Benutzer:Wilhelm Zimmerling PAR/Schulgarten der Geschwister-Scholl-Schule (Ruhland)

Schulgarten Ruhland, 1965

Der Schulgarten der Geschwister-Scholl-Schule in Ruhland befand sich in der Hartwigstraße (vor 1953 bis nach 1990) und war DDR-weit bekannt, Musterschulgarten im Kreis Senftenberg, Vorzeigeobjekt im Bezirk Cottbus und Konsultationsgarten.

Geschichte

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Schulgarten Ruhland, Plan 1955

Als der Schulgartenunterricht in der DDR in die Lehrpläne aufgenommen wurde, pachtete die Stadt Ruhland ein Grundstück von 2600 m² in der Hartwigstraße für die Schule. 1952/53 bekam der Biologielehrer Horst Bormann den Auftrag, den Schulgartenunterricht zu übernehmen und in dessen Rahmen den Schulgarten anzulegen. Für den Unterricht entwarf er Arbeits- und Aufsichtspläne und weitreichende Planungen für zusätzliche Einrichtungen, die nach und nach mit der Unterstützung von Eltern und örtlichen Betrieben realisiert wurden. Zusätzlich zum Unterricht leitete er Schüler-Arbeitsgemeinschaften.

Über die Berichte an die Schulverwaltung und Erfahrungsaustausch wurden seine Arbeit und der Schulgarten bekannt, als herausragend eingeschätzt und es kamen Anforderungen zur Publikation von Methoden, Ergebnissen und Erfahrungen in pädagogischen Zeitschriften. DDR-weit bekannt wurde der Schulgarten schon 1956 durch einen Zeitungsartikel in „Neues Deutschland“.[1] Das Fernsehen der DDR brachte 1957 den ersten Bericht, der Schulgarten wurde zum Musterschulgarten im Kreis Senftenberg erklärt, Vorzeigeobjekt im Bezirk Cottbus und Konsultationsgarten.[2] Von 1963 bis 1967 konnten 6 t Gemüse, Kräuter und Bienenhonig für 5485 Mark verkauft werden, beim 1. Bezirksleistungsvergleich 1968 in Lübben belegte Ruhland den 1. Platz.[3]

Horst Bormann sagte später: “Die Schüler haben richtig für ihren Garten gebrannt”, er hätte im Sommer mehrere Wochen in den Urlaub fahren können und bei der Rückkehr kein Unkrauthälmchen vorgefunden. Das ließ erst nach, als er sich durch gesundheitliche Probleme ab den 1980er-Jahren nicht mehr so um sein Lieblingsprojekt kümmern konnte. Der Schulgarten „mit den wichtigsten heimischen Pflanzenarten, einem Terrarium, der großen Vogelvoliere sowie dem Bienenhaus war so interessant, dass selbst das DDR-Fernsehen dort eine Woche lang filmte”[4]

Bis 1991/92 gab es noch Schulgartenunterricht in den Klassen 3 und 4 mit je 2 Stunden pro Woche, etwa ab 1993 entfiel das Fach mit der Empfehlung, in Sachkunde oder Biologie den Schulgarten einbeziehen - aber damit war keine Kontinuität möglich. Der Schulgarten verfiel sichtbar, einzelne „Gewaltaktionen“ konnten nicht viel retten, das Unkraut war schneller und ausdauernder. Es gelang nicht, in den Lehrplanfächern und schulischen Arbeitsgemeinschaften das zu leisten, was vorher durch außerordentliches Engagement möglich war. Nach 2005 kündigte der Eigentümer den Pachtvertrag und der Schulgarten musste aufgegeben werden.[5] Dort ist jetzt ein Eigenheimgrundstück (Hartwigstraße 18).

2009 wurde hinter der Turnhalle (Ortrander Straße) mit Unterstützung der Stadt und ABM ein Ersatz angelegt[6], jedoch ließ der Lehrplan eine Pflege wie früher nicht zu. Auch dem Engagement eines Hausmeisters waren durch weitere auferlegte Aufgaben Grenzen gesetzt. Deshalb wurde die plan- und regelmäßige Arbeit im Schulgarten eingestellt und nur noch einzelne Projekte organisiert (z. B. verschiedene Getreidearten zur Anschauung, Kräuterspirale, schnell wachsendes Holz, Insektenhotel).

Anlagen des Schulgartens Hartwigstraße

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Im Schulgarten gab es dank großem Engagement und weitreichender Pläne schon nach den ersten Jahren die wichtigsten heimischen Pflanzenarten, Lebensräume wie ein Sumpfbeet und ein Alpinum, Tiere in einem Terrarium, eine große Vogelvoliere und ein Bienenhaus[7] Befruchtend wirkte Erfahrungsaustausch (Besuch von Schülern bei der Gärtnerei Jank, Gegenbesuch des Gärtners im Schulgarten) und Natur-Exkursionen z. B. an den Weinbergsteich bei Guteborn.

  • Komposthaufen (im Schatten der Scheune, angelegt Herbst 1953)
  • meteorologische Station (an der Südseite, seit Frühjahr 1954)
  • Laube (vorhanden, bis dahin nur als Gerätehaus genutzt, Reparatur und Verschönerung Sommer 1954)
  • Alpinum (angelegt 1953 / ergänzt 1954)
  • mehrere Versuchsflächen (angelegt 1954)
  • Staudenbeet
  • Zier-Rabatten
  • Baumschule (angelegt vor 1955)
Ansicht der Kette Samen – Sämling – Wildling – Veredlung – Obstbaum und praktische Übungen
  • Sumpfbecken (angelegt 1955)
  • blütenbiologisch-systematische Abteilung (angelegt 1956)
  • Gewächshaus (seit 1956/57)

Alles war sauber beschriftet (kleinere Pflanzen durch Papierstreifen in Glasröhrchen, sonst bemalte Metallschilder und später auch Emaille-Schilder).

Anlage des Schulgartens Ortrander Straße

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Lage des neuen Schulgartens zwischen der Ortrander Straße 5 und 6

Die Anlage besteht aus einem Kräuterbeet mit Kräuterspirale, das durch einen gewundenen Weg mit einem Heidegarten und Grillplatz / Sitzecke verbunden war. Eine Garagenwand im Westen wird durch eine Beerenhecke abgeschirmt. Mit angelegt wurde ein Volleyballplatz.

In die Windungen des Weges sollten heimische Baumarten gepflanzt werden, alternativ Obstbäume nach Sorten. Im Rahmen der Projektarbeit an der Schule gab es zeitweilig eine Pappelpflanzung als Versuch mit nachwachsenden Rohstoffen.

Literatur

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  • Artikel über die Schulgartenarbeit in „Neues Deutschland“ August 1956[1]
  • Artikel „Zur Schulgartenarbeit in unserer zehnklassigen polytechnischen Oberschule“ in „Biologie in der Schule“, 8. Jg., 1959, Heft 9, S. 394–402
  • Artikel „Einst Wildnis, heute Paradies“ in „Elternhaus und Schule“, 16. Jg. 1967, Heft 9, S. 12–13
  • Artikel in „Werkunterricht“, Verlag Volk und Wissen, 1. Jg. 1957, Heft 1[8]
  • Berichte über Versuche mit verschiedenen Nutzpflanzen und Gehölzen (u. a. Pappelsorten) an die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und das Institut für Forstwissenschaften der DDR, 11. Oktober 1957

Quellen und Einzelnachweise

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Quellen
  • Horst Bormann: „Junge Botaniker“ – Arbeitsgemeinschaft an der Geschwister-Scholl-Schule Ruhland, Tagebuch 1953–1956.
  • Rat der Stadt Ruhland / Festausschuss: 640-Jahrfeier der Stadt Ruhland; Festschrift für das Heimatfest 1958, S. 30–34, Kapitel Entwicklung des Schulwesens nach 1945 und Der Schulgarten der Mittelschule „Geschwister Scholl“, erschienen bei VEB Druckerei Ruhland (HI 0472 58 DDR I 20 8 3 458 495).
  • Parkaktiv Ruhland: „Erinnerung an Horst Bormann. Ein Lehrer und Heimat- und Naturforscher aus Leidenschaft“ [https://www.amt-ruhland.de/wp-content/uploads/2018/12/Amtsblatt-Ruhland_Dezember-2018.pdf#page=18 Artikel zum 125. Schuljubiläum in: Amtsblatt Ruhland, 04/2018, S. 18−19, abgerufen am 14. Dezember 2018
Einzelnachweise
  1. a b Schriftverkehr (Schul-Archiv-Akte „Schulgarten der POS Ruhland“) 17. August 1956, Mitteilung der Poststelle des Zentralkomitees der SED
  2. Schriftverkehr (Schul-Archiv-Akte „Schulgarten der POS Ruhland“) 15. Februar 1957, Mitteilung des staatlichen Rundfunkkomitees der DDR, Deutscher Fernsehfunk
  3. Schriftverkehr (Schul-Archiv-Akte „Schulgarten der POS Ruhland“) 1968/69, Referat zum Thema Schulgarten in Ruhland
  4. Torsten Richter-Zippack (trt1): Schulgärtner, Lehrer, Heimatfotograf. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 26. Januar 2015, abgerufen am 17. November 2017
  5. Befragung des ehemaligen Schuldirektors Gisbert Büttner am 18. November 2017 durch Wilhelm Zimmerling
  6. Gisbert Büttner: Ruhlander schaffen grüne Oase an der Schule. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 26. November 2009, abgerufen am 27. November 2017
  7. Torsten Richter-Zippack (trt1): Schulgärtner, Lehrer, Heimatfotograf. In: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Senftenberg, 26. Januar 2015, abgerufen am 17. November 2017
  8. Schriftverkehr (Schul-Archiv-Akte „Schulgarten der POS Ruhland“) 27. September 1956, Artikel-Anforderung durch den Verlag Volk und Wissen
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Commons: Schulgarten Ruhland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 27′ 22,2″ N, 13° 51′ 40″ O

Kategorie:Ruhland Ruhland