Benutzer:Marcus Cyron/Münzprägung von Metapont

Silberne Münze der antiken griechischen Stadt Metapont, die eine sechsstrahlige Gerstenäre zeigt. Rechts davon die griechischen Buchstaben ME, links TA für den Namen der Stadt.
Silberstater Metaponts mit dem Standardmotiv einer Gerstenäre im Avers, links die Buchstaben ME, rechts TA für Metapontion; Alpha Bank Art Collection

Die Stadt Metapont hatte von der Mitte des 6. bis ins frühe 3. Jahrhundert v. Chr. eine bedeutende Münzprägung. Standard waren Silberstatere, doch auch Gold- und Bronzemünzen wurden in nennenswerter Zahl geprägt. Über lange Zeit war die Darstellung einer Gerstenäre das Standardmotiv, standardmäßig zunächst beidseitig, danach auf der Vorder- und schließlich auf der Rückseite. Zusätzlich konnten Tiere gezeigt werden, die mit Kornfeldern oder dem Kornanbau in Verbindung zu bringen sind. Davon abweichend konnten in späterer Zeit auch andere Motive hinzu treten, in der späteren Phase waren Götterdarstellungen auf der Vorderseite üblich.

Historische Voraussetzungen

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Metapont wurde der Sage nach in Lukanien am Golf von Tarent von griechischen Siedlern gegründet, die nach dem Trojanischen Krieg dort landeten. Nach dem archäologischen Befund scheint es eine Siedlungskontinuität zwischen der mykenischen Zeit und der großen griechischen Kolonisationsbewegung gegeben zu haben. Im Rahmen dieser Kolonisation wurde die Stadt zu Beginn des 7. Jahrhunderts v. Chr. auf Initiative von Sybaris und Kroton neu gegründet. Nachweisbar sind Achaier allerdings erst zur Mitte des Jahrhunderts. Aufgrund der durch die hier fließenden Flüsse fruchtbaren Böden erreichte die Stadt einigen Wohlstand. Die Bedeutung der Landwirtschaft für die Stadt findet sich dann auch auf den Münzen. Ihre Blütezeit hatte die Stadt im Verlauf des 4. Jahrhunderts v. Chr., geriet dann aber in den Einflussbereich von Tarent. Der 2. Punische Krieg hatte verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft und das Leben in der Stadt. Ende des 3. Jahrhunderts v. Chr. war sie weitestgehend unbewohnt. Im 2. Jahrhundert konnte Pausanias nur noch wenige Ruinen der auffälligeren Großbauten (Theater, Tempel) der Stadt finden.[1]

Geschichte der Münzprägung in Metapont

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Die ersten Poleis, die in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. damit begannen, in Italien Münzen zu prägen, waren die achaischen Kolonien am Ionischen Meer. Neben Sybaris und Kroton war das Metapont, im letzten Viertel des Jahrhunderts auch Kaulon. Alle vier Städte prägten nach demselben, dem „achaischen“ Gewichtsstandard. Von François Lenormant wurde eine Münzunion vermutet, was George MacDonald als falsch nachweisen konnte. Was auslösender Faktor der Münzprägung war und warum diese von Beginn an von großer Qualität war ist bis heute Gegenstand des wissenschaftlichen Diskurses. Barclay Vincent Head[2] schlägt eine Abhängigkeit von den Münzen aus Korinth mit invertierten Swastiken vor, Sydney P. Noe sieht hier allerdings bestenfalls eine durch die Handelsverbindungen und den damit erfolgenden Austausch auch von Münzen erfolgte Inspirationsquelle. Zumindest gibt es eine kointhische Münze, die in Metapont überprägt wurde, nachdem sie schon mindestens 60 Jahre im Umlauf war. Möglicherweise war die münzausfuhr reglementiert, zumindest finden sich vergleichsweise selten Münzen Süditaliens außerhalb dieses Bereiches. Wenn dem so war, muss den Schöpfern der Münzen auch klar gewesen sein, dass diese vor allem für den lokalen Umkauf gedacht waren, was sich auch etwa in den Motiven widerspiegeln dürfte.[3] Drachme

Die Standardmünze am Beginn war der Stater, der ein Gewicht von knapp über acht Gramm hatte. Das Aussehen der Stempel und damit der Münzen war beispiellos und wurde nicht den Prägungen anderer Städte nachgeahmt. Für die Prägung wurden Avers- und Reversstempel mit den jeweils gleichen Motiven verwendet. Das Avers war im Allgemeinen ein Hochrelief, das Revers ein dementsprechendes „Negativ“. Üblicherweise lagen die Stempel in der exakt gleichen Ausrichtung übereinander und konnten somit den Anschein vermitteln, als wäre nur ein Stempel verwendet worden. Details auf beiden Münzseiten[4] zeigen aber recht schnell, dass beide Stempel sehr individuell gearbeitet waren.[5] Diese Form der Produktion erfordert ein großes Geschick und Können gleich in mehrfacher Hinsicht. Zum[6] ersten bei der Produktion der Rohlinge in der richtigen Größe und mit dem richtigen Gewicht, zum zweiten bei der Fertigung der Stempel, die unbedingt zueinander passen mussten und zum dritten bei der korrekten Anordnung der Stempel beim schlagen der Münzen. Als Gründe für diese Prägetechnik werden verschiedene Ansätze ins Feld geführt. Es gibt die Vermutung, dass es eine Frage der Praktikabilität war, da Münzen so vermeintlich leichter zu schlagen waren, eine andere Vermutung geht von einem technischen Vorteil aus, weil auf diese Weise bei der Überprägung anderer Münzen die früheren Motive nicht mehr zu erkennen waren. Ein dritter Erklärungsansatz versucht es mit einem rein individuellen Ansatz: zeitweise lebte Pythagoras in der Stadt, der einen großen Einfluss auch noch auf die späteren Generationen der Stadtbewohner hatte. Dessen Vater soll ein Gemmenschneider gewesen sein, weshalb ihm sowohl Interesse als auch Einfluss auf die Prägung zugeschrieben. Die Prägetechnik war indes in den Nachbarstädten dieselbe, nur die Motive waren verschieden.[7]

Im Laufe der Zeit durchlief die Standardmünze eine in mehreren Schritten verlaufende Veränderung. Der Durchmesser der Münzen wurde Kleiner. Zunächst von einer flachen Münze mit einem recht großen Durchmesser im 6. Jahrhundert v. Chr. zu einer Münze mit mittlerem Durchmesser ab dem letzten Jahrzehnt des 6. Jahrhunderts v. Chr. und schließlich zu einer Münze mit deutlich geringerem, zum Teil nicht einmal mehr halb so großem Durchmesser wie in der ersten Phase, aber mit einer deutlich gesteigerten Höhe. Abgesehen von einem sehr geringen Gewichtsverlust noch innerhalb der allerersten Prägephase ging diese Veränderung ohne Gewichtsverlust einher, es änderte sich nur die Form. Die Münzen der mittleren Form wurden bis etwa 470 v. Chr. geprägt, die kleinste Form bis etwa 430 v. Chr. Heute stellt diese gut datierbare Änderung auch einen guten Datierungsindikator bei archäologischen Funden dar.[6] Bei den beiden ersten Formen wurden ausschließlich Statere geschlagen. Es gibt keine Variation des Motivs, immer ist eine Gersten-Äre das zentrale Bild. Variieren kann unter Umständen die Beischrift, wenn es eine gibt: ΜΕΤ, ΜΕΤΑ oder ΜΕΤΑΡ. Zudem ist manchmal eine kleine Eidechse als Ergänzung geschnitten. In der dritten Phase nehmen diese motivischen Ergänzungen auf dem Avers der Statere stark zu. Häufig sind das Widder- oder Eselsköpfe, Schneckenhäuser oder Häuser der Murex-Schnecken. In der dritten Phase gibt es auch die ersten Münzen, die kleiner als Statere waren. Auch diese zeigten zunächst noch durchweg Ären im Avers. Doch wiesen sie im Revers andere Motive auf. Die Triobolen zeigten einen Ochsenkopf, die Diobolen eine Gerstenkornhülse und im Feld zwei Ringe zur Angabe des Nennwerts, die Ringe konnten manchmal auch auf dem Avers gezeigt werden. Die Obole zeigte im Revers eine Gerstenäre. Eine Obolen-Variation zeigt im Avers einen Eselskopf, im Revers einen Ochsenkopf. Damit weist diese Münze schon auf die folgende Phase mit zwei Reliefseiten. Gegen Ende der Zeit in der die Statere die vorherrschenden Münzen waren gibt es nicht nur eine ganze Reihe neuer Revers-Bilder, sondern auch eine größere Zahl an anderen Nominalen.[8]

Gegen Ende der Zeit der Statere begann offenbar eine kurze Zeit der Experimente. So sind einige der neueren Revers-Typen als Vorgriff auf das spätere Doppelrelief-Programm zu sehen. Die eine Variante zeigt fünf Gerstenkörner, die im Kreis um ein Pellet angeordet sind. Zwischen den Körnern sind die Buchstaben Μ•Ε•Τ•Α•Ρ für Μεταπόντιον, Metapóntion, angeordnet. Eine zweite Form gibt es in wiederum zwei etwas variierenden Typen: innerhalb einer mit einem Kabelmuster oder gepunkteten Rand begrenzten Umrandung steht ein bärtiger, nackter Mann mit Hörnern und Ohren eines Bullen, der in seiner rechten Hand eine Phiale hält, in der linken Hand ein Schilfrohr. Auf beiden Stempeln ist die Inschrift AEOAON AYEAOSO (Aethlon Acheloio, Preis des Acheloos) zu lesen. Somit wurden diese Münzen offenbar als Preis bei Spielen zu Ehren des Flußgottes Acheloos vergeben. Spiele für den Gott eines Flusses im griechischen Mutterland erscheinen zunächst erklärungsbedürftig. Wahrscheinlich ist es als Rückgriff in die mythische Vergangenheit zu sehen, auf die Herkunft der Gründer der Stadt. Acheloos wird auch auf zeitgleichen Diobolen gezeigt. In der Übergangszeit zur beidseitigen Prägung bleibt auf dem Avers die Ärendarstellung erhalten, zusätzlich wird rechts eine Mohnblume ergänzt. Hinzu kommen zudem Münzen, die Herakles in verschiedenen Varianten und Apoll zeigen.[9]

 
Silber-Didrachme mit dem Kopf des Apollon Karneios, um 430-400 v. Chr., Berlin MK 18214725.

In einem nächsten Entwicklungsschritt wechselte das langzeitige Motiv der Äre von der Vorder- auf die Münzrückseite. Die Stempel werden immer kunstvoller und detaillierter. Auf dem Avers ist nun wie vielerorts in Griechenland die Darstellung von Göttern üblich. So gibt es beispielsweise das Motiv eines jugendlichen Gottes mit Widderhörnern, wobei es sich wohl um Apollon Karneios handelt. Sehr häufig wird nun der Kopf einer Göttin gezeigt, bei der es sich sehr wahrscheinlich um Demeter handelt, was auch auf die fortwährende Bedeutung des Kornanbaues, der über das Zeigen der Ären die Münzen bislang dominierte, weisen dürfte. Die Göttin wird mit verschiedenen Frisurentypen ebenso gezeigt, wie mit variierenden Schmuckelementen wie Ohrgehängen, Haarbändern und Ähnlichem. Mit dem politisch-wirtschaftlichen Niedergang der Stadt endet auch die Münzprägung.[10]

Mit Aristoxenos gibt es auch einen namentlich bekannten und mit Metapont verbundenen Münzstempelschneider.

Klassifizierung

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Folgt.

Literatur

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  • Sydney P. Noe: The Coinage of Metapontum. Band 1 (= Numismatic Notes and Monographs. Band 32). The American Numismatic Society, New York City 1927, Digitalisat, pdf.
  • Sydney P. Noe: The Coinage of Metapontum. Band 2 (= Numismatic Notes and Monographs. Band 47). The American Numismatic Society, New York City 1931, Digitalisat.
    • Band 1 und 2 in einem Band, überarbeitet von Ann Johnston: The Coinage of Metapontum. Band 1 und 2 (= Numismatic Notes and Monographs. Bände 32/47). The American Numismatic Society, New York City 1984, ISBN 0-89722202-4.
  • Ann Johnston: The Coinage of Metapontum. Band 3 (= Numismatic Notes and Monographs. Band 164). The American Numismatic Society, New York City 1990, ISBN 0-89722236-9, Digitalisat, Digitalisat.
  • N. Keith Rutter: The Greek Coinages of Southern Italy and Sicily. Spink, London 1997, ISBN 0-907605-82-6, Seiten 47–50.
  • N. Keith Rutter (Herausgeber): Historia Numorum. Italy. 3. Auflage, British Museum Press, London 2001, ISBN 0-71411801-X.
  • N. Keith Rutter: The Coinage of Italy. In: The Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-0-19-530574-6, Seiten 128–141.
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Commons: Coins of Metapontum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Anna Muggia: Metapontion. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 8, Metzler, Stuttgart 2000, ISBN 3-476-01478-9, Sp. 85–87.
  2. Beleg
  3. Sydney P. Noe: The Coinage of Metapontum. Band 1 (= Numismatic Notes and Monographs. Band 32). The American Numismatic Society, New York City 1927, Seiten 13–15.
  4. acsearch.info - Auction research. In: acsearch.info. Abgerufen am 13. Februar 2024.
  5. N. Keith Rutter: The Coinage of Italy. In: The Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford University Press, Oxford 2012, Seite 128
  6. a b N. Keith Rutter: The Coinage of Italy. In: The Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford University Press, Oxford 2012, Seite 128; N. Keith Rutter: The Greek Coinages of Southern Italy and Sicily. Spink, London 1997, Seiten 47–48.
  7. N. Keith Rutter: The Coinage of Italy. In: The Handbook of Greek and Roman Coinage. Oxford University Press, Oxford 2012, Seite 129.
  8. N. Keith Rutter: The Greek Coinages of Southern Italy and Sicily. Spink, London 1997, Seite 48.
  9. N. Keith Rutter: The Greek Coinages of Southern Italy and Sicily. Spink, London 1997, Seiten 49–50.
  10. N. Keith Rutter: The Greek Coinages of Southern Italy and Sicily. Spink, London 1997, Seite 51.