Als Blasmusik bezeichnet man je nach Definition die ausschließlich oder überwiegend von Blasinstrumenten aufgeführte Musik als Abgrenzung zur reinen Streichmusik oder gemischten Besetzung.[1] Im weiteren Sinne umfasst sie alle entsprechenden Musikgattungen bzw. Stilrichtungen, womit sie auch von Bläserensembles gespielt wird, wie z. B. Alta musica und Jagdhorn-Ensemble, Hornquartett oder Blechbläserquintett, Weisenbläser, das klassische Bläserquintett, die Harmoniemusik, die Janitscharenmusik, den evangelischen Posaunenchor sowie Spielmanns- und Fanfarenzug.[2]
Im engeren Sinne wird Blasmusik auch nur auf die „auf großräumige Wirkung abgestimmte meist volkstümliche Musik für Blasorchester und Militärkapellen“ bezogen. Kunst- oder Kammermusik in kleinen oder größeren Besetzungen wird dann als Bläsermusik definiert.[3] Zu letzterer können aber je nach Betrachter auch beispielsweise von Bläsern interpretierte Swing- und Jazzmusik zählen.[4]
Literatur (Notenmaterial)
BearbeitenDie Literatur, d. h. das Notenmaterial, der Blasmusik kann in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:
Original-Kompositionen
Hierbei handelt es sich um Werke, die speziell für Blasmusik-Klangkörper komponiert wurden.
Transkriptionen
Unter Transkriptionen versteht man in der Blasmusik Werke, die ursprünglich für eine andere Instrumentation komponiert wurden. Jede Transkription erfordert eine Anpassung des Notenbildes an den klanglichen Charakter und die technischen Möglichkeiten der Zielinstrumente. Spielweisen, die sich für die Zielinstrumente nicht eignen, werden vereinfacht, beispielsweise weil eine Violin-Stimme von Klarinetten wiedergegeben wird. Werke, deren Tonart der Grundstimmung der meisten Blasinstrumente sehr fern liegt, werden häufig in eine B♭-Tonart transponiert, da diese Tonarten auf den meisten Blasinstrumenten einfacher intoniert werden können. Mit dem vermehrten Aufkommen sinfonischer Blasorchester seit etwa 1985 erscheinen zunehmend auch sehr werkgetreue Transkriptionen.
Arrangements
Meist als Zusammenstellung (Medley, Potpourri) bekannter Melodien (oft auch Filmmusik oder klassische Werke) bilden Arrangements einen wesentlichen Bestandteil des heutigen Blasmusikrepertoires.
Volkstümliche Kompositionen
Als volkstümlich werden originale Blasmusikkompositionen der Volksmusik bezeichnet. Aber auch Stücke kleinerer Ensembles (Egerländer, Oberkrainer usw.) werden für Blasmusik-Orchester bearbeitet.
Die Besetzung und der Leistungsstand (Stufeneinteilung) werden ebenfalls berücksichtigt. Sehr oft werden gerade im Bereich Unterstufe und Mittelstufe die Musikstücke mit optionalen Stimmen geliefert, so dass sie bereits mit kleinster Besetzung spielbar sind. Ab Oberstufe allerdings, besonders bei sinfonischer Blasmusik, werden auch „Exoten“ wie Bassklarinette, Englischhorn oder Fagott, aber auch Kontrabassklarinette/Fagott oder Bass-Saxophon, zu einem wesentlichen Bestandteil des komponierten Gesamtklanges. Für Kinder- und Jugendorchester, bei denen die Besetzung oft lückenhaft ist, gibt es ebenfalls gute Literatur. Hier werden Stücke vier- bis achtstimmig und mit Rhythmus-Stimme gesetzt. Bei diesen sogenannten Parts kann jede einzelne Stimme von jedem Instrument passender Stimmlage gespielt werden. So kann jeder Jungmusiker einen Part spielen, der seinem Leistungsstand entspricht.
Partitur
BearbeitenErst in den letzten Jahren wurde es üblich Partituren zu veröffentlichen. Lange Zeit waren nur Direktionsstimmen mit zwei bis sechs Systemen, im besten Fall mit einer eigenen Schlagwerkzeile, üblich (Conductor/Condensed Score). Die Deutschen Armee-Märsche wurden 1970/76 für die Bundeswehr von Friedrich Deisenroth auf diese Weise neu herausgegeben. Oft war dabei die Direction sogar in B notiert, weil viele Dirigenten ein B-Melodie-Instrument, wie Klarinette oder Flügelhorn spielten und nicht transponieren konnten oder wollten. Bei einfachen Werken, wie Märschen, Walzern und anderen ähnlichen Tanzmusik-Werken gab es in der Regel nur eine Flügelhorn/Kornett- oder Klarinetten-Direktionsstimme, die nur die wichtigsten Einsätze enthielt. Zum Dirigieren während eines Standkonzertes, bei dem die Noten – wegen der Witterung – immer angeklammert werden müssen – sind diese Stimmen praktisch; für genaue Orchesterproben jedoch nicht. Da sehr viele Dirigenten keine Partitur lesen konnten – oder nicht lesen wollten – behalf man sich lange mit dieser Notlösung. Durch die Möglichkeiten der des digitalen Notensatzes, sind Partituren jetzt leicht herzustellen.
Allerdings hat sich bis heute keine einigermaßen verbindliche Partituranordnung etabliert. Die Empfehlungen US-amerikanischer Verleger werden zwar oft akzeptiert, sind aber nicht für alle Arten der Blasmusik sinnvoll. Klassisch ausgebildete Musiker stört es oft, dass die Hörner nach den Kornetts/Trompeten oberhalb der Posaunen stehen.
In Italien existiert seit langem eine sehr eigenständige Tradition, die in Russland leicht modifiziert wurde. Die zwei Familien (weit-/engmensuriert) der Blechbläser werden dort klar getrennt. Sie orientiert sich am Sinfonieorchester, indem sie der Flügelhorn/Kornett-Familie den Platz der Streicher gibt. Das Schlagwerk ist in Italien unterhalb der Bässe, in Russland unterhalb der Posaunen notiert. Gerade in Osteuropa und auch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR ist diese Anordnung – die schon Hans Felix Husadel favorisierte – immer noch die Regel. Das Fehlen einer einzigen Norm, hat aber auch den Vorteil, dass man von Fall zu Fall leicht variieren kann.
Komponisten von Blasmusik
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- Fred Armbruester u. a.: Zur Kultur der Sinfonischen Blasmusik – Standortbestimmung und Ziele. In: M-Musik zum Lesen, Heft 2. Kirchheim/Teck 2001.
- Werner Bodendorff: Historie der geblasenen Musik. Buchloe 2002.
- Bernhard Habla: Besetzung und Instrumentation des Blasorchesters seit der Erfindung der Ventile für Blechblasinstrumente bis zum Zweiten Weltkrieg in Österreich und Deutschland. 2 Bände. Tutzing 1990.
- Georg Ried: Blasmusik im Überblick – Info – Daten – Wissen. Buchloe 1998.
- Willy Schneider, Hans-Walter Berg: Handbuch der Blasmusik – erweiterte Neufassung. Mainz 1986.
- Wolfgang Suppan (Hrsg.): Blasmusikforschung seit 1966 – Eine Bibliographie. Tutzing 2003.
- Wolfgang und Armin Suppan: Das neue Lexikon des Blasmusikwesens. 4. Auflage. Freiburg-Tiengen 1994.
- Gottfried Veit: Die Blasmusik – Studie über die geschichtliche Entwicklung der geblasenen Musik. Innsbruck 1984.
- Elmar Walter: Blas- und Bläsermusik. Musik zwischen Volksmusik, volkstümlicher Musik, Militärmusik und Kunstmusik. Tutzing 2011.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Georg Karstädt: Blasmusik. In: Friedrich Blume (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. 1. Auflage. Band 1. Bärenreiter-Verlag, Kassel / Basel 1949, DNB 457660074, Sp. 1906–1918.
- ↑ Wolfgang Suppan, Armin Suppan: Das neue Lexikon des Blasmusikwesens. 4. Auflage. Blasmusikverlag Schulz, Freiburg im Breisgau 1994, ISBN 3-923058-07-1.
- ↑ Hans Heinrich Eggebrecht (Hrsg.): Meyers Taschenlexikon Musik. Band 1. Meyers Lexikonverlag, Mannheim / Wien / Zürich 1984, ISBN 3-411-01996-4, S. 121.
- ↑ Wie wir klingen. In: epid.de. Evangelischer Posaunendienst in Deutschland, abgerufen am 26. März 2018.
Kategorie:Musikalische Gattung nach Besetzung Kategorie:Volksmusik