Der Begriff serbischer Hip-Hop oder serbischer Rap schliesst alle Gattungen der Hip-Hop-Musik in serbischer Sprache mit ein. Dabei handelt es sich nicht nur um Produktionen aus Serbien oder Mitgliedsstaaten Ex-Jugoslawiens mit einer serbischen Bevölkerungsmehrheit (Republika Srpska, Teilrepublik des Staates Bosnien-Herzegowina, und Montenegro), sondern auch Produktionen von Diaspora-Rappern, d.h. emigrierte Serben oder serbisch-stämmige Bürger meistens aus Mitteleuropa (dort Deutschland, Schweiz, Österreich und Frankreich) und den USA. Im Bezug auf die serbische Diaspora-Gemeinde versteht man den Begriff auch des öfteren nicht als Hip-Hop/Rap in serbischer Sprache, sondern in einer anderen Sprache von serbischen oder serbischstämmigen Interpreten.

In Serbien gehört Hip-Hop zu den dominantesten Musikrichtungen, wobei auch die Hip-Hop-Kultur in Serbien weit verbreitet ist. In den anderen ex-jugoslawischen Staaten Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien, Slowenien und Kroatien gehört serbischer Hip-Hop innerhalb der Musikrichtung ebenfalls zu den beliebtesten Strömungen. Auch bei den im Ausland lebenden Serben gehört Hip-Hop, oft mit einem Hang zur Techno-Musik, zu den beliebtesten Musikrichtungen.

Geschichte

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Frühe Wurzeln

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Mit der Breakdance-Bewegung aus den USA fand Hip-Hop seinen Beginn in der damals kommunistischen Diktatur Jugoslawiens in den 1980er Jahren. Das erste Hip-Hop-Release Serbiens war das Extended Play Degout EP von The Master Scratch Band, das von Jugoton 1984 veröffentlicht wurde. Die Hip-Hop-Szene war unter den politischen Umständen jedoch weder offen noch bekannt, bis jedoch 1987 die Teenager-Band Badvajzer (serbischer Name des weltbekannten Biers Budweiser) den Durchbruch schaffte und hohe Popularität erlangte.

Mit den Hip-Hop-Formationen Green Kool Posse, Who Is The Best und Robin Hood brach die Zeit der erste Hip-Hop-Szene in Serbien und Ex-Jugoslawien an.

Erste Rapperwelle

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Bis 1995 verbreitete sich die bis dato szenenabhängige Musik nur langsam, bis der Rapper Gru mit seinem Lied Da li imaš pravo? (zu deutsch so viel wie: Haben Sie ein Recht dazu?) die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregte und den Grundstein für die erste Rapper-Welle Serbiens legte. Ihren Höhepunkt erreichte diese 1997-98 mit dem Erscheinen vieler Rapper aus dem Untegrund, wie z.B. Ding Dong, Voodoo Popeye, Full Moon, Straight Jackin, Sunshine, Bad Copy, Belgrade Ghetto, CYA, 187. Ebenfalls populär zu jener Zeit war die montenegrinische Hip-Hop-Formation Monteniggers, wobei sich Montenegro zu jener Zeit mit Serbien als Republik Jugoslawien in einem Staatenbund befand. Als die Szene gerade boomte, brach 1999 der Kosovo-Krieg aus und aufgrund der Folgen auf die Wirtschaft erlahmte das zahlenmäßige Hervortreten neuer Talente. Von 1999-2001 erschienen ebenfalls nur noch wenige Hip-Hop-Alben.

Zweite Rapperwelle

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2002 lebte die vorübergehend erlahmte Szene mit der Gründung des Bassivity Hip-Hop-Labels, das serbische, bosnische und kroatische Hip-Hop-Produktionen vielerorts in die Plattengeschäfte brachte, wieder auf. Das erste Albumrelease, Ekipa Stigla (zu deutsch etwa: Das Team kam an) von einem der noch heute bedeutendsten serbischen Rappern, V.I.P., gehörte zu den zwei Alben, die den Aufbruch der zweiten Rapperwelle markierten. Das andere Album, BSSST...Tišinčina stammte von der in Serbien wahrscheinlich bekanntesten Hip-Hop-Formation Beogradski sindikat aus Belgrad. Von der selben Formation stammte auch die systemkritische Single Govedina (serbisch für: Rindfleisch), die in beträchtlichem Ausmass zur Popularisierung des serbischen Hip-Hop beitrug. Ein weiterer bedeutsamer Rapper, Marčelo, brachte auch mit dem Bassivity-Label sein Debütalbum De Facto auf den Markt und erlangte mit diesem den Ruf als Stimme einer neuen Generation. Sowohl von der breiten Öffentlichkeit sowie von Musikfachleuten erhielt das Album Zustimmung und Lob.

Bis 2007 brachte das Bassivity-Label noch einige weitere Alben heraus, als sich das Unternehmen zur Produktionsfirma umwandelte. Beogradski sindikat gingen 2005 ihrem Debüt weiter nach, als sie nach der Trennung aus Unzufriedenheit mit Automatik Records ihr eigenes Label Prohibicija ins Leben riefen und das Album Svi zajedno (deutsch etwa: Alles in allem) herausbrachten. Trotz des Erfolgs Marčelos Debütalbum konnte dieser seinen Streit mit dem Bassivity-Label nicht begleichen konnte, brachte gegen Ende 2005, das auch das ungefähre Ende der zweiten Welle markierte, sein zweites Album Puzzle Shock! mit dem Label Multimedia Records auf den Markt.

Diaspora-Rapper

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Nordamerika

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Besonders in den späten 1990er Jahren emigrierten viele Serben in die USA und nach Kanada. Beeinflusst von der Szene im alten Zuhause Serbien und der weltweit bedeutendsten, der US-amerikanischen Szene in der neuen Heimat kreierten diese einen individuellen Stil. Der erste Interpret mit einer beachtlichen Fan-Gemeinde war die Hip-Hop-Formation Illuminati X (später auch noch als Street Team und Balkan Beasts bekannt). Illuminati X nahm bevorzugt bestehende Musikexemplare aus der serbischen Musik und komponierten dazu moderne Beats. Ihr Debüt-Mixtape erschien 2005 unter dem Namen Balkan Beasts Vol.1 bei dem als Feature auch der serbisch-kanadische Rapper Crood aus London und die US-bosnische Formation Checkmate Crew aus St. Louis , die tausende Kopien im südlichen Ontario verkauften. Während dem serbisch-orthodoxen Vidovdan Heiligenfest brachten sie im Sommer 2009 ihr Debütalbum in Niagara Falls, Ontario heraus. Das Album war eine Gratisbeigabe und wurde auch zu hunderten Exemplaren an im Kosovo lebenden Serben verfrachtet. Insgesamt wurden tausende CDs verschenkt und weitere 6000 wurden im Internet heruntergeladen. Illuminati X produziert mittlerweile auch mit Interpreten wie Da Bands Chopper Yound City, Jadakiss, Danny Fernandes, Karl Wolf und Saukrates sowie auch serbischen Interpreten wie Beogradski sindikat und V.I.P. Nach Illuminati X stieg Filip Filipi aka Sin in der Szene auf und darf aufgrund seiner verheissungsvollen Perspektiven zu den überhaupt grössten Talenten und Hoffnungen im serbischen Hip-Hop gezählt werden. Sins erstes Mixtape unter dem Namen DJ Vlad Presents: Mixtape Vol. 1 verkaufte sich bereits 2005 (im Alter von 19 Jahren) 12.000 mal; es wurde damit zum bisher erfolgreichsten Mixtape in der kanadischen Musikgeschichte. Bald nach Beginn der Zusammenarbeit mit vielen serbischen Künstlern, aber auch US-amerikanischen, wie Tom Gist, Cam'Ron, Jay Bezel, Lil' Wayne und Gucci Mane stellte sich sein Erfolg ein. Seine Erfolgssingle und Chartschlager Boom feat. T-Pain wurde unter die Top 20 der landesweit bekannten Fox TV-Reality Show und Tanzwettbewerb mit weltweit 14 Millionen Zuschauern So You Think You Can Dance? gewählt. Sein Debütalbum Design and Origin of Stars erschien im Juni 2010, wofür auch mit The Game zusammenarbeitete. Andere nordamerikanische Interpreten des serbischen Hip-Hop sind Lust und Armani.

Deutschland

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Der berühmteste Interpret aus Deutschland, Toni der Assi, brachte bisher nur wenige Lieder auf serbisch heraus. Am 24. Juli 2009 erschien sein Album Im Namen des Volkes, wovon seine Hitsingle Muhammad Ali (featuring mit dem serbischen Rapper Deniro) quasi zum Hit für die Szene im deutschsprachigen Raum mutierte.

Merkmale

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Die Aspekte in serbischen Raptexten bezieht sich zumeist auf die Auseinandersetzung mit eindeutig favorisierten Themen, die jedoch keineswegs homogen vertreten werden. Während einige Themen einen gemeinsamen Grund des serbischen Rap im Gesamten bilden, werden über andere unter serbischen Rappern verschiedene, wenn nicht gegenläufige Meinungen geschildert. Damit lebt der serbische Hip-Hop besonders vom Grat zwischen patriotischem Stolz und offener Vergangenheitsbewältigung des Serbentums.

Musikalischer Stil

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Das Innovieren mit eigenen Beats und eigenem sogenannten Flow (Zusammenfluss von Schlag-Rhythmik, Bass, Hintergrundmusik und Textmetrik in Rapliedern) von balkanischen oder serbischen Samples (d.h. bereits existierenden Musikvorlagen) stellt seit den 1980er Jahren die Wurzel des serbischen Hip-Hop dar. Genauso ist es wie im gesamten Hip-Hop aber auch im serbischen Standard, sogenannte Mixtapes zu kreieren, also bekannte und meist aktuelle Musikvorlagen leicht abzuändern und eigenem Text vorzutragen. Bis heute sind jedoch vor allem Diaspora-Rapper stark von diesen anfänglich typischen Mustern abgewichen. Beispielsweise integriert der serbo-deutsche Rapper Toni der Assi viele Merkmale des Underground Raps in seiner Musik, der auch wiederum in Serbien sehr beliebt ist. Da die serbische Musikszene im Allgemeinen auch einen starken Hang zur Techno-, Club- und Housemusik aufweist, finden sich solche Merkmale auch oft in neueren Hip-Hop-Produktionen wieder, z.B. bei Sin.

See also

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