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Das Wohngebäude Achterdwars 12

Das historische Wohngebäude Achterdwars 12, im Volksmund auch Heidelberger Schloss, ist ein 1897 erbautes Wohngebäude im ehemaligen Fabrikarbeiterviertel der ehemaligen Stadt und heutigen Hamburger Stadtteils Bergedorf. Es gehört zu den wenigen aus dieser Zeit erhaltenen Häusern im Viertel.

Das Gebäude liegt am Achterdwars 12 (früher 2. Querstraße) an der Ecke zur Dwarstwiet (früher 1. Querstraße), in der Nähe der S-Bahnlinie S21. Achterdwars ist plattdeutsch und bedeutet „hintere Querung“ (achter = hinter, dwars = quer). Dwarstwiet bedeutet „Quergasse, Querstieg“.

Geschichte

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Auf dem Bergedorfer Kamp, einem seinerzeit freien Areal im Süden der Stadt, entwickelte sich ab den 1860er-Jahren eine Industrialisierung. Zunächst siedelte sich eine Glashütte an, aus der in den 1870er-Jahren eine Glasfabrik wurde. Erst in den 1880er- und 1890er-Jahren folgten Zuckerraffinerien, Stuhlrohrfabriken, eine Lederfabrik, eine Maschinenfabrik und andere. Die Fabrikarbeiter benötigten möglichst in der Nähe gelegenen Wohnraum. So entstand westlich des Industrieviertels – zwischen den Industrieanlagen, den Gleisen der Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn und dem Güterbahnhof – ein Fabrikarbeiterviertel. Das Viertel bestand aus Arbeiterreihenhäuser und größeren Gebäuden mit Wohneinheiten, die Handwerksmeistern und Fabrikbesitzern gehörten und in denen rund 800 Menschen wohnten.[1]

Das Wohnhaus an den beiden Querstraßen wurde 1897 erbaut. Für das Gebäude ist nachgewiesen, dass die Eigentümer des Gebäudes der Baupolizei zu dieser Zeit häufig Anlass zum Einschreiten gaben. So ließen sie trotz unzureichenden Lichteinfalls und schlechter Belüftung Wohnungen und Werkstätten in den feuchten Kellerräumen einrichten und vermieteten sie.[2]

Am 1. April 1912 erwarb es der Stuhlrohrfabrikant Hinrich Wilhelm Rümcker (1841–1926). Als es zu Streiks im Industrieviertel kam und auch die Hanseatischen Stuhlrohrfabriken von Rümcker & Ude davon betroffen war, sollte dem Gebäude eine besondere Bedeutung zukommen. Rümcker heuerte kurzerhand Streikbrecher aus Heidelberg an, die er in seinem neu erworbenen Miethaus einquartierte. So konnten die Streikbrecher während der allgemeinen Arbeitsniederlegungen in seiner Fabrik die Arbeiten fortführen und den Streik aushebeln. Fortan bezeichnete der Volksmund das Gebäude scherzhaft als Heidelberger Schloss, mit Bezug auf die Herkunft der Streikbrecher und auf das „echte“ Heidelberger Schloss.[3] Rümckers Stuhlrohrfabrik produzierte seit den 1960er-Jahren nicht mehr, bis Anfang der 1990er-Jahre wurden die Reste des einstmals großen Fabrikgeländes abgebrochen. Das Wohnhaus Achterdwars 12 diente den Rentnern der Fabrik als Wohnungen und ist somit nicht nur eines der wenigen erhaltenen Gebäude des historischen Fabrikarbeiterviertels, sondern auch das letzte erhaltene Gebäude aus dem Besitz der untergegangenen Hanseatischen Stuhlrohrfabriken von Rümcker & Ude.[4]

Literatur

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  • Bergedorf, von Dr. Geerd Dahms, Kultur- & Geschichtskontor Hamburg, 3. Auflage 2009, ISBN 3-9806996-7-6

Einzelnachweise

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  1. Geerd Dahms: Bergedorf, S. 58
  2. Geerd Dahms: Bergedorf, S. 91
  3. Geerd Dahms: Bergedorf, S. 89
  4. Geerd Dahms: Bergedorf, S. 84

[[Kategorie:Bergedorfer Geschichte]] [[Kategorie:Wohngebäude in Hamburg]] [[Kategorie:Erbaut in den 1890er Jahren]]