Das Reich der Umayyaden

Der Begriff Umayyadische Architektur beschreibt die Architektur der islamischen Herrscherdynastie der Umayyaden zu Beginn der islamischen Expansion, zwischen 661 und 750, in erster Linie im Kernland der Dynastie, Bilad al-Scham, dem heutigen Syrien und Jordanien, sowie Palästina. Gekennzeichnet ist die Epoche durch die Übernahme und Aneignung spätantiker Architekturformen und ihre Umgestaltung zu einer eigenen Formensprache, geprägt von der neuen Religion und der sich entwickelnden Kultur des Islam. Die Umayyadische Architektur steht somit am Beginn der Islamischen Architektur.Vorlage:Sfn

Aneignung und Umformung bestehender Bauformen Bearbeiten

Der Übergangsprozess zwischen der spätantiken oder post-klassischen und der islamischen Architektur wird anhand archäologischer Funde in Nordsyrien (dem „Bilad al-Scham“ der Umayyaden- und Abbasidenzeit) besonders deutlich. In dieser Region erwies sich nicht nur der Einfluss der spätantik-christlichen Architektur als bedeutsam, sondern auch die Einbeziehung des vorislamischen arabischen Erbes der neuen Herrscher. Die neuere islamische Kunst- und Architekturgeschichte hat mehrere Positionen früherer, teils von kolonialistischen Vorstellungen geprägter Forscher in Frage gestellt. Speziell werden folgende Fragestellungen unter neuen Aspekten diskutiert:[1]

  1. Das Vorhandensein einer linearen zeitlichen Entwicklung der islamischen Architektur;
  2. die Existenz einer inter- und intrakulturellen stilistischen Hierarchie;
  3. Fragen der kulturellen Authentizität und ihrer Abgrenzung.

Die Übernahme und Umformung bestehender Traditionen wird heute viel mehr als in der früheren Forschung unter den Aspekten des gegenseitigen inter- und intrakulturellen Austauschs von Ideen, Techniken und Stilen, aber auch von Künstlern, Architekten und Materialien betrachtet. Die Islamische Expansion wird heute auf dem Gebiet der Kunst und Architektur eher als kontinuierlicher Übergang von der Spätantike zur islamischen Zeit angesehen denn als Bruch mit der Vergangenheit, aus dem eine verzerrte und weniger expressive Kunst hervorgegangen sein sollte,[2] oder die die postklassische Architektur bloß in degenerierten Formen nachgeahmt hätte.[3] Heute herrscht eher die Meinung vor, dass der Übergang zwischen den Kulturen sich als ein selektiver Prozess der Aneignung und Umformung darstellt. Die Umayyaden spielten eine entscheidende Rolle bei der Umformung und Bereicherung der Architektur und, allgemeiner, der visuellen Kultur ihrer Gesellschaft.[4]

Städte Bearbeiten

Experimente mit der antiken Idealstadt Bearbeiten

Antike Konzepte der Architektur und Verwaltung einer Polis oder Civitas beruhen auf einem klar gegliederten System von Haupt- und Nebenstraßen, die das Stadtgebiet durchziehen und auf öffentliche Bauten wie Paläste, Tempel oder zentrale Plätze ausgerichtet sind. Zwei Hauptstraßen (Cardo und Decumanus) kreuzen sich im Zentrum der Stadt. Aus der frühislamischen Umayyadenzeit sind einzelne Stadtgründungen bekannt, deren Plan auf der antiken Idealstadt beruht, wie beispielsweise Anjar im Libanon.[5]

Umgestaltung antiker Städte Bearbeiten

Weitaus häufiger, und letztlich entscheidend für die Morphologie der islamischen Stadt ist die horizontale Ausbreitung ihrer Bauten:[6] Residenzen und öffentliche Bauten sowie Wohnbereiche liegen eher nebeneinander und sind nicht direkt aufeinander bezogen. Dieses Konzept wird besonders deutlich in der umayyadischen Umgestaltung der Stadt Jarash, des antiken Gerasa.[7]

Monumentalbauten Bearbeiten

Moscheen Bearbeiten

Paläste und Schlösser Bearbeiten

Galerie Bearbeiten

Externe Links Bearbeiten

Commons: Umayyadische Architektur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. Karin Bartl: Residences, castles, settlements. Transformation processes from late antiquity to early Islam in Bilad al-Sham. Hrsg.: Abd al-Razzaq Moaz. Marie Leidorf GmbH, Rahden/Westf. 2009, ISBN 978-3-89646-654-9, S. XV.
  2. Jules Bourgoin: Les arts Arabes. A. Morel, Paris 1867.
  3. Giovanni Theresia Rivoira, Gordon M. Rushforth (Übs.): Moslem (!) architecture. Its origin and development. Oxford University Press, 1918. online, abgerufen 26. Januar 2016
  4. Finbarr B. Flood: The great mosque of Damascus. Studies on the makings of an Umayyad visual culture. Brill, Leiden 2001, ISBN 978-90-04-11638-2, S. 10–12; 203_206 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). abgerufen am 26. Januar 2016
  5. Barbara Finster: Anjar: spätantik oder frühislamisch? In: Karin Bartl, Abd al-Razzaq Moaz (Hrsg.): Residences, castles, settlements. Transformation processes from late antiquity to early Islam in Bilad al-Sham. Marie Leidorf GmbH, Rahden/Westf. 2009, ISBN 978-3-89646-654-9, S. 229–242.
  6. Hugh Kennedy (1985): From Polis to Madina: Urban Change in Late Antique and Early Islamic Syria. Past & Present 106 (Feb. 1985), S. 3-27 JSTOR, abgerufen 28. Januar 2016
  7. Ian Simpson: Market building at Jarash. Commercial transformation at the Tetrakionion in the 6th to 9th centuries C.E. In: Bartl & Moaz, 2009, S. 115–124