Börneplatz
Platz in Frankfurt am Main
Börneplatz
Basisdaten
Ort Frankfurt am Main
Ortsteil Innenstadt
Einmündende Straßen Kurt-Schumacher-Straße, Rechneigrabenstraße, Mainstraße, Judengasse (†), Dominikanergasse (†), Fronhofstraße (†), Wollgraben (†), Stoltzestraße
Bauwerke Dominikanerkloster, Verwaltungsgebäude der Stadtwerke Frankfurt, Museum Judengasse, Mahnmal für die ermordeten Frankfurter Juden, Börneplatzsynagoge (†), Israelitisches Hospital (†), Städtisches Schwimmbad (†)

Der Börneplatz (bis 1885 Judenmarkt, 1935-78 Dominikanerplatz) ist ein Platz in der südöstlichen Innenstadt von Frankfurt am Main. Er liegt am Übergang zwischen Altstadt, Neustadt und Fischerfeldviertel. Der Platz nimmt im heutigen Gefüge der Innenstadt nur noch von untergeordneter Bedeutung. Historisch gehört er jedoch wegen seiner Rolle als Mittelpunkt jüdischen Lebens in Frankfurt zu den wichtigen Orten der Stadtgeschichte. Er trägt heute den Namen des Frankfurter Publizisten Ludwig Börne, der 1786 im wenige Meter entfernten Haus Judengasse 118 geboren wurde.

Lage Bearbeiten

In der Wahrnehmung der Frankfurter Bevölkerung ist der Börneplatz heute relativ unbekannt. In der Regel assoziiert man diesen Ort mit der Kreuzung von Kurt-Schumacher-Straße und Battonnstraße, da sich dort die Straßenbahn- und Bushaltestellen „Börneplatz“ befinden. Tatsächlich befindet sich der Platz auf der anderen (südlichen) des die Umgebung dominierenden Verwaltungsgebäudes der Stadtwerke Frankfurt. Die Platzbezeichnung erstreckt sich auf den Straßenzug in Fortsetzung der Rechneigrabenstraße zwischen der Mainstraße und der Kurt-Schumacher-Straße.[1]

Auch der kleine Platz an der Rechneigrabenstraße, östlich des Verwaltungsgebäudes, auf dem sich das Mahnmal für die ermordeten Frankfurter Juden befindet, wird als „Börneplatz“ bezeichnet, gehört aber nicht zur historischen Platzfläche, sondern war der Standort des Jüdischen Krankenhauses Rechneigrabenstraße 18-20.

Bis zur Zerstörung im Nationalsozialismus und im Bombenkrieg war der Börneplatz ein richtiger Stadtplatz. Er maß in Ost-West-Richtung etwa 100, in Nord-Süd-Richtung etwa 50 Meter.[2] In den 1890er Jahren wurde die Platzfläche durch die Anlage der Battonn- und Stoltzestraße etwas nach Norden erweitert, er maß dann von der Einmündung der Stoltzestraße bis zur Einmündung des Wollgrabens etwa 70 Meter.[3]

Die historische Platzfläche wird heute ganz überwiegend durch die südliche Hälfte des Stadtwerke-Gebäudes und den westlich davor verlaufenden Abschnitt der Kurt-Schumacher-Straße eingenommen. Im Gegensatz zu heute reichte der Platz früher weder bis zum Dominikanerkloster noch bis zum Jüdischen Friedhof.

Geschichte Bearbeiten

Der Judenmarkt während der Ghettozeit Bearbeiten

Der Hauptplatz des jüdischen Frankfurt Bearbeiten

Nationalsozialismus und Zerstörung Bearbeiten

Nachkriegszeit Bearbeiten

Der Umgang mit dem zerstörten Zentrum des jüdischen Frankfurt war über Jahrzehnte ein großes Problem der Wiederaufbau- und Stadtplanung. Die Nachkriegsnutzungen zeigen, daß die Auseinandersetzung mit Geschichte und Bedeutung des Ortes verweigert und verdrängt wurde. Eine gezielte Planung für den Börneplatz und seine ehemals jüdische Umgebung fand nicht statt, die Veränderungen der Nachkriegsjahrzehnte geschahen aufgrund übergeordneter Plaungen oder in Form von banalen Verlegenheitsnutzungen. Auch der von den Nazis 1933 eingeführte Name Dominikanerplatz blieb noch bis 1978 bestehen.

Prägendste Veränderung des städtebaulichen Zusammenhangs im Platzbereich war die Anlage der Kurt-Schumacher-Straße, einer neuen Hauptverkehrsstraße von der Alten Brücke über den neu geschaffenen Platz an der Konstablerwache zum Friedberger Tor, also einen völlig neu trassierten Cityabschnitt der Bundesstraße 3. Östlich parallel zu den historischen Süd-Nord-Hauptstraßen Fahrgasse (Altstadt) und Große Friedberger Straße (Neustadt) entstand im stark, aber nicht völlig kriegszerstörten östlichen Innenstadtbereich eine breite, autogerechte Verkehrsschneise. Der südliche Teil wurde unmittelbar im Zuge des Wiederaufbaus angelegt, die Fertigstellung des nördlichen Abschnitts, unter dem Namen Konrad-Adenauer-Straße, zog sich bis Ende der 60er Jahre hin.

Die neue Kurt-Schumacher-Straße verlief über den westlichen Teil des Dominikanerplatzes, vorbei am Chor des ehemaligen Klosters und über große Teile der früheren Platzfläche. An der Kreuzung mit der Battonnstraße entstand ein großer Straßenknoten mit der ebenfalls neu geschaffenen Ost-West-Hauptstraße im Zuge der Battonn- und Berliner Straße, die nun vom Theaterplatz quer durch die Altstadt zum Allerheiligentor führte.

Südlich und nördlich des ehemaligen Platzes entstanden Verwaltungsgebäude für die Stadtwerke (1956[4]) und die Allgemeine Ortskrankenkasse (Hochhaus von Meid und Romeick, 1958)[5]. Das Dominikanerkloster wurde 1954-59 wiederaufgebaut, die Kirche 1961 neu geweiht.[6] Auf dem östlichen Teil der ehemaligen Platzfläche wurde 1954 eine Blumengroßmarkthalle errichtet, die jedoch Ende 1965 wieder stillgelegt wurde.[7] Bauträgerin der Markthalle, des Stadtwerkegebäudes und des Wiederaufbaus des Klosters war die stadteigene Frankfurter Aufbau AG.[8]

Bedeutende Bauwerke und Institutionen Bearbeiten

Quellen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten

Commons: Börneplatz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Stadt Frankfurt am Main, Stadtvermessungsamt: Innenstadtplan 1:2000, Stand 2010.
  2. Vermessen anhand des Stadtplans von Foltz-Eberle (1852).
  3. Vermessen anhand des Stadtplans von Ravenstein (1895).
  4. Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit: Stadtwerke-Zentrum
  5. Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit: Allgemeine Ortskrankenkasse, Battonstraße
  6. Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit: Dominikanerkloster
  7. Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit: Marktverwaltung
  8. Frankfurt – Dokumentation zur Nachkriegszeit: Frankfurter Aufbau-AG