Guanchen

Guanchen waren die ersten bekannten Einwohner der Kanarischen Insel Teneriffa. Sie lebten dort vermutlich ohne Kontakte zu den Altkanariern auf den anderen Inseln seit etwa der Mitte des 1. Jahrtausends v. Chr. In den folgenden mehr als 1.500 Jahren entwickelten sie eine eigene Kultur.[1] Nach der Eroberung der Kanarischen Inseln im Auftrag der Krone von Kastilien im 15. Jahrhundert wurden die Guanchen durch verschiedene Maßnahmen der Eroberer als eigenständige Ethnie ausgelöscht.

Die Kanarischen Inseln und ihre ersten Einwohner

Herkunft Bearbeiten

Ethnologische und genetische Untersuchungen von archäologischen Funden die auf den Kanarischen Inseln und Nordafrika gemacht wurden, sowie Vergleiche der zusammenfassend als Guanche bezeichneten Sprachen der Altkanarier mit den heute noch von den Berbervölkern Nordafrikas gesprochenen Sprachen, deuten stark auf eine Herkunft aller Altkanarier aus Nordafrika hin.[2]

Wie die Altkanarier auf die Inseln gelangten ist nicht bekannt. Ob sie aus eigenem Antrieb mit eigenen Schiffen kamen oder durch seefahrende Völker wie die Phönizier zur Gründung von Handelsstandpunkten oder durch die Römer im Rahmen von Strafmaßnahmen auf die Inseln gebracht wurden ist nicht geklärt.[3]

Aussehen und Sprache Bearbeiten

Seit dem späten Mittelalter gibt es eine große Anzahl von Berichten über die Kanarischen Inseln. Diese widersprechen sich z. T. stark in den Angaben über das Aussehen der Ureinwohner. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann man die Frage mit wissenschaftlichen Methoden zu klären. Aber auch hier ergab sich, meist wegen der zu geringe Fallzahlen oder wegen Fehlschlüssen, kein eindeutiges Bild.[4] Heutige Erkenntnisse sind: Die mittlere Größe der Männer lag zwischen 165 cm und 171 cm, die der Frauen zwischen 157 und 160. Das bedeutet, dass die Guanchen etwas größer waren als die Spanier. Die besonders im 19. Jahrhundert vertretene Ansicht, dass die Guanchen blonde Haare hatten, wird auf die damals untersuchten Mumien zurückgeführt bei denen sich die Pigmente in den Haaren nach dem Tod verändert hatten. Heute wird davon ausgegangen, dass etwa 10–20 % der Guanchen helle Augen, helle Haare und einen helleren Teint hatten als die Spanier.[5]

Die Sprache der Guanchen ist durch einige Ortsnamen und Bezeichnungen für endemische Pflanzen erhalten. Sie unterschied sich grundsätzlich von den Sprachen die von den Altkanariern auf den anderen Inseln gesprochen wurden.[6]

Gesellschaft Bearbeiten

Zur Zeit der Eroberung am Ende des 15. Jahrhunderts lebten auf der Insel Teneriffa etwa 36.000 Einwohner.[7] Die Insel war in neun politisch-verwaltungsmäßige und räumlich getrennte selbständige Bezirke aufgeteilt die als Menceyatos bezeichnet werden. Diese Aufteilung bestand erst seit Ende des 14. Jahrhunderts.

Die Spitze der hierarchischen Ordnung bildete der Mencey. Er war die höchste Instanz in allen Fragen der Verwaltung der Kriegführung und der Religion. Von einem obersten Priester der Guanchen ist nichts bekannt.[8] Der Mencey war Eigentümer des Landes, dass er jährlich neu verteilte. Der Mencey von Taoro regelte die Weiderechte in den von allen genutzten Weidegebieten in den Bergen.

Zum Adel gehörten einerseits die engeren Familienangehörigen des Mencey (die Archimencey) und die Stammesführer, die die Oberhäupter eines Familienverbandes waren. Sie waren aufgrund ihrer Herkunft Mitglieder der Ratsversammlung (Tagoro). Weitere Personen gehörten der Versammlung auf Grund ihres Alters oder wegen persönlicher Verdienste an. Der Tagoro beriet den Mencey bei Themen die die Regierung oder Rechtsprechung betrafen. Der größte Teil der Bevölkerung war von diesen Personen anhängig da nur sie Viehherden besaßen.[9]

Religion Bearbeiten

Die Religion der Guanchen ist ein immer wiederkehrendes Thema der historischen Forschung auf den Kanarischen Inseln. Es ist aber auch Gegenstand von pseudowissenschaftlichen Spekulationen und steht im Mittelpunkt der Identitätsfindung bestimmter lokalpatriotischer und politischer Gruppen.[10]

Die Guanchen verehrten mit großer Wahrscheinlichkeit die Gestirne besonders Sonne und Mond als Götter. Das geht zumindest aus den Berichten zeitgenössischer Seefahrer hervor. Auch einige Petroglyphen die offenbar Sonnenräder darstellen bestätigen diese Feststellungen. Man kann auch davon ausgehen, dass die Gestirne als männlich oder weiblich angesehen wurden.[11] Der Glaube an einen einzigen Gott ist vermutlich durch den Kontakt mit dem Christentum bereits vor der Eroberung entstanden.

Die Art der Behandlung der Verstorbenen und einige überlieferte Riten deuten darauf hin, dass die Verehrung der Ahnen bei den Guanchen von Anfang an eine besondere Bedeutung hatte. Es gab verschiedene Orte auf der Insel an denen sich, nach dem Glauben der Guanchen, die Seelen der Vorfahren aufhielten.[12] Es sind Regenrituale überliefert, deren Adressaten die Geister der Vorfahren waren, von denen angenommen wurde, dass sie den Weg der Wolken und den Regenfall lenkten.[13]

Für das Vorhandensein von kultisch verehrten Bildwerken gibt für die Zeit vor der Bekanntschaft mit dem Christentum keine Belege.[14] Auf der Südseite der Insel gab es seit Beginn des 15. Jahrhunderts die Verehrung einer wundertätigen weiblichen Figur die später als Jungfrau von Candelaria von der Römisch-katholischen Kirche zur Schutzheiligen der Kanarischen Inseln erklärt wurde.[15]

Bestattung Bearbeiten

 
Guanchenmumie im Museo de la Naturaleza y el Hombre (Teneriffa)

Den Guanchen war die angemessene Beisetzung ihrer Toten offenbar sehr wichtig. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen folgten die Frauen ihren Männern auf die Schlachtfelder um sich im Fall des Todes um die Beisetzung zu kümmern.[16]

Einer der bedeutendsten Aspekte des Totenkultes der Guanchen war die Praxis der Konservierung der Körper. Diese wurde an Kindern, Frauen und Männern vorgenommen aber wohl abhängig von der sozialen Stellung der Toten. Je bedeutender der oder die Verstorbene war um so gründlicher wurde vorgegangen. Am Ende wurden die Leichen in Felle eingenäht und in Höhlen beigesetzt.[17]

Auf Teneriffa wurden bisher alle Toten aus der Zeit vor der Eroberung in natürlichen Höhlen gefunden. Hinweise aus dem 16. bis 18. Jahrhundert auf Grabhügel konnten bisher nicht durch archäologische Funde bestätigt werden.[18] Die Wissenschaftler haben auch die großen Totenstädte der Guanchen nicht gefunden von denen in dieser Zeit auch im Ausland berichtet wurde.[19] Die Zahl der Fundstädten die ohne Zerstörungen und unverändert den Forschungen zur Verfügung stehen ist sehr gering. Die Beisetzungshöhlen der Guanchen unterscheiden sich in ihren gemeinsamen Merkmalen sehr stark von Grabstädten der anderen Altkanarier. Die Höhlen waren auch vor der Beisetzung nicht bewohnt und hatten einen schwierigen Zugang mit Eingängen die eng und geschützt waren. Die Höhlen enthalten eine oder auch mehrere Leichen. Höhlen mit nur einer Leiche finden sich vorwiegend in den Weidegebieten die im Sommer besucht wurden. Wenngleich es auch in diesen Gebieten Beisetzungsstätten für mehrere Tote gibt wie z. B. die Nekropole von Llano de Maja in den Cañadas del Teide im Nationalpark El Teide. Die Öffnung der Höhlen war oft mit Mauern verkleinert. Das Innere war unterschiedlich gestaltet, vom einfachen Belegen des Bodens mit Steinen bis zu Lagern aus Stroh oder bearbeiteten hölzernen Totenbahre. Es war wichtig, dass der Körper nicht direkt mit dem Boden in Verbindung kam sondern trocken gelagert war.

Bei den gefundenen Grabbeigaben handelte es sich einerseits um Keramikkrüge mit Resten von Lebensmitteln andererseits um Gegenstände die im täglichen Gebrauch verwendet wurden wie Werkzeuge aus Obsidian und Basalt darüber hinaus auch Schmuck.

Wohnstätten Bearbeiten

Der größte Teil der Guanchen lebte in natürlichen Höhlen die an den Rändern von Barrancos lagen. Diese Höhlen wurden auf der Nordseite der Insel bis 300 m Höhe über dem Meeresspiegel auf der Südseite bis zu 500–700 m gefunden.[20] Die große Öffnung wurde durch Trockenmauerwerk verkleinert. In der Höhle, die eine Feuerstelle in der Nähe des Eingangs hatte, lebte eine Familie.

Archäologen fanden wenige Beispiele für freistehende Häuser als Familienwohnstädten. Sie hatten einen runden oder ovalen Grundriss und waren aus Stein ohne Mörtel gebaut und mit Geflecht aus Pflanzen gedeckt.[21]

Die Hirten bauten sich bei ihrer Wanderung Hütten, die nicht als Dauerwohnstädten gedacht waren sondern nur im Sommer genutzt wurden.[22]

Wirtschaft Bearbeiten

Die archäologischen Funde zeigen, dass die Nahrung der Ureinwohner aus gesammelten Pflanzen, angebautem Getreide und Hülsenfrüchten, den Produkten der Tierhaltung, Fischen aus strandnahem Fang, Krusten- und Schalentieren und Wild bestand.

Gesammelte Pflanzen Es wurden verschiedene Beeren (z. B. die der Kanaren-Glockenblume oder der Erdbeerbäume) und Früchte des Mocán gesammelt. Die Wurzeln verschiedener Farnkräuter wurden getrocknet und gemahlen.

Ackerbau Archäologische Funde weisen darauf hin, dass die Guanchen systematisch Getreide und Hülsenfrüchte angebaut haben. Gerste, Weizen und Hülsenfrüchte müssen die ersten Einwohnern mit auf die Insel gebracht haben. Der Boden wurde vor der Aussaat gelockert. Es gibt auch Hinweise auf Bewässerungsgräben. Ein Teil der Ernte wurde als Saatgut zurückgelegt.[23]

Tierhaltung Die Guanchen entwickelten eine intensive Tierhaltung. Der Tierbestand setzte sich aus vier Arten zusammen: Die kleinen Schafe mit glattem Fell stammten von einer älteren Rasse ab die in Nordafrika noch heute vorkommt. Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Wolle der Schafe verarbeitet wurde. Die Ziegen hatten ein geringes Stockmaß, ein schwarzes oder braunes Fell und kurze Hörner. Die Hunde erfüllte die Funktion der Bewachung der Herde und des Hauses. Ihr Fleisch wurde aber auch gegessen. Das Vorhandensein von Schweinen ist dokumentiert bei Gemeinschaften die in der Nähe des Lorbeerwaldes lebten. Dort fanden die Schweine im Unterholz ihr Futter.[24]

Die Ziegen waren für die Guanchen von größter Bedeutung. Es gab kleine Herden die in der Nähe der Siedlungen unter der Pflege der Frauen und Kinder gehalten wurden. Sie versorgten die Bevölkerung mit frischer Milch. Große Herden standen unter der Aufsicht erwachsener Hirten. Sie zogen im Sommer zu höher gelegenen Weideplätzen. Diese Herden sorgten für Käse, Fleisch und Felle. Darüber hinaus gab es Ziegen die nahezu wild in den Gebieten lebten in denen es für die normalen Herden nicht genug Futter gab. Von diesen Tieren wurden einmal im Jahr ein Teil gefangen um ihren Bestand konstant zu halten.

Fischerei Häufig gefundene Haufen von Muschelschalen zeigen dass Meeresfrüchte, Schnecken und Napfschnecken gegessen wurden. Bei den archäologischen Ausgrabungen wurden ausschließlich Reste von Fischen gefunden die in Küstennähe leben.[25]

Der Fang wurde mit Fischzäunen (corrales) bewerkstelligt. Das waren künstliche wasserdurchlässige Steinmauern die bei Flut unter der Wasseroberfläche lagen und bei abfließendem Wasser die Fische zurückhielten. Diese wurden dann mit der Milch von Wolfsmilchgewächsen gelähmt um besser gefangen werden zu können. Es wurden aber auch Angelhaken aus Knochen verwendet.

Wild Außer Vögeln gab es auf der Insel Teneriffa gab keine jagdbaren Tiere.

Artefakte Bearbeiten

 
Tongefäß im Museo Arqueológico Puerto de la Cruz

Gegenstände aus gebranntem Ton Als Gebrauchsgegenstände wurden verschiedene Arten von Tongefäßen verwendet. Sie wurden in Aufbautechnik ohne Töpferscheibe hergestellt und dann gebrannt. Gefäße mit einem Fassungsvermögen von mehr als 15 Litern dienten zur Aufbewahrung und dem Transport von Getreide, Fett und Milch. Kleinere Töpfe mit ein bis drei Litern Inhalt wurden bei der täglichen Speisenzubereitung verwendet. Diese Krüge waren teilweise mit einer Tülle versehen. Andere Gefäße hatten eine Griff. Diese Tonwaren wurden teilweise mit einfachen Mustern verziert.[26]

Der Guatimac ist eine aus Ton hergestellte, gebrannte Plastik. Sie ist die einzige dieser Art die auf der Insel Teneriffa gefunden wurde. Wissenschaftler gehen allerdings davon aus dass es weitere Objekte gegeben hat.[27]

Aus gebranntem Ton wurde auch Schmuck hergestellt.

Steinwerkzeuge Da es auf den Kanarischen Inseln keine nutzbaren Metallvorkommen gibt, stellten die Altkanarier eine Reihe von Werkzeugen aus Stein her. In den Cañadas del Teide werden Obsidiane gefunden deren scharfe Kanten als Messer benutzt wurden. Handdrehmühlen bestanden aus zwei Teilen. Der obere Stein hatte eine zentrale Füllöffnung. Er wurde über der unteren Stein gedreht. Diese Mühlen dienten nicht nur um geröstetes Getreide zu Gofio zu verarbeiten, mit ihnen wurden auch getrocknete Wurzeln gemahlen.[28] Die kantigen Steine, die von den Guanchen im Kampf als Wurfgeschosse verwendet wurden, waren nicht bearbeitet aber sorgsam ausgesucht.

Holz Zur Feldbearbeitung verwendeten die Guanchen Grabstöcke die am Ende angespitzt oder mit einem Ziegenhorn verstärkt waren. Ähnlich waren die etwa zwei Meter langen Stäbe der Hirten unten mit Horn verstärkt aber oben entweder kolbenartig verdickt oder gegabelt. Die Spieße der Guanchen waren sehr gerade und glatt bearbeitet und hatten im vorderen Drittel eine Verdickung. Die Spitze war im Feuer gehärtet. Ein etwa zwei Meter langer Stab der sehr stark geglättet und vermutlich eingefettet war hatte oben eine Verdickung. Er galt als Amtsstab eines Mencey.[29] Die Bahren, mit denen die Toten zu den Grabhöhlen gebracht wurden, waren aus Holz. Die Leichen hochgestellter Personen wurden mit der Bahre beigesetzt. Sie verhinderte, dass die Bodenfeuchtigkeit an den Körper gelangte. Es wurden einige Gefäße aus Holz gefunden, die ähnlich wie die kleineren Tontöpfe geformt waren. Die Guanchen hatten keine aus Holz angefertigten Möbel.[30]

Felle Die Guanchen verwendeten für die Bekleidung Ziegen- und Schaffelle. Wegen der größeren Haltbarkeit des Materials wurden Schuhe aus Schweinsleder angefertigt. Es ist anzunehmen, dass die Ureinwohner verschiedene Techniken der Fellbearbeitung kannten. Es ist aber bis heute nicht bekannt worin sie bestanden. Die Felle wurden teilweise gefärbt. Es handelte sich dabei vermutlich um Pflanzenfarben die eine Rot- bzw. Gelbfärbung der Felle bewirkten. Es ist bisher noch nicht gelungen die Herkunft der Pigmente festzustellen. An den feinen Rillen auf gegerbten Leder kann man erkennen, dass mit Steinwerkzeugen die Fleischseite, aber auch die die Haarseite bearbeitet wurden. Die Kleidungsstücke wurden aus Zuschnitten hergestellt, die mit Lederstreifen oder Sehnen zusammengenäht wurden. Um das Durchziehen des Nahtmaterials zu ermöglichen wurden die Felle bzw. Lederstücke mit einer Ahle aus Knochen durchstochen. Auch die Felle, in die die Toten zur Beisetzung eingewickelt wurden, waren genau zugeschnitten und exakt genäht.[31]

Knochen Beim Zusammennähen von Fell- und Lederstücken wurden Ahlen verwendet die aus Knochen von Ziegen hergestellt wurden. Für die Verzierung der Tonkrüge wurden Knochen verwendet deren Enden spitz, flach oder bogenförmig geschliffen waren. Es wurden auch Angelhaken gefunden, die aus Knochen geschnitzt und geschliffen waren.[32]

Petroglyphen Bearbeiten

Die Petroglyphen die auf der Insel Teneriffa gefunden wurden, werden aufgrund ihrer Motive in geometrische, figurative und alphabetische unterteilt. Die geometrischen Motive zeigen parallele und sich kreuzende Linien sowie Kreise, Rechtecke und Polygone.[33]

Auf einigen Petroglyphen glaubt man Darstellungen von Menschen und Tieren erkennen zu können. Eine besondere Gruppe bilden die Fußdarstellungen die in ähnlicher Art auch auf anderen Inseln gefunden wurden.[34] An einigen Fundstellen, an denen offenbar Sternensymbole dargestellt sind, befinden sich kleine ausgehobene Gruben im Fels die durch Kanäle verbunden sind. Diese Verbindungen deuten darauf hin, dass an diesen Plätzen, die dem Kult der Sonne und des Mondes geweiht waren, Riten gefeiert wurden bei denen Flüssigkeiten vergossen wurden.[35]

Auf Teneriffa ist bisher nur ein Fundort bekannt an dem Petroglyphen gefunden wurden die als lybisch-berberischen Schriftzeichen gedeutet werden. Die Bedeutung der Zeichen ist bisher ungeklärt. Es wird allerdings nicht ausgeschlossen, dass Petroglyphen mit lybisch-berberischen Schriftzeichen erst im 15. bis 17. Jahrhundert von Personen geschaffen wurden die zu dieser Zeit als Sklaven vom afrikanischen Festland auf die Kanarischen Inseln gebracht wurden.[36]

Eroberung Bearbeiten

 
Menceyatos zur Zeit der Eroberung

Zwischen einigen Menceyes die auf der Südseite der Insel herrschten und europäischen Seefahrern gab es immer wieder Abkommen über die Einrichtung von Handelsstützpunkten und Missionsstationen. Die Versuche die Insel Teneriffa zu erobern wurden von den Guanchen bis zum Ende des 15. Jahrhunderts abgewehrt. Im Jahr 1494 landete Alonso Fernandez de Lugo in der Nähe der heutigen Stadt Santa Cruz de Tenerife. Er schloss mit den Menceyes von Anaga, Güímar, Abona und Adeje Friedensverträge ab.[37] Bei der Eroberung der Gebiete auf der Nordseite der Insel wurde die Invasionstruppe in der ersten Schlacht von Acentejo bei der heutigen Stadt La Matanza von den Guanchen in einer für beide Seiten verlustreichen Schlacht geschlagen und zog sich nach Gran Canaria zurück. Bei einer neuen Invasion im Jahr 1495 schlugen die Angreifer die Guanchen in der Schlacht von Aguere und der zweiten Schlacht von Acentejo. Die Menceyes der auf der Nordseite der Insel liegenden Menceyatos ergaben sich 1496. In den Schlachten wurden viele Guanchen getötet. Darüber hinaus starben viele Menschen durch eingeschleppte Krankheiten, gegen die sie keine Abwehrkräfte besaßen.[38] Ein Teil der Bevölkerung der Menceyatos, die Widerstand gegen die Invasoren geleistet hatten wurden als Sklaven auf das Festland oder andere Inseln gebracht. Durch den Zwang die christliche Religion anzunehmen, spanisch zu sprechen und sich nach den gesellschaftlichen Regeln der Invasoren zu verhalten wurde die Kultur der Guanchen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts komplett vernichtet.[39]

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. Antonio Tejera Gaspar; José Juan Jiménez González; Jonathan Allen: Las manifestaciones artísticas prehispánicas y su huella. Hrsg.: Gobierno de Canarias, Consejería de Educación, Universidades, Cultura y Deportes (= Historia cultural del arte en Canarias). Santa Cruz de Tenerife, Las Palmas de Gran Canaria 2008, S. 19 (spanisch, [1] [abgerufen am 28. Juni 2016]).
  2. Amaya Goñi Quinteiro: El mundo aborigen. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 12 (spanisch).
  3. Agustín Pallarés Padilla: El poblamiento prehistórico de las islas Canarias. In: El Museo Canario. Band LXIV, 2009, ISSN 0211-450X (spanisch, [2] [abgerufen am 1. Dezember 2016]).
  4. Conrado Rodríguez Martín: Guanches, una historia bioantropológica. Hrsg.: Museo Arqueológico de Tenerife. Museo Arqueológico de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 2009, S. 47 (spanisch, [3] [PDF; abgerufen am 28. Juni 2016]).
  5. Conrado Rodríguez Martín: Guanches, una historia bioantropológica. Hrsg.: Museo Arqueológico de Tenerife. Museo Arqueológico de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 2009, S. 57 (spanisch, [4] [PDF; abgerufen am 28. Juni 2016]).
  6. Maximiano Trapero: Problemas de bilingüismo histórico en la toponimia de Canarias. In: Alegría Alonso González (Hrsg.): Actas del III Congreso Internacional de Historia de la Lengua Española : Salamanca, 22–27 de noviembre de 1993. 1996, ISBN 84-7635-182-8, S. 1110 (spanisch, [5] [PDF; abgerufen am 28. Juli 2016]).
  7. Antonio M. Macías Hernández: La “Economía” de los primeros isleños. In: Antonio de Béthencourt Massieu (Hrsg.): Historia de Canarias. Cabildo Insular de Gran Canaria, Las Palmas de Gran Canaria 1995, ISBN 84-8103-056-2, S. 54 f. (spanisch).
  8. Juan Álvarez Delgado: Instituciones políticas indígenas de Gran Canaria – El sábor. In: Anuario de estudios atlánticos. Nr. 27, 1981, ISSN 0570-4065, S. 38 (spanisch, [6] [abgerufen am 13. Februar 2017]).
  9. Amaya Goñi Quinteiro: El mundo aborigen. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 14 (spanisch).
  10. Marian Montesdeoca: La religión de arena una revisión de la idolatría guanche a la luz de las fuentes históricas. In: Tabona: Revista de prehistoria y de arqueología. Nr. 13, 2004, ISSN 0213-2818, S. 250 (spanisch, [7] [abgerufen am 9. September 2016]).
  11. Antonio Tejera Gaspar, Marian Montesdeoca: Religión y mito de los antiguos canarios - las fuentes etnohistóricas. Artemisa, La Laguna 2004, ISBN 84-933620-4-2, S. 25 (spanisch).
  12. Antonio Tejera Gaspar, Marian Montesdeoca: Religión y mito de los antiguos canarios - las fuentes etnohistóricas. Artemisa, La Laguna 2004, ISBN 84-933620-4-2, S. 30 (spanisch).
  13. Antonio Tejera Gaspar, Marian Montesdeoca: Religión y mito de los antiguos canarios - las fuentes etnohistóricas. Artemisa, La Laguna 2004, ISBN 84-933620-4-2, S. 53 (spanisch).
  14. Marian Montesdeoca: La religión de arena una revisión de la idolatría guanche a la luz de las fuentes históricas. In: Tabona: Revista de prehistoria y de arqueología. Nr. 13, 2004, ISSN 0213-2818, S. 249 ff. (spanisch, [8] [abgerufen am 9. September 2016]).
  15. Hans-Joachim Ulbrich: Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 32–33, 2002, S. 111 ([9] [abgerufen am 12. Dezember 2016]).
  16. Hans-Joachim Ulbrich: Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 32–33, 2002, S. 108 ([10] [abgerufen am 12. Dezember 2016]).
  17. Matilde Arnay de la Rosa: Arqueología Funeraria. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 42 f. (spanisch).
  18. Matilde Arnay de la Rosa: Arqueología Funeraria. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 39 (spanisch).
  19. Hans-Joachim Ulbrich: Tod und Totenkult bei den Ureinwohnern von Tenerife (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 32–33, 2002, S. 112 ([11] [abgerufen am 12. Dezember 2016]).
  20. Antonio M. Macías Hernández: La “Economía” de los primeros isleños. In: Antonio de Béthencourt Massieu (Hrsg.): Historia de Canarias. Cabildo Insular de Gran Canaria, Las Palmas de Gran Canaria 1995, ISBN 84-8103-056-2, S. 46 (spanisch).
  21. Amaya Goñi Quinteiro: El mundo aborigen. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 18 (spanisch).
  22. Dimas Martín Socas: Hábitat de Superficie. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 49–51 (spanisch).
  23. Antonio M. Macías Hernández: La “Economía” de los primeros isleños. In: Antonio de Béthencourt Massieu (Hrsg.): Historia de Canarias. Cabildo Insular de Gran Canaria, Las Palmas de Gran Canaria 1995, ISBN 84-8103-056-2, S. 66 (spanisch).
  24. Antonio M. Macías Hernández: La “Economía” de los primeros isleños. In: Antonio de Béthencourt Massieu (Hrsg.): Historia de Canarias. Cabildo Insular de Gran Canaria, Las Palmas de Gran Canaria 1995, ISBN 84-8103-056-2, S. 59 f. (spanisch).
  25. Agustín Pallarés Padilla: El poblamiento prehistórico de las islas Canarias. In: El Museo Canario. Band LXIV, 2009, ISSN 0211-450X, S. 94 (spanisch, [12] [abgerufen am 1. Dezember 2016]).
  26. María Dolores Cámalich Massieu: Cerámica. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 57 ff. (spanisch).
  27. Antonio Tejera Gaspar; José Juan Jiménez González; Jonathan Allen: Las manifestaciones artísticas prehispánicas y su huella. Hrsg.: Gobierno de Canarias, Consejería de Educación, Universidades, Cultura y Deportes (= Historia cultural del arte en Canarias). Santa Cruz de Tenerife, Las Palmas de Gran Canaria 2008, ISBN 978-84-7947-469-0, S. 145 (spanisch, [13] [abgerufen am 28. Juni 2016]).
  28. Cristo Manuel Hernández Gómez: Industria Lítica Tallada. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 62 (spanisch).
  29. Luis Diego Cuscoy: Los Guanches vida y cultura del primitivo habitante de Tenerife. Hrsg.: Museo Arqueológico (= Publicaciones del Museo Arqueológico. Band 7). Museo Arqueológico, Santa Cruz de Tenerife 1968, S. 39 (spanisch, [14] [abgerufen am 4. Oktober 2016]).
  30. Luis Diego Cuscoy: Los Guanches vida y cultura del primitivo habitante de Tenerife. Hrsg.: Museo Arqueológico (= Publicaciones del Museo Arqueológico. Band 7). Museo Arqueológico, Santa Cruz de Tenerife 1968, S. 41 (spanisch, [15] [abgerufen am 4. Oktober 2016]).
  31. Bertila Galván Santos: Pieles. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 70 (spanisch).
  32. Pedro González Quintero: Industria Ósea. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 74 (spanisch).
  33. José Juan Jiménez González: Manifestaciones Repuestres Prehispanicos. In: Armando del Toro García (Hrsg.): Patrimonio histórico de Canarias. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X, S. 82 ff. (spanisch).
  34. Hans-Joachim Ulbrich: Die podomorphen Felsbilder von Lanzarote (Kanarische Inseln). In: Almogaren. Nr. 42, 2011, ISSN 1695-2669, S. 133 ff. ([16] [abgerufen am 15. Februar 2017]).
  35. Antonio Tejera Gaspar; José Juan Jiménez González; Jonathan Allen: Las manifestaciones artísticas prehispánicas y su huella. Hrsg.: Gobierno de Canarias, Consejería de Educación, Universidades, Cultura y Deportes (= Historia cultural del arte en Canarias). Santa Cruz de Tenerife, Las Palmas de Gran Canaria 2008, ISBN 978-84-7947-469-0, S. 33 (spanisch, [17] [abgerufen am 28. Juni 2016]).
  36. Hans-Joachim Ulbrich: Neubewertung einiger libysch-berberischer Inschriften im Barranco de las Piletas. In: Almogaren. Nr. 43, 2012, ISSN 1695-2669, S. 7 ff. ([18] [abgerufen am 25. Februar 2017]).
  37. Antonio Rumeu de Armas: La conquista de Tenerife 1494–1496. Cabildo Inular de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 1975, S. 182 (spanisch, [19] [abgerufen am 28. Juni 2016]).
  38. Antonio Rumeu de Armas: La conquista de Tenerife 1494–1496. Cabildo Inular de Tenerife, Santa Cruz de Tenerife 1975, S. 246 (spanisch, [20] [abgerufen am 28. Juni 2016]).
  39. John Mercer: The Canary Islanders – their prehistory conquest and survival. Rex Collings, London 1980, ISBN 0-86036-126-8, S. 213 (englisch).

Literatur Bearbeiten

  • Antonio S. Almeida Aguiar [et al.]: Patrimonio histórico de Canarias, Tenerife. Hrsg.: Armando del Toro García. Band 4. Dirección General de Patrimonio Histórico, Consejería de Educación, Cultura y Deportes, Las Palmas 1998, ISBN 84-7947-212-X (spanisch).
  • Juan Francisco Navarro Mederos: Die Urbewohner (= Alles über die Kanarischen Inseln). Centro de la Cultura Popular Canaria, o.O. (Las Palmas de Gran Canaria, Santa Cruz de Tenerife) 2006, ISBN 84-7926-541-8.

Kategorie:Ur- und Frühgeschichte (Spanien) Kategorie:Teneriffa Altkanarier Kategorie:Ethnie in Afrika