Benutzer:Kl833x9/Geheime deutsch-sowjetische militärische Zusammenarbeit

Abgrenzung: Artikel bezieht sich auf die geheime Kooperation zwischen Reichswehr und Roter Armee zwischen 1919 und 1934. 1939 bleibt ausgenommen. Um Eindeutigkeit herzustellen sollte das richtige Lemma dementsprechend Geheime Kooperation zwischen Reichswehr und Roter Armee heißen.

Geheime Kooperation zwischen Reichswehr und Roter Armee Bearbeiten

Die geheime Kooperation zwischen Reichswehr und Roter Armee fand in den Jahren zwischen 1922 und 1934 statt.

Entstehung Bearbeiten

Erste Kontakte zwischen deutschen Rüstungsunternehmen und Vertretern der sowjetrussischen Regierung wurden im Sommer 1920 hergestellt.[1] Auf Initiative Leo Trotzkis begannen die sowjetrussischen Diplomaten erst im Frühjahr 1921 ernsthafte Verhandlungen. Auf deutscher Seite zeigte man großes Interesse, die Produktion von Waffensystemen im Ausland fortzusetzen, die laut dem Friedensvertrag von Versailles in Deutschland nicht mehr hergestellt werden durften. So waren die Albatros Flugzeugwerke bereit, in Russland Flugzeuge unter deutscher Leitung herzustellen. Ähnliche Angebote machten Blohm und Voss für den Bau von Unterseebooten sowie Krupp für die Herstellung von Artillerie. Unter der Leitung von Major Oskar von Niedermayer fuhr eine Gruppe deutscher Offiziere nach Sowjetrussland, um die dortigen Produktionseinrichtungen zu inspizieren.[2] Der Bericht der Gruppe führte aus, das umfangreiche Investitionen in den Bau neuer Werke in Russland notwendig waren, sodass das Interesse der deutschen Rüstungsunternehmen schwand.

Ab September 1921 fanden mit Wissen des Chefs der Heeresleitung Hans von Seeckt erneute Verhandlungen auf höheren Ebenen in Berlin statt, in deren Verlauf auch erstmals auch die politischen Zielsetzungen beider Staaten zur Sprache kamen. Beide Seiten waren sich darin einig, auf Kosten der Polnischen Republik die ehemalige deutsch-russische Grenze von 1914 wiederherstellen zu wollen. Von Seeckt übernahm in der Folgezeit die Hauptverantwortung für die Verhandlungen auf deutscher Seite. Leonid Krassin, Karl Radek und Jan Karlowitsch Bersin waren auf der sowjetrussischen Seite treibende Personen.[1][3]

Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten konnte von Seeckt im Jahr 1921 keine positiven Zusagen an die sowjetrussischen Vertreter. Mit Hilfe des deutschen Reichskanzlers Joseph Wirth wurden der deutschen Heeresleitung zu Beginn des Jahres 1922 finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, die zur Unterstützung der deutsch-sowjetrussischen Zusammenarbeit vorgesehen waren.[4] Zeitgleich wurden unabhängig von den militärischen Themen politische Verhandlungen zwischen Deutschland und Sowjetrussland geführt, die zur Unterzeichnung des Vertrages von Rapallo führten. Ende April 1922 hatten die Junkers Flugzeugwerke und die Albatros Flugzeugwerke alle Vorbereitungen für den Flugzeugbau in Sowjetrussland abgeschlossen. Mit der Einrichtung eines Flugzeugwerkes von Junkers in dem Moskauer Vorort Fili auf dem Gelände des Automobilherstellers Russo-Balt begann die Ausrüstungshilfe der deutschen Industrie für die Rote Armee. Zeitgleich wurden im September 1922 erstmals Piloten der Reichswehr in Smolensk trainiert.[5]

Verlauf und Umfang Bearbeiten

Am 23. Januar 1923 wurde das "Erste Staatliche Panzer-Automobil Werk" (russ. «Первый Государственный бронетанко-автомобильный завод») in Fili mit einer 30-jährigen Konzession an die Firma Junkers in Betrieb genommen. In dem Werk wurden bis in das Jahr 1926 die Flugzeugtypen Ju 20 und Ju 21 hergestellt, insgesamt 142 Maschinen.

Literatur Bearbeiten

  • Christopher Bahn: Die Zusammenarbeit zwischen der Reichswehr und der Roten Armee, GRIN Verlag 2008, ISBN 978-3-64011-257-9
  • Francis L. Carsten: Reichswehr und Politik 1918 - 1933. Kiepenheuer & Wisch Köln Berlin 1964
  • Yu. L. Dyakov, T. S. Bushueva: The Red Army and the Wehrmacht: How the Soviets Militarised Germany, 1922-1933, and Paved the Way for Fascism, New York: Prometheus Books, 1995. ISBN 0-87975-937-2
  • Zygmunt J. Gasiorowski: The Russian Overture to Germany of December 1924. The Journal of Modern History 30 (2), 99-117, 1958
  • Elchan Gassanow: Stalins Kriegspläne gegen den Westen - Sowjetischer Militarismus: Untersuchung anhand geheimer Dokumente. GRIN Verlag 2011. ISBN 978-3-65602-241-1
  • Ю. Кантор: Заклятая дружба. Секретное сотрудничество СССР и Германии в 1920-1930-е годы. Питер Спб. 2009. (Ju. Kantor: Verfluchte Freundschaft. Die geheime Zusammenarbeit zwischen der UdSSR und Deutschland in den 1920er und 1930er Jahren.) ISBN 978-5-388-00624-0
  • Henning Schweer: Die Geschichte der Chemischen Fabrik Stoltzenberg bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Diepholz-Verlag Stuttgart Berlin 2008. ISBN 978-3-928186-87-2
  • Helm Speidel: Reichswehr und Rote Armee. Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte I (Jan., 1953), 9-45 ([1])

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. a b http://www.yale.edu/rusarch/trgva.html (abgerufen am 24.08.2012)
  2. Carsten: Reichswehr und Politik, S.141
  3. Carsten: Reichswehr und Politik, S.142
  4. Carsten: Reichswehr und Politik, S.143
  5. Carsten: Reichswehr und Politik, S.150

Materialsammlung Bearbeiten

Aus Vertrag von Rapallo - Militärische Aspekte Bearbeiten

Der Vertrag enthielt, entgegen der bis heute weit verbreiteten Annahme, kein geheimes militärisches Zusatzprotokoll, allerdings hatte schon vorher eine geheime militärische Zusammenarbeit begonnen, die jetzt vertraglich fixiert wurde. Lapidar hieß es dazu im Artikel 5, dass „sich die deutsche Regierung bereit erklärt, ihr neuerdings mitgeteilten, von Privatfirmen beabsichtigten Vereinbarungen“ in der Sowjetunion zu unterstützen. Diese eingeführte Praxis von privatrechtlichen Vereinbarungen sollte die Reichsregierung nicht kompromittieren, obwohl die laufenden Kosten des Unterhaltes aus dem Etat des Reichswehrministeriums beglichen wurden. So wurde zum Beispiel eine Flugzeugfabrik nahe Moskau eröffnet, ein Testgelände für Giftgas sowie ein Panzerübungsgebiet eingerichtet. Sowjetrussland und später die Sowjetunion erhielten zum Teil moderne Technologie, die der Reichswehr die Möglichkeit boten, ihre Soldaten an schweren Waffen, die das Deutsche Reich nicht besitzen durfte, auszubilden. Die militärische Zusammenarbeit war eine wichtige Grundlage für den Aufbau einer deutschen Luftwaffe, was nach den Regelungen des Versailler Vertrages strikt verboten war. Eine geheime Fliegerschule und Erprobungsstätte der Reichswehr wurde ab 1925 in der Nähe der russischen Stadt Lipezk eingerichtet und bis September 1933 betrieben. Dort wurden etwa 120 deutsche Flieger, 100 Luftbeobachter und zahlreiches Bodenpersonal ausgebildet und im geringen Umfange in Deutschland neu entwickelte Flugzeugkonstruktionen erprobt. Insgesamt benutzte diese Schule, die russischerseits offiziell als 4. Fliegerabteilung des 40. Geschwaders der Roten Armee bezeichnet wurde, eine Anzahl niederländischer, russischer und auch deutscher Flugzeuge.

Aus Artikel zu Lipetsk Bearbeiten

Nach dem Vertrag von Rapallo wurden drei deutsche Flugzeugwerke in der Sowjetunion gebaut: in Moskau (Rajon Fili), Charkow, Samara - mit der Beteiligung der Firma Junkers. Gemeinsame Flugzeugwerke wurden auch in Jaroslawl und Rybinsk errichtet.

In Kasan wurde die geheime deutsch-russische Panzerschule „Kama“ betrieben. In Deutschland gab es Kurse für Hörer aus dem Generalstab der Roten Armee. Der größte Teil dieser Kursteilnehmer wurde später der Spionage für die Deutschen beschuldigt und bestraft.

Die Schlüsselrollen bei der Organisation der deutsch-sowjetischen militärischen Zusammenarbeit hatten Hans von Seeckt und Michail Tuchatschewski.

Quellen Bearbeiten

 
In Rapallo, einem kleinen Ort bei Genua, wurde zwischen Deutschland und Sowjetrußland der Rapallo-Vertrag geschlossen. Auf diesem Foto Reichskanzler Dr. Joseph Wirth, (zweiter von links) mit der Delegation Sowjetrußlands Leonid Krasin, Georgi Tschitscherin und Adolf Joffe (weiter von links nach rechts)
 
Die furchtbare Giftgaskatastrophe in Hamburg, welche bisher 11 Todesopfer und 250 Gasvergiftete erforderte. Schupo und Hilfsmannschaft an der Unglücksstelle mit Gasmasken. Vorn der explodierte Giftgastank. -> Hugo Stolzenberg (Bersol)
 
Sowjetunion, bei Wolsk.- Geheime Zusammenarbeit der Reichswehr und der Roten Armee.- Kampfmittel-Versuchsplatz "Tomka" der Reichswehr und der Roten Armee.- Gruppenbild mit deutschem Personal vor Holzgebäude posierend
 
Fokker D XIII in Lipezk (Datum ?)
 
Sowjetischer Panzer T-16 in den Bolschewik-Werken (1927)
 
Generaloberst Hans von Seeckt mit seinen Infanterieschülern (Dresden) während des ersten Reichswehrmanövers in Thüringen, bei Erfurt (1925)