Neues Lotes Folum®

Beschreibung Zeitschrift für Poesie und die Revolution
Verlag Verlag Primus / Association GmbH
Erstausgabe 1975
Verkaufte Auflage Ausgabe 1/27: 2000 Exemplare
Chefredakteur Helmut Höge
Herausgeber Necrophiliacs Liberation Front

Das Neue Lote Folum ist ein Magazin des Publizisten Helmut Höge. In den Jahren 1975 bis 1979 erschienen zwei Hefte und eine Doppelausgabe. Als Zeitschrift für Poesie und die Revolution gedacht, enthielt es soziologische Abhandlungen, jedoch auch Reiseberichte oder Comics. Das Neue Lote Folum® war eine der zahlreichen Veröffentlichung en der linken Studentenszene in den 1970-er Jahren. Höge trat als Herausgeber nicht in Erscheinung. Offiziell fungierte das Kollektiv der Necrophiliacs Liberation Front als Verantwortliche im Impressum.


Geschichte

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Ausgabe 3/30 von 1977

Höge war bereits Ende der 1960er / Anfag der 1970er Jahre an diversen Untergrundpublikationen in Berlin wie Hundert Blumen oder Rosa Eule/Lila Eule beteiligt. Die Inspiration für das Neue Lote Folum kam während einiger LSD-Trips, nachdem er von Berlin nach Bremen zurück gezogen war. Ausgabe 1/27 bestach durch theoretische Textteppiche. In denen ist vordergründig wenig Zusammenhang erkennbar, jedoch ist eine deutliche situationismuskritische Tendenz zu beobachten, wobei jedoch gleichzeitig situationistische Stilmittel (Fotomontagen) verwendet werden. In Folgeausgaben bestachen hingegen durch zum Teil exakte Alltagsreportagen. Höge meinte selber dazu, dass er wieder auf den Boden zurückgekehrt sei[1]. In Heft 3/30 von 1977 beschreibt Höge seine Deutschlandreise als Wanderarbeiter mit einem Pferd, welches er jedoch ausschließlich als Packpferd nutze, und nicht ritt. Diese Reise fällt genau in die Tage des Deutschen Herbst, welcher zum Teil bitter von Höge kommentiert wird. Die Doppelausgabe 2 & 4 war eine Zusammenstellung von alten Inhalten, die Höge bereits vor Heft 3/30 zusammengestellt hatte, dann jedoch vorerst verworfen hatte. Nach Erscheinen dieser Ausgabe wand sich Höge neuen Projekten zu, wie dem Vogelsberg-Roman und Arbeiten für die tageszeitung und die Zeit.

Der Name war zum einen an die Publikation Neues Rotes Forum der Kommunistischen Gruppe Heidelberg angelehnt. Zum anderen war die Variation Anspielung und Kritik an der „maoistischen Phrasendrescherei“. Höge äußert sich über die Namensgebung folgendermaßen:

„Ich war da sehr in einem Jargon drin. Der war so ein bisschen das Gegenhalten zu diesen ganze maoistischen Jargons. Es ging gegen die Phrasendrescherei, aber war selber eine Phrasendrescherei.[2]

Herausgeberschaft

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Die so genannte Necrophiliacs Liberation Front gab es bereits vor dem Neuen Loten Folum als Persiflage auf die - vor allem in Amerika - überall auftauchenden Liberation Fronts wie der Gay Liberation Front. Höge:

„Für die 100 Blumen in Berlin haben wir ab und zu Manifeste für die Necrophiliacs Liberation Front abgedruckt. Also nekrophile Manifeste. Das hat die Leute immer sehr aufgeregt. Das man mit Leichen vögeln soll, das fanden die nicht witzig. (...) Der Hintergrund war, dass sich damals, vor allem in Amerika, überall Liberation Fronts bildeten: Women Liberations Front, Gay Liberation Front, Black Liberation Front, Indian Liberation Movement. Ich bin dann quasi dabei geblieben. Nekrophilie hat mit mir aber höchstens metaphorisch etwas zu tun. So das am Ende einer Revolte alles wieder in so eine zombiehafte Starre fällt. Konradin Leiner hat daraus ja eine ganze Zombologie entwickelt. Es macht halt Spass sich Namen auszudenken. Das war halt auch sehr kollektivistisch gedacht. Dass man solch zu Wort meldet und auch dazu steht, aber das halt aus einer kollektiven Bewegung hervorkommt. Etwas wo es nicht wichtig ist, wer es gesagt hat, sondern wo es wichtig ist, dass es gesagt wird. Das war die Überlegung.[3]

Insidern war jedoch der Herausgeber bekannt, wie Thomas Kapielski erwähnt jedoch, dass den damaligen Lesern klar war, dass Höge hinter der Zeitschrift stand, allein schon aus Gründen weil er es geheim hielt[4]. In Ausgabe 1/27 ist ironischerweise sogar ein Foto von Höge enthalten. Der Bildtext darunter bezeichnet ihn als abkömmlichen MItarbeiter, der dem Neuen Loten Folums® noch einige Text versprochen hatte.

Wirkungsgeschichte

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In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung benennt Lorenz Jäger das Neue Lote Folum als eine der theoretischen Außenseiterzeitschriften, die Mitte der siebziger Jahre zeigten, dass Bilder neben Texten eine größere Rolle zu spielen begannen. [5]

  • Die zweite Zahl der Nummerierung bei Heft 1/27 und Heft 3/30 bedeutet Höges damaliges Alter (Jahrgang 1947).
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Einzelnachweise

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  1. Interview im Blawk der Dawk Magazine Website
  2. Interview im Blawk der Dawk Magazine Website
  3. Interview im Blawk der Dawk Magazine Website
  4. Kapielski, Thomas: Danach war schon. Gottesbeweise I-VIII. Berlin: Merve Verlag, 1999. S.160-161
  5. Lorenz Jäger, Warum er so schöne Bücher schreibt. Philosoph der Raumrevolutionen: Peter Sloterdijk zum sechzigsten Geburtstag, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.6.2007, Nr. 145, S. 33

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