Punischen Krieg hier in der Schlacht von Zama gegen die Römer, in der er vom römischen General Scipio Africanus dem Älteren besiegt wurde.

Obwohl die Stadt (vor allem durch die Schlacht) geschichtliche Bedeutung hat und von zahlreichen antiken Autoren erwähnt wird, herrscht betreffend ihrer Lage bis heute Unklarheit. Mehr noch: Es ist nicht klar, ob von einer oder mehreren Städten mit Namen Zama in den Quellen berichtet wird. Es ist die Rede von einfach nur Zama, aber auch von Zama Regia („königliches Zama“), Zama Major („Groß-Zama“), Zama Minor („Klein-Zama“) und schließlich noch von einer Kolonie Zama (ebenfalls in mehreren Namensvarianten). Es scheint mindestens zwei Städte des Namens gegeben zu haben, da zwei Titularbistümer Zama Major und Zama Minor sich von erloschenen Bischofssitzen in entsprechenden Städten herleiten.

Den antiken Autoren zufolge wurde Zama im Krieg gegen Jugurtha von Quintus Caecilius Metellus Numidicus angegriffen[1], war dann zur Zeit des numidischen Königs Juba eine Residenz (daher Zama Regia genannt)[2]. Nach dessen Niederlage und Tod 46 v. Chr. wurden seine Gebiete (und damit Zama) der neu formierten Provinz Africa nova zugeschlagen, später Teil von Africa proconsularis. Unter den Römern war Zama eine freie Stadt (oppidum liberum)[3]. In Inschriften wird Zama als römische Kolonie bezeichnet, nämlich als colonia Zamensis[4] bzw. Zama Regia als colonia Aelia Hadriana Augusta.[5] Bei Ptolemäus erscheint Zamamison bzw. Zama Meison (griechisch Ζαμαμιζών bzw. Ζάμα Μείζων, entsprechend Zama Major).[6] In der spätantiken Tabula Peutingeriana wird ein Ort Zamareigia (also Zama Regia) genannt[7] und in Zusammenhang mit den Donatistenprozessen des Jahres 314 wird eine Basilika in Zama erwähnt.[8] Wo in der Spätzeit Bischöfe von Zama erwähnt werden, erfolgt das ohne weitere Unterscheidung oder Angabe von Major, Minor oder Regia.[9]

Diesen unterschiedlichen Bezeichnungen stehen verschiedene mögliche Lokalisierungen im heutigen Tunesien gegenüber:

Die Angaben der antiken Autoren zur Lage und Umgebung der Stadt sind wenig hilfreich bzw. unklar: Sallust beschreibt Zama als eine große, in einer Ebene gelegene, befestigte Stadt ohne natürliche Verteidigung.[10] Laut Vitruv habe Juba die Stadt mit eine Doppelmauer umgeben und dort eine Residenz eingerichtet.[11] Nach dessen Tod wurde Zama Strabon zufolge zerstört[12], muss aber bald wieder aufgebaut und erneut befestigt worden sein, denn in den Bürgerkriegen hatte Titus Sextius Zama belagert und erst erobern können, nachdem er die Stadt ausgehungert hatte.[13] In der Nähe der Stadt soll sich eine Quelle befunden haben, die nach Plinius die Musikalität der Stimme verbesserte.[14] Vitruv erzählt die gleiche Geschichte, dass dort geborene sehr schöne Stimmen hätten, weshalb Sklavenhändler soweit gingen, Männer und Frauen von außerhalb des Gebiets einzukaufen und miteinander zu paaren, sodass deren im Gebiet von Zama geborene Nachkommen sich dann durch allgemeine Schönheit und eine angenehme Stimme auszeichneten. Außerdem gäbe es in dem Gebiet keine Schlangen, ja nicht nur das, die dortige Erde sei giftig für Schlangen.[15]

Nach Polybios befindet sich Zama 5 Tagesmärsche westlich von Karthago,[16], ebenso Livius, der sagt, dass Hannibal magnis initineribus („in Eilmärschen“) von Hadrumetum nach Zama marschiert sei, weshalb es sich nicht allzu weit vom heutigen Sousse entfernt befinden konnte.[17] Als Entfernung Hadrumentum-Zama geben Appian 3000 Stadien (= 530 km) und Cornelius Nepos 300 MP (= 450 km) an. Am hilfreichsten erscheinen die Angaben der Tabula Peutingeriana, einer spätantiken Straßenkarte des römischen Reiches.[18]

Name (TP / geläufig) Entfernung
(in MP)
Entfernung
(in km)
heutiger Name Koordinaten Quelle
Assures / Assuras 10 15 Zanfour 35° 59′ 42,1″ N, 9° 0′ 50″ O -->
Zamareigia / Zama Regia 20 30 [1]
Seggo 10 15 ? [2]
Avula 7 10 ?
Autipsidam 6 9 ? [3]
Uzappa 6 9 Ksour-Abd-el-Melek 35° 55′ 26,5″ N, 9° 19′ 49,7″ O [4]
Manange 7 10 Henchir-Faroka 35° 53′ 3,5″ N, 9° 23′ 26,8″ O [5]
Aggar / Agger 14 61 Henchir-Sidi-Amara oder Henchir-el-Khima 35° 51′ 45,4″ N, 9° 30′ 56,3″ O [6]
Aquas regias / Aquae Regiae ? 35° 34′ 58,5″ N, 9° 43′ 7,2″ O [7]

Die Frage nach dem Ort der Schlacht von Zama wurde erstmals 1885 von Theodor Mommsen in einem wegweisenden Artikel erörtert. In der Folge gab es verschiedene Ansätze und Erörterungen der Frage, unter anderem von Stéphane Gsell und zuletzt mit den Resultaten der Grabungen in Jama in einer Arbeit von Ahmed Férjaoui. Durch eine dort publizierte Inschrift wurde die Identifikation von Jama als Zama Regia gestärkt. Sie lautet: VIRTUTI E[T] / IUVENTU[TI] / ZAMEN[SES] / REG[II].

Die Identifikation von Zama Regia mit dem von Ptolemäus genannte Zama Meison = Zama Maior ist unstrittig. Ein Zama Maior impliziert aber ein Zama Minor, zumal die Existenz eines unterscheidenden Zusatzes inschriftlich bezeugt ist. Wenn nun Zama Regia in Jama lokalisiert wird, wo befindet sich dann Zama Minor? „Das Problem bleibt gestellt.“[19]

Quellen Bearbeiten

Antike Autoren Bearbeiten

Inschriften Bearbeiten

aus Jama:

aus Rom:

aus Sidi Amor Jedidi:

Literatur Bearbeiten

  • R. Cagnat, A. Merlin: Atlas archéologique de la Tunisie (1:100,000). Paris 1914-32, 25.72
  • J. Desanges: Pline l’Ancien. Histoire naturelle, livre V, 1-46. Collection Budé, Paris 1980, S. 321-24
  • Thomas H. Dyer: Zama. In: William Smith: Dictionary of Greek and Roman Geography. London 1854.
  • Stéphane Gsell: Histoire ancienne de l'Afrique du Nord. Bd. 3, Paris 1918,S. 198-296
  • Werner Huß: Zama (1). In: Der Neue Pauly (DNP). Band 12/2, Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-01487-8, Sp. 691–692.
  • Werner Huss: Geschichte der Karthager. Handbuch der Altertumswissenschaft III 8, München 1985, S.
  • Ahmed Férjaoui: Localisation de Zama Regia à Jama. In: Comptes rendus des séances Académie des inscriptions Bd. 146 (2002), Nr. 3, S. 1003-1017, online
  • Marcel Le Glay: Zama. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX A,2, Stuttgart 1967, Sp. 2305 f.
  • Theodor Mommsen: Zama. In: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 20 (1885), S. 144-156
  • A. M'Charek: Inscriptions découvertes entre Zama Regia (Henchir Jama) et (Majrag(ui) Sara (Henchir Chaar). In: L'Africa romana. Atti del IX convegno di studio Nuoro, 13-15 dicembre 1991. Sassari 1992, S. 251-264
  • Howard Hayes Scullard: The site of the battle of Zama. In: Polis and imperium. Studies in honour of Edward Togo Salmon. Hg. v. J. A. S. Evans. Hakkert, Toronto 1974, S. 225-231
  • Richard Stillwell / William L. MacDonald / Marian Holland McAlister: The Princeton encyclopedia of classical sites, Princeton University Press, 1976. Online

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

<references>}


[[Kategorie:Antike Stadt in Africa]]

  1. Sallust de bello Iugurthino 56f.
  2. Bellum Africum 91; Strabon Geographika 17.3.9, 17.3.12
  3. Plinius Naturalis historia 5.30
  4. CIL VIII, 12018
  5. col(oniae) Ael(iae) Hadrianae Aug(ustae) Zamae Reg(iae) in einer in Rom gefunden Patronatsurkunde des Jahres 322, s. CIL VI, 1686
  6. Ptolemäus Geographika 4.3.33
  7. Tabula Peutingeriana 5.3
  8. Optatus De schismate Donatistarum adversus Parmeniarum. Ed. Louis Ellies Dupin, Paris 1700, S. 255, online
  9. Mommsen: Zama. Hermes 20, S. 146, Fußnote 5
  10. Sallust de bello Iugurthino 57
  11. Vitruv de architectura 8.3.24
  12. Strabon Geographika 17.3.9, 17.3.12
  13. Cassius Dio Römische Geschichte 48.23.4
  14. Plinius Naturalis historia 31.12
  15. Vitruv de architectura 8.3.24f
  16. Polybios 15.5.3
  17. Livius 30.29.1
  18. Segment IV Mitte unten
  19. Marcel Le Glay: Zama 2) Zama Maior. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX A,2, Stuttgart 1967, Sp. 2306.
  20. Mommsen: Zama. Hermes 20, S. 144
  21. Marcel Le Glay: Zama 1) Zama Minor. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band IX A,2, Stuttgart 1967, Sp. 2305.