Kolorierte Federzeichnung des Baumeisters Kaspar Herwartel vom Beginn des 18. Jahrhunderts: als Grundlage für einen projektierten Wiederaufbau „Voranschlag für Reparatur des Schlosses zu Bechtolsheim“, aus den Dalbergischen Akten, verwahrt im hessischen Staatsarchiv in Darmstadt.

Die Bechtolsheimer Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert ist ein herausragendes Beispiel mittelalterlicher Wehr- und Wohnarchitektur, weit über Rheinhessen hinaus.

Der außergewöhnliche Wohnturm mit den Tourellen (Ecktürmen) orientiert sich an französischen und englischen Bauformen sogenannter Donjons. Der sonst unbekannte ritterliche Bauherr hat für seine Zeit und in dieser Region ein hochmodernes, überaus repräsentatives und wehrtechnisch aktuelles Bauwerk errichtet. Die Vorburg bot in unsicheren Zeiten Schutz für die Dorfbevölkerung, samt Vieh und beweglicher Habe. Um 1500 gehörte die Burg der Familie von Dalberg. Bei der Belagerung von Bechtolsheim am Ende des 17. Jahrhunderts waren die Kanonen soweit fortentwickelt, dass die Burg der Beschießung nicht standhielt und mit ihr fast das ganze Dorf zerstört wurde.

Ein geplanter Wiederaufbau der Ruine zu Beginn des 18. Jahrhunderts scheiterte. Der Kostenvoranschlag samt Aufmaß der Reste vermittelt einen Eindruck der ehemals stolzen Burganlage.

Im Straßenbelag markiert ist die Nordwestmauer der Vorburg mit einem zur Selz hin vorspringenden Eckturm.

Texttranskiption
Der Grundtriß Von dem schloß zu Bechtelßheim
  • A: das alte schloß mit 4 runden Thürm = Wohnturm mit Tourellen
  • B: ein gewesene Brücken über den Waßergraben = Brücke
  • C: der Waßergraben = Wassergraben
  • E: ein lehrer platz oder Hoof = Vorburg
  • F: Hoofmanß Hauß ist Verfallen = Torhaus
  • G: Auch ein Hoofmanß Hauß = Nebengebäude
  • H: Ein gr Schweinställgen = Stallungen
  • J: Ein lehrer Platz mit einem Keller darunter = Keller
  • K: schier undt Viehestallung = Scheune und Stallungen
  • L: ein ödter platz = Vorwerk der Burg
  • M: ein außfahrt = Zufahrt

Die Wasserburg war der wichtigste Teil der mittelalterlichen Ortsbefestigung von Bechtolsheim:

Ein doppeltes Grabenwehr und Gebäck gaben der Ansiedlung Schutz. Zur damals nicht begradigten Salz hin, und aus dieser gespeist, verliefen wasserführende Gräben, die sich hier zu einer großen künstlichen Wasserfläche (C) erweiterten. Nur über eine Brücke gelangte man auf die Vorburg (E), die durch ein befestigtes Torhaus (F) gesichert war. Mächtige Wehrmauern von mehr als einem Meter Mauerstärke und mit Ecktürmen erlaubten die Verteidigung auch der äußeren Anlage. Erst über eine weitere Brücke (B) erreichte man die Hauptburg in Form eines massiven Wohnturmes (A).

Renaissance-Inschrifttafel, bezeichnet 1580; Stiftertafel zur Wasserburg der Herren von Dalberg, heute Schlossgasse, an Nr. 10
  • Informationsstehle in Bechtolsheim; Konzept und Text: Archäologische Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Jens Dolata

Kategorie:Bechtolsheim Kategorie:Wasserschloss in Rheinland-Pfalz Kategorie:Abgegangenes Bauwerk in Rheinland-Pfalz Kategorie:Erbaut im 13. Jahrhundert Kategorie:Zerstört im 17. Jahrhundert