Was noch fehlt:

  • Genauere Auseinandersetzung mit den Titeln und dem Anspruch des Bāb
  • Einführung in seine Werke und Lehre
  • Rezeption des Bāb, besonders durch die Bahai, aber auch sonst.
  • Korrekturlesen und Wikilinks.

Der Bab (arabisch الباب al-Bāb ‚das Tor‘) ist der religiöse Ehrentitel von Sayyid Ali Muhammad (persisch سيّد علي ‌محمد Sayyid ʿAlī Muhammad) (20. Oktober 1819 in Schiraz, Persien; † 9. Juli 1850 in Täbris, Persien) ist der Stifter und die zentrale Figur des Bābismus.

Herkunft

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Ali Muhammad wurde am 20. Oktober 1819 in Schiraz geboren. Er war das einzige Kind von Sayyid Muhammad Reza, einem stadtbekannter Händler, und Fatima Bagum, der Tochter eines Händlers. Er stammt sowohl von väterlicher wie auch von mütterlicher Seite über Husain ibn Ali von Mohammed ab (→ Sayyid). Da sein Vater früh verstarb (1826), kamen seine Mutter und er unter die Vormundschaft seines Onkels Hajji Mirza Sayyid ʿAlī, ebenfalls Händler. Sein Vormund förderte seine beruflichen Möglichkeiten als Händler und wurde später einer der ersten Anhänger seines Neffen. ʿAlī Muhammad erhielt eine grundlegende weltliche Ausbildung und besuchte eine Koranschule. Ab 1835 arbeitete als Händler in dem Unternehmen seines Onkels, später führte er die Filiale in Buschehr.

Aus dem sittsamen, ernsten und zurückhaltenden Kind reifte ein tief religiöser und nachdenklicher Erwachsener. Seine persönliche Pietät führte ihn 1840 dazu Buschehr zu verlassen und eine Pilgerreise zu den schiitischen Heiligtümern im Irak zu unternehmen. Währenddessen besuchte er einige Vorträge von Sayyid Kāzim Raschti, dem damaligen Oberhaupt des Schaichismus, die jedoch keine Vorlesung für Ulama bzw. deren Ausbildung waren. 1841 verließ er den Irak wieder und kehrte nach Schiraz zurück.

Ali Muhammad heiratete im August 1842 seine zwanzigjährige Großcousine, Chadidscha Sultan Bagum, die er bereits aus Kindertagen kannte. Das Paar hatte einen Sohn (Ahmad, 1843), der jedoch schon als Kleinkind verstarb. Auch in Schiraz blieb seine tiefe Spiritualität erhalten und er begann eine Reihe visionärer Träume zu erfahren. Es folgte ein Prozess der sich steigerte und zu immer größere Gewissheit einer göttlichen Inspiration führte. Spätestens in den frühen Monaten des Jahres 1844 begann er die ersten, als göttlich inspiriert verstandenen, Verse niederzuschreiben und den Ruf eines Heiligen in Schiraz zu erlangen.

Erklärung und Frühzeit

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Am 22. Mai 1844 erklärte er seinen Anspruch auf göttliche Autorität gegenüber Molla Husain Buschru’i, einer bedeutenden Person des Schaichismus. Zuerst begann sich der innere Zirkel seiner Anhänger, die Buchstaben des Lebendigen, zu formieren, bald darauf hatte er bald eine große Anhängerschaft, besonders aus den Kreisen der Schaichi, die in ihm eine erwartete messianische Gestalt sahen. Doch der Bab sprach mit seiner Verkündigung der nahen Auferstehung die gesamte muslimische Welt an. Der Anspruch des Bab wurde zu Beginn, entsprechend des schiitischen Kontextes, oft so verstanden, dass der Bab das „Tor zum verborgenen zwölften Imam Muhammad al-Mahdi“ sei. Die neue Bewegung blieb den schiitischen Ulama nicht lange verborgen, die den Anspruch also Verstoß gegen die Eigenschaft Mohammeds als „Siegel der Propheten“ (Koran, 33:40) verstanden, denn sie erkannten bereits, dass der Bab sich vielmehr als „Tor zu Gott“ und verstand und sich selbst mit dem Mahdi identifizierte.

Seine Anhänger anweisend den neuen Glauben zu verbreiten, brach der der Bab selbst im September 1844, zusammen mit Molla Muhammad ʿAlī Barfuruschi, zur Haddsch auf und verkündete in Mekka vom 12. Dezember 1844 bis zum 7. Januar 1845 seinen Anspruch öffentlich. Diese Verkündigung blieb jedoch weitgehend ungehört. Molla ʿAlī Bastami, der Vertreter des Bāb in den Städten schiitischen Heiligtümer im Irak, traf auf starken Wiederstand der schiitischen Ulama und wurde vermutlich inhaftiert. Daraufhin reiste der Bāb, nicht wie ursprünglich geplant in den Irak, sondern nach Buschehr. Auch die Vertreter des Bāb in Schiraz gerieten schnell in Konflikt mit den Ulama, als sie den Namen des Bāb zum Adhān hinzufügen ließen. Als der Bāb im Juli 1845 nach Schiraz zurückkehren wollte wurde er bereits unterwegs von Truppen, gesendet von Husain Chan, dem Gouverneur von Schiraz, abgefangen. In Schiraz wurde er vor ein Gericht gestellt, dass ihn in die Obhut seines Onkels entließ und verlangte, dass er seinen Anspruch öffentlich wiederrufe.

In den folgenden Monaten schrieb der Bāb intensiv und empfing, im Verborgenen, Gäste. Unter ihnen waren einige bedeutende Ulama, die zu seinem Glauben konvertierten oder bereits konvertiert waren. Der Bāb und seine Bewegung, bekannt als Bābi, waren für einen Teil der Bevölkerung die Erfüllung islamischer Eschatologie und der Weg zur Befreiung von den überkommenen sozialen Gegebenheiten und den als degeneriert und bigott wahrgenommen Ulama; für den anderen Teil waren es gefährliche und aufrührerische Irrlehrer. Im September 1846 wurde der Bāb erneut inhaftiert, konnte aber aufgrund der chaotischen Zustände, die durch den Ausbruch der Cholera entstanden waren, nach Isfahan abreisen, wo er bis zum März 1847 als Gast von Manutschihr Chan, des reformistisch und gerecht eingestellten Gouverneurs, beherbergt und beschützt wurde. Als Sympathisant des Bāb stellte er ein Treffen mit Mohammed Schah in Aussicht, bei dem der Bāb seinen Anspruch, seine Lehre und seine Ziele dem König hätte selbst vortragen können. Diese Hoffnungen wurden jedoch mit dem Tod Manutschihr Chans im Februar 1847 zerschlagen.

Konflikt, Gefangenschaft und Hinrichtung

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Während Mohammed Schah scheinbar gewisse Sympathien für den Bāb und seine Lehre hatte sah Hajji Mirza Aqasi, sein Premierminister, eine Gefahr für seine eigene Position. Auf seinen Befehl hin wurde der Bāb Staatsgefangener und wurde in die abgelegene Festung von Maku (Juli 1847 – April 1848) verbracht und später dann in die Festung von Tschihrigh (April 1848 – Juni 1850) überstellt. In dieser Zeit entstand eine immer tiefere Spaltung zwischen der schiitischen Gesellschaft des Irans und den Bābi. Der Bāb erklärte seinen Anhängern gegenüber deutlich, was vorher vielen in seiner verblümte und esoterische Sprache verborgen blieb, nämlich dass er sich selbst als den Mahdi und eine Manifestation Gottes ansieht und das islamische Recht, die Schari'a, entsprechend aufzuheben und durch seine Offenbarung zu ersetzt ersetzen ist. In Briefen an Mohammed Schah und Hajji Mirza Aqasi kritisierte er diese scharf. Dieser Bruch wurde im Juli 1848 noch verschärft als der Bāb in Täbris vor ein religiöses Gericht gestellt wurde und seinen Anspruch der Mahdi zu sein nun direkt an die Ulama richtete, wofür er vom Gericht mit einer Bastonade bestraft wurde. Etwa zur gleichen Zeit fand in Badascht eine Konferenz von 81 führenden Bābi statt, welche die schon in den offenbarten Schriften des Bāb vorgezeichnete Trennung von der muslimischen Umma in die Praxis umsetzten.

In den folgenden Jahren trafen die wachsende Leidenschaft der Bābi und die verstärkte Feindschaft der Ulama aufeinander und führten zu Konflikten. Diese brachen nach dem Tod von Mohammed Schah im September 1848 aus und führten zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen bei denen das Militär äußerst brutal gegen die Bābi vorging. Weder Nāser al-Dīn Schah, der bereits als Prinz den Prozess gegen den Bāb in Täbris beaufsichtigte, und noch weniger sein Premierminister Amir Kabir waren dem Bāb und seiner Bewegung zugeneigt und nahmen sie als Gefahr für die öffentliche Ordnung und Ruhe wahr. Amir Kabir sah die Lösung dieses Problems darin den Kopf der Bewegung hinzurichten und gab den entsprechenden Befehl. Daraufhin wurde der Bāb erneut nach Täbris verbracht und dort hingerichtet. Allerdings schlug der erste Versuch eines christlich-armenischen Regiments, aus nicht geklärten Gründen, fehl, worauf dieses sich weigerte noch einmal anzutreten, woraufhin ein persisch-muslimisches Regiment den zweiten Versuch unternahm und den Befehl erfolgreich durchführen konnte.

Nach dem Tode

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Die Überreste des Bāb konnten von einigen seiner Anhänger in Sicherheit gebracht und dann an mehreren Orten im Iran versteckt werden, bis sie 1899, auf das Geheiß von ʿAbdu'l Bahā', nach Palästina überführt wurden und dort 1909 in einem eigenes errichteten Schrein zur letzten Ruhe gebettet wurden. Es ist der zweitheiligste Schrein für Bahā'ī und wurde, zusammen mit dem restlichen Bahā'ī-Weltzentrum, 2008 von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Das Haus des Bāb in Schiraz wäre theoretisch eines der Pilgerziele der Bahā'ī, nachdem es allerdings schon 1942 einmal durch Anschläge beschädigt wurde, 1955 zerstört wurde, aber immer wieder repariert werden konnte, wurde es schließlich während der iranischen Revolution von 1979, wieder zerstört und durfte seitdem nicht wiedererrichtet werden.

Schriften

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Der Bāb hat ein umfangreiches Schrifttum verfasst. Er selbst gab 1848 an, dass er 500.000 Verse verfasst hat. Trotz der Unterdrückung des Bābismus, der die Verbreitung der Schriften des Bābs erschwerte und oft zu ihrer Vernichtung führte, konnten durch die große Bemühungen der Bābi viele Manuskripte, wenn oft auch nur als Kopien, erhalten bleiben. Bis heute sind jedoch nur ein kleiner Teil seiner Schriften veröffentlicht, auch in Arabisch und Persisch. In der Bahai-Gemeinde existiert in europäischen Sprachen eine Sammlung mit Auszügen aus den Schriften des Babs unter dem Titel „Eine Auswahl aus Seinen Schriften“. Louis Alphonse Daniel Nicolas hat zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Sieben Beweise und den arabischen und persischen Bayan ins Französische übersetzt. Ins Englische wurden seit den 1990igern auch einige kleinere Werke oder Fragmente größerer Werke übersetzt.

Als seine wichtigsten Werke gelten:

  • Tafsīr Sūratu Yūsuf ‚Kommentar zur Sure Josef‘, bekannter als Qaeyūmu'l-Asmā' ‚Verteidiger der Namen (Gottes)‘
  • Bayān-e Fārsī ‚Persische Erklärung‘
  • Bayānu'l ʿArabī ‚Arabische Erklärung‘
  • Dala'il-i-Sab'ih („Sieben Beweise“)
  • Kitab-i-Asma („Buch der Namen“)
  • Kitab-i-panj sha'n („Buch der fünf Klassen“)

Insgesamt enthalten die Schriften des Bāb eine Vielzahl an Gattungen, Stile und Themen. Unter den Werken des Bāb finden sich z.B. Gebete und Meditationen, Predigten, schriftliche Talismane, Sendschreiben und Briefe an Geistliche und Könige, religiöse Gesetze und Vorschriften, Kommentare zum Koran und Abhandlungen zu den verschiedensten Themengebieten.

  • Ansprüche und Verhältnis zum Islam
  • Interpretation des „wahren Islam“
  • Metaphysik und Mystik
  • Gesetze und Gebote

Rezeption

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Literatur

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  • Le Livre de Sept Preuves (Dala'il-i-Sab'ih, „Sieben Beweise“). Paris 1902 (Digitale Ausgabe von 2004 auf H-Bahai).
  • Le Beyan Arabe (al-Bayan al-'Arabi, „arabische Erklärung“). Paris 1905 (Digitale Ausgabe von 2004 auf H-Bahai).
  • Le Beyan Persan (Bayan-i-Farsi, „persische Erklärung“, 4 Bände). Paris 1911, 1913, 1914 (Digitale Ausgabe von 2004 auf H-Bahai).
  • Eine Auswahl aus seinen Schriften. Bahá'í-Verlag, Hofheim 1991, ISBN 3-87037-247-8 (Online).
  • Reading Itself. The Bab's 'Sura of the Bees'. A Commentary on Qur'an 12:93 from the Sura of Joseph (Surat al-nahl, „Sure der Bienen“ [Sure 93 des Qayyum al-Asma' <Ewiger der Namen>]). In: Occasional Papers in Shaykhi, Babi and Baha'i Studies. Band 5, 1997 (Online auf H-Bahai).
  • The Persian Bayan. Ongoing Translation (Bayan-i-Farsi, „persische Erklärung“). In: Translations of Shaykhi, Babi and Baha'i Texts. Band 1,4, ab 1997 (Online auf H-Bahai).
  • The Bab's "Journey towards God" (Risalah fi's-Suluk, „Reise zu Gott“). In: Translations of Shaykhi, Babi and Baha'i Texts. Band 2,1, 1998 (Online auf H-Bahai).
  • The Primal Point’s Will and Testament („Wille und Testament des Ersten Punktes [der Bab]“). In: Research Notes in Shaykhi, Babi and Baha'i Studies. Band 7,2, 2004 (Online auf H-Bahai).

Sekundärliteratur

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Narrative Theologie

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  • Hasan M. Balyuzi: The Báb. The herald of the day of days. George Ronald, Oxford 1973, ISBN 0-85398-048-9.
  • Muḥammad Zarandī: Nabíls Bericht aus den frühen Tagen der Bahá’í-Offenbarung. Bahá’í-Verlag, Hofheim.
  • ‘Abdu’l-Bahá: Auf den Pfaden der Gottesliebe. Über den Báb und Seine Zeit. Bahá’í-Verlag, Hofheim 1997.
  • Shoghi Effendi: Gott geht vorüber. Bahá’í-Verlag, Hofheim 2001, Kapitel 1-5, S. 33–133.

Fachliteratur

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  • Denis MacEoin: The Sources for Early Bābī Doctrine and History. A Survey. Brill, Leiden 1992, ISBN 978-90-04-09462-8.
  • Todd Lawson: Qur’ān Commentary as Sacred Performance. The Bāb’s tafsīrs on Qur’an 103 and 108, the Declining Day and the Abundance. In: Johann Christoph Bürgel, Isabel Schayani (Hrsg.): Iran im 19. Jahrhundert und die Entstehung der Bahā’ī-Religion. Georg Olms Verlag, Hildesheim, Zürich, New York 1998, ISBN 3-487-10727-9, S. 145–158 (Online als Voransicht bei Google Books).
  • Armin Eschraghi: Frühe Šaiḫī- und Bābī-Theologie. Die Darlegung der Beweise für Muḥammads besonderes Prophetentum (Ar-Risāla fī Iṯbāt an-Nubūwa al-Ḫāṣṣa). In: Islamic Philosophy, Theology and Science. Texts and Studies. Band 57. Brill, Leiden 2004, ISBN 978-90-04-14034-9.
  • Abbas Amanat: Resurrection and Renewal. The Making of the Babi Movement in Iran, 1844-1850. Kálimat Press, Los Angeles 2005, ISBN 978-1-890688-42-4.
  • Nader Saiedi: Gate of the Heart. Understanding the Writings of the Báb. Wilfrid Laurier University Press, Waterloo (Ontario) 2008, ISBN 978-1-55458-035-4 (Inhaltsverzeichnis auf der Webseite des Verlages).
  • Denis MacEoin: The Messiah of Shiraz. Studies in Early and Middle Babism. In: Iran Studies. Band 3. Brill, Leiden 2009, ISBN 978-90-04-17035-3.
  • Todd Lawson: Gnostic Apocalypse in Islam. The Literary Beginnings of the Babi Movement. Routledge, London, New York 2009, ISBN 978-0-415-49539-4.
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