Great Coastal Gale (2007)
Intensiver dritter Sturm einer Reihe von Stürmen, die den Pazifischen Nordwesten trafen. Aufnahme vom 3. Dezember 2007 um 9:30 Uhr UTC.
Intensiver dritter Sturm einer Reihe von Stürmen, die den Pazifischen Nordwesten trafen. Aufnahme vom 3. Dezember 2007 um 9:30 Uhr UTC.
Intensiver dritter Sturm einer Reihe von Stürmen, die den Pazifischen Nordwesten trafen. Aufnahme vom 3. Dezember 2007 um 9:30 Uhr UTC.
Entstehung am: 29. November 2007
Auflösung am: 4. Dezember 2007
Maximale
Windstärke:
237 km/h (Naselle Ridge, Washington)
Niedrigster
Luftdruck:
952 hPa
Sachschaden: $1,18 Milliarden
($1 Milliarde in Washington,
$180 Millionen in Oregon)
Getötete
Personen:
18

Die Great Coastal Gale of 2007 war eine Serie starker Stürme zwischen dem 1. und dem 3. Dezember, die vom Pazifik her auf die Bundesstaaten Oregon und Washington, sowie die kanadische Provinz British Columbia trafen.

Die Stürme vom 2. und 3. Dezember stellten ein außerordentlich lange andauerndes Windereignis dar, dessen maximalen Windgeschwindigkeiten mit 220 km/h bei Holy Cross, Washington und 207 km/h in Bay City Orkanstärke auf der Beaufort-Skala erreichten.[1][2] (In englischsprachigen Publikationen ist oft von hurricane force die Rede, weil Windstärke 12 der Beaufort-Skala im Englischen dementsprechend benannt ist). Der Sturm brachte heftige Niederschläge mit sich und verursachte damit Fluten, die sich über die ganze Region erstreckten und Rekordstände erreichten. Mindestens 18 Personen wurden durch den Sturm und seinen Auswirkungen getötet.[3][4]

Die Meteorologen des Oregon Climate Services tauften das Windereignis im Januar 2008 nach der Great Gale of 1880, einem ähnlichen Sturm, der die Region 1880 getroffen hatte.[5][6]

Meteorologische Einzelheiten

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Niederschlagsmengen vom 28. November bis 4. Dezember 2007 nach einer Analyse der NASA. Blau sind Gebiete mit bis zu  mm Niederschlag, 25–150 mm sind in rot und mehr als 150 mm in dunkelrot markiert.

Am 29. November 2007 bildete sich im mittleren Pazifikraum aus den Überbleibseln der Taifune Mitag und Hagibis, sowie zwei weiteren unbenamten tropischen Tiefdruckgebieten (die vom Joint Typhoon Warning Center unter den Bezeichnungen 25W und 26W geführt wurden) ein Tiefdruckkomplex mit drei kräftige Stürmen, die eng miteinander verbunden waren.[7] Diese gelangten über den sogenannten Pineapple Express in den Pazifischen Nordwesten.[8] In Erwartung des Sturmes gab der National Weather Service erstmals in seiner Geschichte eine Sturmwarnung für die Küste Oregons heraus, die vor Winden in hurricane-force warnte.[9] Diese Einteilung bedeutet allerdings keine Klassifizierung als Hurrikan, sondern beruht auf der englischsprachigen Bezeichnung für Windstärke 12 („Orkan“) auf der Beaufort-Skala.

Der erste der drei einzelnen Stürme erreichte das Festland am 1. Dezember. Dieses lag zu dem Zeitpunkt unter dem Einfluss eine vom Golf von Alaska herreichenden Troges und war von polarer Luft gesättigt.[7] Die Feuchtigkeit, die dieser erste Stum in sich führte, brachte in manchen Gegenden des Bundesstaates Washington bis zu 35 cm Neuschnee. Der zweite Sturm am 2. Dezember brachte noch mehr Niederschläge mit sich, die auch größtenteils als Schnee niedergingen und Straßensperrungen in Washingtons Mason County und Kitsap County verursachten. Gegen 17:30 Uhr Ortszeit (UTC+9) begann der Schneefall, sich in leichten Regen zu verwandeln und ließ nach.

Als das Sturmzentrum dieses zweiten Sturmes schließlich die Küste erreichte, erlebte Oregon die vorhergesagten Starkwinde mit subtropischer Luft. Innerhalb von weniger als zwei Stunden stiegen die Temperaturen vom Gefrierpunkt auf bis über 60° F und heftiger Regen setzte ein. Der Sturm zog nordwärts durch Oregon und Washington und brachte etwa in Bremerton 270 mm Niederschlag innerhalb von 24 Stunden.[10] Der rapide Temperaturanstieg verursachte eine schnelle Schneeschmelze und in Verbindung mit den starken Regenfällen standen Fluten in Rekordhöhe unmittelbar bevor, weswegen die Behörden am Nachmittag Flutwarnungen für fünf Flüsse auslösten, die am späten Abend auf nahezu alle Flüsse Washingtons mit Ursprung in den Bergen ausgeweitet wurden. Der Skokomish River war der erste Fluss, der gegen 2:45 Uhr in der Nacht die Hochwassermarke erreichte [11], während immer noch Regenfälle das Gebiet tränkten. Andere Flüsse in Washington stiegen ebenfalls und in den morgendlichen Nachrichtensendungen der Fernsehstationen in der Region waren Bilder von über die Ufer getretenen Flüssen allgegenwärtig.

Am Morgen des 3. Dezembers traf der dritte und stärkste Sturm der Serie mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von mehr als 160 km/h auf Washington und Oregon; diese wurden unter anderen von Windmessanlagen an der Naselle Ridge, Bay Center, Long Beach und Cape Disappointment in Washington sowie in Bay City, Lincoln City, Cape Meares, Cape Blanco, Rockaway Beach, Astoria und Tillamook in Oregon gemeldet. Windböen mit 90–115 km/h reichten südwärts bis in den äußersten Norden Kaliforniens.[6] Diese Windgeschwindigkeiten traten vor allem entlang der Küste auf. Während beispielsweise die automatische Windmeßstation in Hoquiam Winde von 161 km/h aufzeichnete, wurden aus dem 80 km weiter östlich gelegenen Olympia überwiegende ruhige Winde gemeldet.

Der Sturm zog nach British Columbia und brachte damit heftige Schneefälle in den Küstenstreifen um Vancouver, New Westminster, Surrey und Delta, wo Schneee auch während des Winters eher selten ist. Über den Canadian Rockies schwächte der Sturm sich auf seinem Weg ins mittlere Alberta ab und gelangte dann durch die Staaten im Mittleren Westen an die amerikanische Ostküste. Am 4. und 5. Dezember verursachte der Sturm noch Schneefälle in Edmonton, Minneapolis-St. Paul, Madison, Milwaukee, Chicago, Indianapolis, Cincinnati und einem großen Teil des Ohio Valley, die zwischen 10 und 20 cm betrugen,[12][13] wobei die Schneefälle bei Duluth in Minnesota aufgrund von Lake effect snow mit etwa 45 cm Schnee den Höchstwert erreichten.[14]

Die Boje 46089 der NOAA, die etwa 150 km vor Tillamook in rund 2200 m tiefen Wasser verankert ist, meldete über einen Zeitraum von fast 48 Stunden andauernde Windgeschwindigkeiten von über 36 km/h; die höchste andauernde Windgeschwindigkeit wurde von der Boje mit 82 km/h am 3. Dezember um 8:00 Uhr UTC verzeichnet, die stärkste Bö mit 109 km/h eine Stunde später übertragen. Die Wellenhöhe betrug am 3. Dezember mehr als 14 m. Als die Boje zweieinhalb Monate nach den Sturm überprüft wurde, zeigten sich Beschädigungen an Mast und Wetterfahne der Boje, sodass diese ersetzt werden musste.[15]

Auswirkungen

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Auf dem Höhepunkt des Sturmes verloren rund 75.000 Haushalte in Washington und etwa 36.000 weitere in Oregon eine Zeit lang die Versorgung mit Elektrizität, die teilweise erst nach einigen Tagen wiederhergestellt werden konnte;[10] Fast alle Countys an der Pazifikküste und Grays Harbor waren ohne elektrischen Strom, nachdem ein Hochspannungsmast vom Wind zerstört wurde.

Verschiedene Straßen und Autobahnen wurden durch Überflutung unpassierbar, unter anderem ein etwa 30 km langer Abschnitt der Nord-Süd-Verbindung Interstate 5 bei Chehalis, Washington, der an manchen Stellen mehr als drei Meter hoch vom Chehalis River überspült war.[16][17] Die Amtrak-Zugverbindung zwischen Portland, Oregon und Vancouver, British Columbia war auch unterbrochen.[10] Die wichtige Fernstraße wurde erst am 6. Dezember wieder für Lastwagen und und am Tag darauf für den allgemeinen Verkehr freigegeben.

 
Luftaufnahme der von der Flut betroffenen Stadt Vernonia vom 4. Dezember 2007

Durch das Hochwasser des Nehalem Rivers und verschiedene Erdrutsche wurde die Stadt Vernonia vollständig vom Rest Oregons abgeschnitten. Einige Einwohner wurden von der Oregon National Guard evakuiert.[10]

Entlang der Küste waren sowohl landgebundene Telefondienste als auch Mobiltelefonverbindungen für einige Tage unterbrochen, weil Kabel zu den Sendemasten und Leitungen beschädigt wareN.[18] Die Intensität des Sturmes wurde mit dem Columbus-Day-Sturm 1962 verglichen, der im Pazifischen Nordwesten im Oktober 1962 ausgedehnte Sachschäden verursachte und die resultierenden Überschwemmungen mit denen der Flut im Willamette Valley 1996.[2][18]

Die Hauptstraßen zwischen dem Willamette Valley und dem mittleren und nördlichen Abschnitt der Oregon Coast, darunter U.S. Highway 26, U.S. Highway 30, Oregon State Route 6 and Oregon State Route 22) waren am 3. Dezember aufgrund von Sturzfluten, umgestürzter Bäume und Muren gesperrt.[19] Das Hochwasser des Salmonberry River zertörte an mehreren Stellen die Trasse der Port of Tillamook Bay Railroad, sodass die Wiedereröffnung fraglich ist.Beleg?

Der Sturm brach östlich von Cannon Beach in Oregon eine rund 700 Jahre alte Sitka-Fichte, die als Klootchy Creek Giant bekannt war und als längste Fichte weltweit galt, in etwa 23 m Höhe ab.[20]

Durch den Gouverneur Oregons, Ted Kulongoski wurde am 3. Dezember der Notstand für die Countys Clatsop, Columbia, Tillamook und Yamhill erklärt und ermöglichte dadurch die Gewährung von Bundeshilfen.[18]

Am 11. Dezember mußten die Behörden westlich von Glatskanie den U.S. Highway 30 schließen, weil durch den von Trümmern verstopften Tansy Creek ein Erdrutsch drohte.[21]

Mindestens fünf Personen wurden in Oregon durch das Unwetter getötet.[3] Nach Schätzungen des Oregon Emergency Management verursachten die Stürme in diesem Bundesstaat einen Sachschaden von 300 Millionen US-Dollar, wovon 62 Millionen US-Dollar auf Schäden an der Infrastruktur und 94,1 Milionen US-Dollar auf Schäden an privaten Wohnungen. In der Holzwirtschaft entstand ein wirtschaftlicher Schaden von 42 Millionen US-Dollar.[22]

Washington

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In Washington evakuierte die United States Coast Guard etwa 300 Personen mit Hubschraubern.[23] Aufgrund der Regenfälle, Überflutungen, Erdrutsche, Straßensperrungen und der ausgedehnten Sachschäden erklärte der Gouverneur des Bundesstaates Washington Chris Gregoire am 3. Dezember den Notstand für den kompletten Bundesstaat.[24]

Dadurch konnten die Countys Clallam, Grays Harbor, King, Kitsap, Lewis, Mason, Pacific, Snohomish und Thurston Bundeshilfen beanspruchen. Die Zahl der direkten und indirekten Toten im Zusammenhang mit dem Sturm in Washington beträgt acht.[25][3]

Durch die Überschwemmung wurde die Washington State Route 522 in Woodinville blockiert, wo ein Teil des Ortes überflutet wurde, nachdem ein Durchlass verstopfte. Ein Teil des Highways wurde beschädigt.[26][27]

Gouverneurin Christine Gregoire bezifferte die Schäden durch die Unwetter auf mehr als eine Milliarde US-Dollar.[28]

British Columbia

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Im Norden der Provinz waren starke Schneefälle im Gebiet um Prince George für einen Verkehrsunfall mit funf Todesopfern verantwortlich. Mehrere tausend Haushalte und Betriebe waren zeitweise ohne Stromversorgung. Die Niederschläge von mehr als 100 mm und der schmelzende Schnee aufgrund der ansteigenden Temperaturen führten zu Hochwasser und in der Nähe des Sea-to-Sky Highways mussten in Strachan Point nördlich von Vancouver die Einwohner von 15 Häusern in Sicherheit gebracht werden. An einem nahegelegenen Wasserlauf war der Wasserstand rapide gestiegen, weil Treibgut den Abfluss des Wassers verhinderte.[4][29] Die Mole in Vancouvers Stanley Park wurde infolge des Sturmes beschädigt. Der Schaden wurde auf 9 Millionen Kanadische Dollar geschätzt. Die Instandsetzung der Beschädigungen durch den Chanukka-Sturm des Vorjahres waren erst zwei Wochen zuvor beendet worden.[30]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. Wolf Read: Great Coastal Gale of Dec. 1-3, 2007. Office of the Washington State Climatologist, abgerufen am 27. Dezember 2007.
  2. a b Oregon Coast Damage 'Worse Than Columbus Day Storm'. BeachConnection, abgerufen am 4. Dezember 2007.
  3. a b c Death toll from storm in Oregon and Washington rises to 13 In: The Oregonian. Abgerufen am 27. Dezember 2007 
  4. a b 5 die in crash near Prince George, B.C. In: CBC British Columbia. Abgerufen am 3. Dezember 2007 
  5. December, Columbus Day storms big, but in different ways. OPB News, 21. Januar 2008, abgerufen am 22. Januar 2008.
  6. a b Wolf Read, Cadee Hale, George Taylor: The Great Coastal Gale. Oregon Climate Service, abgerufen am 22. Januar 2008.
  7. a b National Weather Service Northwest. River Forecast Center. December 2007 Flood Event. Part I. A. Storm Meteorological Summary. Abgerufen am 3. März 2008. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „nwsnwrfc1“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  8. Stuart Tomlinson: Monster storm heading our way In: The Oregonian, 30. November 2007. Abgerufen im 24. Februar 2008 
  9. Rachel La Corte: Storm Batters NW, Coastal Roads Blocked, Associated Press, 3. Dezember 2007. Abgerufen im 24. Februar 2008 
  10. a b c d Joseph B. Frazier: Guard evacuates flooded Oregon town In: USA Today, 3. Dezember 2007. Abgerufen am 4. März 2008 (englisch). 
  11. [1]
  12. NWS Milwaukee/Sullivan, Wisconsin, NWS Chicago, IL -- Regional Temperature and Precipitation
  13. Yesterday's Snow Totals Add to a Snowy December Start
  14. NWS Duluth, MN -- December 4 Snowfall Maps and Totals. National Oceanic and Atmospheric Administration, abgerufen am 27. März 2008 (englisch).
  15. Richard L. Crout, Ian T. Sears und Lea K. Locke: The Great Coastal Gale of 2007 from Coastal Storms Program Buoy 46089. (PDF) NOAA National Data Buoy Center, abgerufen am 19. April 2010 (englisch).
  16. Curt Woodward: Northwest reeling from intense storm In: USA Today. Abgerufen am 4. Dezember 2007 
  17. I-5 Closed in Wash. Until At Least Thursday. KPTV, 5. Dezember 2007, abgerufen am 5. März 2008.; die Umleitungstrecke hatte eine Länge von 450 km, wobei die normale Entfernung Portland–Seattle etwa 260 km lang ist.
  18. a b c Crews race to restore roads and utilities across Northwest. In: The Oregonian. 4. Dezember 2007, abgerufen am 4. März 2008 (englisch).
  19. Several highways closed due to rain, debris, trees down. Associated Press, 4. Dezember 2007, abgerufen am 4. März 2008 (englisch).
  20. Joseph Friedrichs: Nation’s Largest Sitka Spruce Dies In Oregon Storm. NewWest.net, abgerufen am 4. März 2008.
  21. Slide Potential Closes U.S. 30. Archiviert vom Original am 13. Dezember 2007; abgerufen am 11. Dezember 2007.
  22. Teresa Elliot, PE (Hrsg.): Pacific Northwest Storms of December 1–4, 2007: Lifeline Performance. ASCE, TCLEE, Reston, VA 2012, ISBN 978-0-7844-1233-6 (asce.org (Memento des Originals vom 16. März 2014 im Internet Archive)).
  23. Evacuations Under Way in Oregon Town as Death Toll Rises to 5 In: Fox News, 4. Dezember 2007 
  24. Proclamation by the Governor. (PDF) State of Washington Office of the Governor, 3. Dezember 2007, abgerufen am 4. März 2008 (englisch).
  25. Flood victims in nine counties approved for help. 22. Dezember 2007, abgerufen am 4. März 2008 (englisch).
  26. NWCN
  27. Seattle Times
  28. Chris Mcgann: I-5 still closed; Wash. flood damage could top $1 billion. Seattle PI, abgerufen am 4. März 2008 (englisch).
  29. Flooding, highway closures, cloudy water hit southern B.C. In: CBC British Columbia, 4. Dezember 2007 
  30. Mudslide closes Vancouver's Stanley Park seawall In: CBC British Columbia, 3. Dezember 2007 
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