Benutzer:Matutinho/Arbeitsindex/Krieg im Sertão

Euclides da Cunha, etwa im Jahr 1900

Krieg im Sertão (brasilanisches Original «Os Sertões») ist der deutsche Titel der Erzählung von Euclides da Cunha über den Aufstand in Canudos in den Jahren 1896 bis 1897.

„Das Buch von Herrn Euclydes da Cunha, das so viele bemerkenswerte Titel trägt, ist zugleich das Buch eines Wissenschaftlers, eines Geographen, eines Geologen, eines Ethnographen; eines Denkers, eines Philosophen, eines Soziologen, eines Historikers; und eines Mannes der Empfindung, eines Dichters, eines Romanciers, eines Künstlers, der zu sehen und zu beschreiben versteht, der sowohl die Aspekte der Natur als auch die Berührungen des Menschen spürt und erschaudert, der bis in die Tiefe seiner Seele berührt und zu Tränen gerührt ist angesichts des menschlichen Leids, sei es durch die fatalen Bedingungen der physischen Welt, oder die "Dürren", die das Hinterland von Nordbrasilien verwüsten, oder die Dummheit oder Schlechtigkeit der Menschen, wie z. B. die Canudos-Kampagne.“

José Veríssimo: Correio da Manhã, vom 3. Dezember 1902[1]

Inhalt Bearbeiten

Das Werk ist in drei Teile gegliedert. Diese sind überschrieben mit Das Land, Der Mensch und Der Kampf.

Das Land Bearbeiten

Im ersten Teil skizziert Da Cunha das geologische Relief, die Bodenbeschaffenheit, das semi-aride Klima, die Vegetation der caatinga und das Problem der Dürren im brasilianischen Nordosten. Er referiert Hegels Konzept, wonach es drei globale Kategorien für grundlegende Daseinsbedingungen gebe: erstens die Steppen, zweitens die fruchtbaren, reichlich bewässerten Täler und drittens die Küstenstriche und Inseln. Diese Bedingungen würden den Menschen in Kombination mit anderen Bedingungen prägen und zu ethnischen Differenzierungen führen. Der Sertão gehöre im Sommer scheinbar der ersten Kategorie an und im Winter der zweiten. Zudem schaffe die Natur keine Wüsten, sie bekämpfe sie. Die Ödgebiete im Sertão und anderswo seien das Ergebnis der jahrundertelangen Tradition der Rodung, im Sertão insbesondere der Brandrodung, die Da Cunha ein unheilvolles Vermächtnis der Eingeborenen nennt. Die herrschenden Lebensbedingungen des Sertão bezeichnet Da Cunha als das uralte Martyrium des Landes.[2] Krieg im Sertão, S. 61-74

noch einarbeiten (aber evtl. erst später unter Form)

  • cabeça-de-frade (cf. Roberto Venturo, S.47) = de,en, fachw: Melocactus zehntneri => Mönchskopf criam "a imagem singular de cabeças decepadas

Die Mönchsköpfe (wörtl. Übersetzung nach dem Glossar von Zilly) mit ihren intensiv roten Blüten sind über den Stein verstreut und erzeugen "das einzigartige Bild von abgetrennten und blutigen Köpfen, die in tragischer Unordnung hingeworfen wurden". (Roberto Ventura, S. 47)

  • As palmatórias-do-inferno (wörtl. "Höllenklatsche, Feigenkaktusart, Opuntia monacantha, "diabolicamente eriçadas de espinhos", evocam a paixão de Cristo, sacrificio exemplar que se liga à morte dos discipulos do Conselheiro. (Roberto Ventura, S.48-48) => Die Feigenkaktusse mit ihren "teuflisch aufgerichteten Dornen", erinnern an die Passion Christi, ein beispielhaftes Opfer, das mit dem Tod der Jünger des Ratgebers verbunden ist.

Der Mensch Bearbeiten

Im zweiten Teil seines Werks beschreibt Da Cunha die Entstehung der brasilianischen Mischrassen. Er führt sie auf drei wesentliche Bevölkerungselemente zurück: Erstens auf die eigenständige Rasse des homo americanus. Diese Ureinwohner wie beispielsweise die Menschen der Lagoa Santa, der sambaquís oder der weit verbreiteten Tupís gehören laut Da Cunha zu aussterbenden Spielarten alter, autochthoner Rassen Brasiliens. Zweitens mischten sich die Afrikaner, der homo afer, dazu. Seine vorherrschenden Eigenschaften seien geprägt von «ausgeglühten und barbarischen Landstrecken, wo die natürliche Auslese in stärkerem Maße als sonstwo wild und gewaltsam vor sich geht.» Der dritte Einfluss rühre vom aristokratischen Faktor der Portugiesen, die mit der quecksilbrigen Denkart der Kelten verbunden seien.[3] Krieg im Sertão, S.78 Allerdings sei es ein Irrtum zu glauben, dass sich in Brasilien eine homogene brasilianische Mischrasse entwickle. Denn die Entwicklungsstufen der einzelnen Elemente seien unterschiedlich wie auch ihre Ausbreitung in Brasilien durch natürliche Besiedlung oder gewaltsame Eroberung. Auch die physischen Lebensbedingungen Brasiliens, das drei Klimazonen umfasst, eine tropische, eine gemässigte und eine subtropische, sorge dafür, dass sich unterschiedliche Menschenschläge herausbilden würden. Es gebe keine rassische Einheit in Brasilien. Es bleibe nur die Zivilisation, die zur Bildung einer Nation führe. Krieg im Sertão, S. 82 Die sehr unterschiedlichen Lebensbedingungen in den geografischen und klimatischen Zonen führen, wie Da Cunha weiter ausführt, zu einer sehr ungleichmäßigen Rassenverteilung.Krieg im Sertão, S. 101 Diese lasse sich grob unterteilen in die Bevölkerungsentwicklung im Norden und im Süden, woher die bandeirantes in das brasilianische Hinterland eindrangen. Für den Kontakt zwischen den nördlichen und den südlichen Bevölkerungsgruppen spielt der Fluss São Francisco eine zentrale Rolle, weil er im Süden entspringt und im Nordosten in den Atlantik mündet und grösstenteils schiffbar war. Im äussersten Norden des Sertão, zwischen dem Lauf des Vaza-Barrís und dem des Parnaiba entwickelte sich aufgrund der Isolation und des physischen Milieus eine Mischrasche zu einer ausgebildeten ethnischen Subkategorie: zum Sertanejo des Nordens.[4] Krieg im Sertão, S. 121-124 «Der Sertanejo ist, vor allem anderen, der Starke. Er zeigt keineswegs die rachitische Auszehrung der neurasthenischen Mischlinge des Küstenstrichs.» (Krieg im Sertão, S. 131, vgl. auch Roberto Ventura, S.48) Seine Erscheinung wirke aber, besonders im Vergleich mit der ritterlichen Erscheinung des gaúcho des Südens, auf den ersten Blick ungelenkt, krumm, phlegmatisch, ärmlich. Wenn es aber darauf ankomme, sei der sertanejo äußerst zäh, widerstandsfähig, wendig und ausdauernd, weil er von den im Sertão herrschenden Umweltbedingungen so geformt worden sei. (Krieg im Sertão, S. 131-134) Seine Eigenschaften zeigten sich beispielhaft in seiner charakteristischen Tätigkeit als Viehtreiber, als vaqueiro. Als solcher trägt er die Verantwortung für eine zahlreiche Viehherde eines Großgrundbesitzers. Seiner faktischen Leibeigenschaft unbewusst, verhält er sich seinem Arbeitgegeber gegenüber absolut loyal. Seine Rinder mischen sich mit anderen. In der sogenannten vaquejada sondert er gemeinsam mit Kollegen seine Rinder aus. Denn er kennt jede Kuh, jedes Kalb und jeden Stier. Er begleitet seine Herde über weite Strecken, pflegt verwundete Rinder und erjagd ausgebrochene Rinder oder führt die in verschiedene Richtungen durchgebrannte Herde wieder zusammen. (Krieg im Sertão, S. 144-148)

Der Kampf Bearbeiten

baadd dkdkdk

Das Folgende gehört zum geschichtl. Hintergrund Bearbeiten

Walnice Nogueira Galvão erinnert daran, dass die Anhänger des Antônio Conselheiro so unbekannt waren, dass man kaum Bezeichnungen für sie fand. Und sie wurden nicht nur von Militärs, sondern auch von Journalisten und Politikern verteufelt. Die Verantwortungslosigkeit verschiedener Zeitungen gingen so weit den Bewohnern des Sertão alle Menschlichkeite abzusprechen: wie Tiere, Ungeheuer, Phantome. Da Cunha nannte in seinen beiden ersten Reportagen, die unter dem Titel Unsere Vendée im O Estado do São Paulo erschienen, den Feind sertanejo (Bewohner des Sertão) und tabareu (Provinzler, Hinterwäldler). Das waren damals gebräuchliche Synonyme für die Bewohner des Hinterlandes. Bereits im zweiten Artikel übernahm er die Bezeichnung, die mittlerweile in der Presse geläufig geworden war: jagunço. Das Wort erscheint in diesem zweiten Artikel wie auch in den Reportagen, die er als Sonderberichterstatter des O Estado de São Paulo schrieb und später als Buch unter dem Titel Tagebuch einer Expedition veröffentlichte, kursiv gedruckt. In der Publikation von Os Sertões (Krieg im Sertão) verschwand der Kursivdruck. Die Fremdartigkeit der Bezeichung war der Normalisierung gewichen.[5]

Das Folgende gehört zur Form/Ästhetik Bearbeiten

Er versuchte, sich auf die Faktoren und allgemeinen Gesetze zu konzentrieren, die in der Lage waren, das Thema in eine "Variante eines allgemeinen Themas zu verwandeln: die ausdrucksstärksten aktuellen Merkmale der Unterrassen des Sertanejo". In Anlehnung an die rassistischen und evolutionistischen Theorien seiner Zeit vertrat da Cunha die Ansicht, dass die Bewohner des Sertão dazu bestimmt seien, "angesichts der wachsenden Anforderungen der Zivilisation fast zu verschwinden". Er lobte sowohl die Opfer des Krieges als auch die Sertanejos selbst: "Heute zurückgeblieben, werden sie morgen völlig ausgelöscht sein".

Er nahm eine naturalistische Auffassung an, die sich auf den französischen Historiker Hippolyte-Adolphe Taine stützte, der ihm die wissenschaftliche Grundlage oder den Vorwand lieferte, um poetische Entsprechungen zwischen den erzählten Fakten und der ihn umgebenden Landschaft zu suchen. Diese naturalistischen Vorstellungen gaben der romantischen Sensibilität, die er in seiner Jugend entwickelt hatte, einen Anstrich von Wissenschaft. Er erkannte auf dramatische Weise den Konflikt zwischen Natur und Geschichte und versuchte, die Wechselwirkung zwischen beiden in künstlerischer und wissenschaftlicher Hinsicht zu verstehen.

In seiner Histoire de la Littérature Anglaise vertrat Taine die Auffassung, dass der Lebensstil eines Volkes von drei Faktoren bestimmt wird: dem Milieu, d. h. der physischen und geografischen Umgebung, der Rasse, die für die angeborenen und vererbten Neigungen verantwortlich ist, und dem Moment, der sich aus den ersten beiden Ursachen ergibt.[6] Roberto Ventura, S. 44-45

Die Dreiteilung seiner Erzählung in Das Land, Der Mensch und Der Kampf folgt dem Konzept von Hippolyte-Adolphe Taine.


Antônio Conselheiro Bearbeiten

 
Antonio Conselheiro nach der Ex­hu­mie­rung, Foto by Flavio de Barros

Der Ratgeber Antônio Conselheiro hieß eigentlich Antonio Vicente Mendes Maciel, geboren 1830 in Quixeramobim, Bahia. Sein Vater führte einen Laden. Antonio half seinem Vater im Geschäft, das er nach dem Tod seines Vaters bis zur Liquidierung weiterführte. Danach arbeitete er als Lehrer, Kassierer, Schreibkraft und Rechtsbeistand in verschiedenen Städten Bahias.[7] Roberto Ventura, S. 24-25 Seine mystische Pilgerschaft begann er, nachdem ihm seine Frau mit einem Polizisten durchgebrannt und sein Vermögen wegen einer kleinen Schuld gepfändet worden war. Im Jahre 1876 wurde er gefangen genommen und beschuldigt, seine Mutter und seine Frau umgebracht zu haben. Die Anklage erwies sich als haltlos. Als Antonio freigelassen wurde, versprach er, 25 Kirchen zu errichten. Er organisierte Freiwillige, die ihm beim Bau und der Instandstellung von Kapellen, Kirchen und Friedhöfen halfen. Im Jahr 1882 verbot ihm der Erzbischof zu predigen und Andachten halten. Denn der Bischof befürchtete angesichts des stetig anwachsenden Zulaufs des Antonio Conselheiro, dass sein bischöflicher Einfluss schwinde. Mit der Proklamation der Republik verschärften sich Antonio Conselheiros Konflikte mit der etablierten Ordnung. Er rief gegen die neu erlassenen Steuern, gegen die Säkularisierung der Friedhöfe, gegen die Zivilehe und gegen die staatliche Registrierung von Geburt und Tod auf. Nach einem Zusammenstoss mit der Polizei, die nach ihm fahndete, liess er sich 1893 mit seinen Anhängern in Belo Monte, dem späteren Canudos, nieder. 1895 sandte der Erzbischof von Bahia drei Kapuziner nach Canudos mit der Mission, die Anhängergemeinde auseinanderzutreiben. Nach der missglückten Mission schlossen die Kapuziner ihren Bericht mit der Empfehlung, die Regierung müsse intervenieren. Nur so könne man der Ausbreitung der Siedlung, deren Bewohner sich weigerten, Steuern zu bezahlen und der Kirche zu gehorchen, Einhalt gebieten. Ende 1896 forderte der Richter aus Juazeiro (BA) die Entsendung staatlicher Truppen an. Denn es kursierten Gerüchte über eine Invasion der Stadt durch die Anhänger des Antonio Conselheiro. Diese hätten die Absicht, das für den Bau der neuen Kirche bestellte und bereits bezahlte Holz zu stehlen. So kam es zum ersten Feldzug gegen die Gemeinde von Canudos. Die Truppe umfasste 113 Soldaten und drei Offizieren. Aber sie wurde etwa 50 Kilometer vor Canduos angegriffen und zum Rückzug gezwungen. Dieser Kampf war der Auslöser eines bewaffneten Konflikts, der sich fast ein Jahr lang hinzog, bis mit dem vierten Feldzug über 6000 Soldaten und über 400 Offiziere am 5. Oktober 1897 Canudos einnahmen. Allein während des vierten Feldzugs verloren 910 Soldaten und Offiziere ihr Leben. In den vier Feldzügen waren insgesamt 5000 Tote zu beklagen. Der Krieg führte zur Zerstörung von 5200 Baracken in Canudos, deren Bevölkerung auf 10'000 bis 25'000 Einwohner geschätzt wurde.[8] Robert Ventura, S. 25-27, 35

Entstehungsgeschichte Bearbeiten

Da Cunhas Erzählung geht im Wesentlichen zurück auf seine beiden Artikel, die er beide unter dem Titel Unsere Vendée 1897 im Abstand weniger Monate in der Zeitung Estado de São Paulo veröffentlicht hatte. In diesen Artikeln befasste sich Da Cunha erstmals mit den Ereignissen, die sich seit geraumer Zeit im Hinterland von Bahia abspielten. Äusserer Anlass war die aufsehenerregende Niederlange der dritten Militärexpedition gegen die Aufständischen in Canudos. Im März 1897 wurde der Kommandant dieser Expeditionsarmee im Kampf tödlich verwundet. Seine Truppe floh. Überraschenderweise befasste sich Da Cunha im zehn Tage später erschienenen Artikel kaum mit der kriegerischen Seite dieses Ereignisses. Dem Autor ging es vielmehr um die Analyse des geografischen Milieus (Bodentypus, Windverhältnisse, Klima, Vegetation). In diesem Zusammenhang ging er auf die endemische Dürre dieser Region ein, auf die dortigen Gewässer, die topographischen Verhältnisse - Faktoren, die seiner Meinung nach für den Verlauf der Ereignisse entscheidend waren. Erst das Ende des Artikels handelt von den dortigen Menschen. Der Verfasser hielt sie für offenkundige Produkte ihres Milieus. Ihren Aufstand setzt er kurz in Beziehung mit der Erhebung der Bauern aus der Vendée.[9] (Mechtild Strausfeld, S. 83-84)

Rezeption Bearbeiten

Den ersten Artikel über da Cunhas Erzählung Os Sertões, die am 2. Dezember 1902 erschienen war, verfasste der bekannte und gefürchtete Literaturkritiker José Veríssimo. Seine Buchbesprechung erschien einen Tag nach der Buchveröffentlichung. Veríssimo behandelte da Cunhas Darstellung als ein literarisches, historisches und wissenschaftliches Werk und legte eine Lesart zugrunde, der viele künftige Kritiker folgten. Nebst dem Lob hinsichtlich der poetischen, erzählerischen und künstlerischen Qualitäten kritisierte er den Gebrauch technischer Begriffe, antiquierter Ausdrücke, neuer Wortschöpfungen und der abgehobenen Phrasen als Missgriff. Er beurteilte da Cunhas Stil als zu künstlich und abgehoben.[10] Roberto Ventura, S. 14-15 Dem widersprach Coelho Neto. Dieser wies Wochen später in einem langen Artikel im O Estado de S. Paulo Veríssimos Kritik als oberflächlich und unfruchtbar zurück und pries da Cunhas Erzählung als eines der aufregendsten Werke der brasilianischen Literatur. Da Cunha schreibe keinen trivialen und langweiligen Stil, wie Veríssimo es verlange. Da Cunha pflege mit seinem Rückgriff auf alte Wörter, Neuschöpfungen und Ausschmückungen einen eigenen Stil, was eigentlich jeden wahren Schriftsteller auszeichnen sollte.[11] Robert Ventura, S. 16-17 Schon am 9. Juli 1903 erschien die zweite Auflage, die unzählige stilistische Verbesserungen, die Berichtigung einiger Informationsfehler und acht Anmerkungen enthielt, in denen da Cuhha auf die Kritiken einging, die er von befreundeten Wissenschaftlern erhalten hatte. Im folgenden Jahr erschien die dritte, wiederum korrigierte und letzte Auflage, die der Autor zu Lebzeiten noch überarbeitet hatte.[12] Robert Ventura, S. 18

Obwohl die Geschichte um Antonio Conseilheiro und Canudos zu den großen Ereignissen der lateinamerikanischen Geschichte zählt und ein hohes narratives und interpretatives Potenzial enthält, war sie in der deutschsprachigen Literaturwissenschaft und insbesondere bei deutschsprachigen Historikern kaum zu finden. Die deutsche Übersetzung erschien erst Ende 1994, also über neun Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung des brasilianischen Originals.[13] Bartelt, S. Mario Vargas Llosa spürte das literarische Potenzial dieses Stoffes und verarbeitete es nach eingehenden Recherchen vor Ort im Roman La guerra del fin del mundo (Barcelona: Plaza & Janes 1981). Sein Roman erschien 1987 deutsch übersetzt unter dem Titel Der Krieg am Ende der Welt im Suhrkamp Verlag.[14] Bartelt, S. 3

Da Cunhas Hauptwerk beeinflusste in sprachlicher und stilistischer Hinsicht die Schriftkultur Brasiliens. Dass die erste deutsche Übersetzung erst 1995 erschien, mag mit der Schwierigkeit, dieses Werk zu übersetzen, zusammenhängen.[15] Guedes de Figureido und W. Roth, S. 150-152

Übersetzung Bearbeiten

Die deutsche Übersetzung ist laut Guedes de Figueiredo und Roth gelungen.[16] Guedes de Figureido und W. Roth, S. 150-152 Sie umfasst ein Glossar und Erklärungen zu wichtigen Begriffen sowie ein Nachwort des Übersetzers.

[17] Auch Bartelt lobt Berthold Zillys Übersetzung. Sie sei hervorragend gelungen und zu Recht mehrfach mit Übersetzungspreisen ausgezeichnet worden. Er hebt die hohe sprachliche Einfühlsamkeit bei gleichzeitiger überragender Lesbarkeit und die eigens eingefügten Zwischenüberschriften hervor, welche die Lesbarkeit wesentlich erhöhen.[18] Bartelt, S. 4, Anm. 5


Im Nachwort teilt Zilly mit, dass es bis 1995 in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt worden sei.[19] Zilly im Nachwort von da Cunha: Krieg im Sertão, S. 757

Galerie (zur Auswahl) Bearbeiten

Adaptionen Bearbeiten

Literatur

  • Lucien Marchal: Le Mage du Sertão. Plon, Paris 1952 (französisch).
  • João Felicio dos Santos: João Abade. Agir, Rio de Janeiro 1958 (portugiesisch).
  • Paulo Dantas: Capitão Jagunço. Edições Melhoramento, São Paulo 1959 (portugiesisch).
  • Sándor Márai: Ítélet Canudosban. S. Márai, Salerno 1970 (ungarisch).
  • Mario Vargas Llosa: La Guerra del Fin del Mundo. Esplugues de Llobregat: Plaza & Janés, Barcelona 1981, ISBN 978-84-322-0396-1 (spanisch).
  • José J. Veiga: A Casa da Serpente. 1989 (portugiesisch).
  • Júlio José Chiavenato: As Meninas do Belo Monte. Editora Página Aberta, São Paulo 1993, ISBN 85-85328-34-7 (portugiesisch).
  • Ayrton Marcondes: Canudos : as memórias de Frei João Evangelista de Monte Marciano. Editora Best Seller, Círculo do Livro, São Paulo 1997, ISBN 978-85-7123-616-5 (portugiesisch).

Filme

  • Glauber Rocha: Deus e o Diabo na Terra do Sol=Gott und Teufel im Land der Sonne. Brasilien 1963.
  • Sérgio Rezende: A Guerra de Canudos, produziert von Mariza Leão und José Walker, Brasilien, 1997

Theater, Hörspiel

  • Krieg im Sertão. Hörspiel. Suhrkamp Theater Verlag. Westdeutscher Rundfunk, Erstsendung 11.11.2007

Textstellen + Gedanken aus der deutschen Übersetzung Bearbeiten

  • Vorschlag zur neuen Zitierweise für wiederholte Belege mit unterschiedlicher Seitenzahl:
    • Beim ersten Vorkommen: komplette bibliographische Angaben, das Einleitungs-Tag <ref name="Name1">
    • Beim wiederholten Vorkommen: reduzierte bibliographische Angaben (z.B. nur Autor und Jahr), das Einleitungs-Tag <ref extends="Name1"> nimmt Bezug auf die mit "name=Name" kompletten bibliographischen Angaben des ersten Vorkommes.

Die Natur wird geschildert als ein gewaltiger Vorgang, oft auch gewalttätig und damit bereits die Widerstandskraft der Einheimischen prägend. Die an sich statische Landschaft wird mit vielen Bewegungsverben geschildert: Bergketten oder Hügel setzen sich fort, greifen aus, gehen unter, türmen sich auf,

  • […] «zunächst die geschlossene und beherrschende Gebirgskette, die es gürtet, hochragend über der vorgelagerten Strandlinie; sodann, auf dem Meeressaum zwischen Rio de Janeiro und Espírito Santo, ein aufgewühltes Küstenrelief, entstanden aus der zersprengten Mächtigkeit der Gebirge, zu schwindelenden Graten sich türmend und von Buchten zernagt, zu Meerbusen sich weitend und in Inseln zerfallend und in kahle Riffe zerberstend – Trümmerstätte des Kampfes, der dort seit Urzeiten tobt zwischen Land und Meer, […]»[20] E. da Cunha: Krieg im Sertão, S.11
  • «Hier meißelt [die Natur] sich in die festen Platten der anstehenden Gneise; und die Ausläufer der Hochebenen verwerfen sich zu einer Falte zu Füßen des Mantiqueira-Gebirges, durch die sich der Rio Paraíba zwängt, oder lösen sich in Ableger auf, die, nachdem sie die schroffen Gipfel mit dem Itatiaia-Gebirge in ihrer Mitte geschultert haben, die alpinen Landschaften der Küste bis ins Herz von Minas tragen.»[21] E. da Cunha: Krieg im Sertão, S.13
  • «Wir haben gesehen, wie die umgebende Natur mit [dem] grausamen Gebaren [des Flusses Vaza-Barrís] wetteifert, in sprödes Gelände ihn einzwängt, ohne die prächtigen Szenarien der Gebirgsketten, der Tafelebenen oder endlosen Hochplateaus, vielmehr als Mischlandschaft, in welcher sich diese Naturräume zu einem bestürzenden Wirrwarr verschränken: Ebenen, die sich aus der Nähe als von Wasserrissen zerklüftete Hügelreihen entpuppen; Buckel, die im Kontrast zu den Niederungen hoch erscheinen und die ihre Umgebung um wenige Dutzend Meter überragen; und Tafelflächen, die beim Nähertreten die chaotische Schroffheit wild klaffender Schlünde zeigen.»[22] E. da Cunha: Krieg im Sertão, S. 33
  • «Von den Hundstagen gegeißelt, von den Sonnenstrahlen gezüchtigt, von den Gießbächen zernagt, von den Winden zerzaust, scheint die Pflanze unter den Schlägen dieser feindseligen Elemente sich zu ducken und auf die geschilderte Weise Deckung zu suchen, unsichtbar im Boden, über den sie nur die höchsten Triebe der majestätischen Krone erhebt.»[23] E. da Cunha: Krieg im Sertão, S. 51
  • erwähnte Pflanzen:
    • Leguminosen, anderswo von stolzer Höhe, werden zier zu Zwergen. (S. 49)
    • Zwerg-cajú, der für die trockenen Hochplateaus typischer anacardium humile, von den Eingeborenen cajuí genannt. (S.50-51)
    • Bromelien, macambira-Stengel, caroás mit ihren sieghaft erhobenen Blüten; die gravatás und wilden Ananasgewächse (S. 51)
    • favela, evtl. cauterium genannt (S. 52)
    • Cäsalpinien wie etwa die catingueiras, (S. 52)
    • alecrins-dos-tabuleiros und die canudos-de-pito, strauchartige Heliotropen (S. 52)
    • juazeiros mit ihren tiefgrünen, selten abgeworfenen Blättern (S. 53)
    • mandacarús (cereus jaramacaru) (S. 54)
    • die xiquexiques (cactus peruvianus) sind eine kleinwüchsigere Art (S. 54)

Literatur Bearbeiten

alfabetisch geordnet

  • José Carlos Barreto de Santana: Geologia e metáforas geológicas em Os sertões. In: História, Ciências, Saúde — Manguinhos. V (supplement), Juli 1998, S. 117–132 (scielo.br).
  • Dawid Danilo Bartelt: Krieg am Ende der Welt. Geschichte(n), Forschungsstand und Mythos der Bewegung von Canudos und ihrer Vernichtung. Ein Überblick. In: Ibero-amerikanisches Archiv, Neue Folge. Band 23, Nr. 1/2. Iberoamericana Editorial Vervuert, 1997, S. 3–26, JSTOR:3392749. Das behandelt vermutlich Mario Vargas Lliosas Erzählung
  • Gerardo Guedes de Figueiredo und Wolfgang Roth: Krieg im Sertão von Euclides da Cunha, übersetzt von Berthold Zilly. Rezension. In: herausg (Hrsg.): Iberoamericana. Band 58/59, Nr. 2/3, 1995, S. 150–152, JSTOR:41671499.


Primärliteratur Bearbeiten

  • Euclídes da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt/Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9 (Originaltitel: Os Sertões. Campanha de Canudos. Rio de Janeiro 1902.).

Weblinks (provisorisch) Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. zitiert nach Berthold Zilly: Convivendo com Os Sertões – experiências e reflexões de um estudioso alemão. In: Pontos de Interrogação, v. 12, n. 2, jul.-dez. 2022, S. 36.
  2. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 61–74.
  3. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 78.
  4. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 121–124.
  5. Walnice Nogueira Galvão: «Os Sertões» von Euclides da Cunha für Ausländer. In: Mechtild Strausfeld (Hrsg.): Brasilianische Literatur (= Suhrkamp Taschenbuch. Band 2024). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-38524-0, S. 98-90.
  6. Roberto Ventura: Os Sertões. [Crítica e interpretação] (= Folha Explica). Publifolha, São Paulo 2002, ISBN 85-7402-415-5, S. 44–45.
  7. Roberto Ventura: Os Sertões. [Crítica e interpretação] (= Folha Explica). Publifolha, São Paulo 2002, ISBN 85-7402-415-5, S. 24–25.
  8. Roberto Ventura: Os Sertões. [Crítica e interpretação] (= Folha Explica). Publifolha, São Paulo 2002, ISBN 85-7402-415-5, S. 25–27, 34.
  9. Walnice Nogueira Galvão: «Os Sertões» von Euclides da Cunha für Ausländer. In: Mechtild Strausfeld (Hrsg.): Brasilianische Literatur (= Suhrkamp Taschenbuch. Band 2024). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-518-38524-0, S. 83–84.
  10. Roberto Ventura: Os Sertões. Crítica e interpretação (= Folha Explica). Publifolha, São Paulo 2002, ISBN 85-7402-415-5, S. 14–15.
  11. Roberto Ventura: Os Sertões. [Crítica e interpretação] (= Folha Explica). Publifolha, São Paulo 2002, ISBN 85-7402-415-5, S. 16–17.
  12. Roberto Ventura: Os Sertões. [Crítica e interpretação] (= Folha Explica). Publifolha, São Paulo 2002, ISBN 85-7402-415-5, S. 18.
  13. Dawid Danilo Bartelt: Der Krieg am Ende der Welt. Geschichte(n), Forschungsstand und Müthos der Bewegung von Canudos und ihrer Vernichtung. Ein Überblick. In: Ibero-amerikanisches Archiv. Neue Folge. Band 23, Nr. 1/2. Iberoamericana Editorial Veruert, 1997, S. 3–26, hier Anmerkung 5, JSTOR:43392749.
  14. Dawid Danilo Bartelt: Der Krieg am Ende der Welt. Geschichte(n), Forschungsstand und Müthos der Bewegung von Canudos und ihrer Vernichtung. Ein Überblick. In: Ibero-amerikanisches Archiv. Neue Folge. Band 23, Nr. 1/2. Iberoamericana Editorial Veruert, 1997, S. 3–26, JSTOR:43392749.
  15. Gerardo Guedes de Figueiredo und Wolfgang Roth: „Krieg im Sertão“ von Euclídes da Cunha, übersetzt von Berthold Zilly. Rezension. In: Iberoamericana (1977-2000). Band 58/59, Nr. 2/3, 1995, S. 150–152, JSTOR:41671499.
  16. Gerardo Guedes de Figueiredo und Wolfgang Roth: „Krieg im Sertão“ von Euclídes da Cunha, übersetzt von Berthold Zilly. Rezension. In: Iberoamericana (1977-2000). Band 58/59, Nr. 2/3, 1995, S. 150–152, JSTOR:41671499.
  17. S. 150-152}}
  18. Dawid Danilo Bartelt: Der Krieg am Ende der Welt. Geschichte(n), Forschungsstand und Müthos der Bewegung von Canudos und ihrer Vernichtung. Ein Überblick. In: Ibero-amerikanisches Archiv. Neue Folge. Band 23, Nr. 1/2. Iberoamericana Editorial Veruert, 1997, S. 4, JSTOR:43392749.
  19. Berthold Zilly: Nachwort. In: E. da Cunha (Hrsg.): Krieg im Sertão. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 757.
  20. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 13.
  21. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 13.
  22. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 33.
  23. Euclides da Cunha: Krieg im Sertão. Aus dem brasilianischen Portugiesisch übersetzt und mit Anmerkungen, Glossar und einem Nachwort versehen von Berthold Zilly. 1. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-518-42376-9, S. 51.