Benutzer:Rahmspinat/Pfarrkirche Schwaz Maria Himmelfahrt

Ansicht Westfassade von der Franz-Josef-Straße aus.
Ansicht Westfassade von der Franz-Josef-Straße aus.

Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt ist ein Wahrzeichen der Tiroler Bezirkshauptstadt Schwaz. Das Gebäude wurde erstmals 1337 als Liebfrauenkirche zu Schwaz urkundlich erwähnt. Die Kirche ist einer der bedeutendsten sakralen gotischen Bauten in Tirol und die einzige vierschiffige Kirche in Europa.

Geschichte und Architektur

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Die Kirche wurde 1337 zuerst urkundlich erwähnt und 1429 nach ihrem ersten Brand restauriert, erweitert und 1432 geweiht wurde. In den Jahren 1460-1478 wurde an ihrem Platz eine Hallenkirche mit einem vierjochigen, dreischiffigen Langhaus erbaut. Der Chor war stark eingezogen und hatte drei Joche. Der Nordturm befindet sich zwischen Langhaus und Chor. Hans Mitterndorfer und sein Sohn Gilg vollendeten die Kirche im Jahr 1478. Die Mauer des Nordchors und die Nordmauern des Langhauses sind bis heute im Original erhalten.[1]

Bereits um 1460 war die Liebfrauenkirche zu klein für die damals über 3.000 Einwohner große Gemeinde. Auch eine vormalige Vergrößerung, die laut Bergchronik 1429 vorgenommen wurde, stellte sich als unzureichend heraus. Die Grundsteinlegung 1460 zog einen großen Bauaufwand nach sich. Eine vorgezogene Weihe im Rohbau gab es bereits am 6. März 1465. Die dritte Bauphase begann 1490. Das starke Bevölkerungswachstum machte, bedingt durch Zuzug aufgrund des Silberbergwerk Schwaz, eine größere Kirche notwendig. Die Pläne für diese Erweiterung stammen von Münchner Baumeister und Bildhauer Erasmus Grasser, die Bauaufsicht führte Christof Raichartiger. Eine Hallenkirche mit zwei Hauptschiffen, zwei Seitenschiffen und zwei Chören entstand. Das Langhaus wurde von vier auf sechs Joche verlängert und die Westfassade wurde räpresentativ gestaltet. Sie stützen fünf Strebepfeiler bis etwa zur halben Höhe, welche in Lisenen übergehen. Der Giebel schließt mit dreizehn kleinen Türmen, welche Christus und die Apostel symbolisieren. Die Marktuhr mit Firmament und Mondphase (1582?) wird von einem Gesims umrahmt. Das Ziffernblatt der Uhr wird von vier Wappen umgeben. Die Wappen sind von links oben nach rechts unten jene Österreichs, Tirols, Schwaz‘ und der Gewerkenfamilie Tänzl. Es gibt zwei Hauptportale mit geometrischem Astwerk und vier Löwengriffen, diese sind Nürnberger Bronzegusswerke aus 1512. Der Mittelpfeiler trägt eine überlebensgroße Statue von Maria mit dem Kind. Als Inspiration für die Westfassade diente Erasmus Grasser das Alte Münchener Rathaus.

Von 1503-1518 wurde vom Zimmermeister Thomas Schweinebacher ein Dachstuhl mit fünf Geschoßen aufgesetzt. Währenddessen, 1505-1508 kam die Sakristei hinzu, außerdem erfolge von 1509-1513 ein Ausbau des Nordturmes nach den Plänen des Ausburger Turmbaumeisters Burkhart Engelbert. Diese wurden von Jakob Zwitzel und Konrad Vogel umgesetzt, letzterer war auch für den Bau der Westempore (1515-1520) verantwortlich. Anfang des 18. Jahrhunderts wurden zwei neue Hauptaltäre für die zwei Chöre im frühbarocken Stil errichtet. Von 1728-1730 wurde das gesamte Innere durch den Götzener Jakob Singer barockisiert. Kleinteilige Fresken des Marienlebens entstanden gleichfalls im 18. Jahrhundert unter Franz Michael Hueber und Johann Georg Höttinger d. J..

1787 wurde die gotische Einrichtung schließlich komplett entfernt. Erst 1908-1908 erfolgte eine Regotisierung des Kircheninneren. Fast alle Barockaltäre wurden entfernt. Die Gewölberippen aus der Gotik wurden wieder angebracht. Der neugotische Hochaltar wurde 1913 gebaut. Im gesamten Bau zeigen sich Einflüsse aus Niederbayern und Schwaben, was auf den Bergbau und viele Stifter aus Süddeutschland zurückzuführen ist. Von der originalen Einrichtung ist sehr wenig erhalten. Das Kirchendach ist mit 15.000 Kupferplatten bedeckt. Im Dachstuhl haben sich bis heute zwei große Treträder zu sehen, die sich seit 1518 erhalten haben. Heute stellt die Kirche im Prinzip den Vergrößerungsbau von 1490 dar. Das Langhaus teilt sich in zwei Hauptschiffe und zwei Nebenschiffe: nördlich die Bürgersschiffe mit Chor, südlich die Schiffe und der Chor der Bergwerksverwandten oder *Knappenschiffe*.

Kirchenschiffe

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Die Kirche besitzt vier Schiffe und bot damit auch am Höhepunkt der Einwohnerzahl ausreichend Platz für Hochämter. Die sozialen Diskrepanzen der Entstehungszeit bedingten, dass zwei völlig unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mit einer jeweils eigenen Gerichtsbarkeit aufeinandertrafen. Um Auseinandersetzungen während der Messe zu vermeiden, wurde im Mittelgang nach Rattenberg Vorbild bis 1858 eine Holzwand eingezogen, um Bürgertum und Knappen des Silberbergwerks räumlich voneinander zu trennen.

Der „Grafenbogen“

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Im Jahr 1500 erwarb Jakob Veit Tänzl das Gelände nördlich der Pfarrkirche samt dem darauf befindlichen alten Gebäude, dem jetzigen Palais Enzenberg, in dem sich heute die Galerie der Stadt Schwaz befindet. Der Adel in Schwaz besaß eine eigene Kirchenloge. Diese Loge wurde 1520 durch den „Grafenbogen“, einem Skyway, die über die Franz-Josef-Straße führt, horizontal erschlossen.[2] 1700-1705 wurde das in neuen Besitz übergegangene Gebäude von den Grafen Tannenberg zum Palais im Barockstil erweitert und umgebaut. Anfang des 19. Jahrhunders ging es in Besitz der Grafen von Enzenberg über und ist seit dem Jahr 2000 samt Bogen im Besitz der Albrecht-Enzenberg-Privatstiftung.


Der Alte Glockenturm

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Die Kirche selbst besitzt am Langhaus nur einen fertiggestellten Turm, den nördlichen „alten Glockenturm“ mit 72 Metern Höhe. Dieser wird wegen einem nördlichen Überhang von etwa einem Meter und dem daraus resultierenden statischen Risiko als solcher nicht mehr benutzt. Bereits 1558 wurden Schäden festgestellt. 1904 wurde das Läuten per Erlass untersagt. Heute befinden sich im „Alten Glockenturm“ sich noch lediglich zwei kleine Glocken, eine Graßmayr-Glocke von 1761 sowie eine Signalglocke aus dem 17. Jahrhundert.

Der Neue Glockenturm

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Der Neue Glockenturm befindet sich nicht an der Kirche selbst, sondern etwa 80 m entfernt südöstlich in der Winterstellergasse mit angeschlossenen Kulturräumlichkeiten. Der aus dem Läuteverbot resultierende Missmut der Bevölkerung führte Anfang des 20. Jahrhunderts so weit, dass aus Protest sonntäglich auf der Straße mit Kuhglocken geläutet wurde. 1906 wurde daher in den alten Turm ein neuer Glockenstuhl eingebaut, dieser brachte aber keine Verbesserung, was ein vorübergehend erlaubtes provisorisches Läuten zeigte. Das Provisorium wurde 1907 eingestellt. Dies führte zum Beschluss, einen neuen Glockenturm zu errichten. Eine Arbeitsvergabe zum Bau eines neuen Turmes wurde im April 1910 verabschiedet. Die Planung hatte der damalige Stadtbaumeister Franz Xaver Ruepp. Im Zuge des Baus wurde auch der Glockenstuhl von 1906 in den neuen Glockenturm verlegt.

Das Geläut befindet sich im Neuen Glockenturm. Besonders interessant ist die Maria Maximiliana, auch Schwazer Löfflerin, da sie aus der Meisterhand Peter Löfflers stammt. Sie eine 4.480 kg schwere Glocke, gestimmt in a° +2. Ein weiterer Name der Glocke ist Schwazer Besen, da sie nach apotropäischem Brauch bei Unwettern geläutet wird, um diese zu vertreiben (Wetterläuten). Die Maximiliana trägt die 61 Wappen des Habsburgerreiches zur Zeit Maximilian I (1459-4519). Die Glocke wurde Anfang des Ersten Weltkriegs erfolgreich durch Verstecken vor dem Einschmelzen durch das Militär bewahrt.

 
Ansicht der Orgel vom linken Schiff hinten.

Die viermanualige Orgel der Pfarrkirche ist die größte Orgel Tirols.[3] Der Bau der Barockorgel wurde 1724 durch Fr. Gaudentius Köck 1724 begonnen worden. 1733-34 wirkte bis zur Fertigstellung Joseph Jesenko als Gehilfe mit. 1897 erfolgte ein Neubau durch Franz Reinisch, in dessen Zuge eine Kegellade mit Barkerhebeln gebaut wurden, außerdem erhielt die Orgel eine pneumatische Registersteuerung und einen elektrischen Balgantrieb (4 Schöpfer). 1909 bis 1910 wurde die Orgel durch Karl Reinisch erweitert. Dies umfasste den Zubau der beiden Gehäuse an den Seitenwänden der Empore für das II. und III. Manual (beide schwellbar) samt Positiv (spielbar auf II. oder III. Manual) auf pneumatischen Taschenladen.

1969 fand der bislang letzte Umbau durch Reinisch-Pirchner statt. Es erfolgte eine vollständige und die Einbeziehung des Brüstungspositivs als IV. Manual auf elektrischer Schleiflade.[4]

Totenkapelle

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Nordturm (rechts) und Totenkapelle (links).

Auf dem Grund der Pfarrkirche, direkt vor dem Nordportal, befindet sich die Doppelkapelle St. Veit und St. Michael, deren Bau 1502 begann und die 1509 eingeweiht wurde. Ursprünglich gelangte man in die Veitskapelle im Obergeschoß über eine Wendeltreppe. Später wurde an die Westfassade eine Stiege angesetzt, welche an eine Loggia erinnert.

Pfarre und Dekanat

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Um 1650 wurde Schwaz zur eigenen Pfarre erhoben. Das Dekanat umfasst heute 14 Pfarren.


Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Norbert Lieb: Die Fugger und die Kunst im Zeitalter der hohen Renaissance. In: Götz Freiherrn von Pölnitz (Hrsg.): Studien zur Fuggergeschichte. Band 4, Nr. 4. Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte, München 1958, S. 3, 7 f., 361.
  2. H. Andreatta, K. Kandler: Schwaz. Porträt einer Tiroler Bezirkshauptstadt. Berenkamp, Schwaz 1993, ISBN 3-85093-005-X, S. 85.
  3. Alfred und Matthias Reichling: Orgelbestand Tirols. In: Orgelbestand Tirols. musikland-tirol.at, 3. Oktober 2019, abgerufen am 3. Oktober 2019.
  4. Alfred und Matthias Reichling: Schwaz, Pfarrkirche ULF Maria Himmelfahrt. In: https://orgeln.musikland-tirol.at/t/sz/schwaz-pfk2.html. Musikland Tirol, 3. Oktober 2019, abgerufen am 3. Oktober 2019.