Ulm
Minenschiff Ulm
Minenschiff Ulm
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich
Schiffstyp Minenschiff; umgebautes Handelsschiff
Bauwerft Danziger Werft
Indienststellung 1941
Verbleib Am 25.08.1942 versenkt


Minenschiff Ulm (1938) Bearbeiten

Die Ulm war ein deutsches Minenschiff der deutschen Kriegsmarine, das am 25.08.1942 südöstlich der Bäreninseln (74° 45’ N, 26° 50’ O) von 3 britischen Zerstörern (HMS Martin, Marne und Onslaught) versenkt wurde (114 Tote/ 60 Überlebende[1]).



Technische Daten Bearbeiten

  • Gewicht: 3071 BRT
  • Länge: 98m (nach Umbau); zuvor: 102,5 m/ Breite (max.): 13,87 m
  • Tiefgang: 6,40 m
  • Material: Stahl
  • Motor: 6-Zylinder M.A.N. Diesel
  • Leistung: 3950 PS
  • Geschwindigkeit: max. 16 Knoten
  • Bewaffnung: 1 x 10.5 cm. (4.1") Bugkanone, 1 x 3.7 cm. (1,46") Heckkanone


 
Foto des Handelsschiffs Ulm (am Bug der Steuerbordseite ist deutlich der Schriftzug zu erkennen). Die Aufnahme stammt wahrscheinlich aus der Zeit kurz vor dem Umbau zum Minenschiff in der Stülcken-Werft/ Hamburg.
Bild-Quelle: aus Privatbesitz

Vom Handelsschiff zum Minenschiff Bearbeiten

Schiff 11/ Ulm, deutscher Kühldampfer, gebaut 1938, 3071 BRT in der Danziger Werft für den Norddeutschen Lloyd/ Bremen als Schiffseigner. Das spätere Minenschiff Ulm wurde ursprünglich 1938 als Handelsschiff (Kühldampfer bzw. Bananendampfer) fertiggestellt, am 18.03.1940 übernommen in Tarnung Olsen-Liner; 1. Einsatz gegen Dover-Themse-Weg; danach Umbau in 4 Tagen bei H.C. Stülcken Sohn in Hamburg zu einem getarnten Minenleger.[4] Hierbei wurden in das Heck zwei Klappen eingeschnitten, die nach innen zu öffnen waren, das Achterschiff wurde unter Deck zum Minendeck umgebaut.[5]

Am 31.07.1940 Totalbrand; im August 1940 repariert und am 15.11.1941 in Dienst der Kriegsmarine gestellt. Ab 25.11.1941 fährt die Ulm unter dem Kommando des Führers der Minenschiffe Nord, Kpt.z.S. Schönermark.[6]


Einsatz in der Kriegsmarine Bearbeiten

Ulm läuft am 31.3.1940 erstmals zu einer Minenunternehmung auf dem Schifffahrtsweg Dover-Themse aus. Die Sperre bleibt aber offenbar erfolglos. Die 2. Unternehmung stieg im April 1940 und hatte das Ziel, den Schifffahrtsweg Dover-Themse (etwas weiter nördlich als bei der 1. Unternehmung) wieder mit EMC und Sprengbojen zu verseuchen. [...] Diese Sperre wurde entdeckt, als der Geleitweg wegen erneuter Verminung - diesmal offenbar durch Luftminen - gesperrt und weiter ostwärts verlegt wurde.[7]

Sowjetisches U-Boot: M-176 / am 4. August 1942 Verlust auf einer Feindfahrt zwischen 20. Juni und 4. Juli im Varangerford auf der deutschen Minensperre UMB V, ausgelegt am 10.6 durch Minenleger Ostmark und Ulm, oder durch Angriffe der deutschen Minensucher M16 am 3.7 oder M23 am 4.7. mit Wabo.[8]



Unternehmen „Zar“ Bearbeiten

Nachdem die Ulm (Kptlt. Ernst Biet) am 19.08.1942 zusammen mit dem Zerstörer Z 23 in Narvik eingelaufen bzw. in der Bogenbucht vor Anker gegangen war, soll sie nach Rückkehr der (Admiral) Scheer das Gebiet nördlich Kap Zhelanija verseuchen. Am 24.08.1942 läuft die Ulm zur Minenunternehmung „Zar“ in Narvik zusammen mit den Zerstörern Friedrich Eckoldt (Z16), Zerstörer Erich Steinbrinck (Z15) und Richard Beitzen (Z4) ins Eismeer aus. Vom 24.08. bis 26.08. wurde sie dann vom Zerstörer Erich Steinbrinck zur Sicherung begleitet[9], der sich später aus nicht mehr nachvollziehbaren Gründen absetzte. Die Ulm setzte daraufhin den Marsch zu ihrem Operationsgebiet allein fort (!) Nach Entladung laufen am 24.8.1942 von Murmansk die USS Tuscaloosa, Rodman und Emmons zum Rückmarsch nach Scapa Flow aus. Bletchley Park entschlüsselt die Funkanweisungen zum Unternehmen „Zar“. Daraufhin werden die englischen Zerstörer HMS Marne, Martin und Onslaught zu einem Vorstoß an die norwegische Polarküste detachiert. Dabei treffen sie am 25.8.1942 südostwärts der Bäreninsel auf die Ulm und versenken sie.[10]


Verlust der Ulm Bearbeiten

"Auf der Ulm kommt es am 25.08.1942 im Qu. 1949 AC, etwa auf 74° 45’ N, 26° 50’ O zur Feindbegegnung. Backbord voraus werden in kürzesten Abständen drei englische Zerstörer ausgemacht. Die feindlichen Einheiten befinden sich auf Gegenkurs. Es herrscht Windstärke 4, die See hat die Stärke 3 [...] Der Himmel ist wolkenlos und auf Grund der hohen nördlichen Breite ist es um diese Jahreszeit fast taghell. Auf der Ulm wird beim Sichten des ersten englischen Zerstörers sofort Alarm gegeben, die Kriegsflagge niedergeholt und zur Täuschung vorübergehend die Flagge von Panama gesetzt. [11] Ohne den üblichen vorherigen Anruf oder ein Stoppsignal eröffnet der englische Zerstörer HMS Onslaught eskortiert von HMS Marne auf etwa 6200m sofort das Feuer. Die ersten Einschläge liegen weit daneben. Der Kommandant der Ulm dreht nach Steuerbord. Er lässt die Panamaflagge niederholen und die Kriegsflagge setzen. Dann gibt er Feuererlaubnis. Mit dem einzigen 10,5-cm-Geschütz werden etwa 15 Schuss abgegeben. Die englischen Zerstörer laufen nun fächerförmig auf die Ulm zu. Das Schiff wird bald von drei Seiten aus 12,7-cm-Kanonen beschossen. Die 10,5-cm der Ulm erhält auf 4600m Gefechtsabstand einen Volltreffer und fällt aus. Das Vorschiff gerät in Brand. Die Ulm ist kampfunfähig geworden. Bei der Feuereröffnung war ein KR-Funkspruch von der Ulm abgegeben worden: „werden in qu. 1949 ac von feindlichen zerstörern gejagt“
Dieser Funkspruch wird jetzt wiederholt. Er bleibt ohne Bestätigung, wie es auch bei dem ersten Funkspruch der Fall gewesen ist. In dieser Lage entschließt sich der Kommandant, das Schiff zu versenken."[12]

"Nachdem bereits zwei Torpedos abgefeuert wurden, die jedoch am Bug der Ulm vorbeigingen, schlug der dritte Torpedo, der um 22.31 h abgefeuert wurde, eineinhalb Minuten später quer am Vordermasten ins Vorschiff ein. Er verursachte eine sehr große Explosion in der auch explodierende Munition ausgemacht werden konnte. Das Vorschiff wird hierbei abgeschlagen. Das Schiff ging sofort unter und versank innerhalb von 2,5 Minuten, 34 Minuten nachdem das erste Feuer eröffnet wurde. Die englischen Zerstören stellen schlagartig das Feuer ein. Die HMS Onslaught und HMS Martin näherten sich, um Überlebende aufzunehmen, während HMS Marne angewiesen wurde, eine A/S patrol auszugeben. Während die Rettungsarbeiten andauerten, berichtete HMS Marne durch einen Funkspruch um 23.00 h, dass sie achtern getroffen sei und Ausfälle erlitten habe, die Beschädigungen jedoch unter Kontrolle seien und sie mit 25 Knoten fahren könne. Kurz darauf berichtete HMS Martin, dass sie ein Flugzeug gesichtet habe. Nach der Überzeugung, von einem deutschen Seeaufklärer gesichtet worden zu sein, wies der Kommandant der Onslaught, William Helford Selby (Commander, Royal Navy) die Martin an, nur solche Überlebenden aufzunehmen, welche sie längsseits hatte, und tat dasselbe auch. Es wurden nach Einschätzung des Kommandanten zwischen 30 und 40 Überlebende im Wasser zurückgelassen wurden, die Mehrzahl von ihnen befand sich wohl auf Flössen [...]"[13]

"Insgesamt haben die Briten 59 Gefangene gemacht, 24 werden als gefallen gemeldet, 96 gelten als vermisst. Dem Obersteuermann Bohn gelingt es, mittels Steuerbordkutters nach etwa 5 Tagen bei Tana-Horn die Küstenregion zu erreichen. Am 9. Tag wurde das Schiff bei Vardö an Land getrieben. Zu spät für 20, die während der Fahrt den Strapazen erlagen."[14]


Literatur Bearbeiten

  • Gröner, E.: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Bd. 3, U-Boote, Hilfskreuzer, Minenschiffe, Netzleger, Sperrbrecher; Auflage: 2., verb., erw. u. neugest. Aufl., Koblenz 1985; ISBN 3-7637-4802-4.
  • Kutzleben, Karl von: Minenschiffe 1939-1945; Wilhelm Schroeder; Jochen Brennecke. - Hamburg: Koehler 2002; ISBN 3-7822-0844-7.
  • ADM 199/808; Public Records Office, London, Sinking of minelayer "Ulm"; "Most Secret"-Bericht vom 30.08.1942 des Kommandanten (Commanding Officer)der HMS Onslaught; William Halford Selby.
  • Hocking, Charles.: Dictionary of Disasters at Sea during the Age of Steam 1824-1962, London 1984.
  • Supplement of the London Gazette of Friday, 13th October, 1950: Convoys To North Russia, 1942; page 5147 "sinking of ulm".


Weblinks Bearbeiten


Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Anm. d. Verf.: bei Gröner, E.: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, Band 3; Koblenz 1985 sind als Verluste 141 Tote angegeben
  2. Bild-Quelle: http://www.uboatarchive.net/ULMINT.htm/ Anm. d. Verf.: Deutlich zu sehen ist das 10,5 cm Geschütz am Bug.
  3. Bild-Quelle: http://www.uboatarchive.net/ULMINT.htm
  4. Gröner, E.: Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, (aus:U-Boote...,Band 3), Koblenz 1985.
  5. Anm. d. Verf.: Aufgrund der geringen Anzahl von Minenschiffen bei Ausbruch des Krieges 1939 werden zahlreiche ehemalige Handelsschiffe zu Minenschiffen/ Minenleger auf diese Weise umgerüstet.
  6. Quelle:http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/4004-bilder/schiff_11.htm
  7. Quelle: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/42-08.htm
  8. Quelle: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/anf/sowj.u-verluste-nm.htm
  9. Quelle:http://www.deutsche-schlachtschiffe.de/zerstorer/typ34a/Z15_Erich_Steinbrinck.htm
  10. Quelle: http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/42-08.htm
  11. Anm. d. Verf.: Die Ulm besitzt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr einen Tarnanstrich, der auf zahlreichen Bildern erhalten ist, sondern ist komplett grau gestrichen
  12. Kutzleben, Karl von: Minenschiffe 1939-1945, Wilhelm Schroder, Jochen Brennecke,, Hamburg 2002.
  13. ADM 199/808; Public Records Office, London, Sinking of minelayer „Ulm“; Bericht vom 30.08.1942 (Kommandant der HMS Onslaught, W. H. Selby)
  14. Kutzleben, Karl von: Minenschiffe 1939-1945, Wilhelm Schroder, Jochen Brennecke,, Hamburg 2002.